Ptolemaios IV. Philopator I. (222/21–204 v. Chr.), sein Beiname bedeutet „Vater-Liebender“, wurde im Jahr 244 v. Chr. als Sohn Ptolemaios’ III. Euergetes I. und Berenike II. geboren (Abb. 1).
Zu seinen Geschwistern gehörten Magas und Arsinoe. Da die tatkräftige Mutter den jüngeren Bruder Magas favorisierte und sich der einflußreiche Minister Sosibios und mit ihm gewisse Hofkreise um Ptolemaios scharten, kam es, als die Thronfolge bevorstand, zur Bildung einer Magas- und einer Ptolemaios-Fraktion. Nach dem Tod Ptolemaios III. Euergetes I. ließ die von Sosibios geführte Ptolemaios-Fraktion den Magas (221 v. Chr.) und bald darauf auch Berenike II. und den Onkel Lysimachos ermorden.
Ptolemaios IV., der um die Wende des Jahres 222/21 v. Chr. den Thron bestiegen hatte, konnte daraufhin ungehindert regieren. Im Spätsommer 220 v. Chr. heiratete Ptolemaios seine Schwester Arsinoe (III.) und begründete bald darauf den Kult der Theoi Philopatores (Götter Vater-Liebende). Der Ehe mit Arsinoe entstammte der spätere König Ptolemaios V. Epiphanes.
Mit dem Einmarsch des seleukidischen Königs Antiochos III. des Großen ins ägyptische Koile-Syrien im Frühsommer 221 v. Chr. begann der 4. Syrische Krieg. Für die Seleukiden war das Ziel dieses Krieges die Eroberung Koile-Syriens. Doch kam es nach dem Einmarsch des Antiochos nicht etwa zu einer schnellen Entscheidungsschlacht, sondern zu einem zähen, mehrere Jahre andauernden, diplomatischen und militärischen Ringen. Erst als sich die Ptolemaier ausreichend für einen Krieg gerüstet hatten – dies war erst 217 v. Chr. der Fall – kam es bei Rhaphia, im Grenzgebiet zwischen Ägypten und Koile-Syrien, zur entscheidenden Schlacht. Dort trafen am 22. Juni 217 v. Chr. zwei gewaltige Heere aufeinander.
„Auf der Seite des Ptolemaios 70 000 Infanteristen, 5000 Kavalleristen und 73 Elefanten, auf der Seite des Antiochos 62 000 Infanteristen, 6000 Kavalleristen und 102 Elefanten.“ (1)
Die Entscheidung zum Sieg brachte die ptolemaiische Phalanx, die aus 25 000 Makedonen und 20 000 Ägyptern bestand und die Ptolemaios IV. selbst kommandierte. Dieser gelang es, die Phalanx der Seleukiden und die Araber aufzureiben und die Armee des Antiochos somit vernichtend zu schlagen. Im September 217 v. Chr. konnte ein Friedensvertrag geschlossen werden, in dem der status quo ante, d. h. der Zustand vor dem Krieg, festgeschrieben wurde, wodurch die meisten ehemaligen ptolemaiischen Gebiete – auch Seleukeia Pieria – wieder ans Ptolemaier-Reich fielen. Dass es Ptolemaios IV. gelungen war, die Seleukiden militärisch erfolgreich abzuwehren, war zweifellos eine seiner größten Leistungen während seiner Herrschaft.
Da Ptolemaios IV. den Sieg bei Raphia einem wunderbaren Eingreifen der Götter Serapis (Sarapis)* und Isis zuschrieb, begründete er bald darauf den neuen Kult der Theoi Soteres (Götter Retter) für Isis und Serapis und versprach im Dekret von Raphia monatliche Opfer zu Ehren dieser Götter. Darüber hinaus widmete er diesen Gottheiten zwischen 215/14 und 205/04 v. Chr. einen Tempel in Alexandreia.
Ebenfalls in Alexandreia hatte er schon bald nach dem Sieg bei Raphia Tetradrachmen schlagen lassen, die vorderseitig nicht mehr, wie bis dahin, den Dynastiegründer Ptolemaios I. zeigen, sondern nun die nach rechts gestaffelten Büsten der Götter Serapis und Isis tragen (Abb. 2).
Während beide Büsten drapiert sind, trägt Serapis einen Lorbeerkranz und über der Stirn eine kleine Osiriskrone, Isis dagegen einen Getreidekranz und über der Stirn die Krone der Isis (Sonnenscheibe flankiert von Hörnern). Der Adler auf diesen Tetradrachmen ist nur leicht abgewandelt gegenüber jenem von den regulären Stücken, die bis dahin emittiert wurden. So blickt er hier rückwärtsgewandt statt geradeaus und hält mit seinem Flügel ein doppeltes Füllhorn, das mit einem Diadem geschmückt ist. Tetradrachmen dieses Typs wurden nach dem Sieg bei Raphia auch in Sidon und Tyros geprägt. Dass Serapis-Isis-Tetradrachmen in Askalon aber bereits vor diesem Sieg, genauer gesagt zwischen 220/19 und 218/17 v. Chr. verausgabt wurden, beweist aber, dass Serapis-Isis-Tetradrachmen nicht nur als Dankprägungen emittiert wurden. Stattdessen wurden sie bereits zu Beginn des seleukidischen Einmarsches in Syrien und Phönikien geprägt, als man einer Errettung durch die Götter bedurfte und diese so schnell wie möglich herbeisehnte.
Folgt man Werner Huß, dann
„eröffnete [die Tatasache], dass Isis häufig neben ihrem Gemahl Sarapis erschien, die Möglichkeit, das königliche Paar zum göttlichen Paar in Beziehung zu setzten.“ (2)
Schließlich stand auf den zweisprachigen Gründungsplatten des Heiligtums des Serapis und der Isis in Alexandreia: „[Heiligtum] des Sarapis und der Isis, der Götter Retter, und des Königs Ptolemaios und der Königin Arsinoe, der Götter Vater-Liebende.“ (3)
Doch auch wenn
„Sarapis und Isis, die Götter der Dynastie, nun in engster Verbindung mit Ptolemaios und Arsinoe, den Herrschern der Dynastie standen,“ (4)
so ist es deshalb nicht zwingend anzunehmen, in den gestaffelten Porträts von Serapis und Isis das königliche Paar Ptolemaios und Arsinoe in göttlicher Gestalt zu sehen, zumal die Gesichtszüge nach Lorber eine solche Interpretation in keiner Weise stützen:
„Indeed, Edelgard Brunelle submitted that the images of Sarapis and Isis on the tetradrachms represent the royal couple in the guise of deities. But the facial features do not support this interpretation, and Brunelle´s claim to see traces of royal diadems appears fanciful.“ (5)
Für Lorber ist jede Bezugnahme auf das Herrscherpaar bestenfalls indirekt und einem direkteren Vergleich mit Ptolemaios I. und Berenike I. untergeordnet, da diese ebenfalls den Kultnamen Götter-Retter trugen.
„Any allusion to the ruling couple is probably oblique at best, subordinate to a more direct comparison with Ptolemy I and Berenice I, who also bore the cult name Theoi Soteres.“ (6)
Michael Kurt Sonntag
*Serapis (Sarapis) war ein ägyptisch-griechischer Gott (gebildet aus Osiris und Apis); ein Retter- und Heilgott, der den Menschen in Notlagen half.
Quellenangaben:
Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit. 332–30 v. Chr., München 2001, S. 397.
Ebd. S. 453.
Ebd. S. 454.
Ebd.
Catharine C. Lorber: The Royal Portrait on Ptolemaic Coinage, in: Achim Lichtenberger et al [Hrsg.]: Bildwert. Nominalspezifische Kommunikationsstrategien in der Münzprägung hellenistischer Herrscher. Kolloquium vom 17.–18. Juni 2010 in Münster, Bonn 2014, S. 119.
Ebd.
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