Aus öffentlichen Sammlungen: Medaillenmodell mit dem Porträt Herzog Christophs von Württemberg
- Matthias Ohm
- 16. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Dr. Matthias Ohm vom Münzkabinett des Landesmuseums Württemberg kuratierte vor etwa zehn Jahren eine Ausstellung über den württembergischen Herzog:
Christoph, der von 1550 bis 1568 regierte, zählt zu den bedeutendsten Herzögen Württembergs. Schon die Zeitgenossen schätzten ihn als Herrscherfigur, Reformer und Wegbereiter wichtiger Neuerungen in Württemberg. Er setzte die Reformation endgültig durch, förderte die Bildung und modernisierte die Residenz in Stuttgart. Seine konfessionellen, sozialen und politischen Vorstellungen fanden im gesamten evangelischen Europa Verbreitung: Die 1559 erlassene Große Württembergische Kirchenordnung diente von Skandinavien bis Slowenien als Vorbild.
Besonders in repräsentativen Bauwerken zeigt sich noch heute Christophs großes Selbstbewusstsein. Das Alte Schloss im Herzen Stuttgarts, das heute das Landesmuseum Württemberg beherbergt, wurde während seiner Regierungszeit zu einer prachtvollen Renaissance-Residenz umgebaut. Christoph ließ den Rittersaal in der Dürnitz, die Reitertreppe und die Schlosskirche, den ersten protestantischen Kirchenbau Württembergs, errichten. Auch die prächtigen Arkaden des Innenhofs entstanden auf seine Veranlassung. (Matthias Ohm)

Auf der Vorderseite dieses 1534 entstandenen Medaillenmodells ist ein Brustporträt des württembergischen Herzogs Christoph zu sehen: Er ist im Halbprofil mit Kurzhaarfrisur und Kinnbart dargestellt. Das Barett und die Pelzschaube des Herzogs sind völlig schmucklos. Lediglich eine Kette ist unter dem Mantel auf dem Wams liegend zu erkennen. Der Herrschaftsanspruch des jungen Mannes zeigt sich alleine in der Umschrift, die seinen vollen Namen und seine Titel, sowie das Alter des Porträtierten nennt. Das aufwändig gestaltete Wappen auf der Rückseite betont ebenfalls die Zugehörigkeit zum Hause Württemberg. Dadurch formuliert die Medaille eine Bekräftigung für den Herrschaftsanspruch des württembergischen Prinzen. Zugleich ist sie ein Hinweis auf Christophs Wunsch nach eigener politischer Handlungsfähigkeit und Repräsentation, die ihm während seiner Jugendjahre am habsburgischen Hof verwehrt geblieben waren. Unter den kleinplastischen Holzporträts, die zur Kunstkammer gehörten, hat Weiditz‘ Medaillenmodell eine herausragende Position. Im Gegensatz zu den restlichen porträtartigen Objekten wurde es in den Inventaren so präzise beschrieben, dass es schon ab 1699 zweifelsfrei identifiziert werden kann. (Delia Scheffer)
Inventarnummer: KK braun-blau 79
Material und Technik: Holz, Elfenbein
Maße: H. 11,0 cm, B. 9,7 cm
Beschriftung
Vorderseite: DEI • GRACIA • CHRISTOFFERUS • DUX • WIRTTEMBERGENNSIS • ET •THECKH • COMES • MOIMPPELGARDIE • AN • AET • XIX
Inschrift Rückseite: M D XXXIIII
Sammlung: Landesmuseum Württemberg
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