top of page

Leserpost: Zwitterprägung?

Aktualisiert: 19. Juli

Herrn Olaf Heine fiel in der Web Auktion 35 der Leu Numismatik AG eine interessante Stempelkopplung bei einer Kursmünze der Weimarer Republik auf, die nicht im aktuellen Jaeger-Katalog verzeichnet ist:


Hallo Team,

mit Losnummer 5813 in der Web - Auktion 35 ist entweder eine Zwitterprägung oder eine manipulierte Prägung im Angebot. Denn normalerweise sind die Wertseiten der nur 3 Jahre lang geprägten Kursmünzen zu 3 Reichsmark J 349 nicht identisch mit der Wertseite der ersten 3 Reichsmarkmünze zum Gedenken an die Tausendjahrfeier der Rheinlande J 321 . Warum Prof. Emil Weiß die Wertseite zur Kursmünze nochmals überarbeitet hat, sagt der Jaeger nicht . Aber es muss Derartiges geschehen sein, weil die Drei bei J 349 viel eleganter und, mal beiläufig erwähnt, viel gelungener ist als damals 1925 bei der J 321. Der Oberstrich der Drei bei J 321 steht viel zu weit über den unteren Rundbogen und endet senkrecht, währenddessen bei J 349 der Oberstrich in einer Schräge endet und passender zum unteren Rundbogen nicht so lang ist. Und beim angebotenen Exemplar ist die Drei der Wertseite genauso wie bei J 321 statt wie bei J 349 üblich. Sind da zwei Varianten bekannt?

Freundliche Grüße !

Olaf Heine

ree

Leu Numismatik AG Web Auktion 35, 5. Bis 10. Juli 2025, 5813

3 Reichsmark (Jaeger 321)

Bildquelle: Kurzbach Münzhandel


3 Reichsmark (Jaeger 349)

Bildquelle: Waigand Münzen


Der Senior Numismatiker Til Horna von der Leu Numismatik AG hat auf den Hinweis geantwortet:


Guten Tag Herr Heine,

vielen Dank für Ihre interessante Mail. Ihnen ist tatsächlich ein Detail aufgefallen, welches nicht im Jaeger vermerkt ist. Ich werde das in die Beschreibung aufnehmen. Ich schliesse aus, dass es sich um eine Imitation oder spätere Fälschung handelt. Tatsächlich taucht diese bisher nicht edierte Stempelkopplung öfter auf. Hier ein paar zurückliegende Auktionsbeispiele: Dr. Reinhard Fischer 165, 16. November 2018, 969; Leipziger Münzhandlung und Auktion Heidrun Höhn 92, 30. Oktober 2019, 2760; Fritz Rudolf Künker eLive 72, 18. Juli 2022, 2153. Vielleicht hilft eine Rückfrage bei Herrn Kurt Michael Sonntag weiter. Dieser bearbeitet die aktuellen Jaeger Ausgaben.

Beste Grüsse

Til Horna

Leu Numismatik AG


Michael Kurt Sonntag hat nach der Erstveröffentlichung des Leserbriefes das Folgende ergänzt:


Hallo Herr Kreutzer,

ja, Sie haben Recht, die Ziffer 3 schaut auf der abgebildeten Münze in der Tat wie die 3 aus J.321 und nicht wie die reguläre 3 aus J.349 aus. Ich werde diese Variante im Jaeger in der kommenden Auflage auch erwähnen! Danke für den Hinweis und danke auch an Herrn Horna von der Leu Numismatik, der ja ihr Vorgänger bei Münzen.online war und mit dem ich zuvor auch zusammengearbeitet habe.

Beste Grüße

Michael Sonntag


Hallo Herr Kreutzer,

bin nach längerem Nachdenken zu folgendem Schluss gekommen: Da der Entwurf der Rückseiten von J.321 und von J.349 vom selben Prof. Dr. Emil Rudolf Weiß stammt, ist es sehr naheliegend, dass die Variante mit der Wertzahl 3 wie bei J.321 an den Anfang der Serie J.349 gehört. Zunächst wurde also mit der Wertseite von J.321 geprägt und erst in einer zweiten Phase, nachdem Prof. Weiß mit dem Entwurf nicht restlos zufrieden war und er diesen überarbeitet hatte, wurde dann das Gros der Wertseiten mit der neuen „3“zu J.349 geprägt. Schließlich war die überarbeitete 3 schwungvoller und eleganter und deshalb eine künstlerische Verbesserung des ursprünglichen Entwurfs von J.321. Damit ist auch plausibel erklärt, wieso diese Wertseite von J.321 bei J.349 überhaupt mehrfach existiert, also kein Unikat ist. Mit anderen Worten: begonnen wurde die Prägung zu J.349 noch mit der alten Wertseite von J.321. Nach der stilistischen Überarbeitung der Wertseite, was ebenfalls noch 1931 geschah, prägte man die restlichen Drei-Mark-Münzen allesamt mit der neuen Wertseite, sprich mit der neuen „3“.

Nochmals beste Grüße

Michael Sonntag



Kommentare


www.muenzen-online.com | Regenstauf

© 2025 Battenberg Bayerland Verlag GmbH

bottom of page