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Der ewige Diktator: Vor 80 Jahren triumphierte Franco im Spanischen Bürgerkrieg


Am 18. Juli 1936 meldete die amerikanische Nachrichtenagentur INS: „In der Hafenstadt Mellila in Spanisch-Marokko ist es zum Putsch eines spanischen Regiments gekommen. Oberstleutnant Elitella hat sich mit seinen Truppen in den Besitz der Stadt gesetzt und sich gegen die dortigen Behörden gestellt.“ (Weltgeschichte – eine Chronik; München 1988, S. 424)

Der Oberkommandierende der spanischen Streitkräfte in Marokko wiegelte ab. Der Putsch sei lediglich lokaler Natur. Weit gefehlt! Nur zwei Tage später landeten die ersten aufständischen Truppen auf dem spanischen Festland. Am 19. Juli 1936 trat der linksrepublikanische Ministerpräsident Casares Quiroga zurück. Die rechts gerichteten Aufständischen unter General Francisco Franco nahmen eine Stadt nach der anderen ein. Doch aus dem Umsturzversuch wurde ein Bürgerkrieg, schließlich sogar ein internationaler Konflikt. Von der Sowjetunion durch Kriegsmaterial unterstützt, stellten sich linksgerichtete Freiwillige aus ganz Europa an die Seite der Volksfrontregierung. Ein international vereinbartes Waffenembargo ignorierend, schickten Italien und Deutschland Streitkräfte zur Unterstützung der Putschisten. Fast drei Jahre wurde der verbissen ausgetragene Konflikt geführt. Am 28. März 1939 marschierten die nationalspanischen Truppen in Madrid ein. Der Bürgerkrieg war zu Ende. Franco hatte sich durchgesetzt!

General Francisco Franco (1892–1975) als Leiter der Academia Militar in Saragossa, der Militärschule des Heeres (1930)

Bildquelle: Wikimedia, Chamarasca

In den ersten beiden Jahrzehnten nach Errichtung der Diktatur von Francisco Franco blieb Spanien ein rückständiges Agrarland. Erst nach der Öffnung des Landes für ausländische Investitionen im Jahr 1959 kam es zu einem nachhaltigen Aufschwung: „Die Jahre 1961 bis 1974 waren eine Phase langfristigen Wachstums und ermöglichten Spaniens Übergang in eine Industriegesellschaft. Die durchschnittliche Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts belief sich pro Jahr auf rund sieben Prozent, die gesamtwirtschaftliche Produktivität erhöhte sich jährlich um mehr als sechs Prozent. Gleichzeitig stieg das Pro-Kopf-Einkommen von unter 400 Dollar zu Beginn der 60er Jahre auf rund 2.000 Dollar 1974. Der Anteil des Agrarsektors am Bruttoinlandsprodukt sank zugleich von 23,7 % im Jahre 1960 auf 9,8 % im Jahre 1974. Innerhalb von 15 Jahren stieg Spanien vom Niveau eines Entwicklungslandes auf den zehnten Platz der Industrienationen auf.“ (Walter Bernecker/Horst Pietschmann: Geschichte Spaniens. Stuttgart 1993, S. 346)

5 Pesetas (1949, Nickel, 15 Gramm, 32 mm Durchmesser, 22 Millionen Auflage)

Bildquelle: Wikimedia, Choncho

An den Münzen des Landes spiegelt sich dieser Entwicklungsprozess wider. Nach dem Bürgerkrieg herrschten Hunger und Not. Franco ließ das Geld aus der Vorkriegszeit sowie die Zahlungsmittel der sozialistischen Revolutionäre einziehen: „Alle Silbermünzen werden für ungültig und ihr Besitz für strafbar erklärt – der Staat braucht nach dem Krieg dringend Geld.“ (Aila de la Rive: Spanien – 1850 bis 2000. MoneyMuseum Zürich 2005, S. 16) Die erste „nationale Münze“ war das 25-Céntimos-Stück von 1937, das noch in Wien geprägt wurde. Es ist eine Lochmünze aus Kupfer-Nickel. Wegen des Mangels an Münzmetall wurden während des Zweiten Weltkrieges nur einige wenige kleinere Nominale geprägt. Statt dessen kursierte Papiergeld. Nach dem Krieg änderte Franco überraschend die Staatsform: „Am 31. März 1947 gab er bekannt, dass demnächst ein Gesetz erlassen werde, durch das Spanien wieder zur Monarchie erklärt werden sollte, jedoch, solange er am Leben sei, ohne einen Monarchen.“ (Salvador de Madariaga: Spanien – Land, Volk und Geschichte. München 1983, S. 394) Auf den Münzen prangte ein Franco-Porträt mit der Umschrift CAUDILLO DE ESPANA POR LA G. DE DIOS, also Führer Spaniens von Gottes Gnaden.

100 Pesetas (1966, Silber, 19 Gramm, 34 mm Durchmesser, ca. 70 Millionen Auflage)

Bildquelle: Mariotti Filatelia

Das spanische „Wirtschaftswunder“ der 1960er Jahre war auch am Münzwesen ablesbar. Das Verbot des Gold- und Silberbesitzes wurde aufgehoben. Nach einer 33-jährigen Aussetzung der Silberprägungen erschien im Jahr 1966 erstmals wieder eine Silbermünze: „Die einzige Silbermünze mit der Wertstellung 100 Pesetas bei einem Edelmetallgehalt von 800/1000 und in einer Auflage von 70 Millionen Exemplaren wurde geprägt, um die gestiegene wirtschaftliche Bedeutung des Staates und das Staatsverständnis zu dokumentieren. Es geschah zu einem Zeitpunkt, zu dem die meisten Staaten Silberprägungen aufgaben, weil der Silberpreis auf dem Weltmarkt anzog. Der Materialwert war höher als der Nominalwert. Erst 1970 zog die Regierung Konsequenzen aus dieser Entwicklung und stellte die Prägung ein.“ (Rainer Wohlfeil: Geschichte Spaniens im Spiegel von Münzen und Banknoten, Teil 6. Hamburg 2008, S. 70) Aus der Zeit der Öffnung des Landes datieren auch die offiziellen Nachprägungen von Goldmünzen zu 10, 20, 25 und 100 Pesetas (Originalprägungen: 1876–1897, Nachprägungen: 1961–1962). Als der Diktator am Ende des Jahrzehnts gebrechlich wurde, regelte er seine Nachfolge: „Im Juni 1969 schließlich verkündete Franco vor den Cortes, dass er Prinz Juan Carlos de Bourbón y Borbón zu seinem königlichen Nachfolger ernennen wolle.“ (Bernecker, S. 356) Am 20. November 1975 starb Franco.

Goldmedaille von Numismatica Iberica anlässlich der Nachfolge-Regelung von 1969 zugunsten von Prinz Juan Carlos

Bildquelle: Autor


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