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Anton Vetterle: Die Münzen der Freien Reichsstadt Augsburg von 1521 bis 1805.


Anton Vetterle: Die Münzen der Freien Reichsstadt Augsburg von 1521 bis 1805. Katalog, Regenstauf 2021, 462 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, Preis: 49,90 Euro, Format: ca. 22 x 28,5 cm, Festeinband,

ISBN: 978-3-86646-197-0.


Die Geschichte von Augsburg reicht bis in die Römerzeit zurück, der lateinische Name Augusta Vindelicorum verweist auf Kaiser Hadrian, welcher der Siedlung im Jahre 121 n. Chr. das römische Stadtrecht verlieh. Ab dem zweiten Viertel des 10. Jahrhunderts gab es in Augsburg eine bischöfliche Münzstätte, die Silberpfennige herstellte, zeitweilig aber auch den bayerischen Herzögen zu Diensten war. 1276 zur Freien Reichsstadt erhoben, entstanden in der Stadt zahllose Münzen, die heute in größerer Zahl vom Handel angeboten werden. Das zur Geldherstellung benötigte Edelmetall stand den Münzmeistern sowie den ortansässigen Gold- und Silberschmieden dank weitreichender Handelsbeziehungen günstig zur Verfügung.



Augsburger Münzen, wie diese prachtvollen Taler, liegen in zahlreichen öffentlichen sowie privaten Sammlungen, sie werden regelmäßig vom Münzhandel angeboten und sind auch in Museen ausgestellt. [Bildquelle: Fotoarchiv von Helmut Caspar].


Augsburg entwickelte sich zu einem bedeutenden Zentrum des deutschen Edelmetallhandels sowie des Gold- und Silberschmiedehandwerks. Gleichzeitig stammen aus ihr darüber hinaus zahlreiche an der Zirbelnuss, auch Pyr genannt, zu erkennende Münzen und Medaillen. Die Entwicklung der Stadt war überschattet durch Streitigkeiten mit den Bischöfen. Die in finanzielle Nöte geratenen Kirchenfürsten sahen sich mehrfach veranlasst, ihre Münze an Augsburger Bürger zu verpfänden, gaben diese aber nie ganz aus der Hand. Erst 1521 gelang dem zum Reichstag nach Worms entsandten Stadtschreiber und kaiserlichen Rat Konrad Peutinger bei Kaiser Karl V., nicht nur alte Privilegien zu erneuern und zu erweitern, sondern auch das einträgliche und prestigeträchtige Münzrecht für die Freie Reichsstadt zu erlangen.


Die auf der am 21. Mai 1521 unterzeichneten Urkunde beruhende und in einer Werkstatt nahe dem Barfüßerkloster realisierte Emission hat Anton Vetterle in einem neuen, von den Kunstsammlungen und Museen Augsburg herausgegebenen Prachtband „Die Münzen der Freien Reichsstadt Augsburg von 1521 bis 1805. Katalog“ erfasst. Grundlage der neuen Publikation sind die im Augsburger Maximilianmuseum befindlichen Münzen und Medaillen. Die sich in der bedeutendsten Sammlung von Münzen der Freien Reichsstadt in öffentlicher Hand befindlichen Stücke aus Gold, Silber und Kupfer hat Vetterle minutiös beschrieben und mittels hervorragender Fotos abgebildet. Er gibt die Standorte an und nennt Gewichte sowie Größen. So ist es nicht schwer, eigene Sammelstücke nach diesem sorgsam recherchierten Katalog zu bestimmen.


Nach dem Verlust der Reichsfreiheit 1805 im Zusammenhang mit den dramatischen Umwälzungen in der Endphase des Römisch-deutschen Reichs endete die so stolze Münzprägung der Stadt, zu der man noch zahlreiche, in dem Buch jedoch nicht näher behandelte Medaillen rechnen muss. Der letzte Taler stammt aus dem Jahr 1765, der letzte Dukat von 1767. Es folgten dann nur noch kleine Silbermünzen, bescheidene Pfennige und Heller aus Kupfer sowie hin und wieder Goldabschläge davon, die allesamt am Pyr zu erkennen sind.

Die im Würzburger Stadtarchiv liegende Chronik der Bischöfe zu Würzburg von Lorenz Fries gewährt einen Blick in eine Münzwerkstatt, wo zwei Männer am Amboss mit Handstempeln und Hammer eine Münze nach der anderen prägen. Links von ihnen ist ein Blasebalg zu erkennen, der beim Schmelzen des Metalls zum Einsatz kam. Die manuelle Prägung wurde auch in Augsburg bald durch den Einsatz von gravierten Walzen und Spindelpressen abgelöst. Anton Vetterle notiert, dass man mit letzterem Gerät bis zu 30 Münzen in der Minute herstellen konnte. [Bildquelle: besprochenes Buch].

Wertvoll ist die Publikation nicht nur wegen der Auflistung der Münzen nach Jahreszahlen und Nominalen, sondern auch durch Ausführungen über das Auf und Ab der städtischen Münzgeschichte, ferner über die Augsburger Münzordnungen von 1535 sowie 1551, Standorte der Prägeanstalten, die dort benutzten Gerätschaften und an den Emissionen beteiligte Beamte sowie Stempelschneider einschließlich ihrer Zeichen. Außerdem enthält das Buch lesenswerte Darlegungen über die zwischen 1566 und 1760/61 in der Freien Reichsstadt abgehaltenen Probationstage, bei denen zur Prüfung vorgelegte Münzen auf Schrot und Korn getestet wurden, um sie zu verbieten, wenn sie nicht den Vorschriften entsprachen. Aufmerksamkeit verdienen auch Mitteilungen über Sammlungen und Sammler Augsburger Münzen sowie Medaillen und sogar über einen dreisten Diebstahl der wohl nicht besonders gut gesicherten Sammlung des Maximilianmuseums, bei dem Anfang 1922 etwa 250 meist goldene Münzen gestohlen wurden. Da Augsburg ein bedeutender Standort der Gold- und Silberschmiedekunst war, sind die Ausführungen des Verfassers über den vom Handelshaus der Fugger und anderen Patrizierfamilien kontrollierten Gold- und Silberhandel interessant, der nicht nur die Geldherstellung bediente, sondern auch die in alle Welt liefernden Produzenten von Luxusgegenständen aus diesem Material.


Mit dem Konventionstaler von 1764 endete in Augsburg die Prägung von Großsilbermünzen, danach brachte die Stadt noch einen Dukaten und zahlreiche Kleinmünzen heraus, bis die Münzstätte 1805 ihren Betrieb für immer einstellte. [Bildquelle: Fotoarchiv von Helmut Caspar].

Anton Vetterles Katalog hat Vorläufer, vor allem das von Albert von Forster 1897 veröffentlichte Buch „Die Münzen der freien Reichsstadt Augsburg“, dem der Verfasser 1910 den Katalog „Die Erzeugnisse der Stempelschneidekunst in Augsburg und Ph. H. Müller’s nach meiner Sammlung beschrieben und die Augsburger Stadtmünzen“ folgen ließ, ergänzt durch einen Nachtrag von 1914. Wo immer Augsburger Münzen zu bestimmen waren, hat man dies nach Forster gemacht. Jetzt liegt das Buch von Vetterle als neues Referenzwerk vor. Ihm gelang der Nachweis von 50 Münzen, die in den Vorgängerkatalogen noch nicht verzeichnet waren. Die Direktoren der Kunstsammlungen und Museen Augsburg sowie des Maximilianmuseums, Dr. Christoph Trepsch und Dr. Christoph Emmendörffer, bescheinigen dem Bearbeiter große Kennerschaft auf dem Gebiet der Augsburger Münzen sowie unerschöpfliche Energie und große Akribie sowie Geduld bei der Schaffung dieses neuen Standardwerks. Besser kann man es nicht formulieren.



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