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Helmut Caspar

Elefanten auf alten Talern

Mecklenburg und Dänemark, das ist, von Unterbrechungen abgesehen, eine Jahrhunderte alte Freundschaftsgeschichte. Die Herrscherhäuser heirateten untereinander und tauschten Geschenke aus. Ab und zu wurde auch ein mecklenburgischer Herzog als Ritter in den dänischen Elefantenorden aufgenommen und erhielt eine vornehme Auszeichnung, mit der das skandinavische Land recht sparsam umging. Denn laut Statuten sollte der 1462 von König Christian I. gestiftete und 1693 von Christian V. erneuerte Orden nur 30 Mitglieder haben, zu denen noch der König als Ordensherr und sein Söhne kamen. Nach der Reformation durften nur noch Protestanten in den Elefantenorden aufgenommen werden, und dazu zählten auch einige deutsche Potentaten wie die Kurfürsten von Sachsen und die Herzöge von Mecklenburg. So kommt es, dass die an einem hellblauen Band zu tragenden Insignien des dänischen Elefantenordens auch auf mecklenburgische Münzen und Medaillen gesetzt wurden.


Die Serie solcher mecklenburgischen Ordensmünzen beginnt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts allerdings nicht mit dem Zeichen des dänischen Elefantenordens, sondern unter dem Schweriner Herzog Christian I. Ludwig mit zwei anderen, nicht minder edlen Auszeichnungen. So hat man um sein bekröntes Wappenschild die Ordensketten (Collanen) von zwei französischen Orden gelegt, deren Ritter er war. Deutlich sind auf Talern, Gulden und anderen Münzen Insignien des Ordens vom Heiligen Geist, gestiftet durch König Heinrich III. von Frankreich im Jahre 1578, und vom Orden des Heiligen Michael zu erkennen, der von König Ludwig XI. im Jahre 1469 gestiftet wurde.

Solchen Ordensvereinigungen anzugehören, war eine große Ehre, die deren Ritter durch das Tragen der Kreuze, Sterne und anderer Zeichen, wie beim vornehmen Orden vom Goldenen Vlies oder beim Elefantenorden, anzeigten und oft auch durch eine Darstellung auf Münzen und Medaillen zur Schau stellten.

Die Mitgliedschaft jedoch erlegte den Inhabern manche Pflichten auf, nämlich gottesfürchtig und ehrsam zu sein sowie die Statuten des Ordens pünktlich zu befolgen und dem Oberhaupt des Ordens treu ergeben zu sein.


Heute wie damals sagt allerdings die Verleihung eines Ordens nicht unbedingt etwas über die Qualifikation der Träger aus, und es gab auch immer wieder Schurken unter ihnen, weshalb man solchen gelegentlich auch die Ordenszeichen abverlangte und sie aus der Ordensriege ausstieß. Bei den Herzögen von Mecklenburg ist ein solcher Vorgang nicht überliefert, und so schmückte jener Christian Ludwig seine Münzen unbekümmert mit zwei katholischen(!) Orden. Die brandenburgischen und die sächsischen Kurfürsten hatten es da leichter, denn sie waren unter anderem Ritter des englischen Hosenbandordens, dessen Ordensherr Oberhaupt der anglikanischen Kirche war, also ein Nichtkatholik.


Als Ritter des dänischen Elefantenordens und des russischen Sankt-Andreas-Ordens hätte Herzog Christian Ludwig II. von Mecklenburg-Schwerin wählen können, womit er seine Münzen schmückt. Er ließ praktischerweise darauf zunächst beide Ordenszeichen samt Collanen als Reverenz an die beiden Länder einarbeiten, während sein Nachfolger, Herzog Friedrich der Fromme, nur noch den Elefantenorden zeigte.

Letztmalig erscheinen die Insignien des Elefantenordens auf Gold- und Silbermünzen, die Herzog (ab 1815 Großherzog) Friedrich Franz I. prägen ließ, denn auch er war dessen Ritter. Da er darüber hinaus auch den Schwarzen Adlerorden trug, also die 1701 gestiftete höchste Auszeichnung des Königreichs Preußen, erscheinen beide Insignien auf Zwei-Taler-Stücken aus Gold, die probeweise in Schwerin geprägt wurden. Als Ritter des Elefantenordens hatten auch die Strelitzer Herzöge das Recht, ihre Mitgliedschaft auf Münzen zu platzieren, und wenn man sich die entsprechenden Stücke anschaut, findet man auf ihnen ebenfalls einen winzigen Elefanten.


Als die beiden Mecklenburg im Jahre 1864 den Hausorden der Wendischen Krone stifteten, wurde dies selbstverständlich im Landeswappen berücksichtigt. Auf einschlägigen Münzen allerdings kam dieser Ritter- und Verdienstorden nicht mehr vor. Hingegen gibt es Medaillen mit großherzoglichen Porträts und Wappenschilden, auf denen man unschwer Kreuz und Stern dieser nunmehr landeseigenen Auszeichnung gut erkennen kann. Ganz von der Norm wich Großherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Strelitz ab, als er auf einem Taler von 1870 sein Wappen mit dem Band des englischen Hosenbandordens schmückte und damit seine freundschaftlichen Beziehungen zu Queen Victoria unterstrich.

Systematisch nach Münzen und Medaillen mit der Darstellung von Auszeichnungen aller Art und damit zusammenhängenden Themen wie Stiftung sowie Erneuerung von Ritter- und anderen Orden zu suchen, kann viel Freude und Belehrung bringen. Der Münz-, Orden- und Militariahandel hält dazu interessante Angebote bereit.



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