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Leserpost: Annette war beim Friseur

Angeregt durch die Leserpost „Zwitterprägung“ habe ich mir meine Sammlungen einmal genauer angesehen. Ein guter Ansatzpunkt dafür ist immer die Sammlung des Westfälischen Notgeldes aus der Zeit von 1921 bis 1923. Diese Münzen, eigentlich weitgehend Medaillen, wurden zumeist von Privatfirmen geprägt. Hier kam es auch vor, dass neben den offiziell dafür vorgesehenen Metallen auch auf weiteren Metallen geprägt wurde. Aber auch andere Überraschungen kann man bei diesen Münzen immer wieder erleben.


Durch Zufall hatte ich bei einer Auktion festgestellt, dass auf der Bildseite des 100 Mk-Stückes mit „Annette von Droste Hülshoff“ etwas nicht stimmen konnte. Es fehlt die Locke über der linken Schulter. Gab es hier eine Fehlprägung? Daraufhin habe ich mir das 100 Mk-Stück mit der entsprechenden Bildseite genauer vorgenommen, da ich hier auch einen Silberabschlag besitze. Somit kann meines Erachtens klar festgestellt werden, welches die zuerst geprägte Stück sein sollte.

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Bildseite der 100 Mk-Münze, links der Silberabschlag, in der Mitte die Münze mit Locke über der linken Schulter, rechts ohne Locke über der linken Schulter

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Die Wertseiten der oben abgebildeten Münzen, man beachte die Punze „900“ beim Silberabschlag


Es ist auf der Bildseite zu erkennen, dass bei dem Silberabschlag die Locke über der linken Schulter vorhanden ist. Auch bei den darauf geprägten Bronzestücken ist diese Locke zuerst vorhanden. Später – und das ist bei vielen der insgesamt 94.778 geprägten Münzen der Fall – fehlt diese Locke. Einen Stempelriss kann man ausschliessen. Eine Verschmutzung an dieser Stelle wäre wirklich sehr zufällig, vor allem weil es hier kaum auffällt. Könnte es sein, dass der Stempel an dieser Stelle besonders anfällig gegen einen Verschleiß ist?


Und, bei den etwas größeren Münzen, der 100 Mk-Münze aus Aluminium und bei der 500 Mk-Münze gibt es das gleiche Phänomen. Der Erstabschlag zeigt die Dame mit Locke, bei den späteren Münzen fehlt die Locke wieder. Besonders kurios, eine chinesische Fälschung der 500 Mk-Münze zeigt die Locke sehr gut ausgeprägt, besser als auf den Originalen.

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Links die Bildseite 500 Mk-Münze mit Locke, in der Mitte fehlt die Locke und bei der Fälschung ist sie sehr ausgeprägt vorhanden.


Unwahrscheinlich, dass bei drei unterschiedlichen Münzen auf teilweise unterschiedlichen Metallen und unterschiedlichen Durchmessern jedesmal das gleiche Problem an der gleichen Stelle auftritt. Gerade bei einer Prägung auf dem stempelfreundlichen Aluminium der 100 Mk-Münzen sollte dies nicht vorkommen.


In den mir bekannten Münzkatalogen (Jaeger und Schön) fehlen dazu weitere Informationen. Auch in den verschiedenen Auflagen des  „Funck“ gibt es dazu keinen Hinweis.


Eine Nachfrage bei der Prägefirma der „Devotionalien- und Metallindustrie GmbH“ in Menden war leider nicht möglich. Die Firma existiert nicht mehr. Der letzte Eintrag zu der Firma stammt aus dem Jahr 1926 und ist ein Kreditantrag an das damalige Ministerium für Handel und Gewerbe.


Thomas Enke

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