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Dominik Maschek: Die römischen Bürgerkriege


Dominik Maschek: Die römischen Bürgerkriege. Archäologie und Geschichte einer Krisenzeit. wbg Philipp von Zabern, Darmstadt 2018. 352 S., 28 s/w Abbildungen, 16,5 x 24 cm, Hardcover, 49,95 Euro (für WBG-Mitglieder 39,95 Euro), ISBN 978-3-8053-4913-0.

Römische Münzen sind ein beliebtes Sammelgebiet. Bei den Münzen der Kaiserzeit erschließt sich der historische Hintergrund der Münzen vielfach über die Kaiserbiografien, wobei das natürlich vordergründig sein kann. Jedenfalls ergeben sich für den Anfänger über die Kaiserbiografien leichtere Zugänge – und es ist ja unbestritten, dass die Sammelstücke um so mehr Spaß machen, je mehr man über sie und ihre Zeit weiß. Bei den Münzen der Römischen Republik wird das oft als schwieriger empfunden, weil die handelnden Politiker und die Prägeautoritäten keineswegs identisch sein müssen, weil viele Akteure nur kurze Zeit in Erscheinung treten, weil rivalisierende Politiker und Münzmeister nicht immer leicht zu unterscheiden sind (die Kataloge sind schließlich nicht nach politischen Parteien aufgebaut). Aber das alles macht letztendlich den hohen Reiz der Republikmünzen aus – weshalb historisch-politische Hilfen sehr erwünscht sind.

Dominik Maschek, geboren 1981 in Wien, zur Zeit Lecturer in Classical Archaeology an der University of Birmingham (UK) mit Forschungsschwerpunkt auf der Kunst und materiellen Kultur der römischen Republik, erzählt die Zeit der römischen Bürgerkriege, also die Zeit zwischen 133 und 27 v. Chr., die Zeit der reichsten und vielgestaltigsten Münzprägung der Römischen Republik, in seinem neu vorgelegten Buch.

Sicher ist die Literatur über die Geschichte der späten Römischen Republik riesig, aber das Wagnis, die Einzelfacetten aus Personen-, Wirtschafts-, Kunst-, Kultur- und Kriegsgeschichte als Gesamtgeschehen darzustellen, gingen nur wenige ein. Nicht umsonst ist Ronald Symes 1939 erschienenes Werk „The Roman Revolution“, in dem er die Gesellschaftsverhältnisse analysierte und die zeitgenössischen Quellen intensiv interpretierte, noch immer gleichermaßen bewundert wie hilfreich. In diese Kerbe haut nun auch Maschek, er arbeitet an einem Bild, das die Totalität der geschichtlichen Ereignisse erfasst. Im Klappentext des Buches steht „Anhand von Bauwerken und Bildern, aber auch Ritualen und Staatsakten untersucht Dominik Maschek diese spätrepublikanisch-römische Krisenzeit und bietet erstmals eine kulturgeschichtliche Gesamtinterpretation.“ Das ist Werbung, insbesondere das Wort „erstmals“ hätte man sich sparen können. Vor allem deshalb, weil Mascheks Werk das gar nicht nötig hat. Die Berücksichtigung von z.B. der Architektur, der Produktion und des Konsums eröffnet wichtige Blickwinkel, die er gut zu verknüpfen weiß.

Dass bei aller Quellenvielfalt die Münzen praktisch nicht vorkommen, ist bei der umfassenden numismatisch-historischen Forschung der letzten Jahrzehnte ein deutlicher Mangel des Buches. Ob es Symes Darstellung überflüssig macht oder übertrifft, wird jeder Nutzer aus seinem Lese- und Arbeitsinteresse heraus selbst entscheiden. Aber lesen sollte das Buch jeder an dem letzten Jahrhundert vor Christi Geburt Interessierte – und jeder an unserer heutigen Zeit Interessierte. Maschek deutet tatsächlich die Zeit der römischen Bürgerkriege überzeugend und – das ist ja ohnehin das Faszinierende an dieser Epoche, das z.B. auch Christian Meier 1982 in seiner Caesar-Biografie so wunderbar offen legte – er lenkt den Blick auf die Parallelitäten mit unserer Zeit, auf Massenmigration, Wohlstandsgefälle, Religionskonflikte, Elitenversagen und die Konsequenzen für Staat und Gesellschaft. Maschek schreibt ein Geschichtsbuch und mehr als das.


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