top of page

Ab 28. September 2018: Eröffnungsfeierlichkeiten für Frankfurts „neue“ Altstadt


Originalgetreu rekonstruierter Hühnermarkt mit Stoltze-Brunnen (1895). Foto: Autor

Die „Neue Frankfurter Altstadt“ ist ein städtebauliches Großprojekt im Herzen von Frankfurt am Main. Seit 2012 wurde ein 7.000 Quadratmeter großes Gebiet zwischen Römerberg und Dom neu gestaltet und bebaut. Die Plätze und Straßenzüge Hühnermarkt, Alter Markt, Hinter dem Lämmchen und Neugasse mit ihren historischen Grundstücken und Innenhöfen sind in diesem Kontext weitgehend wiederhergestellt worden. Insgesamt entstanden 35 Neubauten, darunter 15 originalgetreue Rekonstruktionen von historischen Altstadthäusern. Blickfang und zugleich aufwändigste Rekonstruktion ist das Haus zur Goldenen Waage, ein Renaissance-Fachwerkbau aus dem 17. Jahrhundert. Eine Gestaltungssatzung, die ausschließlich steile Satteldächer und die Verwendung bestimmter Baumaterialien erlaubte, sicherte eine angemessen Gestaltung des Ensembles.

Eckgebäude „Zu den drei Römern“ mit Originalteilen im Erdgeschoss Foto: Autor

Seit dem Mittelalter gehört Frankfurt zu den bedeutendsten deutschen Städten. Im Jahr 794 erstmals urkundlich erwähnt, war es ab 1372 eine Freie Reichsstadt, seit 1562 auch Krönungsstadt der römisch-deutschen Kaiser. Zwischen Kaiserdom und Römerberg lag der historische Kern der Stadt. Die Gasse Alter Markt zwischen Dom und Römer war Krönungsweg der deutschen Könige und Kaiser. Im Jahr 1815 wurde Frankfurt zur Freien Stadt erklärt. Hier tagte jahrzehntelang der Deutsche Bund. In der Paulskirche versammelte sich 1848 die Nationalversammlung, das erste frei gewählte deutsche Parlament. Auf der Website des „Money Museums“ heißt es über die traditionelle Stadtansicht auf den Frankfurter Münzen: „Es ist eine geschäftige Szene, die sich da vor unseren Augen auf dem Main entfaltet. Der Fluss war die Hauptverkehrsader von Frankfurt, die diese bedeutende Handelsstadt vor dem Bau der Eisenbahn mit der weiten Welt verband. An den Uferbefestigungen reiht sich ein stolzes Bürgerhaus an das andere.“

Konventionstaler mit Stadtansicht (1772, 833er Silber, 28,0 Gramm). Bildquelle: Dr. Reinhard Fischer, Auction 150, Lot 1953, Zuschlag: 280 Euro

Vereinsdoppeltaler (1840, 900er Silber, 37,1 Gramm). Bildquelle: Künker, Herbstauktionen 2014, Losnummer 4782, Schätzpreis: 200 Euro

Der wirtschaftliche Aufschwung im 19. Jahrhundert zog Bankiers wie Amschel Mayer Rothschild und Johann Jakob Bethmann-Hollweg an. Frankfurt wurde zum Finanzzentrum. Dem Beitritt zum Deutschen Zollverein von 1836 folgten der Münchner und Dresdner Münzvertrag. So entstand der Frankfurter „Champagnertaler“ zu 3 ½ Gulden, geprägt von 1840 bis 1844). Anstelle der ansonsten verwendeten Wappen und Herrscherporträts trug er auf der Vorderseite die traditionelle Stadtansicht mit der Main-Silhouette. Im Wiener Münzvertrag von 1857 wurde die Gestaltung der mit Österreich-Ungarn vereinheitlichten Kurantmünzen neu geregelt: Die Vorderseite hatte das Kopfbild des Landesherrn zu tragen, nur „bei der Freien Stadt Frankfurt das Symbol derselben“. Erst infolge des Deutschen Krieges von 1866 verlor Frankfurt seine Unabhängigkeit.

Im Oktober 1943 traf der erste schwere Luftangriff des Zweiten Weltkrieges die Stadt. Am 22. März 1944 wurde dann praktisch die gesamte Altstadt zerstört. Von 2.000 Fachwerkhäusern blieb nur ein einziges erhalten. Der gewaltige Feuersturm war noch in 100 Kilometern Entfernung zu sehen. Auch das Rathaus der Stadt, der Römer, brannte aus. Fünf Jahre nach Kriegsende beschloss der Magistrat die Rekonstruktion des Gebäudekomplexes. Zwei Jahre später waren die Arbeiten im Wesentlichen abgeschlossen. Die übrige Altstadt war jedoch nahezu verloren. Der Wiederaufbau in den 1950er Jahren orientierte sich nicht an den alten Strukturen. Schlichte moderne Zweckbauten und Verkehrsachsen prägten jahrzehntelang das Gebiet des einstigen Stadtkerns. Zwischen Dom und Römer wurde Anfang der 1970er Jahre das Technische Rathaus und der U-Bahnhof Dom/Römer erbaut. Mit der jetzt erfolgten Teil-Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt dürfte die Banken-Metropole ihr historisches Herzstück zurückgewinnen.

In einigen Tagen folgt ein weiterer Beitrag zur „neuen“ Frankfurter Altstadt.

bottom of page