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Südamerika


Die vielen Gesichter des Simón Bolívar

Vor 200 Jahren begann der Siegeszug des „Libertadors“ von Südamerika

Der Mann war ein Filou. Als Sohn eines reichen kreolischen Grundbesitzers geboren, trieb sich der kleine Simón mit den Viehhirten von Caracas herum. Auf diese Weise wurde er ein hervorragender Reiter, was er sein Leben lang gern demonstrierte. Er war ein Frauenheld, liebte Musik und tanzte gut. Seine erste Frau starb, als er 19 war. Die Liaison mit der schönen Ecuadorianerin Manuela Sáenz war ein großer Skandal. Bolívar trug elegante Kleider und kostbaren Schmuck: In Spanien wurde er einmal verhaftet, weil er Spitzenmanschetten und diamantgeschmückte Manschettenknöpfe trug, was Untertanen aus den Kolonien verboten war. Außerdem befasste er sich mit Philosophie, schrieb unzählige Briefe und Manifeste. Seinem Lehrer Rodriguez schwor er schon als junger Mann: „Ich werde meinen Händen nie erlauben, müßig zu sein, noch meiner Seele gestatten zu ruhen, bis ich die Fesseln gesprengt habe, die uns an Spanien ketten.“ (Die Anden-Republiken. Verona 1969, S. 60)

Seinen Kampf begann er in Venezuela, wo er 1811 an der Spitze einer Junta die Republik ausrief. Von den Spaniern vertrieben, kehrte Bolívar aber bald aus dem Exil zurück. Im Jahr 1818 verbündete er seine Truppen in San Juan de Payara mit denen des Freiheitskämpfers José Antonio Páez und rief erneut die Republik aus. Bolívar wurde zum Präsidenten und Oberbefehlshaber bestimmt. An der Spitze einer bunt zusammengewürfelten Revolutionsarmee eroberte er Kolumbien. In den folgenden Jahren wurden Chile, Ecuador und Bolivien von den Spaniern befreit, in der Schlacht von Ayacucho (1824) schließlich auch Peru. Die unerfahrenen Revolutionäre zerstritten sich jedoch bald. Bolívar setzte daraufhin auf eine starke Zentralregierung mit diktatorischen Vollmachten.

Aus dem Revolutionär drohte ein Reaktionär zu werden. Mit seiner restriktiven Politik hatte sich Bolívar damit in eine Sackgasse manövriert. Das von ihm gegründete Groß-Kolumbien zerfiel in sich gegenseitig bekämpfende Teilstaaten. Nach einem Mordanschlag floh Bolívar 1830 außer Landes. Wenige Wochen vor seinem Tod schrieb er resigniert: „Zwanzig Jahre lang habe ich die Macht in Händen gehalten und nur wenige richtige Schlussfolgerungen gezogen. Amerika lässt sich nicht regieren. Wer der Revolution dient, pflügt das Meer.“ Korruption, Verbrechen und ungezügelte Leidenschaften seien im Begriff, seine Heimat zu zerstören. „In Amerika kann man nur eines tun – emigrieren. Es ist unausbleiblich, dass die Region in die Hände einer Bande ungezügelter Kleintyrannen fällt.“ (Die Anden-Republiken. Verona 1969, S. 64)

Erste Medaillen mit dem Bildnis von Bolívar erschienen 1825 zur Erinnerung an die Schlacht von Ayacucho. Entworfen wurden sie von Atanasio Davalos und Manuel Villavicencio. Die erste Münze mit seinem Porträt ist ab 1827 in Bolivien geprägt worden: ein silbernes 8-Soles-Stück. Später erschienen eine Münze zu 4 Reales in Silber und eine weitere zu 8 Escudos in Gold (beide Ecuador, 1844). Venezuela bedient sich seines Porträts seit 1873. Die Serie von Kursmünzen kam in der Währungseinheit Venezolano heraus. Das goldene 20-Venezolanos-Stück nannte man „Bolivar“. Später wurde die ganze Währung „Bolivar“ genannt. Größte Münze war ein 100-Bolivares-Stück, geprägt nach den Normen der Lateinischen Münzunion. Medailleur: Albert Desiré Barré, von 1855 bis 1878 Chefgraveur an der Pariser Münze.

Das Motiv von Barré avancierte zum Dauerbrenner: Über Jahrzehnte wurden die Kursmünzen mit diesem Porträt des „Libertadors“ verziert. Auch die Gedenkmünzen zum 100. Jubiläum der Nationalwährung von 1973 griffen auf das Porträt zurück. Auf den jüngsten Bolivar-Umlaufmünzen von 2007 wird es ebenfalls verwendet. Doch nicht nur Venezuela beruft sich auf seinen Befreier. Die kolumbianischen Kursmünzen sind seit 1911 mit einem Porträt Bolivars versehen. Zum 150. Jahrestag der Befreiung erschien in einer Kooperation zwischen der Casa de la Moneda (Bogota) und Numismatic Italiano (Arezzo) eine Serie goldener Gedenkmünzen mit Bolivar in Uniform. Eine Sondermünze zum Jubiläum im Nennwert von 20 Balboas (3,85 Unzen Silber, Panama, 1971) galt zeitweise als größte Anlagemünze der Welt.

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