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Michael Kurt Sonntag

Eine Medaille auf den Bukarester Frieden von 1913


In der Geschichte werden die kriegerischen Auseinanderetzungen zwischen den christlichen Balkanstaaten und dem Osmanischen Reich als Balkankriege bezeichnet. Während des Ersten Balkankrieges, dieser dauerte von Oktober 1912 bis Mai 1913, kämpften die im Balkanbund organisierten Staaten Serbien, Bulgarien, Griechenland und Montenegro darum, der Türkei das türkische Makedonien zu entreißen und unter sich aufzuteilen. Da der Balkanbund der Sieger dieses Krieges war, musste die Türkei ihre europäischen Besitzungen größtenteils räumen.

Danach wurde ein unabhängiges Albanien geschaffen und das Kosovo kam an Serbien. Weil Bulgarien mit der Aufteilung Makedoniens aber nicht zufrieden war, kam es zum Streit mit den übrigen Siegern, der dann zum Zweiten Balkankrieg führte. Am 29. Juni 1913 griff Bulgarien seine ehemaligen Verbündeten an, um die Aufteilung Makedoniens auf diese Weise neu zu regeln. Doch Bulgarien unterlag noch im Sommer 1913 in diesem Krieg, wurde aus Makedonien vertrieben und musste im anschließenden Frieden von Bukarest (28. Juli 1913 nach julianischem und 10. August 1913 nach gregorianischem Kalender) einen Großteil seiner vorherigen Gewinne wieder abtreten. Und so ging das nördliche Makedonien an Serbien, die südliche Dobrudscha an Rumänien und die ägäische Küste an Griechenland. Die Türkei, die in diesem Konflikt von Anfang an auf der Seite der Sieger gestanden hatte, durfte Adrianopel behalten.


Da Bukarest, die Hauptstadt Rumäniens, der Austragungsort des besagten Friedensschlusses war, emittierte das Königreich Rumänien noch 1913 eine Bronze-Medaille auf diesen Frieden. Die vom französischen Künstler Henry Nocq geschaffene Medaille zeigt auf ihrer Vorderseite den thronenden König Rumäniens, Karl/Carol I. (1881-1914) aus dem Hause Hohenzollern-Sigmaringen, und neben ihm den stehenden Fürsten der Walachei, Mircea der Alte (1386-1418), aus der Dynastie der Basarab.


Dieser hatte 1388-1395 die Dobrudscha besetzt und auch gegen die Türken gekämpft. Zwar musste er nach den Schlachten von Rovine (1395) und Nikopolis (1396) ein loses Abängigkeitsverhältnis zum Osmanischen Reich und ab 1415 auch die Tributpflicht hinnehmen, jedoch wurde die Walachei nicht in eine osmanische Provinz umgewandelt. Die Medaillenumschrift lautet: CAROL I – MIRCEA. Auf der Rückseite sehen wir eine nach links eilende weibliche allegorische Friedensgestalt vor einer vom Krieg verwüsteten Landschaft und lesen PACEA DELA BUCURESCI 28 JULIE 1913 (Friede von Bukarest 28. Juli 1913). Die Datumsangabe des Friedensschlusses beweist, dass das Königreich Rumänien 1913 noch dem julianischen Kalender folgte.

Übrigens, das Königreich Rumänien umfasste 1913 bloß die vereinigten Fürstentümer Moldau und Walachei, denn Siebenbürgen war bis 1918 Bestandteil Österreich-Ungarns.

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