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„Erster Deutscher im All“: Erdumrundung von Waleri Bykowski und Sigmund Jähn vor 45 Jahren

Wir nehmen heute eher am Rand wahr, wenn Astronauten, Kosmonauten und andere Weltraumfahrer mit ihrer Rakete an außerirdischen Stationen andocken und die dort tätigen Mannschaften ablösen. Was heute Alltag ist, war vor Jahrzehnten jedesmal eine Sensation. Die Welt lauschte gespannt und bewundernd den von Weltraumsonden ausgesandten Signalen und betrachtete mit Ehrfurcht die von ganz weit draußen aufgenommenen Bilder von unserem blauen Planeten.


Angefangen hatte die Geschichte der Weltraumfahrt am 4. Oktober 1957. Als zu allgemeiner Überraschung die Sowjetunion mit dem Start der Weltraumsonde Sputnik (Begleiter) und der Hündin Laika an Bord die Ära der Raumfahrt eröffnete, gab es in den Vereinigten Staaten einen regelrechten Sputnik-Schock. Die Sowjetunion ließ es sich nicht nehmen, ihre Weltraumhelden Juri Gagarin und später Valentina Tereschkowa auf geprägtem Metall zu feiern. In Sammlungen zum Thema Luft- und Raumfahrt nehmen die Sondermünzen und Medaillen einen ehrenvollen Platz ein, auf Sammlerbörsen und im Internet findet man interessante Angebote mit Porträts Weltraumfahrern sowie Darstellungen von Raketen und Raumsonden.


In eine Sammlung zum Thema Luft- und Raumfahrt passen die DDR-Münze zum Weltraumflug von Bykowski und Jähn 1978 [Teutoburger 136/2905] …


… sowie die der Bundesrepublik Deutschland von 2004 mit dem Weltraumlabor Columbus [Frühwald 153/158].


In eine Spezialsammlung gehört das anlässlich des gemeinsamen Weltraumflugs vor nunmehr 45 Jahren geprägte Zehn-Mark-Stück von 1978. Es erinnert an die Umrundung unserer Erde durch den sowjetischen Kosmonauten Waleri Bykowski und seinen DDR-Kollegen Sigmund Jähn am 26. August 1978.

Der Berliner VEB Münze der DDR hatte die Auflage unter strengster Geheimhaltung hergestellt, denn wenn der Ausflug ins Weltall schief gegangen wäre, hätte man die Münzen vernichten müssen, um sich eine Blamage zu ersparen. Als der Flug grandios gelang und die beiden Männer wieder gut gelandet waren, konnte das NEUE DEUTSCHLAND, das Zentralorgan der SED, triumphierend einen Bericht mit „Erster Deutscher im All“ veröffentlichen. SED- und Staatschef Erich Honecker hatte persönlich die Berichterstattung und die Auswahl der Bilder genehmigt und konnte, wie Leute aus seiner Umgebung berichteten, „vor Kraft kaum laufen“. Die Zeitungen und das DDR-Fernsehen waren mit Jubelberichten gefüllt, als die beiden Kosmonauten im Triumphzug durch die DDR fuhren. Die Regierung gab die Gedenkmünzen mit der Erdkugel, um die eine Rakete kreist, zur Ausgabe frei. Vorsichtshalber vermied die Gedenkmünze, ein konkretes Datum des als erneuter Beweis für die angebliche Überlegenheit des sozialistischen Weltsystems gefeierten Weltraumflugs von Bykowski und Jähn zu nennen.


Für Fliegerkosmonauten hat die DDR sogar einen eigenen Orden gestiftet, bei Auktionen erzielt die seltene Auszeichnung Spitzenpreise [Leipziger Mzhlg. 91/276].


Als am 12. April 1961 der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch in den Weltraum flog und nach 108 Minuten Erdumrundung mit dem Raumschiff Wostok I (Osten) wieder sicher landete, war weltweit das Aufsehen riesig und die Bewunderung über diese Pionierleistung echt und groß. Am 5. Mai 1961 zogen die USA mit dem Weltraumflug von Alan B. Shepard nach, und von nun an wurden bemannte Weltraumflüge langsam zur Routine. Die Hoffnung der USA, als erstes Land einen Menschen auf eine Umlaufbahn zu bringen, zerschlug sich durch Gagarins Flug. Mitten im Kalten Krieg und der Phase des Wettrüstens unternahm er eine Weltreise, die auch Werbung für die Sowjetunion und ihr kommunistisches System machte.


Flüge zum Mond begannen recht bescheiden, sozusagen tastend und ohne Menschen an Bord. Die Sowjetunion hatte, was die Entsendung von Flugkörpern auf unseren Erdtrabanten betrifft, die Nase vorn. Denn das erste Objekt, das den Mond erreichte, war die sowjetische Sonde Lunik 2, die am 13. September 1959 dort zerschellte. Am 3. Februar 1966 landete nach einer Serie von Pannen Luna 9 auf dem Mond und schickte von dort Messdaten und Bilder zurück auf die Erde. Erneut war die Sowjetunion im Wettlauf um die erste weiche Mondlandung dem amerikanischen „Klassenfeind“ überlegen, so die damalige Diktion. Mit Ranger 4 gelang den USA der erste Flug zum Mond, doch die Sonde schlug dort am 26. April 1962 auf, ohne die so sehr erhofften Bilder zu senden.


Die Landung der amerikanischen Astronauten Aldrin, Armstrong und Collins am 21. Juli 1969 auf dem Mond wurde durch diese und weitere Medaillen mit ihren Bildnissen und dem Aufpflanzen des Sternenbanners der USA auf unserem Erdtrabanten gefeiert [Katz, eAuction 63/3994].


Der im Osten mit Hohngelächter begleitete Misserfolg spornte die Vereinigten Staaten zu Höchstleistungen an: Jetzt war die bemannte Mondlandung von US-Astronauten das große Ziel. Als dann am 21. Juli 1969 um 3.56 Uhr unserer Zeit Neil Armstrong und nach ihm Edwin Aldrin als die ersten Menschen den Mond im „Meer der Ruhe“ betraten, während das dritte Besatzungsmitglied Michael Collins in der Raumkapsel verblieb und den Mond umkreiste, fand die Begeisterung keine Grenzen. Millionen Menschen saßen gebannt vor dem Fernseher und sahen den Männern in ihren Schutzanzügen zu, wie sie sich mehr hüpfend als laufend auf unserem Erdtrabanten bewegten.


Die Medaille ehrt den deutschen Raketenbauer Wernher von Braun, der nicht nur als Vater der Nazi-Rakete V2 in die Geschichte einging, sondern auch als Kopf des Apolloprogramms der USA [Reinhard Fischer 141/466].


Die glückliche Mondlandung war eine Weltsensation. Amstrong war der erste, der seine Fußabdrücke auf dem staubigen Mondboden hinterließ, als er Proben vom Mondgestein einsammelte und unseren blauen Planeten ehrfürchtig betrachtete. Seine Worte „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein gewaltiger Sprung für die Menschheit“ gingen um die Welt und schafften es in den internationalen Sprichwörter- und Zitatenschatz. Es versteht sich, dass die Mondlandung von Menschen in allen Medien gefeiert und vermarktet wurde und wird. Schaut man in die Angebote des Münzhandels und die Kataloge mit den Münzen des 20. Jahrhunderts, wird man viele mehr oder minder gut gelungene Ausgaben finden. Manchen Stücken sieht man an, dass bei der Produktion Schnelligkeit und Geschäftemacherei im Vordergrund standen.


Kein wissenschaftliches oder sonstiges Großereignis, ohne dass nicht auch Skeptiker und Kritiker auf den Plan getreten und Verschwörungstheorien in die Welt gesetzt worden wären: Nach wie vor wird behauptet, die Mondlandung von 1969 habe überhaupt nicht stattgefunden, sondern sei höchst geheimnisvoll in irgendwelchen Filmstudios inszeniert worden, und der Spaziergang von Armstrong und Aldrin habe auf einer nachgemachten Mondoberfläche stattgefunden. Wir können davon ausgehen, dass solche abenteuerlich Geschichten auch weiterhin verbreitet werden und Glauben finden.

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