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Dollar mit Trump und Faust: Bruch mit Gesetz und Tradition?

In den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es Gesetze, die klar regeln, wer auf nationalen Münzen abgebildet werden darf – und wer nicht. Lebende Präsidenten sind dabei ausdrücklich ausgeschlossen. Doch nun scheint ausgerechnet der gegenwärtige Präsident Donald Trump diese Regel zu durchbrechen. Das US-Finanzministerium hat erste Entwürfe einer 1-Dollar-Gedenkmünze mit dem Konterfei des 45. und aktuellen Präsidenten veröffentlicht. Anlass: der 250. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung, der im Jahr 2026 gefeiert wird.


Der Schritt ist nicht nur symbolisch aufgeladen, sondern juristisch heikel. Denn bisher galt in der US-Münzgeschichte: Keine lebenden Staatsoberhäupter auf offizieller Währung. Eine Ausnahmeregelung scheint nun aber plötzlich denkbar – oder wird stillschweigend durchgesetzt.


Trump mit Faust und Flagge


Die Entwürfe zeigen Trump gleich doppelt: Einmal als klassisches Profil auf der Vorderseite, begleitet vom Motto „In God We Trust“ und dem Vermerk „1776–2026“. Auf der Rückseite: Trump mit erhobener Faust vor der US-Flagge – ein Bild, das auf ein Foto nach dem Attentatsversuch im Juli 2024 zurückgeht. Zu jener Zeit wurde der Präsident am Ohr verletzt. Die Bildsprache ist martialisch und zugleich ikonisch. Über Trumps Kopf steht in Großbuchstaben: „Kämpfen, Kämpfen, Kämpfen“.


Entwurf für die Dollar-Jubliäumsausgabe

Bildquelle: US Department of the Treasury


Diese Wahl des Motivs ist alles andere als neutral. Sie inszeniert den Präsidenten als unerschrockenes und heroisch wirkendes Symbol für Standhaftigkeit – oder Widerstand. Ob das der Geist der US-amerikanischen Demokratie ist, wie das Finanzministerium meint?


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Symbolträchtige Geste nach dem Attentat vom 13. Juli 2024

Bildquelle: Deutschlandfunk


Gesetz kontra Gedenkmünze


Die rechtliche Lage ist durchaus verzwickt. Zum einen erlaubt der Circulating Collectible Coin Redesign Act des Jahres 2020, dass 2026 Gedenkmünzen zum 250-jährigen Bestehen der Vereinigten Staaten geprägt werden, zum anderen verbietet genau dasselbe Gesetz, dass lebende Personen auf diesen Münzen abgebildet werden dürfen – zumindest in Form eines Portraits oder einer Büste.


Ein Sprecher des Finanzministeriums betonte, es sei noch kein endgültiges Design beschlossen worden. Doch die veröffentlichten Entwürfe lassen kaum Zweifel am politischen Willen hinter der Münze erkennen. US-Finanzminister Brandon Beach schrieb auf X triumphierend: „Keine Fake News hier.“


Symbolische Provokation oder kalkulierter Tabubruch?


Es ist nicht das erste Mal, dass Trump politische Konventionen auf den Kopf stellt – aber womöglich das erste Mal, dass er es buchstäblich prägen lässt. Die Münze könnte zum Symbol werden: Für seine Anhänger ein Zeichen historischer Bedeutung und nationaler Stärke. Für seine Kritiker ein weiteres Beispiel dafür, wie Trump Institutionen, Normen und Gesetze seinem eigenen Narrativ unterordnet.

Und die Botschaft? Auch sie ist deutlich: Ein lebender Präsident, verletzt, kämpfend, heroisiert – und schon zu Lebzeiten in Metall gegossen.


Fazit: Ein Dollar und ein Dammbruch


Ob die Münze tatsächlich in Umlauf kommt, bleibt offen. Noch steht ein Regierungsstillstand im Weg, ein sogenannter Shutdown, der viele Prozesse blockiert. Doch wenn das Finanzministerium an seiner Linie festhält, könnte im kommenden Jahr keinesfalls nur ein Jubiläum gefeiert werden – sondern auch ein stiller, aber bedeutender Verfassungsbruch.


Ein Dollar war selten so politisch aufgeladen.


Anmerkung


Die Frage, ob ein Symbol für nationale Einigkeit geschaffen wird – oder ein weiteres Denkmal persönlicher Machtdemonstration – wird wohl nicht auf der Münze selbst, sondern in der Reaktion der Öffentlichkeit entschieden.


Andreas Raffeiner

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