"Fürstengeld, Fiatgeld, Bitcoin" von Christian Rieck
- Dietmar Kreutzer

- 11. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Vor einigen Jahre erklärte Prof. Dr. Christian Rieck in einem seiner Vorträge auf Youtube, dass die klassischen Währungen allmählich unterzugehen drohen, eine goldgedeckte Währung heute aber keine Alternative mehr sei. Wird im Fall einer Katastrophe, eines Zusammenbruchs des Weltfinanzsystems, dann womöglich auf Bitcoin zurückgegriffen? Nicht zwangsläufig: "Beim Bitcoin, das ist ja das Schöne, da können sie sehr schwer schummeln, ganz einfach deshalb, weil da ein Kontrollbuch vorhanden ist, das kann sich jeder anschauen. Damit ist relativ sicher, dass das, was an Bitcoin vorhanden ist, auch nachgeprüft werden kann." Nachteil seien allerdings eine nur begrenzt zur Verfügung stehende Geldmenge, außerdem die Energie, die für den Betrieb des Systems benötigt werde, auch im Krisenfall: "Bitcoin verlangt, dass eine Infrastruktur die ganze Zeit über weiterläuft. Sie brauchen also eine Energieversorgung, die sehr stabil ist, Sie brauchen ein weltweites Rechnernetz. Das darf auch nie zwischendurch mal ausfallen."

Buchcover
Bildquelle: Amazon
Nun hat Prof. Rieck, der an der Frankfurt University of Applied Sciences den Studiengang International Finance betreut, ein Buch über die Entwicklung des Währungssystems vorgelegt. In Fürstengeld, Fiatgeld, Bitcoin analysiert Rieck die Entwicklung und Struktur verschiedener Geldsysteme aus historischer und wirtschaftstheoretischer Sicht. Das Werk überzeugt vor allem deshalb, weil es komplexe Sachverhalte verständlich darstellt. Angekündigt wird das Buch mit folgenden Worten: "Die Fürsten vergangener Zeiten haben immer wieder wertloses Blech mit ihrem Wappen versehen, es als Geld bezeichnet und damit ihren Luxus und Kriege finanziert – solange, bis ihr Geld wertlos wurde und wieder unterging. Viele denken, unser heutiges Geld sei genauso konstruiert wie dieses Fürstengeld. Zum Glück ist es das nicht." Unser heutiges Geld sei verstörend, weil es vermeintlich aus dem Nichts entsteht, wenn eine Bank einen Kredit vergibt. In Wahrheit verberge sich dahinter ein raffinierter Produktionsprozess, der uns alle zu Geldproduzenten mache und dieses Geld werthaltig werden lasse. Allerdings nur, wenn man den Institutionen vertraut!

Prof. Dr. Rieck in einem seiner Youtube-Videos
Bildquelle: Youtube
Im Buch werden verschiedene Fragen gestellt und beantwortet: Wieso es trotz der unglaublichen Erhöhung der Geldmenge durch die Zentralbanken nicht zur großen Inflation gekommen ist. Woran man erkennen kann, ob diese Geldentwertung nah ist. Wodurch Geld Wohlstand fördert und wodurch es ein Mittel zur Ausbeutung werden kann. Dass die moderne monetäre Theorie (MMT) nicht modern ist, sondern Fürstengeld einführen will. Was chinesische Geisterstädte mit Bitcoin zu tun haben. Wie Gold die Fürsten diszipliniert hat. Wieso es Münzen gab, die so groß sind wie Mühlsteine. Worin sich Marx und die Anhänger des Bitcoins einig sind. Wieso programmierbares Geld eine der größten Gefahren für die Zukunft ist. Schon anhand der Fragestellungen ist erkennbar, dass die Anhänger des Bitcoins mit den Erklärungsversuchen von Prof. Rieck nicht immer glücklich sein werden. Ein User namens Stereoplayer! wetterte kürzlich auf Amazon, dass es die von Rieck behauptete Parallele in der Wertfindung des Bitcoins zur marxistischen Arbeitswertlehre gar nicht gebe. Die in der Herstellung der Bitcoins investierte Energie sei nämlich nicht als Produktionsaufwand zu verstehen: "Dass diese fundamentalen Aspekte unberücksichtigt bleiben, ist mehr als eine Vereinfachung – es ist ein inhaltlicher Fehler, der zu einem verzerrten Bild des Bitcoin-Systems führt."

Auszug aus: Fürstengeld, Fiatgeld, Bitcoin
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Beim Lesen wird nachvollziehbar, dass das "Fiatgeld" wesentlich mehr ist als Geld, das aus dem Nichts entsteht. Der Autor verzichtet über weite Strecken auf Wertungen und analysiert stattdessen, zeigt nachvollziehbare Strukturen auf. Schritt für Schritt erklärt er anhand von Schlagworten wie Fürstengeld, Fiatgeld und Knappheitsgeld die verschiedene Konstruktionen von Geld. Dabei wird deutlich, dass die unterschiedlichen Geldsysteme einen wirtschaftliche Anker haben: Der im Angebot seiner Zahlungsmittel begrenze Goldstandard funktionierte in einer Zeit, in der die Märkte noch nicht so stark expandierten. Das "Fiatgeld" reagierte auf diese Expansion. Heute führt es allerdings in eine Geldschöpfung, die sich von realen Werten abkoppelt. Prof. Dr. Christian Rieck kritisiert die Modern Monetary Theory, welche die Risiken einer entgrenzten Staatsfinanzierung unterschätzt. Am Beispiel der Programme der Europäischen Zentralbank zum Anleihekauf erklärt Rieck, wie wichtige Steuerungsmechanismen in zunehmendem Maße außer Kraft gesetzt werden.
Dietmar Kreutzer
Christian Rieck: Fürstengeld, Fiatgeld, Bitcoin
Wie Geld entsteht, einen Wert bekommt und wieder untergeht
Rieck Verlag, Eschborn, 2025
220 Seiten
14,8 x 1,2 x 21 Zentimeter
ISBN: 978-3-924043-97-1
Preis: 18 Euro




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