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Beliebte Nachprägungen (Teil 2): Gekennzeichnete Kopien statt teurer Originale

In vielen Sammlungen liegen Münzen und manchmal auch Medaillen, die alles andere als echt und alt sind. Im Angebot sind offizielle Nachprägungen etwa von alten Talern und Reichsmünzen aus Gold und Silber. Da sie klare Unterscheidungsmerkmale gegenüber den Originalen, wie leicht abweichende Gewichte, veränderter Durchmesser oder eine andere Legierung, aber auch untilgbar eingeprägte Jahreszahlen, Feingehaltsangaben und Buchstaben, aufweisen, richten sie keinen Schaden an. Die Kopien können Sammlern helfen, die sich die teuren Vorbilder nicht leisten können, ihre Lücken aber gern füllen wollen.


Der preußische Friedrichs d'or von 1750 ist auf der Rückseite durch die Jahreszahl 2012, die sich nicht entfernen lässt, als Nachprägung gezeichnet und wurde mit weiteren Kopien in der Staatlichen Münze Berlin geprägt.


Solange diese preiswert erhältlichen Stücke Merkmale tragen, die sie vom Original unterscheiden, ist das auch in Ordnung. Wer kann sich schon immer einen prächtigen braunschweigischen Lösertaler oder einen brandenburgischen Kurfürsten leisten? Da nimmt man schon mal Kopien hin, sollte aber ihre Entstehungsgeschichte kennen. Daher ist es in Deutschland und anderen Staaten Vorschrift, Nachprägungen mit Zahlenpunzen oder Buchstaben zu versehen, die nicht zu entfernen sind. Oft haben die Nachbildungen auch einen anderen Durchmesser als das Original oder einen besseren Feingehalt, wenn es sich um Edelmetall handelt. Solche Nachprägungen eignen sich nicht zur Geldanlage und wollen dies auch nicht tun. Wer sich die preiswerten Stücke zulegt, weiß, dass er beim Verkauf nicht viel für sie bekommt. Wenn man aber diesen Aspekt beiseite lässt, dann können Nachprägungen und Nachgüsse, galvanoplastische Kopien und ähnliche Objekte durchaus Freude machen und Belehrung bieten.


Die preußischen Reichstaler Friedrichs II. und seines Vaters Friedrich Wilhelm I. von 1786 und 1713 sind als Nachprägungen zu erkennen: Die eingeprägten Jahreszahlen 1988 und 1976 sowie die Gravur und Randgestaltung lassen keinen Zweifel zu.


Gefährlich wird es allerdings, wenn n i c h t gekennzeichnete Goldmünzen etwa des 1871 gegründeten Deutschen Reichs angeboten werden. Die Machwerke eines Zahnarztes haben vor einigen Jahrzehnte viel Schaden angerichtet. Da damals goldener Münzschmuck gerade in Mode war, konnte der Fälscher geradezu abenteuerlich anmutende Kopien anbieten und fand reißenden Absatz, bis man ihm das Handwerk gelegt hat. Auf Auktionen sind alle diese Stücke nicht zu finden, im Internet und auf Börsen muss man auf „numismatische Fallstricke“ achten. Doch wenn man weiß, worauf man sich bei gekennzeichneten Nachprägungen einlässt, kann man sich als preiswerte Alternativen für unerschwinglich teure Originale durchaus erfreuen.


Das seltene und teure 20-Mark-Stück aus dem Fürstentum Reuß von 1875 zeigt auf der Rückseite deutlich die Jahreszahl 2006, die sich nicht ohne Weiteres entfernen lässt [Teutoburger 140/668].


Hergestellt werden die Kopien in privaten Prägeanstalten, aber auch in einem Traditionsbetrieb wie der Staatlichen Münze Berlin, deren Geldstücke am Buchstaben A zu erkennen sind, der ihr 1750 von König Friedrich II., genannt der Große, verliehen wurde. Es versteht sich, dass unter den preußischen Münzkopien auch solche dieses an der Konsolidierung des Münz- und Geldwesens seines Reichs interessierten Herrschers zu finden sind. Vertrieben werden die mit untilgbaren Kennungen gezeichneten Nachprägungen vor allem von Versandhäusern. Als Vorlagen für die Stempel dienen originale Münzen, es können aber auch dank Computertechnik Fotografien und Abformungen verwendet werden. Versteht sich, dass Fälscher sich der gleichen Methoden und Techniken bedienen, jedoch ihre Machwerke nicht als Nachbildungen kennzeichnen, sondern sich auf „alt“ trimmen, was die offiziellen Nachprägungen gar nicht erst versuchen.


Der mit 1986 gezeichnete Reichstaler Friedrichs des Großen kann niemanden täuschen [Norddeutsche Edelmetall Scheideanstalt]


Oftmals ist es bei raffiniert gemachten Falsifikaten ohne die genannten Merkmale, etwa von griechischen Silbermünzen, bronzenen Römern, mittelalterlichen Hohlpfennigen, deutschen Talern und neueren Prägungen des Deutschen Reiches, sehr schwer zu entscheiden, ob es sich um ein Original oder eine Nachbildung handelt. Die Methoden der oft bandenmäßig organisierten Fälscher sind ausgeklügelt. Sie bedienen sich moderner Maschinen zur Anfertigung der Stempel und können ihre Machwerke in „alte“ Prägungen verwandeln, die im Klang, der Farbe, den Beschädigungen und Verletzungen am Rand und in der Zusammensetzung des Metalls den Vorbildern entsprechen. Manchmal werden alte, aber nicht teure Münzen eingeschmolzen, weil man ihr Metall zur Herstellung von Fälschungen braucht. Durch zerstörungsfreie Prüfmethoden und Vergleichen mit Originalen kann man genau feststellen, was echt und alt beziehungsweise was neu und falsch ist. Der Handel achtet darauf, dass nur echte Ware über den Ladentisch geht oder die Auktionshäuser verlässt und unterrichtet sich mit einem internen Warnsystem sehr schnell über auftauchende Fälschungen.


Die russischen Kopekenklippen von 1726 sind extrem selten und teuer, wenn sie echt und alt sind. Da sie aber auch in Gestalt alter Novodely vorkommen, haben Sammler die Chance, sich in ihren Besitz zu bringen. Billig sind diese Stücke allerdings auch nicht.


Bei russische Münzen und Medaillen ist zu beachten, dass nach Originalen etwa aus dem 18. oder 19. Jahrhundert Sammleranfertigungen hergestellt wurden. Aufgrund guter Beziehungen zum Zarenhof und zur Münzverwaltung konnte man sich mit nachgeprägten Münzen und Medaillen versorgen, für deren Herstellung alte beziehungsweise neu geschnittene Stempel eingesetzt wurden. Es bedarf geübter Augen und zweifelsfreier Vergleichsobjekte, um auch hier über die Frage „alt oder neu“ zu entscheiden. Niemand muss aber in Panik geraten, denn es gibt Kenner, die die sogenannten Novodely von den Originalen unterscheiden können. Manchmal sind die in kleiner Zahl angefertigten „Neugemachten“ ebenso teuer wie die Vorlagen. Auf der sicheren Seite ist, wer beim Münzhändler kauft oder an einer von ihm veranstalteten Auktion teilnimmt, weil dort klare Aussagen über die Frage „echt oder nicht echt“ getroffen werden.


Das gilt auch für französische Medaillen, die ganz offiziell von der Pariser Medaillen-Administration hergestellt und angeboten wurden und werden. Die Münzverwaltung versorgt Sammler in aller Welt mit Prägungen, die kaum noch auf dem Markt sind oder – wenn sie als Originale angeboten werden – enorme Preise erzielen. Die Stücke sind am Rand durch kleine Zeichen oder Hinweise auf eine Replik oder ein bestimmtes Metall sowie durch andere Merkmale gekennzeichnet. Nicht ausgeschlossen ist bei allen Sicherheitsvorkehrungen, dass nicht doch irgendwann Sammler durch manipulierte Stücke hereingelegt werden.


Fotos/Repros: Caspar

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