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Das größte und schwerste Goldnominal der griechischen Antike


Alexander der Große (336-323 v. Chr.), Doppel-Stater (um 336-323 v. Chr.), Gold, 17,20 g, 22 mm, Münzstätte Aigai (?)/Makedonien. Bildquelle: Gerhard Hirsch Nachfolger, Auktion 313 (23. September 2015), Los 2023.

Wie schon sein Vater, Philipp II., so hatte auch Alexander der Große seine Goldmünzen im attischen Münzfuß (8,6 g/Stater) prägen lassen. War das größte Goldnominal zu Alexanders Lebzeiten der Doppelstater (17,2 g) gewesen (Abb. 1),

Antiochos III. (222-187 v. Chr.), Oktodrachmon (um 204-197 bzw. um 197-192/190 v. Chr.) Gold, 34,16 g, 30 mm, Münzstätte Antiocheia am Orontes. Bildquelle: Numismatica Ars Classica, Zürich, Auktion 114 (6.-7. Mai 2019), Los 349.

so prägten seine Nachfolger im Ptolemaier- und im Seleukidenreich noch sehr viel größere Goldnominale. Unter den seleukidischen Königen emittierte man beispielsweise goldene Oktodrachmen im attischen Münzfuß (34,2 g/Oktodrachmon) (Abb. 2).

Berenike II. (244/43-221 v. Chr.), Oktodrachmon (um 244/43–221 v. Chr), Gold, 27,85 g, 28 mm, Münzstätte Alexandria. Bildquelle: Nomos AG, Auktion 13 (7. Oktober 2016), Los Nr. 241.

Und auch die Ptolemaier verausgabten goldene Oktodrachmen (27,8 g/Oktodrachmon) (Abb. 3) und in Ausnahmefällen sogar goldene Doppel-Oktodrachmen (55,5 g, Ø 34 mm) im ptolemaiischen Münzfuß.

Doch das größte und schwerste jemals in der griechischen Antike geprägte Goldnominal kam weder aus dem Reich der Ptolemaier noch aus dem der Seleukiden, seine Heimat war das ferne Baktrien. Dort hatte Eukratides I. um 171 v. Chr. – er war der Sohn eines gewissen Heliokles und der Laodike – einen Aufstand gegen Demetrios II. angezettelt. Da die Truppen des rechtmäßigen Herrschers aber in der Überzahl waren, zog sich Eukratides mit seinen Rebellen hinter die Sicherheit von Festungsmauern zurück. Die anschließende Belagerung konnte er nach vier Monaten allerdings überwinden und Demetrios II. sogar besiegen. Von da an beherrschte er Baktrien zusammen mit seinem Sohn Eukratides II. und dehnte seine Macht und sein Territorium beständig aus. So überquerte er den Hindukusch und eroberte die indo-griechischen Besitzungen in Paropamisadai und in Gandhara. Doch wie so oft in antiken Herrscherhäusern lauerte die größte Gefahr für den König nicht in der feindseligen Fremde, sondern im engsten Familienkreis. Vom Wunsch beseelt, Baktrien allein zu regieren und von purer Machtgier getrieben, ermordete Eukratides II. seinen Vater (145 v. Chr.). „Eukratides II murdered his father and coldly drove his chariot through the blood of the dead king.“ [Eukratides II. ermordete seinen Vater und lenkte seinen Streitwagen eiskalt durch das Blut des toten Königs.] (Oliver Hoover, Handbook of Coins of Baktria and Ancient India, Lancaster/London, 2013, S. 46).

Zu der umfangreichen Münzprägung, die Eukratides I. während seiner Herrschaft im attischen Standard verausgabte, zählen silberne Tetradrachmen, Drachmen, Obole und Hemiobole ebenso wie einfache Goldstatere. (siehe Abb. 4)

Eukratides I. (171-145 v. Chr.). Stater (um 171-145 v. Chr.), Gold, 8,49 g, Ø 20 mm, Münzstätte Baktra. Bildquelle: Classical Numismatic Group, Triton XIV, Auktion (4. Januar 2011), Los 428.

Wie Abb. 4 verdeutlicht, trägt Eukratides I. auf seinen Goldstateren einen boiotischen Helm, der mit Stierhorn, Stierohr und einem schmalen Helmbusch verziert ist und betitelt sich auf der Münzrückseite, die von den reitenden Dioskuren, den mythologisch legendären Zwillingssöhnen des Zeus, geschmückt wird, als Großkönig. Lautet doch die Münzlegende auf: BASILEOS MEGALOU / EUKRATIDOU ([Münze] des Großkönigs Eukratides).

Aber Eukratides ließ nicht nur einfache Goldstatere prägen, sondern verausgabte auch Goldnominale im 20-fachen Statergewicht, d. h. Goldstücke mit einem Gewicht von 169,2 g und einem Durchmesser von 55 mm. Diese waren absolut motivgleich mit den einfachen Goldstateren und auf Grund ihrer technischen Parameter die größten und schwersten Goldmünzen der gesamten griechischen Antike. Da das Gold für diese gewaltigen Goldstücke laut Hoover vermutlich aus den Erlösen innerhalb der eroberten indischen Gebiete stammte, ließ Eukratides I. diese 20-fachen Goldstatere gleich bei Münzstätten in Paropamisadai oder in Gandhara prägen. Welche Münzstätten dies genau waren, ist bis heute nicht gesichert, ebenso wenig wie der Zweck dieser Münzen. Ob sie als einmalige Geschenke für besonders verdiente oder hochgestellte Persönlichkeiten gedacht waren oder zur Begleichung großer fälliger Summen herhalten sollten, wir wissen es nicht. Alles was wir mit Sicherheit sagen können, ist, dass diese Münzen heute extem selten sind – Houghton und Hoover stufen sie mit R3 ein. Offiziell bekannt ist bis heute nur 1 Exemplar im Münzkabinett der Bibliotheque Nationale de France, Paris.

Will man wissen, wie das größte Goldnominal der griechischen Antike ausschaute, so braucht man sich nur den Goldstater aus Abb. 4 einmal genau anzusehen – schließlich ist dieser bis auf das Monogramm der Münzrückseite absolut motivgleich mit dem 20-fachen Goldstater.

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