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Dietmar Kreutzer

Das "Prinzip Hoffnung" am Silbermarkt

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges war der Silberpreis immer wieder starken Schwankungen ausgesetzt. Zunächst stieg der Bedarf an dem Edelmetall, unter anderem durch die Konjunktur der Nachkriegszeit. Die Münzen wurden auch noch als Währungsmetall verwendet, etwa in der frisch gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Wenige Jahre nach Kriegsende wählte man für die Kursmünze zu fünf Deutschen Mark eine Legierung aus 625 Teilen Silber und 375 Teilen Kupfer. Zur Herstellung der ersten Münzen wurden 35 Tonnen Barrensilber in Mexiko angekauft. Im Jahr 1963 kletterte der Weltmarktpreis von Silber auf einen Wert von 1,29 Dollar pro Unze. Ein Run auf Silber als vermeintlich krisensichere Wertanlage setzte ein. In mehreren Ländern lag der Metallwert silberner Scheidemünzen plötzlich über dem Nennwert. Die betroffenen Münzen verschwanden aus dem Umlauf. Im Jahr 1975 wurden unter anderem wegen des steigenden Silberpreises die letzten deutschen Umlaufmünzen aus Silber durch unedle Geldstücke ersetzt. Silber wurde zum Spekulationsobjekt. Im Januar 1980 erreichte der Silberpreis ein historisches Hoch von 52,50 Dollar pro Feinunze. Wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hatten spekulative Käufe der Gebrüder Hunt, der Erben eines texanischen Ölmilliardärs. Als die Blase platzte, ging der Preis auf 11,40 Dollar zurück.

Zyklische Ausschläge beim Silberpreis - Bildquelle: Wikimedia, Realterm


Nach einer langen Durststrecke erreichte das Edelmetall im Gefolge der Finanzkrise vor über zehn Jahren erneut einen Wert von knapp 50 Dollar pro Unze. Doch wieder hatte es im Vorfeld spekulative Geschäfte gegeben. Die Bank JP Morgan wurde beschuldigt, den Silberpreis durch Aktivitäten auf dem Terminmarkt manipuliert zu haben. Die Bank hatte demnach bewusst große Positionen aufgebaut, was den Preis in die Höhe trieb. Auf dem Höhepunkt der Hausse hatte sie zum Nachteil anderer Teilnehmer am Markt das Silber in großem Umfang verkauft, was zu einem empfindlichen Preisverfall führte. Um Manipulationen künftig zu verhindern, ist wenig später der Dodd-Frank Act zur Regulierung des Gebarens von Finanzinstituten verabschiedet worden. In den folgenden Jahren hatten Silberanleger nicht viel Freude an ihrem Investment. Das monatliche Edelmetall-Barometer der MünzenRevue meldete im Sommer 2016: „Der Silberpreis hat übrigens in den letzten Wochen einen noch stärkeren Rückschlag erlitten und fiel Ende Mai 2016 mal wieder unter 16 US-Dollar pro Feinunze.“ Danach ging es jedoch allmählich bergauf. Zunächst wurde die Schwelle von 20 US-Dollar pro Unze überschritten. Im Zuge der jüngsten Rallye am Goldmarkt stieg der Preis über die Schwelle von 30 Dollar.


Silberbarren aus der Dennis s.k collection - Bildquelle: Wikimedia, Dnn87


Seitdem wird gefragt, ob der Silberpreis in absehbarer Zeit noch weiter zulegen könnte. Von der Schmuckindustrie oder als Wertanlage wird Silber immer weniger nachgefragt. Als Ursache für einen möglichen Boom wird dagegen die wachsende Nachfrage aus der Industrie gesehen, insbesondere bei erneuerbaren Energien. Silber ist aufgrund einer besonders guten Leitfähigkeit ein bevorzugter Rohstoff, insbesondere bei der Herstellung von Solarmodulen. Auf der Website des australischen Brokers mitrade.com heißt es: „Seit 2021 schwankten die Silberpreise hauptsächlich zwischen 20 und 25 Dollar pro Unze. Im März 2024 gab es jedoch einen bedeutenden Wandel, als die Silberpreise über 33 Dollar stiegen, was einem Anstieg von über 20 Prozent in nur sieben Monaten entspricht.“ Allgemein wird vermutet, dass der Silberpreis wegen der auf einige Länder (Mexiko, China, Peru) mit großem Potenzial beschränkten Förderkapazität kurzfristig steigen könnte. Mittelfristig ist die Förderung allerdings ausbaufähig. Mehr als zwei Drittel des Silbers fällt schließlich als Beiprodukt in Blei-, Zink-, Kupfer- oder Goldminen an. Der industrielle Ersatz von Silber durch andere Metalle kann ebenfalls zu Überraschungen führen. Die künftige Preisentwicklung lässt sich somit nicht klar vorhersagen. Nach seinem höchsten Stand seit über zwölf Jahren von 34,86 US-Dollar pro Unze im Oktober 2024 fiel der Preis im November 2024 wieder etwas zurück. Am 6. Dezember abends lag er bei 30,97 Dollar.


Dietmar Kreutzer

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