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Zwei imposante Bronzemünzen von Ptolemaios III. Euergetes I.

König Ptolemaios III. Euergetes I. (246–222/21 v. Chr.), sein Beiname bedeutet der Wohltäter, war der Sohn von Ptolemaios II. Adelphos und Arsinoë I. (Abb. 1)

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Abb. 1: König Ptolemaios III. Euergetes I. (246–222/21 v. Chr.). Hellenistische Marmorskulptur.

Standort: Archäologisches Nationalmuseum, Neapel.

Bildquelle: Miguel Hermoso Cuesta, Wikimedia Commons


„Von Beginn seiner Herrschaft an bezeichnete er sich – der Vorgabe des Vaters entsprechend – nicht nur als <Sohn des Königs Ptolemaios>, sondern als <Sohn des Königs Ptolemaios und der Königin Arsinoe [II.], der Götter Geschwister>. Seine Mutter [Arsinoe I.] fiel endgültig aus der dynastischen Reihe heraus.“ (Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332–30 v. Chr., S. 335)


Doch schon bald nachdem Ptolemaios III. die Macht in Ägypten übernommen hatte (246 v. Chr.), wurde er in die Thronwirren des Seleukidenreichs verwickelt. Der Schwester Ptolemaios´ III., Berenike, die die 2. Gemahlin des Seleukidenkönigs Antiochos II. war, und ihrem jungen Sohn Antiochos, wurde nämlich die Thronfolge nach dem Tode Aniochos´ II. (246 v. Chr.) verwehrt. Laodike, die erste Gemahlin Antiochos II., missachtete die Regelung von 253/52 v. Chr., die sie und ihren Sohn  Seleukos II. von der Thronfolge zugunsten der Berenike und ihrem Sohn Antiochos ausgeschaltet hatte und wies ihre Gefolgschaft an, den legitimen Thronfolger und seine Mutter zu beseitigen. Berenike, die davon Wind bekommen hatte, bat Ptolemaios III. eiligst um Hilfe und verschanzte sich zunächst in Daphne, einem Vorort von Antiocheia. Daraufhin fiel Ptolemaios III. mit Armee und Marine in Syrien ein und begann so den 3. Syrischen Krieg (246–242/41 v. Chr.). Doch obwohl er in Antiocheia nicht mehr rechtzeitig eintraf, um das Leben von Berenike und von seinem Neffen noch zu retten, brach er den Feldzug nicht ab, sondern nutzte die Gelegenheit und eroberte beträchtliche Teile des Seleukidenreichs – ja gelangte sogar bis Babylon. Nachdem ihn in Babylon jedoch die Nachricht von einer Revolte in Ägypten erreicht hatte (246/45 v. Chr.), musste er nach Alexandreia zurückkehren. Danach brökelte die ptolemaiische Macht in Syrien nach und nach wieder und Ptolemaios III. und Seleukos II. schlossen drei Jahre später Frieden, nachdem Ptolemaios die ehrgeizigen Pläne von 246 v. Chr. aufgab und auch Seleukos II. erkannt hatte, dass er dem mächtigen äyptischen Nachbarn weder Land noch Macht abringen konnte. „So kam im J.[ahr] 242/41 [v. Chr.] ein Friedensvertrag zustande, der – was das syrische Kernland anging – den status quo ante wiederherstellte, allerdings mit der Ausnahme, daß Seleukeia Pieria unter ptolemaiischen Einfluß geriet; in Kleinasien und in Thrakien jedoch verlor der Seleukide alle Stützpunkte, die am Meer gelegen waren.“ (Huß, wie a.a.O., S. 351)


Da Kriege wie der 3. Syrische Krieg allerdings gewaltige finanzielle Ressourcen erforderten, ließ Ptolemaios III. neben zahlreichen Gold- und Silbermünzen auch noch beträchtliche Mengen Bronzemünzen prägen. Zu den größten, schwersten und damit imposantesten dieser bronzenen Gepräge gehören zweifellos die 1-Drachmen-Stücke. (Abb. 2)


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Abb. 2: Ptolemaios III. Euergetes I. (246–222/21 v. Chr.). Drachme (um 246–222/21 v. Chr.),

Bronze, 70,25 g, Ø (Höhe, Vs.) 42,15 mm, Zentrierpunkte, Münzstätte Alexandreia

(Ägyptische Serie 5B, Nr. B395, nach C. Lorber: CPE, Teil I, Bd. 2).

Bildquelle: F. R. Künker, Auktion 136 (10. März 2008), Los 762


Diese über 40 mm großen und um 70 g schweren Stücke, die dem Nominal einer Silberdrachme entsprachen, waren also im wahrsten Sinne des Wortes Großbronzen. Sie zeigen vorderseitig ein nach rechts gewandtes Porträt des Gottes Zeus Ammon mit floral geschmücktem Diadem im Haar und rückseitig einen auf einem Blitzbündel nach links hin stehenden Adler mit geschlossenen Schwingen. Im inneren linken Münzfeld erscheint zudem ein mit Diadem umbundenes Füllhorn und zwischen den Beinen des Adlers ein Monogramm aus den Buchstaben Χ und Ρ. Die Münzumschrift lautet ΒΑΣΙΛΕΩΣ ΠΤΟΛΕΜΑΙΟΥ ([Münze] des Königs Ptolemaios).


Dem Numismatiker Svoronos zufolge steht das auf der Münze erwähnte Monogramm aus Χ und Ρ als Kürzel für den Athenischen Exilanten Chremonides, der im Ptolemaierreich Flottenadmiral während des 3. Syrischen Krieges war und während jener Feldzüge für die Münzprägung in Gold, Silber und Bronze verantwortlich zeichnete. „Svoronos … interpreted the monogram [XP] as the signature of the Athenian exile Chremonides. The Greek scholar argued that Chremonides was admiral of the Lagid fleet during the Third Syrian War and that he struck both the precious metals and bronze coinages in the course of his campaigns.“ (Catharine C. Lorber: Coins of the Ptolemaic Empire. Teil I, Bd. 2, Bronze, S. 93f.)


Doch wenngleich Ptolemaios III. und Seleukos II. 242/41 v. Chr. auch Frieden geschlossen und den 3. Syrischen Krieg beendet hatten, so hörte Ptolemaios III. nicht damit auf, die Feinde oder Rivalen von Seleukos II. auch weiterhin zu unterstützen. Um Seleukos II. aus Kleinasien fern zu halten, unterstützte er beispielsweise dessen Bruder Hierax, der dort die Macht an sich gerissen hatte, bis jener dann von Attalos I. von Pergamon 227 v. Chr. aus Kleinasien vertrieben worden war. Danach verbündete er sich mit Attalos I., um seine asiatischen Besitztümer zu schützen und eine Rückkehr der Seleukiden nach Kleinasien zu verhindern. Ein Unterfangen, das zumindest so lange erfolgreich war, bis Achaios, der General Antiochos´ III., 223 v. Chr. in Kleinasien einmarschierte und dieses erneut für das Seleukidenreich in Anspruch nahm.


Aber Ptolemaios III. mischte sich nicht allein in seleukidische Angelegenheiten, um seine Besitzungen in Kleinasien, Phönikien und Koile-Syrien zu schützen und zu bewahren, sondern ebenso in Innergriechische. So unterstützte er auf dem griechischen Festland die Feinde des antigonidischen Königreichs Makedonien, da die große Macht Makedoniens eine ständige Bedrohung für die ptolemaiischen Inselbesitzungen in der Ägäis darstellte. Aus diesem Grund hatte Ptolemaios III. die Achaiische Liga und Aitolische Liga bereits während der 240er und 230er Jahre v. Chr. in ihrem Kampf gegen die makedonische Vorherrschaft finanziert. Als sich die Achaiische Liga dann später mit Antigonos III. Doson von Makedonien gegen Kleomenes III. von Sparta verbündete, unterstützte Ptolemaios III. den spartanischen König Kleomenes III. während des sogenannten Kleomenischen Krieges (229–222 v. Chr.) mit Truppen und Geld.


Da ptolemaiische Bronzemünzen, wie die nachfolgende (Abb. 3),


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Abb. 3: Ptolemaios III. Euergetes I. (246–222/21 v. Chr.). Trihemiobol (um 243–222 v. Chr.),

Bronze, 19,11 g, Ø 29 mm, Zentrierpunkte, Münzstätte Korinth (Nr. B404, nach C. Lorber: CPE, Teil I, Bd. 2).

Bildquelle: Numismatica Ars Classica, Auktion 154 (19. Mai 2025), Los 1315


auf dem Peloponnesos in Griechenland gefunden wurden, geht die Fachwelt davon aus, dass diese Münzen Teil der finanziellen Zuwendungen waren, die die erwähnten Ligen oder der Spartaner Kleomenes III. von Ptolemaios III. erhielten. Nun sind diese Trihemiobole auf Grund ihrer Maße und Gewichte längst nicht so beeindruckend wie die fast viermal schwereren und deutlich größeren Drachmen aus Abb. 1, doch sind sie auf Grund der Tatsache, dass sie vorderseitig die Porträtbüste Ptolemaios´ III. Euergetes I. mit chlamysartiger Ägis und Lorbeerkranz tragen, dennoch äußerst imposant und eindrucksvoll und obendrein sehr selten, zumal die meisten Bronzemünzen, vor allem jene aus Ägypten selbst, vorderseitig Zeus Ammon abbilden. Ging die Fachwelt früher davon aus, dass diese Münzen in Alexandreia geprägt wurden und anschließend als ptolemaiische Subsidien nach Griechenland flossen, so vertreten Numismatiker inzwischen die Ansicht, diese Bronzemünzen seien in einer ptolemaiischen Münzstätte in Korinth produziert worden. Folgt man Catharine Lorber, dann war der Zweck dieser Münzen, die Bezahlung einer antimakedonischen Garnison in Korinth oder anderer ptolemaiischer Truppen für Aratos. „The purpose of the coinage was almost certainly to pay the garrison at Corinth and perhaps other Ptolemaic troops made available to Aratus.“ (C. Lorber: wie a.a.O., S. 96) Aratos von Sikyon war der Stratege der Achaischen Liga, der Korinth 243 v. Chr. von seiner makedonischen Garnison befreit hatte. Die ptolemaiischen Subsidien für Kleomenes III. von Sparta, so Lorber, wurden vermutlich in Silber bezahlt und lieferten so das Metal für die Ausprägung seiner Porträtmünzen.


Weil das in Abb. 3 gezeigte bronzene Trihemiobol heute extrem selten ist, es sind nur ein paar Trihemiobole dieses Typs bekannt, erzielte diese Münze in der 154. Auktion der Numismatica Ars Classica vom 19. Mai 2025 einen Zuschlag von 12.000,– CHF (= 12.816,– Euro).


Michael Kurt Sonntag

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