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Volkskrieg gegen Besatzer – Andreas Hofer hatten im Freiheitskampf von 1809 keinen Erfolg

Nach der Französischen Revolution von 1789 gab es in Europa erhebliche Verwerfungen im Machtgefüge und Veränderungen auf der Landkarte. Alte Staaten und Monarchien verschwanden, neue tauchten auf, und immer schlugen sich diese Veränderungen auch auf Münzen und Medaillen nieder. 1809 erhoben sich Andreas Hofer, Wirt vom Gasthaus „Am Sand“ in St. Leonhard im Passeiertal in Südtirol, und seine Freunde gegen die französische und bayerische Fremdherrschaft in Tirol. Ihr Erfolg währte nicht lange, denn die Übermacht der nach dem Frieden von Pressburg 1805 ins Land gekommenen Besatzer war zu gewaltig.

In dem Buch von Friedrich Prinz „Die Geschichte Bayerns“ (Pieper Verlag München 1999) lautet die Bildunterschrift unter der volkstümlichen Darstellung so: „Der Tiroler Freiheitskampf unter Andreas Hofer gegen Napoleon und Bayern, ein tragischer Konflikt zwischen altständischer Landesverfassung und moderner Staatsmacht, Tradition und Aufklärung.“ [Bildquelle: Fotoarchiv von Helmut Caspar]

Voran gegangen war die verheerende Niederlage des mit Russland verbündeten österreichischen Heeres in der Drei-Kaiser-Schlacht von Austerlitz am 2. Dezember 1805. Der römisch-deutsche Kaiser Franz II., ab 1806 Franz I. von Österreich, musste erhebliche Territorien, darunter auch die Grafschaft Tirol, an Bayern abtreten, dessen Kurfürst seinem Verbündeten, Kaiser Napoleon I., die Königskrone verdankte. Nach der Besetzung von Tirol brach ein Aufstand der Bauern und Bürger von Tirol gegen die Bayern und die mit ihnen verbündeten Franzosen aus, ein Guerillakrieg, bei dem es auf beiden Seiten zu gewaltsamen Ausschreitungen und vielen Toten kam.

Wegen des geschichtlichen Hintergrunds sind die 1809 in Hall geprägten Kupfer- und Silberstücke zu einem und 20 Kreuzer beliebt und begehrt. [Bildquelle: Fotoarchiv von Helmut Caspar]

König Maximilian I. Joseph hatte seine neuen, noch sehr der traditionellen Lebensweise verhafteten Untertanen bei dem Versuch gegen sich aufgebracht, Reformen im Sinne der Aufklärung und im Geiste ähnlicher Bestrebungen in Frankreich auf militär- und kirchenpolitischem Gebiet durchzusetzen. Vor allem Eingriffe in das religiöse Leben der Tiroler wie das Verbot der Christmette sowie von Prozessionen und Wallfahrten riefen den Widerstand des Klerus und von ihm angefeuert der Bevölkerung hervor. Als zu allem Unglück Männer in die bayerische Armee gepresst werden sollten, war das Maß voll, und es kam zum bewaffneten Widerstand.


Der Volkskrieg gegen das ihnen aufgezwungene Regime wird von den einen als Freiheitskampf gegen die bayerischen sowie französischen Besatzer gedeutet und von anderen wegen seiner rückwärtsgewandten, ja reaktionären und antiaufklärerischen Stoßrichtung kritisch gesehen. In ihrem Sinne riefen religiöse Eiferer wie der Kapuzinerpater Haspinger zum Boykott der von bayerischen Beamten den Tirolern verordneten Pockenimpfung mit dem Hinweis auf, Tiroler Seelen solle „bayerisches Denken“ eingeimpft werden. Andreas Hofer verbot nach seinen ersten Erfolgen Volksbelustigungen wie Bälle und Feste und forderte, dass Frauen Brust und Arme bedecken sollen. Außerdem verlangte er, dass Wirtshäuser während des Gottesdienstes geschlossen bleiben.

Die Republik Österreich widmete Andreas Hofer mehrere Gedenkmünzen mit dem einem historischen Porträt nachempfundenen Kopf mit auffälligem Hut beziehungsweise seiner ganzen Figur in Landestracht. [Bildquelle: Fotoarchiv von Helmut Caspar]

Andreas Hofer und seine Mitstreiter brachten 1809 eigene Münzen zu einem und zu zwanzig Kreuzer heraus. Der sogenannte Sandwirtszwanziger mit der Aufschrift GEFÜRSTETE GRAFSCHAFT TIROL wurde von August bis Oktober 1809 in Hall hergestellt, wo Erzherzog Sigmund 1486 den Guldengroschen hatte prägen lassen. Die großen und schweren Silbermünzen waren das Äquivalent für den Goldgulden. Der nach 1520 in der böhmischen Bergstadt Sankt Joachimsthal geprägte Joachimsthaler, oder wie man vereinfacht sagte Taler, war Namensgeber für dieses sehr schnell populär gewordene Nominal und hat als Dollar bis heute alle Zeiten überlebt.

Bei den vom Landeskommandanten Andreas Hofer herausgegebenen Münzen wurde auf das bayerische Wappen und den Namen des Königs Maximilian I. Joseph verzichtet. Das war eine bewusste Entscheidung, denn die Tiroler fühlten sich weiterhin mit Österreich verbunden und wurden von ihnen heimlich unterstützt. Der von der Idee des Zentralstaates beseelte König und seine von dem Reformpolitiker Maxmilian Joseph Graf von Montgelas geleitete königliche Regierung in München beendeten die traditionsreiche Münzprägung in Hall und ließen die Prägegeräte nach München in die Moneta Regia, die Königliche Münze, bringen und die übrige Einrichtung verschrotten. Die Burg Hasegg in Hall, in der die letzten Geldstücke von 1809 geprägt wurden, ist seit 1975 ein Museum, das aus der Geschichte der ehemaligen Geldschmiede berichtet und dazu passende Maschinen und Geräte zeigt. Der Nachbau einer mit gravierten Walzen ausgestatteten Maschine zeigt, wie man im 16. Jahrhundert auf bequeme Weise Münzen hergestellt hat, ohne dass man den Hammer schwingen musste.

Österreich hat 1977 und 1986 mit Gedenkmünzen zu 100 und 500 Schilling die Münzprägung in der Tiroler Bergstadt Hall gewürdigt und dafür Motive von den ersten dort von Erzherzog Sigmund 1485 geprägten Guldengroschen adaptiert. [Bildquelle: Fotoarchiv von Helmut Caspar]

Andreas Hofers Kampf und der seiner Mitstreiter hatte keinen Erfolg. Er war ein Geächteter, nach dem die französischen und bayerischen Behörden fahndeten. Mit seiner Familie nach Österreich zu fliehen, dazu konnte er sich nicht entschließen, das wäre wohl auch zu schwierig gewesen. Er tauchte in seiner Heimat unter und wurde von einem Landmann für ein Kopfgeld von 1.500 Gulden an die Franzosen verraten. Sie brachten ihn in die italienische Festung Mantua, wo er am 20. Februar 1810 auf Befehl des französischen Kaisers erschossen wurde. Vergeblich hatte sich Kronprinz Ludwig, der 1825 als König Ludwig I. den Thron in München bestieg, bei ihm für die Begnadigung des Gefangenen eingesetzt. Bis heute ist in Tirol und darüber hinaus das Andreas-Hofer-Lied „Zu Mantua in Banden“ populär. Darin heißt es: „Es blutete der Brüder Herz, / Ganz Deutschland, ach in Schmach und Schmerz. / Die Hände auf dem Rücken / Der Sandwirt Hofer ging, / Mit ruhig festen Schritten, / Ihm schien der Tod gering. [...] Dem Tambour will der Wirbel / Nicht unterm Schlegel vor, / Als nun der Sandwirt Hofer / Schritt durch das Kerkertor. / Der Sandwirt, noch in Banden frei, / Dort stand er fest auf der Bastei. / Dort soll er niederknie'n, Er sprach: "Das tu ich nit! / Will sterben, wie ich stehe, Will sterben, wie ich stritt! / So wie ich steh' auf dieser Schanz', / Es leb' mein guter Kaiser Franz, | Mit ihm sein Land Tirol! Mit ihm sein Land Tirol!“ Nach den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 erhoben sich zum österreichischen Vielvölkerstaat gehörende Länder erneut gegen das Haus Habsburg und hatten damit meist keinen Erfolg.

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