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Ulrich Horn. Ein bedeutender Mecklenburg-Strelitzer Numismatiker, Teil II

Henning Ihlenfeldt, Neubrandenburger Münzverein e. V.

Michael Kunzel, Das Münzwesen Mecklenburgs von 1492-1872, Berlin 1994.

1990 stellte einen weiteren Höhepunkt in der Mecklenburg-Strelitzer Münzgeschichte dar. Durch Michael Kunzel wurden im Landeshauptarchiv in Schwerin die vermissten Mecklenburg-Strelitzer Münzakten aufgefunden. 250 Aktenbündel zur Münzgeschichte befanden sich seltsamerweise unter der Rubrik „Kammer- und Forstkollegium“. Michael Kunzel hat daraus und allen verfügbaren Unterlagen eine neue „Mecklenburgische Münzgeschichte“ erarbeitet. So ist die Mecklenburg-Strelitzer Münzgeschichte nun erstmals lückenlos dargestellt und bildet einen eigenständigen Komplex.


Michael Kunzels Buch „Das Münzwesen Mecklenburgs von 1492-1872“ wurde 1994 publiziert. Es hat DIN-A4- Seiten und ist nach Evers, nach über 190 Jahren, der neue Zitierkatalog für Mecklenburg-Strelitzer Münzen. Ihm waren auch die Aufzeichnungen von Ulrich Horn bekannt. Er hat zwar alle Münz- und Medaillentypen beschrieben, aber noch nicht die Variantenvielfalt berücksichtigt, die Horn durch die direkte Vorlage der Mecklenburg-Strelitzer Münzen beschrieben und gezeichnet hatte.

Beispiel einer Münzbeschreibung im Originalzustand des Horn-Katalogs. Bildquelle: Mit freundlicher Unterstützung: Neubrandenburger Münzverein e. V.

Die letzte Bearbeitungsstufe der Übertragungen des Horn-Katalogs. Bildquelle: Mit freundlicher Unterstützung: Neubrandenburger Münzverein e. V.


Die Auswertung der Originalaufzeichnungen hatte in den Jahren 1983-1989 die Fachgruppe Numismatik im Kulturbund der DDR übernommen. Im Rahmen der Forschungsarbeit wurde hier eine umfangreiche Arbeit ehrenamtlich von vielen Münzfreunden geleistet. Nachdem von den Originalseiten Kopien angefertigt wurden, ist jede Seite von der altdeutschen Schrift in die lateinische Schrift 1:1 „übersetzt“ und mit Maschine abgeschrieben worden, damit eine vielseitige Auswertung möglich wurde. Zu jeder einzelnen herzoglichen Regierungszeit und den Münztypen hatte Horn 62 Schwerpunkthefte zusammengestellt, die einzeln begonnen wurden, ausgewertet zu werden. In den vom Kulturbund herausgegebenen Numismatischen Heften 23 (1985) und 34 (1987) erschienen dazu erstmalig Veröffentlichungen, die ein breites Interesse fanden. Dabei wurden allein 30 verschiedene Münzstempelvarianten nachgewiesen, die Evers nicht beschrieben hatte. Eine große Besonderheit!

Adolf Friedrich IV. (1752-1794), Neustrelitz, 5 Taler (Pistole), 1754, 23,75 mm, 6,67 g. Bildquelle: Mit freundlicher Unterstützung: Fritz Rudolf Künker GmbH, Frühjahrs-Auktionen 2018 (19.-23.03.2018), Los 6221. Fotografie: Lübke & Wiedemann KG.

Nach der Wende und der Erscheinung des Standardwerkes von Michael Kunzel im Jahr 1994 war die Auswertung der Unterlagen Ulrich Horns in den Hintergrund geraten. Als aber im Jahr 2018 bei der Auktionsfirma Künker in Osnabrück eine 5-Taler-Goldmünze, die 1754 in Neustrelitz geprägt wurde, für 42.000,00 EURO versteigert wurde, jedoch mit einer falschen Katalognummer nach Kunzel zitiert, wurden wir aufmerksam. Die bei Künker zitierte Katalognummer von Kunzel stimmte nicht mit der tatsächlich angebotenen Münze überein. Kunzel hatte zwar die Nummern in seinem Katalog richtig zitiert, im Bildteil aber falsch angegeben. Statt Nr. 580 hätte es Nr. 579 heißen müssen. Es stellte sich heraus, dass Kunzel jenes Versehen in einer entsprechenden „Errata-Liste“ berichtigte, diese aber Künker anscheinend nicht bekannt war.


Da Horn von allen ihm vorliegenden Münzen Zeichnungen angefertigt hatte, konnten wir die richtigen Katalognummern bei Kunzel zuordnen. Ein Foto dieser besonderen 5-Taler-Münze war bis zur Auktion 2018 nicht bekannt. Es muß sich um ein Unikat oder eine Probe handeln. Da Horn in der herzoglichen Münzsammlung in der Lage war alles zu bestimmen, konnte durch seine Arbeit nach über 100 Jahren eine besondere Münzbeschreibung geklärt werden. Die Firma Künker dankte uns für die Richtigstellung.


Henning Ihlenfeldt ist Vorsitzender des Neubrandenburger Münzvereins. Wir bedanken uns außerordentlich für die Zusendung dieses am 04. Februar 2020 auf einem Vereinsabend vorgetragenen Referats.


Den ersten Teil dieses Beitrags finden sie hier.


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