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Aus privaten Sammlungen: Stadt Erfurt, Reichstaler, 1637

Das Besondere an der Geschichte der Stadt Erfurt war ihre Zugehörigkeit zum weit entfernten Erzbistum Mainz. Die enge Verbindung dorthin wird im Stadtwappen durch das silberne Rad auf rotem Grund zum Ausdruck gebracht. Zwar ist der Heilige Martin als Patron von Mainz auf dem ältesten Stadtsiegel von Erfurt abgebildet, doch bald kam das Rad mit sechs Speichen auf Münzen und Siegeln, auf Gedenksteinen und in Druckwerken vor. Zum erstenmal wurde die heutige Landeshauptstadt des Freistaats Thüringen 742 im Zusammenhang mit der Errichtung des Bistums Erfurt urkundlich erwähnt. Im Mittelalter besaß Erfurt ein hohes Maß an Autonomie, was sich erst durch die gewaltsame Unterwerfung durch das Kurfürsten- und Erzbistum Mainz im Jahr 1664 änderte. Weithin berühmt war die Erfurter Universität, die 1392 eröffnet, 1816 geschlossen und 1994 neu gegründet wurde. Einer ihrer bekanntesten Studenten war Martin Luther, der in Erfurt zum Priester geweiht wurde.


Schauen wir uns die Erfurter Münzgeschichte näher an, dann stellen wir bei den Talern mit dem Datum 1617 verschiedene Stempelvarianten fest, was auf eine hohe Auflage schließen lässt. Im Unterschied zu ihnen ist der während der Schwedenzeit hergestellte Jahrgang 1637 selten und kommt in den Angeboten des Münzhandels nur spärlich vor. Warum von der einen Ausgabe noch recht viele Stücke existieren und von der anderen ganz wenig, würde mich interessieren. Ich habe dazu in der Literatur nichts gefunden. Aber vielleicht wissen Leser dieses Blogs mehr?


Im Dreißigjährigen Krieg durch Belagerungen und Raubzüge marodierender Soldaten schwer geschädigt, wurde Erfurt von 1632 bis 1635 sowie zwischen 1637 und 1650 von den Schweden besetzt. Ihr König Gustav II. Adolf hatte sogar den Plan, in der Domstadt das Verwaltungszentrum für die von ihm eroberten deutschen Gebiete zu errichten. Während der schwedischen Besetzung wurden Münzen mit Bezug auf den königlichen Feldherrn, aber auch 1633 eine besonders gut gelungene Ausgabe mit einer prächtigen Stadtansicht geschlagen.


Gegen den Trend hielt sich Erfurt mit der Prägung von Großsilbermünzen zurück. Die ersten Taler wurden erst 1548 geprägt. Der Meinungswandel hatte mit Abgaben zu tun, die die Stadt im Zusammenhang mit dem Schmalkaldischen Krieg als „Sühne“ an Kaiser Karl V. entrichten musste. Um die Summe von erst 30.000, dann aber 20.000 Goldgulden zahlen zu können, entschloss sich die Stadt, da sie das erforderliche Gold nicht besaß, zur Prägung von silbernen Talern. Auf den Ausgaben von 1548 erkennt man das von einem „wilden Mann“ und einer „wilden Frau“ gehaltene Erfurter Rad und auf der Rückseite ein fünfteiligen Wappenschild. Interesse verdient die auf der Rückseite umlaufende lateinische Inschrift, die in der Übersetzung „Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist“ und damit zu verstehen gibt, dass es sich bei der Auflage um eine Kontribution an das Reichsoberhaupt handelt. Für die Münzarbeiter und Stempelschneider war die Herstellung der ungewöhnlich großen und schweren Geldstücke eine besondere Herausforderung, denn sie hatten doch bisher nur Erfahrung mit der Herstellung von Pfennigen und anderem Kleingeld.

 

Objekttyp: Reichstaler, 1637

Sammlung: Helmut Caspar

 
 

Stadt: Erfurt

Datierung: 1637

Vorderseite: Stadtwappen von wildem Mann und wilder Frau flankiert

Rückseite: Fünfteiliges Wappen

Material: Silber

Größe: 40 mm

Gewicht: 28,89 g

Katalog: Davenport 5274

 

Helmut Caspar

 

Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus Ihrer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@muenzen-online.com.

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