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Römermünzen im Prunkgeschirr


Münzpokal des Trierer Domdekans mit Unterteller (1732). [Bildquelle: museum-digital.de].

Der massiv goldene Münzpokal mit Teller im Rheinischen Landesmuseum in Trier ist womöglich das faszinierendste Prunkgeschirr, das in einem deutschen Museum zu bewundern ist. Angefertigt wurde er von einem namentlich nicht bekannten Goldschmied. Stifter war der Trierer Domdekan Karl Kaspar Emmerich von Quadt.


In die Garnitur sind 41 antike Goldmünzen, acht Nachgüsse antiker Münzen in Gold sowie zwei beeindruckende Goldmedaillen des 17. und 18. Jahrhunderts eingesetzt. Den Pokaldeckel schmückt das emaillierte Wappen des Stifters. Daneben stehen seine Initialen und die Jahreszahl 1732. In der Oberseite des Deckels befindet sich eine Medaille des Domkapitels aus dem Jahr 1729.


Münzteller aus dem Bayerischen Nationalmuseum in München (um 1540). [Bildquelle: Foto des Autors].

Es ist nicht selbstverständlich, dass solche Prunkstücke bis in unsere Zeit erhalten blieben. In der Literatur sind etliche Bestandteile des Trierer Kirchenschatzes beschrieben, die in den Revolutionswirren am Ende des 18. Jahrhunderts dem Schmelzofen überantwortet wurden. Ein Teil davon ist an die kurfürstliche Münze abgegeben und zu Münzgeld verarbeitet worden (vgl. Otto Graf von Looz-Corsware, Das Erzbistum Trier, Berlin 2015, S. 101f.). Die genannten Stücke sind aber erhalten geblieben. Das Landesmuseum konnte sie im Jahre 1951 erwerben.


Detailaufnahme des Münztellers aus dem Bayerischen Nationalmuseum. [Bildquelle: Foto des Autors].

Die Tradition, historische Münzen in Kunstwerke der Gold- und Silberschmiedekunst einzubetten, geht auf die Epoche der Renaissance zurück. Zu dieser Zeit erlebte der künstlerische Umgang mit Edelmetall einen ersten Höhepunkt: „Es war eine Blütezeit des deutschen Silberschmiedehandwerks, was sich nicht nur in den großen Zentren Nürnberg und später Augsburg, sondern auch in vielen kleineren Städten belegen lässt. Prunkgefäße füllten die Silberkammern der Fürsten und begüterten Patrizier, die Zunftstuben und als Ratssilber die Buffets der Rathäuser.“ (Karl zum Winkel, Silber – Von den Anfängen der Silberschmiedekunst bis zum 20. Jahrhundert, München 1998, S. 68).


Münzpokal aus der Schatzkammer des Münchner Residenzschlosses (um 1530). [Bildquelle: Foto des Autors].

Einerseits sollten die Stücke den Reichtum ihrer Besitzer zeigen, andererseits dienten sie als Edelmetall-Reserve für schlechte Zeiten. Zugleich war das Sammeln von historischen Münzen in Mode gekommen: „Seit dem 14. Jahrhundert wurden antike Münzen als wertvolle Kunstobjekte und wissenschaftliche Quellen von der gebildeten Schicht geschätzt. Bildhauer, Maler und Stempelschneider benutzten sie nun als willkommene Vorlagen für ihre Werke.“

(Walter Grasser, Münzen, München 1983, S. 141).


Silbergarnitur mit Münzbesatz aus dem Neuen Museum Weimar (um 1900). [Bildquelle: Foto des Autors].

Das erwachte Interesse an der Antike und die Prunksucht der begüterten Kreise führte so fast zwangsläufig zu Goldschmiedearbeiten, in die historische Münzen eingesetzt wurden. Die vergoldete Münzschale von Melchior Boss (Augsburg, um 1540) mit 35 griechischen und römischen Goldmünzen im Bayerischen Nationalmuseum zählt zu den frühesten hierzulande bekannten Goldschmiedearbeiten mit Münzbesatz. Zehn weitere antike Münzen sind in den Sockel der Schale eingelassen. Ein besonders aufwändig mit römischen Silbermünzen gestalteter Münzpokal ist in der Schatzkammer des Münchner Residenzschlosses zu sehen.


Unter den kunstvollen Arbeiten der Gold- und Silberschmiede im Danziger Nationalmuseum ist seit 1917 ein ganz außergewöhnlicher Krug zu finden. Das vergoldete Gefäß wurde von dem Danziger Silberschmied Jakob Beckhausen hergestellt. Es steht für die Prunkentfaltung im Zeitalter des Barock: „Im Deckel des Kruges befindet sich ein Taler des sächsischen Kurfürsten Friedrich III. (1463-1525), genannt der Weise. In den Boden ist ein 30-Dukaten-Stück des Medailleurs Samuel Ammon (1591-1622) aus dem Jahr 1617 eingelassen. Es zeigt ein Porträt des polnischen Königs Sigismund II. Wasa mit der zugehörigen Umschrift und einem Panorama von Danzig.“ In den Korpus des silbernen Kruges sind römische Münzkopien aus dem 16. und 17. Jahrhundert eingearbeitet. „Man kann annehmen, dass der Auftraggeber seiner numismatischen Kollektion einen ungewöhnlichen Charakter verleihen wollte. Deswegen ist der Krug in Form einer Birne gehalten und nicht in einem für diese Zeit üblichen Humpen. Um die Besonderheit zu unterstreichen, ist das Gefäß vergoldet worden. Auf eine besondere Politur wurde verzichtet.“ (Vitrinentext im Museum). Erhalten hat sich die Tradition zur Herstellung derartiger Prunkgefäße mit Münzbesatz bis ins ausgehende 19. Jahrhundert.



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