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Numisbriefe – eine Verbindung von Philatelie und Numismatik

Numisbriefe stellen eine interessante Schnittmenge der beiden traditionsreicher Sammelgebiete Philatelie (Briefmarkenkunde) und Numismatik (Münzkunde) dar. Als besondere Form des Sammlerbriefs bestehen Numisbriefe aus einem Umschlag mit einer thematisch passenden Briefmarke, die oft mit einem Sonder- oder Ersttagsstempel entwertet ist, sowie einer integrierten Münze oder Medaille. Diese Kombination verleiht dem Objekt sowohl ästhetischen als auch dokumentarischen Reiz. Dabei ist der Numisbrief nicht für den tatsächlichen Postverkehr gedacht, sondern wird von Beginn an als Sammlerstück konzipiert und produziert.


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Numisbrief aus dem Vatikan, 28.2.2013:

Rücktritt Papst Benedikt XVI. mit Münze zu 50 Cent, private Sammlung


Erstmals tauchten Numisbriefe in den 1960er- und 1970er-Jahren vermehrt auf. In dieser Zeit begannen Verlage, Münzhändler und teilweise auch staatliche Post- oder Münzstellen damit, zu historischen oder aktuellen Anlässen Sonderumschläge mit passenden Münzen oder Gedenkprägungen herauszugeben. Die Anlässe für solche Ausgaben reichen von geschichtlichen Jubiläen und bedeutenden Persönlichkeiten bis hin zu kulturellen oder sportlichen Großereignissen wie Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften. Mit der Zeit entwickelte sich der Numisbrief insbesondere bei Einsteigern und thematisch interessierten Sammlern zu einem populären Objekt.


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Numisbrief aus Deutschland, 16.9.1993:

100. Geburtstag von Hans Leip mit Silbermünze aus dem Dt. Reich 1938 zu 5 RM, private Sammlung


Typisch für Numisbriefe ist ihre hochwertige Gestaltung. Der Umschlag ist häufig mit einem passenden Motiv oder einer Illustration bedruckt. Die Briefmarke(n) stammen in der Regel aus einer Sonderausgabe und sind, wie erwähnt, mit einem Ersttags- oder Sonderstempel abgestempelt, der den zeitlichen Bezug dokumentiert. Die beigefügte Münze oder Medaille ist oft in einer schützenden Kapsel in den Umschlag eingearbeitet. Sie kann entweder eine offizielle Umlaufmünze, eine Gedenkmünze oder eine Medaille ohne Nominalwert sein. Einige Numisbriefe erscheinen als Einzelstücke, viele jedoch als Teil umfangreicher Serien oder Abonnements.


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Numisbrief aus der Schweiz, 18.2.1982:

100 Jahre Gotthard-Bahn mit Silbermedaille zum gleichen Anlass, private Sammlung


In Bezug auf ihren Sammlerwert sind Numisbriefe jedoch ambivalent einzuschätzen. Zwar ist ihre visuelle und thematische Aufbereitung zweifellos ansprechend, aus philatelistischer und numismatischer Sicht werden sie nicht immer hoch bewertet. Ausnahmen bestätigen klarerweise auch hier die Regel. Kritiker bemängeln, dass es sich bei vielen Ausgaben um reine Produktobjekte handelt, die gezielt für den Markt produziert werden, ohne dass sie eine postgeschichtliche oder monetäre Relevanz zu besitzen. Die Auflagenzahlen sind häufig höher, als es der Begriff „limitierte Ausgabe“ vermuten lässt. Der enthaltene Münzwert ist meist gering, insbesondere wenn es sich lediglich um Medaillen aus unedlen Metallen handelt. In Auktionskatalogen oder auf dem Zweitmarkt erzielen Numisbriefe daher oft nur einen Bruchteil ihres ursprünglichen Ausgabepreises.


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Numisbrief aus Norwegen, 1.7.1988:

85. Geburtstag von König Olav V. von Norwegen mit Münze zu 5 Kronen, private Sammlung


Dennoch bleibt festzuhalten, dass Numisbriefe ein ästhetisch reizvolles und kulturhistorisch interessantes Sammelobjekt darstellen. Sie bieten insbesonders thematischen Sammlern, beispielsweise von Eisenbahnmotiven, Raumfahrt, bedeutenden Persönlichkeiten oder regionalen Ereignissen, bieten sie einen attraktiven Zugang zur Welt der Münzen und Briefmarken. Ihre Stärke liegt weniger im materiellen Wert als im erzählerischen und dokumentarischen Potenzial, das sie in kompakter Form in einem einzigen Objekt vereinen. Wer sich mit Numisbriefen beschäftigt, taucht ein in eine kleine, aber faszinierende Welt zwischen bildhafter Gestaltung, historischen Bezügen und symbolischer Prägung ein.


Andreas Raffeiner



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