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Mit dem Taler beginnt die Neuzeit –

so die numismatische Fachwelt. Der älteste Taler Europas stammt aus der Grafschaft Tirol, wurde 1486 von Erzherzog Sigmund (1439-1490, † 1496) geprägt und hieß eigentlich gar nicht Taler, sondern Guldiner. Denn er stellte genaugenommen das Äquivalent eines Goldguldens in Silber dar. Da Tirol keine Goldvorkommen besaß, Gold also stets importiert werden musste und die Produktion der Goldgulden somit immer gerade nur kostendeckend war, Silber dagegen in großen Mengen in Tirol gefördert wurde, entschloss man sich 1486 zur Prägung des Guldiners. Die damalige Gold- Silberrelation von 1:12 ließ eine Großsilbermünze von 31,9 g Rauh- und 29,9 g Feingewicht entstehen. Die Feinheit der Silberlegierung war 15-lötig, d. h. 937,5/1000. Der Guldiner entsprach also genauso wie der Goldgulden 60 Kreuzern.

Das viele Silber, das der Erzherzog aus den Tiroler Silberbergwerken bei Schwaz im Inntal förderte, wurde u. a. in diesen Guldinern vermünzt und machte ihn so zum „Münzreichen“. Welche Veränderung gegenüber früher, wenn man bedenkt, dass sein Vater, Friedrich IV., wegen ständiger Geldnot noch der „mit der leeren Tasche“ genannt wurde. „Den Beinamen ‚der Münzreiche‘ erhielt Sigmund jedoch wegen seiner Silbermünzen aus dem so überreichen Schwazer Bergsegen, unter denen erstmals eine dem Gulden wertgleiche Silbermünze entstand, die anfangs Guldiner hieß und unter dem späteren Namen Taler zur Weltmünze wurde.“ (Deutsche Bundesbank [Hrsg.]: Mittelalterliche Goldmünzen in der Münzensammlung der Deutschen Bundesbank, Frankfurt am Main 1982, Tafel 57). Ein solcher Guldiner zeigt vorderseitig den stehenden Erzherzog in voller Rüstung mit Erzherzogshut und geschultertem Kugelzepter zwischen Löwe mit Wappen (links) sowie Helm mit Federbusch (rechts) und nennt die Umschrift SIGISMVNDVS ARCHIDVX AVSTRIE (Sig[is]mund Erzherzog Österreichs). Auf der Rückseite sehen wir einen nach rechts sprengenden Turnierreiter mit Fahne, darunter das Emissionsjahr sowie das Wappen Altösterreichs und ringsherum 15 Herrschaftswappen.

Erherzog Sigmund. Guldiner 1486. Silber 937,5/1000, Ø 40 mm, Münzstätte Hall in Tirol. [Bildquelle: Auktionshaus H. D. Rauch, 100. Münzenauktion (18. April 2016), Los 48].

Der Guldiner wurde aber auch Uncialis genannt, weil sein Gewicht einer Unze der Tiroler Gewichtsmark entsprach. Die Stempel der Münze stammen von Wenzel Kröndl. Diese Guldiner sind heute sehr selten (RR).


Interessant und bemerkenswert ist, dass man eine Version dieses Guldiners auch in Gold anfertigte, allerdings nicht im Jahre 1486, sondern erst 77 Jahre später, d. h. um 1563. Dieses Goldstück zu sieben Dukaten (24,18 g) ist von seinen Stempeln her motivgleich mit dem silbernen Guldiner von 1486 stammt jedoch von der Hand des Stempelschneiders Christof Loch.

Goldversion des silbernen Guldiners (um 1563) zu 7 Dukaten, Gold 986/1000, 24,18 g, Ø 38 mm. Münzstätte Hall in Tirol. [Bildquelle: Auktionshaus H. D. Rauch, 100. Münzenauktion (18. April 2016), Los 49].

Christof Loch soll eines dieser goldenen Exemplare dem am Münzwesen interessierten Erzherzog Karl in der Münzstätte Hall vorgelegt haben, als Kaiser Ferdinand I. und seine Söhne König Maximilian sowie Erherzog Karl in der Münzstätte zu Besuch waren.

Betrachtet man die Münze genauer, so stellt man fest, dass ihr Dukatengewicht im rechten Vorderseitenfeld neben dem Kopf des Erzherzogs durch eine dünn eingeritzte „7“ markiert wurde. Eine Markierung, die man allerdings erst später hinzugefügt hat.

Von dieser Goldmünze sind bis heute nur sieben Exemplare bekannt, von denen sich vier in öffentlichen Sammlungen befinden (u. a. Wien, Karlsruhe und Sankt Petersburg).




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