
256 Seiten mit ca. 400 farbigen Abbildungen, Format 30 cm x 21,5 cm, Festeinband, Dessau 2019. ISBN: 978-936383-30-0. Der 1937 geborene Obermedizinalrat i. R. Dr. med. Gerd Scharfenberg beschäftigt sich seit über 50 Jahren mit Numismatik und Phaleristik. Bereits 1999 erschien sein Standardwerk über Orden und Ehrenzeichen der anhaltischen Staaten, den Zeitraum 1811 bis 1935 behandelnd. Mit der neuen Publikation geht’s weiter bis in die Gegenwart. Orden und Ehrenzeichen überstanden materialbedingt die Zeitläufte eher unbeschadet als die nun bearbeiteten papiernen Zeugnisse (vgl. S. 7) wie Verleihungsurkunden, Besitzzeugnisse und Empfangsbescheinigungen. Mutig, ein so aufwendiges Werk bei einem – leider – überschaubaren Interessentenkreis zu realisieren. Dank dreier Sponsoren, dem Chef des Hauses Anhalt-Askanien, dem Askanischen Hausorden Albrecht der Bär und der Deutschen Gesellschaft in Sachsen-Anhalt, konnte ein adäquater Preis für die Neuerscheinung in solider Ausstattung mit über 400 Abbildungen in bester Qualität erreicht werden. Anhand der Danksagungen (S. 244) lässt sich erahnen, welches Maß an Zeit und Mühen der Autor investiert hat. Doch zum chronologisch angelegten Buch: Die anhaltischen Herzogtümer bis zum Untergang des Kaiserreichs bilden bis Seite 183 den Löwenanteil. Der Freistaat kommt dann auf den Seiten 184 bis 211 zu seinem Recht, um mit dem Bundesland Sachsen-Anhalt zu schließen (S. 243). Beeindruckend, wenn vorweg (S. 10–12) die prächtigen Dekorationen des Herzoglich Anhaltischen Hausordens gezeigt werden, um anschließend die Großmeister, Ordensräte und -sekretäre mit ihren Unterschriften, ergänzt durch die entsprechenden Siegel (S. 14–26), darzustellen. Darauf folgen chronologisch die Ordenspatente oder auch Verleihungsurkunden, meist fast eine ganze Seite einnehmend. So sind diese, trotz Verkleinerung (bei Angabe der Originalgröße), gut zu lesen und aufgrund der beigegebenen Nimmergut-Katalognummern den Orden und Ehrenzeichen zuzuordnen. Biografische Angaben, die viel Recherche erforderten, machen die Urkunden lebendig. Hochrangige Staatsbedienstete, Militärs, Wissenschaftler, Künstler, Handwerker, Dienstbotinnen etc. wurden je nach Stand und Rang nuanciert, abgestuft mit Orden und Ehrenzeichen, von ihrem Landesherrn bedacht. Aber auch die Verdienste von Ausländern wurden gewürdigt, wie zahlreiche Urkunden beweisen. Dabei reiht sich Rarität an Rarität, eine Augenweide für engagierte Sammler. Zur Ordenverleihungsurkunde gehört in der Regel ein An- oder Übersendungsschreiben (S. 96–108) sowie eine Empfangsbestätigung (S. 109–114). Ausländische Staatsbürger benötigten zur Annahme anhaltischer Orden eine Annahmegenehmigung. Auch dieses Phänomen erklärt Gerd Scharfenberg (S. 115–121). Die Neustiftung anno 2008 als Familienorden, durch Prinz Eduard von Anhalt auf den Seiten 122 bis 129 führt in die Gegenwart, wie auch die Urkunden des Bundeslands Sachsen-Anhalt, z. B. die Hochwassermedaille von 2002 (S. 230). Die Episode des Freistaats, dieser a priori ordensfeindlich, lediglich mit eiserner Staatsmünze, Feuerwehrauszeichnung und nationalsozialistischer Arbeitsdienstauszeichnung, ist in seinen offiziellen Dokumenten recht knapp darstellbar. Über den Tellerrand Anhalt geblickt, erschließt das Buch einen weiten Interessentenkreis, denn vieles ist zeittypisch und in gewissem Maße übertragbar. Ein Glossar (S. 246f.), Personenregister (S. 248f.) sowie das Territorium erschließende Kartenmaterial, das Denkmal Albrecht der Bär in Ballenstedt sowie „Anhalt in Zitaten“ (S. 255) runden die empfehlenswerte Publikation ab. Autor und Verlag (Anhalt Edition) ist ohne Wenn und Aber zu gratulieren.
Comments