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Horst Herzog

Marcus Aemilius Lepidus, der „dritte“ Triumvir

Der um 90 v. Chr. geborene Marcus Aemilius Lepidus entstammte einem alten Geschlecht der römischen Nobilität. Dementsprechend verlief auch zunächst seine Karriere, sein „cursus honorum“: Münzmeister, Aedil, Interrex und Praetor. In seiner Eigenschaft als Praetor ließ er 49 v. Chr. Caesar zum Diktator ernennen, wofür er von Caesar fürstlich belohnt wurde. Im Jahr 46 v. Chr. bekleidete Lepidus zusammen mit Caesar das Konsulat. Anschließend war er für Caesar als dessen „magister equitum“ in Rom tätig. Nach der Ermordung Caesars am 15. März 44 v. Chr. stellte sich Lepidus mit seinen Truppen auf die

Seite der Caesarianer. Auf Betreiben von Marcus Antonius wurde Lepidus Ende Mai 44 v. Chr. zum Pontifex Maximus gewählt, das einzige Amt, das Lepidus bis zu seinem Tod im Jahre 12 v. Chr. innehaben durfte.


Ende Oktober 43 v. Chr. beschlossen die beiden mächtigsten Männer Roms, Marcus Antonius und der junge Octavian, unter Hinzuziehung des drittmächtigsten Feldherrn Lepidus auf einer nahe bei Bononia, dem heutigen Bologna, gelegenen Insel des Flusses Lavinius das auf fünf Jahre begrenzte sogenannte Zweite Triumvirat. Bei der Aufteilung der Provinzen erhielt Lepidus die Gallia Narbonensis und die gesamte iberische Halbinsel, Italien sollte von allen drei Triumvirn gemeinsam verwaltet werden.


Abb. 1 AV, 43 v. Chr., Gallia Cisalpina, RRC 492,2

Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18215728.


Der Aureus Abb. 1 nimmt mit seinen Legenden und mit den beiden Dargestellten direkten Bezug auf das Zweite Triumvirat. Auf der Vorderseite sehen wir den nach rechts gerichteten bärtigen Kopf des Marcus Antonius. Die aus kurzen, gleichmäßig verlaufenden Locken bestehende Haarkappe lässt Ohr und Stirn frei. Das große Auge liegt tief und wird von einer mächtigen Braue überschattet. Insgesamt wirkt das Antonius-Porträt kantig, wenn nicht gar „vierschrötig“. Hinter dem Antonius-Kopf ist ein Lituus abgebildet, der neben anderen Bedeutungen vornehmlich als Sybmol des Augurs stand. Die Umschrift "M ANTONIVS III VIR R P C" (Marcus Antonius Triumvir rei publicae constituendae - … Dreimännerherrschaft zur Ordnung des Staates) besagt, dass Marcus Antonius zu den Triumvirn gehört. Gleiches gilt auch für Marcus Aemilus Lepidus, dessen nach rechts gerichteter Kopf mit der Legende "M LEPIDVS III VIR R P C“ auf dem Revers abgebildet ist. Hinter Lepidus sehen wir einen Weihwedel (aspergillum) und eine Schöpfkelle (simpulum), beides Hinweise auf das Priesteramt des Lepidus. Er trägt eine Kurzhaarfrisur, die die hohe Stirn weitgehend frei lässt. Auge und Mund erscheinen übergroß. Der Hals ist nach hinten gebogen, so dass der Betrachter meint, Lepidus würde, ähnlich wie wir das von

Alexander dem Großen kennen, seinen Blick nach oben richten. Beide Münzportäts werden von einem Perlkranz gerahmt.


Abb. 2 D, 43 - 42 v. Chr., Gallia Cisalpina, RRC 489,2

Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18215730.


Der Denar Abb. 2, eine imperatorische Prägung von Marcus Antonius und Lepidus, wurde in einer mobilen Münzstätte innerhalb der Heereslager dieser beiden Feldherrn in Gallia Cisalpina geprägt. Die Prägung erfolgte sicherlich noch vor der Schlacht bei Philippi im Spätherbst 42 v. Chr. Innerhalb eines Perlkreises befinden sich Legende und Münzbild. Auf der Vorderseite lautet die Umschrift "M ANTON IMP“ (Marcus Antonius Imperator). Abgebildet sind ein Lituus, eine Kanne (sitella) sowie ein Rabe. Unterhalb des Raben ist eine c-förmige Punze eingeschlagen. Dem Avers entspricht auch der Revers. Zur Legende "M LEPID IMP" (Marcus Lepidus Imperator) sind eine Schöpfkelle (simpulum), ein Weihwedel (aspergillum), eine Axt (securis) und ein Priesterhut (apex) dargestellt. Auf Vorder- und Rückseite sehen wir Gerätschaften und Symbole für den römischen Kult. Die Art der Darstellung steht ganz in der Tradition von Prägungen Caesars (z. B. RRC 456,1 oder RRC 467,1 a).


Abb. 3 AV, 42 v. Chr., Rom, RRC 494,1

Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18215721.


Der Aureus Abb. 3 wird 42 v. Chr. in Rom vom Münzmeister Lucius Livineius Regulus geprägt. Beide Münzseiten sind wiederum von einem Perlkranz umgeben. Auf dem Avers ist der nach rechts gerichtete Kopf des Lepidus dargestellt. Hier wirkt das Münzporträt wesentlich realistischer als auf dem Aureus Abb. 1. Es zeigt das Bild eines schon in die Jahre gekommenen Mannes. Besonders die hohe, gefurchte Stirn, die spärliche Haarkappe auf dem Vorderkopf und die tief eingegrabene Nasolabialfalte weisen darauf hin. Zudem ist der Blick jetzt nicht mehr nach oben, sondern geradeaus gerichtet. Die Umschrift "M LEPIDVS III VIR R P C" verweist wieder auf das Amt des Dargestellten. Die Reverslegende

"L REGVLVS IIII VIR A P F" (Lucius Regulus Quattuorvir Auro Publico Feriundo - Viermännerkollegium zum Prägen staatlichen Geldes/Goldes) nennt den für die Prägung verantwortlichen Münzmeister. Das Münzbild zeigt eine nach links gerichtete weibliche Figur. Diese trägt ein langes Gewand und einen Schleier. In der vorgestreckten rechten Hand hält sie eine Schöpfkelle (simpulum) und in der Armbeuge des linken Armes ein langes, reich verziertes Zepter. Die Frauenfigur wird aufgrund des Schleiers und in Verbindung mit dem Geschlecht der Aemilier allgemein als Vestalin Aemilia bezeichnet. Dabei handelt es sich sicherlich nicht um die 114 v. Chr. wegen Unkeuschheit hingerichtete Vestalin Aemilia, sondern um eine nicht näher bekannte Obervestalin aus der Sippe der Aemilier.


Abb. 4 AV, 42 v. Chr., Rom, RRC 494,4

Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18202290.


Ebenfalls aus dem Jahr 42 v. Chr. stammt der vom Münzmeister Publius Clodius für Lepidus geprägte Aureus Abb. 4. Wiederum werden beide Münzseiten von einem exakt ausgeführten Perlkreis umrahmt. Die Vorderseite zeigt die schon bekannte Legende zum Triumvir Marcus Lepidus. Der Kopf des Lepidus ist nach links gerichtet. Die Alterszüge des Lepidus-Porträts auf dem Aureus Abb. 3 treten etwas zurück. Jetzt sehen wir einen mittelalten Mann mit relativ vollem Haar, relativ glatter Stirn und markant hervortretender Nase. Besondere Akzente erfährt das Porträt noch durch das große Auge und den schön

geschwungenen Mund. Die Rückseite benennt mit ihrer Umschrift "P CLODIVS M F IIII VIR A P F" (Publius Clodius Marci Filius Quattuorvir Auro Publico Feriundo) den Münzmeister Publius Clodius, Sohn des Marcus. Das Rückseitenbild zeigt eine mit einem peplosartigen Gewand bekleidete weibliche Figur. Diese ist nach rechts gewandt und hält in ihrer vorgestreckten linken Hand ein wohl mit Früchten gefülltes Füllhorn. Die erhobene Rechte stützt sich auf ein langes, reich verziertes Zepter. Rechts neben dieser Figur steht ein Brustpanzer am Boden. Die Benennung dieser Figur ist nicht ganz klar. In der Literatur wird sie meist als Fortuna benannt. Allerdings ist das Hauptattribut der Fortuna neben dem Füllhorn ein Ruder. Es könnte auch Felicitas, die Personifikation des Glücks, sein, doch Felicitas ist ebenfalls nicht mit einem langen Zepter, sondern mit einem langen Caduceus, einem Heroldsstab, wie er von Merkur benutzt wird, und dem Füllhorn ausgestattet. Somit muss eine eindeutige Benennung der abgebildeten Frau offen bleiben.


Nicht in Rom, sondern in einer italischen Münzstätte wurde der Denar Abb. 5 geprägt. Wie die vorhergehenden Münzen stammt er auch aus dem Jahr 42 v. Chr. Auf der Vorderseite sehen wir den nach rechts gerichteten Kopf des Lepidus. Das Münzporträt zeigt jetzt deutliche Altersmerkmale: spärlicher Haarwuchs am Vorderkopf, tiefe Geheimratsecke, Stirn und Gesichtsoberfläche sind durch Falten stark zerfurcht. Selbst der lange Hals weist Falten auf. Besonders markant ist das tiefliegende, große Auge. Die Umschrift "LEPIDVS PONT MAX III V R P C" benennt zum einen den Dargestellten, zum anderen wird der Titel des Triumvir noch ergänzt durch den des Pontifex Maximus. Dieses Amt hatte Lepidus, wie oben erwähnt, seit Ende Mai 44 v. Chr. inne.


Abb. 5 D, 42 v. Chr., Italia, RRC 495,2 d

Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18215736.


Auf der Rückseite ist der dritte im Bunde der Triumvirn dargestellt, der junge Caius Iulius Caesar, uns besser bekannt unter seinem ursprünglichen Namen Octavian. Obwohl Octavian der jüngste der Triumvirn war, hatte er doch soviel Durchsetzungsvermögen und Macht, dass er letztendlich Alleinherrscher des römischen Imperiums wurde. Wir sehen den nach rechts gerichteten Kopf des Octavian in der gewohnten Darstellungweise. Die Legende "C CAESAR IMP III VIR R P C" nennt neben dem Namen Caius Caesar auch die Titel des Imperators und des Triumvir. Der ursprüngliche Name Octavians lautete Caius Octavius, nach der testamentarischen Adoption durch Caesar lautete er dann Caius (Iulius) Caesar.


Wie oben bereits angedeutet konnte sich Lepidus gegenüber seinen beiden Partnern nie durchsetzten, er blieb der unbedeutende Dritte im Triumvirat. Nach der Eroberung Siziliens, die Lepidus mit seinen Legionen unterstützt hatte, wollte er gegen Octavian aufbegehren. Dieser nutzte jedoch die Gunst der Stunde und entmachtete Lepidus, ließ ihn aber am Leben und im Amt des Pontifex Maximus. Im Jahr 12 v. Chr. verstarb Lepidus. Im gleichen Jahr übernahm Octavian/Augustus das freigewordene Amt des Pontifex Maximus.


Horst Herzog


 

Die Bilder stammen aus dem sammlungsübergreifenden Internetportal IKMK. Einen Artikel in unserem Blog zu diesem Projekt finden Sie hier.

 

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