Modernes Antiquariat: "Mythos Gold" - 6000 Jahre Kulturgeschichte von Hans-Gert Bachmann
- Dietmar Kreutzer
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Der prachtvolle Bild-Text-Band weitet den Blick des Numismatikers auf die vielfältige Verwendung von Gold in der Geschichte. Der Autor, ein promovierte Mineraloge, widmete sich beinahe ein ganzes Leben lang als Forscher und Lehrkraft dem Thema Gold. Mit seiner Arbeit für die ehemalige Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt hat er sich als vielseitiger Fachmann ausgewiesen. Wer begreifen will, warum Gold in der Kulturgeschichte der Menschheit eine außergewöhnliche Stellung einnimmt, wird bereits in der Einleitung fündig. "Gold ist ein seltenes, wertvolles Metall, aber seine Wertschätzung beruht nicht allein darauf. Es ist unvergänglich, weil es der Verwitterung widersteht. Im Bewusstsein der Menschen wurde es daher mit dem assoziiert, was gleichfalls für Beständiges, Ewiges und Überirdisches stand: Göttern in frühen Glaubens- und Jenseitsvorstellungen und der Allmacht Gottes in monotheistischen Religionen." (Bachmann, S. 17) Gegenüber seinen Konkurrenten unter den Metallen, die der Verwitterung weniger gut widerstehen, hat es aber noch einen weiteren Vorteil. Es ist außerordentlich selten. Gold ist zwar ein in der Natur weit verbreitetes Element - jedoch nur in geringen Konzentrationen. In der Erdkruste ist es zu einem fünfhundert Millionsten Teil enthalten. Silber kommt 15-mal und Kupfer sogar eine Million Mal häufiger vor. Das bedeutet aber nicht, dass es nur in kleinen Mengen gefunden wird: "In Westindien wurde im 19. Jahrhundert angeblich ein. Goldbrocken von 1.350 Kilogramm Gewicht gefunden, der ungefähr so groß wie eine kleine Kommode gewesen sein müsste. Auch Australien brüstet sich mit Rekordstücken von 87,74 und 68 Kilogramm." (Bachmann, S. 19)

Hans-Gert Bachmann: Mythos Gold - 6000 Jahre Kulturgeschichte
Hirmer Verlag München, 2006
278 Seiten, 31 x 27 Zentimeter
Antiquarisch erhältlich ab 8 Euro

Amerikanische Fassung des Buches unter dem Titel "The Lure of Gold"
Abbeville Press, New York 2006
In den Hauptkapiteln des Buches geht es zunächst um die Rolle des Goldes in der Bronzezeit und frühen Hochkulturen. Es ist nachzulesen, dass die ältesten Goldartefakte keineswegs aus Mesopotamien oder dem alten Reich der Ägypter stammen. In einem kupferzeitlichen Gräberfeld bei Warna an der bulgarischen Schwarzmeerküste wurden Goldobjekte mit einem Gewicht von sechs Kilogramm entdeckt, die auf die Zeit um 4400 bis 3900 vor Christus zurückgehen. Deren Material kam mit Sicherheit aus den reichen Vorkommen des Balkans. Außerdem geht es in diesem Kapitel um das Gold der ägyptischen Pharaonen, die Goldkulturen im alten Orient und den goldenen Herrscherkult in Kreta und Mykene. Prachtvollen Abbildungen zeigen unter anderem die Totenmaske von Tutanchamun und eines Kriegers aus Mykene, letztere gefunden von Heinrich Schliemann. Im zweiten Kapitel ist Europa im ersten Jahrtausend v. Chr. das Thema. Die Griechen, von denen die ersten Goldmünzen kamen, treten auf, außerdem die Kelten, die Etrusker und schließlich die Römer. Auf einer Doppelseite werden die 1986 in Großbissendorf/Bayern gefundenen keltischen "Regenbogenschüsselchen" in all ihrem funkelndem Glanz präsentiert. Abgebildet werden auch Münzen und Medaillen, außerdem eine 33 Zentimeter hohe Goldbüste von Kaiser Marc Aurel, die vor dem Einschmelzen bewahrt werden konnte. Sie gehört zur Sammlung des Site et Musée Romains in Avenches/Schweiz.

Totenmaske des Tutanchamun (1325 v. Chr.)
Bildquelle: Wikimedia, MykReeve

Saliera (Salz- und Pfefferfass) von Benvenuto Cellini (um 1540)
Bildquelle: Wikimedia, Kunsthistorisches Museum
Im dritten Kapitel wird das Gold im Islam und jenes der Götter und Herrscher von Asien vorgestellt. Weiter geht es mit der Entdeckung der neuen Welt durch die Europäer, die unaufhörlich auf der Suche nach Gold waren. Insbesondere das legendäre Goldland Eldorado lockte. Ein ganzseitig abgebildetes Zeremonialmesser der Sícan-Kultur aus der Zeit um 1000 bis 3000 n. Chr. zeigt die beeindruckende peruanische Goldschmiedekunst, in der das männliche Sonnenmetall Gold im Griff über das weibliche Mondattribut dominiert. Als nächster Meilenstein der Entdecker erwies sich die afrikanische Goldküste, deren Herrscher im Gold "schwammen". Im letzten Kapitel geht es um die westliche Welt vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Während der Renaissance, im Barock und Klassizismus ist Gold zu religiösen und zeremoniellen Zwecken verarbeitet worden. Namhafte Goldschmiede wie Benvenuto Cellini waren daran beteiligt. Im täglichen Zahlungsverkehr war Gold jedoch nur in begrenztem Umfang zu finden: "Gold für Münzprägungen hatte zwar eine gewisse Bedeutung, stand aber in keinem Verhältnis zu dem in jener zeit weit verbreiteten Silber als vorherrschendem Münzmetall." (Bachmann, S. 230) Das änderte sich mit dem Goldrausch in Kalifornien und der Einführung des Goldstandards. Heute ist die Gewinnung von Gold ein professionelles Geschäft. Dennoch hat es nichts von seiner Faszination eingebüßt. Das zeigt allein ein Blick auf Seite 30 dieses Buches. Dort ist ein Kilo-Goldbarren abgebildet: "Bei einem Goldpreis von ca. 600 Dollar pro Unze hat ein solcher Barren einen Wert von ungefähr 19.300 Euro." Das war im Jahr 2006. Heute liegt der Preis bei über 100.000 Euro!
Dietmar Kreutzer
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