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Doppeladler mit und ohne Krone – Was Münzen der Russischen Föderation erzählen

Mit großer Sorge wird weltweit beobachtet, wie der russische Präsident Wladimir Putin versucht, sich mit Waffengewalt die früher zum Zarenreich und nach 1917 zur Sowjetunion gehörenden Nachbarstaaten anzugliedern beziehungsweise, wie das Beispiel von Belorussland zeigt, seinem Einfluss unterzuordnen. Die Einverleibung der Halbinsel Krim in die Russische Föderation Mitte März 2014 war nur der Anfang strategisch ausgerichteter Planungen. Putin meint, der Zerfall der Sowjetunion 1991 sei die „geopolitisch größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ gewesen und klammert damit den Zweiten Weltkrieg, den Holocaust und andere Menschheitskatastrophen aus. Der ehemalige KGB-Offizier fühlt sich berufen und bekommt von seinesgleichen lebhaften Zuspruch, diese von ihm und russischen Nationalisten als Schmach empfundene Entwicklung mit politischen und militärischen Mitteln unter Hinzuziehung „fünfter Kolonnen“ wieder gut zu machen, also von Personen und Gruppen, die in ihrer Heimat für die Ziele eines anderen Staates kämpfen.

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Nach der Auflösung der Sowjetunion legte verzichtete die Russische Föderation auf Hammer und Sichel wie auf diesem Drei-Rubel-Stück mit dem Bildnis Zar Peters des Großen kehrte zum doppelköpfigen Zarenadler zurück.

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Anfangs erschien der Landesadler noch ohne Zeichen der Zarenherrschaft, zu sehen auf einer Gedenkmünze von 1992 zu Ehren von Katharina II., der Großen.


Nach der Auflösung der Sowjetunion legte sich die Russische Föderation den doppelköpfigen Zarenadler zu, auf den Münzen allerdings erscheint er ohne monarchische Zeichen. Mit diesem Ziel vor den Augen weiß Russlands Diktator viele seiner Untertanen hinter sich, die zum Teil in erbärmlichen Verhältnissen leben und auf Risslands wiederhergestellte Größe hoffen, um ihre Lebenslage zu verbessern. Nach neuen Informationen hat der Präsident eine Auszeichnung für Personen gestiftet, die sich um den „Erwerb“ der Krim verdient gemacht haben. Ob ein solcher Orden auch schon für die Einverleibung der Ostukraine und anderer Randstaaten geplant ist, bleibt offen.


Russlands mächtigster Mann lässt sich immer wieder mit der alten Zarenfahne im Hintergrund filmen und fotografieren. Das heutige Wappen Russlands wurde am 30. November 1993 eingeführt. Der doppelköpfige Adler mit zwei kleinen Kronen und einer großen Krone in der Mitte gleicht dem alten Zarenwappen, wie es bis zur Abschaffung der Monarchie 1917 verwendet wurde. Nur ist er nicht mehr schwarz, sondern golden und liegt auf einem roten Schild. In den Klauen trägt der Adler wie zur Zarenzeit ein Zepter und einen Reichsapfel. Der Heilige Georg reitet als Patron des Russischen Reiches auf dem Brustschild von links nach rechts. Weggelassen ist auf dem „neuen“ Wappen die Kette des Andreasordens, der von Zar Peter I. im Jahr 1698 als höchste Auszeichnung des Landes gestiftet wurde.


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Die Tafel an der Russischen Botschaft in Berlin zelebriert alte Zarenherrlichkeit.

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Ereignisse und Gestalten der russischen Geschichte wie Peter der Große 2022 werden auf Gedenkmünzen geehrt, kombiniert mit dem leicht modernisierten Zarenadler.


Die anfangs in postsowjetischer Zeit geprägten Münzen der Russischen Föderation bilden zwar den doppelköpfigen Adler als Symbol der Bank von Russland ab, doch wird auf Kronen, Zepter und Reichsapfel verzichtet. Zahlreiche Länder gehörten bis zum Sturz der Zarenherrschaft vor fast einhundert Jahren zu Russland. Das waren bedeutende Teile von Polen, das Russland, Österreich und Preußen im 18. Jahrhundert unter sich geteilt hatten. Erst 1918 erlangte es seine Souveränität und wurde 1939 das erste Opfer des Zweiten Weltkriegs. Zum Zarenreich gehörten ferner Finnland sowie Estland, Livland und Kurland, aber auch bedeutende Teile der Ukraine einschließlich der unter Katharina der Großen eroberten Halbinsel Krim. Unter russischer Herrschaft standen außerdem Weißrussland, Moldawien, Armenien, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan und weitere Territorien. Ausgeschieden aus dem Russischen Reich war schon 1867 die 1,6 Millionen Quadratkilometer große Kolonie Alaska.Die Eiswüste, wie man sagte, wurde von Russland für lächerliche 7,2 Millionen Dollar an die USA verkauft, was sowjetische und heutige russische Politiker und Nationalisten noch immer ärgert.

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Zar Alexander I. erscheint auf dem goldenen 50-Zlotych-Stück von 1819 als König von Polen. Auf der Brust des russischen Adlers liegt das polnische Adlerwappen.

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Dass auch Finnland über lange Zeit ein zum Russischen Reich gehörendes Großherzogtum war, zeigt diese Goldmünze von 1880.


Die nach dem von Putin bedauerten Zerfall des Russischen Reiches beziehungsweise der Sowjetunion selbstständig gewordenen Nachfolgestaaten treten mit eigenen Münzen hervor, die die nationale und kulturelle Identität betonen. Polnische Münzen etwa schildern auf eine künstlerisch sehr gelungene Weise die Stationen und Personen der nationalen Geschichte. Bei ihrem Anblick sollte nicht übersehen werden, dass die Zaren spezielle Münzen nur für das von ihnen beherrschte Polen prägen ließen. Diese Stücke finden sowohl in polnischen als auch in russischen Sammlungen einen guten Platz. Wie die eben genannten Länder unternimmt auch die Russische Föderation alles, um auf ihren Münzen und Medaillen durch Darstellung von historischen Personen und Gebäuden sowie der kulturellen und natürlichen Reichtümer des Riesenlandes zu glänzen. Diese Stücke bilden ein interessantes Sammelgebiet, das gut katalogisiert ist und vom Münzhandel reichlich versorgt wird, und das es verdient, im Wissen um die politischen und ideologischen Hintergründe kritisch betrachtet zu werden.


Text und Fotos: Caspar


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