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4017 Ergebnisse gefunden für „“

  • 5 Euro 2017 „Tropische Zone“ kurz nach Verkaufsstart ausverkauft

    Bereits kurz nach dem offiziellen Verkaufsstart am Morgen des 27. April 2017 war das zweite deutsche 5-Euro-Stück restlos ausverkauft. Die besondere Münze mit einem Ring aus rotem Polymer-Kunststoff erfreute sich derart großer Beliebtheit, dass die Server bereits kurz nach Beginn der Verkaufsaktion zusammenbrachen Die Tropische Zone begründet eine neue 5-Euro-Serie „Klimazonen der Erde“. Auffällig ist die besondere Vogelperspektive, mit deren Hilfe ein Betrachter entlang der Baumriesen in die tropische Zone eintaucht. Der Papagei steht symbolisch für die Biodiversität der Tropen. Mit diesen realistischen Bildelementen wird die tropische Zone mit dem immerfeuchten Regenwald auf hervorragende Weise abstrahiert. Der rote Ring definiert den Übergang in eine luftige Freifläche, die die Münze „glanzvoll“ zur Geltung kommen läßt. Die Typografie balanciert dabei bewußt außerhalb der Mitte und erzeugt eine zusätzliche Dynamik. Die Wertseite mit ihrer würdigen Adlerfigur harmoniert in gelungener Weise mit der Bildseite. Die Serie soll ab dem Jahr 2018 mit der Subtropischen Zone und einem orangefarbenem Ring, 2019 mit der gemäßigten Zone mit grünem Ring und 2020 mit der subpolaren Zone und einem türkisfarbenem Ring fortgesetzt werden. #Deutschland #Münzen #Europa

  • Das erste in Deutschland gebaute Dampfschiff geht auf Fahrt

    Am 27. Oktober 1816 wurde das erste in Deutschland gebaute Dampfschiff, die „Prinzessin Charlotte von Preußen“, in den Dienst gestellt. Die Jungfernfahrt führte von Pichelsdorf bis zur Pfaueninsel, an Bord waren 160 Passagiere. Ausgelegt war das 41,44 m lange Schiff sogar für bis zu 300 Passagieren. Das Schiff wurde anschließend im regelmäßigen Passagier- und Postdienst zwischen Berlin, Charlottenburg, Spandau und Potsdam eingesetzt. Die Dampfmaschine leistete 14 PS und beschleunigte das Schiff auf 7 km/Stunde. Die Öffentlichkeit bewunderte die Geschwindigkeit. Die Dampfmaschine war englischer Bauart und wurde von der Firma Boulton & Watt aus Soho geliefert. Münzsammlern ist diese Firma durch die Kupfermünzen („Karrenräder“) vom Ende des 18. Jahrhunderts gut bekannt. Der Konstrukteur des Schiffes, John Barnett Humphrey, war auch ein Brite, dessen schottischer Vater in Hamburg lebte. Humphrey hatte am 12. Oktober 1815 von der preußischen Regierung das Patent erhalten, die „eigentümliche Methode, Dampfmaschinen zum Forttreiben von Schiffsgefäßen zu benutzen“. Humphrey richtete in Pichelsdorf bei Spandau am Westufer der Havel in der Nähe der heutigen Freybrücke eine „Dampfboot-Baustelle“ ein. Das erste Schiff wurde am 21. Juni 1816 auf Kiel gelegt und schon am 14. September 1816 lief das Schiff vom Stapel. Es wurde auf den Namen der 1798 geborenen ältesten Tochter des Königs Friedrich Wilhelm III. getauft. Das Schiff hatte ein Schaufelrad in der Schiffsmitte, statt eines Schaufelrads an jeder Seite. Zusammen mit seinem Vater gründete Humphrey die Königlich Preußische Patentierte Dampfschiffahrts-Gesellschaft zu Berlin. Bis 1819 baute die Reederei insgesamt fünf Dampfschiffe und nahm den Liniendienst bis Magdeburg und Hamburg auf. Ein wirtschaftlicher Erfolg waren die Dampfschiffe aber nicht, denn sie hatten sehr hohe Betriebskosten. Die „Prinzessin Charlotte von Preußen“ verbrauchte beispielsweise 250 kg Kohle pro Betriebsstunde. Entsprechend hoch waren die Betriebskosten. Im Jahr 1824 ging die Reederei in Konkurs, die Schiffe wurden verkauft. Die „Prinzessin Charlotte von Preußen“ wurde noch 1824 abgewrackt. #Deutschland #Medaillen #Neuzeit

  • Geplante 20-Euro-Münze 2018: Froschkönig

    Eine siebenköpfige Jury hat den Wettbewerb zur Gestaltung einer 20-Euro-Gedenkmünze für das Jahr 2018 entschieden. Zu diesem einstufigen Wettbewerb wurden zwölf Künstlerinnen und Künstler eingeladen. Prämiert und zur Ausführung empfohlen wurde der Entwurf der in Bremen ansässigen Künstlerin Anne Karen Hentschel. 1. Preis und Ausführung: Anne Karen Hentschel, Bremen: „Die Bildseite stellt mit drei wesentlichen Elementen des Märchens – dem Froschkönig, der Goldkugel und der Königstochter – die Grundkonstellation dynamisch und in ungewöhnlicher Perspektivik dar. Der plastisch außergewöhnlich gut gestaltete Frosch, der im Besitz der Goldkugel ist und diese als Symbol seiner Ansprüche vorweist, steht mit seiner raumbestimmenden Geste im Zentrum des Bildes. Durch das dominante Froschmotiv im Vordergrund entsteht eine starke Spannung zur im Hintergrund widerwillig zurückblickenden Königstochter. Mit dieser Darstellung wird das zentrale Spannungsverhältnis des Märchens trefflich auf den Punkt gebracht. Der würdige Adler auf der Wertseite erreicht mit seiner Konzentration auf das Mittelfeld eine stimmige Ausdruckskraft. Formale Gestaltungsmittel der Bildseite werden dabei aufgegriffen, z. B. Kugelformen, wodurch mit leichtem Augenzwinkern ein Bezug zum Thema der Münze hergestellt wird.“ 2. Preis: Antje Born, Halle/Saale: „Der Münzentwurf zeigt ein ausgewogenes Verhältnis von Bild- und Wertseite. Die den würdig gestalteten Adler umfangenden Sterne werden auf der Bildseite durch eine kreisförmige Reliefgestaltung, innerhalb derer wir das Geschehen des Märchens dargestellt finden, gespiegelt. Am Rande des Brunnens kniet die Königstochter. Betroffen blickt sie der Kugel nach, die gerade im Wasser versinkt. Der Frosch als das wichtige Gegenüber taucht im Vordergrund auf und dominiert das Brunnenbecken. Die Mitte der Bildseite nimmt die kniende Prinzessin ein, gerahmt durch zwei stilisiert gestaltete Bäume, deren Wipfel miteinander verschränkt sind. Der Zwischenraum bildet eine Herzform. Die Gestaltung der Bildseite ist erfindungsreich. Die zeitgemäßen Groteskbuchstaben korrespondieren gut mit dem Randstab und den Bildelementen.“ 3. Preis: Elena Gerber, Berlin: „Die Arbeit überzeugt durch eine moderne plastische Ausarbeitung der Bildseite. Diese rückt die Brunnenszene in den Mittelpunkt, deutet aber durch den Weg und das Schloß in der Ferne den Fortgang des Märchens an. Der expressive Ausdruck der Figur läßt insbesondere durch die begierig greifenden Hände die Ambivalenz der Szene durchscheinen. Die Bildseite wirkt harmonisch und korrespondiert in der Flächenaufteilung mit dem würdigen Adler der Wertseite mit seinem ausdifferenzierten Federkleid.“ Randschrift: KÖNIGSTOCHTER JÜNGSTE MACH MIR AUF ! Die Randschrift ist entnommen aus: „Kinder- und Haus-Märchen, gesammelt durch die Brüder Grimm, Berlin, in der Realschulbuchhandlung, 1812, Seite 3. #Deutschland #Europa

  • Euro-Gedenkmünzen als Zahlungsmittel – ein Blick über die Grenzen

    Es dürfte nur wenige Münzsammler geben, die über keine Dubletten verfügen. Manchmal wird ein Stück in der Sammlung gegen ein solches in besserer Erhaltung ausgewechselt, Fehlkäufe vergrößern den nicht benötigten Bestand, Motivsammler haben das Problem, daß eine gesuchte Münze Teil eines Satzes ist, der nur komplett erworben werden kann (man spricht dann von „Zwangskäufen“), und schließlich gibt es gut gemeinte Münzgeschenke, die nicht so recht in die Sammlung passen. Da man solches Material kaum wieder losschlagen kann, liegt der Gedanke nahe, solche Münzen in einem Urlaubsland als Zahlgeld einzusetzen, denn zu Hause verblieben sie nur als totes Kapital in Schubläden. Was nun Euro-Gedenkmünzen betrifft, so sollte man meinen, daß ihr Eisatz als Geld in dem entsprechenden Herkunftsland problemlos ist, doch es gibt hier beachtliche Unterschiede. Um den Sachverhalt zu hinterfragen, wurden Zentralbanken, Prägeanstalten und kompetente Münzhändler um diesbezügliche Auskünfte gegeben. Nicht alle antworteten, aber für einige klassische Urlaubsländer liegen diese inzwischen vor. Frankreich Die Auskünfte der Monnaie de Paris lassen sich auf den Hinweis verkürzen, daß französische Gedenkmünzen entsprechend ihrem Nennwert in allen Geschäften des Landes zum Bezahlen verwendet werden können. Die Prägungen der Monaie de Paris sind legales Geld und können im Land zum Bezahlen benutzt werden oder bei französischen Banken eingezahlt (umgetauscht) werden. Portugal Gedenkmünzen sind in Portugal zwar offizielles Zahlungsmittel, doch die staatliche Prägeanstalt (INCM) weist darauf hin, daß aufgrund der geringen Auflagen diese Münzen praktisch alle in den Besitz von Sammlern geraten. Dies hat zur Folge, daß weite Bevölkerungskreise solche Stücke noch nie gesehen haben und deshalb ihre Annahme verweigert wird, da sie nicht als gültiges Zahlungsmittel erkannt werden. Offensichtlich mangelt es in Portugal an einer entsprechenden Informationspolitik über die Medien. Der Autor dieses Artikels kann aus eigener Erfahrung berichten, daß landeseigene Gedenkmünzen weder in Hotels, in Restaurants (nicht einmal am internationalen Flughafen von Lissabon) akzeptiert wurden. In allen Fällen folgte der Hinweis, die Münzen bei einer Bank einzutauschen. Doch sebst dort wurden diese kritisch beäugt. Portugal-Urlauber, die Gedenkmünzen mitführen, müssen also mit solchen Schwerigkeiten rechnen. Gedenkmünzen sind zwar offizielle Zahlungsmittel aber in der Bevölkerung weitgehend unbekannt, so daß sie in der Regel nicht angenommen werden. Spanien Wer in Spanien versucht, mit landeseigenen Euro-Gedenkmünzen zu bezahlen, der dürfte damit generell scheitern. Solche Münzen gelten als „Produkt für Sammler“. Krasser ausgedrückt, sie sind kein Zahlungsmittel. Die Real Casa de la Moneda teilt dazu mit, daß (anders als bei uns) der Begriff Gedenkmünzen (sp. monedas conmemorativas) nur für die 2-Euro-Sonderprägungen gilt. Gedenkmünzen nach unserer Definition werden in Spanien „monedas de colecciòn“ (Münzen zum Sammeln/für Sammler) bezeichnet. Diese sind, so die Auskunft der Prägeanstalt, nicht für den Umlauf bestimmt. Wie man solche Stücke nun zu nutzbarem Geld machen kann, teilte auf Nachfrage einer der führenden spanischen Münzhändler mit. Münzen, die von der Real Casa de la Moneda lose in der Prägequalität Stempelglanz ausgegeben werden, können bei einer beliebigen Bank gegen normale Euro eingetauscht werden. Münzen in der Prägequalität Polierte Platte, mit Umverpackung und beigefügtem Zertifikat werden auschließlich von der Nationalbank (Banco de Espana) zum Umtausch akzeptiert. Ein solches Procedere muß befremden, denn es zeigt wie unterschiedlich im geeinten Europa die Handhabung von Geld sein kann. Es ist Umtausch in „normale“ Euro notwendig. Lose Exemplare in Stempelglanz nehmen alle Banken an, PP-Münzen mit Zertifikat und Etui nur die Banco de Espana Österreich Die „Münze Österreich“ in Wien war als einzige angeschriebene Stelle so freundlich und übersandte eine Kopie der Rechtsgrundlage über den Einsatz von Gedenkmünzen in Österreich. Daraus (etwas gekürzt) die Kernsätze: 1. Sämtliche von der Münze Österreich AG ausgegebenen Euro- Münzen, gleichgültig aus welchem Material, sind in Österreich gesetzliches Zahlungsmittel. 2. Mit der Eigenschaft als gesetzliches Zahlungsmittel ist auch das Recht verbunden, diese bei Zahlungsvorgängen verwenden zu dürfen, sowie die gesetzliche Pflicht des Geschäftspartners, diese annehmen zu müssen. 3. Sammlermünzen, Gedenkmünzen, die nur in Österreich Zahlungsmittel sind, müssen von der Österreichischen Nationalbank und der Münze Österreich ohne Begrenzung angenommen werden, von anderen Personen jedoch nur bis zu zehn Stück und bis zu einem Gesamthöchstbetrag von 1000 Euro. Sammler können also bedenklos damit rechnen, daß ihre mitgeführten Gedenkmünzen im ganzen Land akzeptiert werden. Die Münze Österreich verweist in diesem Zusammenhang auch auf ihre Informationspolitik. Die Annahmepflicht von Gedenkmünzen bis zur ausgewiesenen Obergrenze ist in Österreich Gesetz Bevor man Euro-Gedenkmünzen in den Urlaubsländern in Zahlung geben will, sollte man prüfen, ob im Verhältnis von Nominalangabe und Edelmetallgehalt der Verkauf bei einem Edelmetallhändler nicht günstiger ist. Ein beliebiges Beispiel: Spanische 10-Euro-Silbermünzen wiegen in der Regel27 g. Abgefragter Ankaufspreis für Sterlingsilber (Anfang September 2016) ca. 40 Cent pro Gramm. Damit liegt der Silberwert über dem Nominalwert der Münze. #Münzen #Frankreich #Portugal #Spanien #Österreich #Euro #Europa

  • Silbermedaille aus Berlin: Der „Eisbär“ kommt

    Die Hauptstadt bekommt Zuwachs in ihrer Eisbärenfamilie. Aus diesem Anlaß legt die Münze Berlin eine siebenjährige Feinsilberserie (999/1000 fein) auf. Die Prägungen wird es in den Gewichtsstufungen 1⁄16 (3 Euro), 1⁄8 (5,50 Euro), ¼ (8 Euro). ½ (13 Euro) sowie 1 Unze (24 Euro) geben und sind auf jeweils 10 000 Stück pro Gewichtsstufe und Jahr limitiert. Der „Silber-Eisbär“ wird jährlich neu von den Graveurinnen der Staatlichen Münze Berlin gestaltet. Die sieben Motive werden das Heranwachsen des Eisbären begleiten. Die Resonanz bei der Vorstellung war gut. „Angesichts von über 250 Bestellungen innerhalb eines Tages können wir sagen: Berlin freut sich“; erläutert der Geschäftsleiter Andreas Schikora die überraschende Nachfrage nach dem „Silber-Eisbären“. „Damit knüpfen wir an unsere beliebten Knut-Prägungen an, die wir gemeinsam mit dem Zoo Berlin ausgegeben haben“, so der Geschäftsleiter der Münze Berlin weiter. Mit dem „Silber-Eisbär“ kann der Anleger geprägtes Silber aus Deutschland erwerben. Damit bietet die Münze Berlin eine sichere Alternative zu den herkömmlichen ausländischen Anlagemünzen #Medaillen #Deutschland #Europa

  • Faszinierende Einblicke in die Münzprägung von Ephesos

    Verschiedentlich wird Ephesos als das vom Hethiterkönig Mursilis II. im 14. Jahrhundert v.u.Z. eroberte Apasa im Land Arzawa angesehen“ (Der neue Pauly, Enzyklopädie der Antike, Bd. 3, Sp. 1078). Dem „Marmor Parium“ (einer hellenistischen Marmorchronik aus Paros) zufolge wurde Ephesos jedoch erst um 1086/85 v.u.Z. von Ioniern gegründet. Gründungsheld und Anführer der ionisch griechischen Kolonisten soll Androklos, der Sohn des Athenerkönigs Kodros, gewesen sein. Was Androklos und seine Ionier nach ihrer Landung im Kaystros-Golf und nach der gewaltsamen Vertreibung von Karern und Lelegern einnahmen, war jedoch nicht Ephesos. „Der Name des Platzes, den Androklos eroberte, war nun nicht, wie man erwarten möchte (und wie dies meist als gegeben angenommen wird) Ephesos, sondern KORESSOS“ (Karwiese, Groß ist die Artemis von Ephesos, S. 21). Wie Koressos vor der ionischen Landnahme geheißen hat, wissen wir allerdings nicht. Alles was wir wissen, ist, daß Koressos ca. 1300 m (7 Stadien) vom heiligen Bezirk des Artemisions entfernt war und auch weit außerhalb von Apasa lag. Nach Karwiese dürfte das Artemision-Heiligtum im 10. Jahrhundert v.u.Z. an seinen jetzigen Platz verlegt worden sein. Die ältesten Funde dieses Heiligtums reichen bis ins 9. Jahrhundert v.u.Z. zurück. Im 8. Jh. v.u.Z. wurden die koressischen Könige von Oligarchen aus der Macht gedrängt, die vermutlich von lydischen Emigranten gestützt wurden. Von der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts v.u.Z. bis um 560 v.u.Z. herrschten die Tyrannen Pythagoras, Melas und Pindaros in der Stadt. Mit Melas, der ein Schwiegersohn des lydischen Königs Alyattes war und um 600 v.u.Z. regierte, hatten sich die Lyder in Koressos durchgesetzt. Nach Melas beherrschte dessen Sohn Pindaros die Stadt. Doch obwohl Pindaros Lyder und Neffe des ab 561 v.u.Z. in Lydien regierenden Königs Kroisos war, verlangte Kroisos nach seiner Machtübernahme auch von ihm, ebenso wie von den Tyrannen anderer Städte, die völlige Unterwerfung. Da Pindaros dieser Forderung nicht nachkam, belagerte Kroisos um 560 v.u.Z. die Koressos-Akropolis, brachte die Stadtmauern und einen Turm zum Einsturz und eroberte die Stadt. Danach „siedelte [er] die Griechen zum Artemision um, wodurch die griechisch-lydische Mischstadt Ephesos entstand“ (Der neue Pauly, Enzyklopädie der Antike, Bd. 3, Sp. 1078). Laut Karwiese umschloß dieses Ephesos aber nicht das gesamte Artemi­sion-Heiligtum, sondern dürfte sich aus topografischen Gründen nur nördlich und östlich des Artemisions ausgedehnt haben. Was das Artemision betrifft, so hatte ihm Kroisos nach seiner Thronbesteigung enorme Reichtümer gestiftet und bald darauf auch den Neubau des marmornen Artemis-Tempels kräftig unterstützt. Herodot zufolge weihte er goldene Kühe und die meisten Säulen des riesigen Tempels. Dieser ruhte auf insgesamt 117 (127) Säulen, die je ca. 18 m hoch waren, maß 55 m x 115 m, war von den größten Architekten und Künstlern seiner Zeit erbaut und ausgeschmückt worden und galt nach seiner Fertigstellung, die erst mehr als 100 Jahre später gefeiert wurde, als wahres Wunder. „Mit diesem neuen, solcherart aufs herrlichste ausgestatteten Tempel konnten Artemis, Priester und Asylon nun weithin noch besser für sich und aller Welt demonstrieren, wie ausgezeichnet es um den Ort stand, und wie sicher all die Schätze ruhen mußten, die hier deponiert waren. Je reicher und großartiger das Artemision sich nach außen darstellte, umso mehr Leute ließen sich zu Dedikationen und Depositen anlocken“ (Karwiese, Groß ist die Artemis von Ephesos, S. 35). Doch nachdem Kroisos seinen Feldzug gegen den Perserkönig Kyros verloren hatte (546 bzw. 541 v.u.Z.), eroberte der medische General Harpagos Ephesos und die übrigen ionischen Städte. Die siegreichen Perser setzten in Ephesos Tyrannen wie Komas und Athenagoras ein. Während des Aufstands der ionischen Städte gegen die Perser (499–497 v.u.Z.) blieb Ephesos allerdings propersisch. Da die Griechen die Schlachten bei Marathon (490 v.u.Z.), Salamis (480 v.u.Z.) Plataiai und Mykale (479 v.u.Z.) gewonnen und die Perser wieder nach Osten abgedrängt hatten, wurde auch Ephesos von der persischen Fremdherrschaft befreit und 465 v.u.Z. Mitglied des Attisch-Delischen Seebunds. Während des Peloponnesischen Krieges (431–404 v.u.Z.) stand die Stadt bis ca. 424 v.u.Z. auf der Seite Athens, um 412 v.u.Z. trat sie auf die Seite Spartas über und war ab 407 v.u.Z. Hauptquartier des spartanischen Admirals Lysandros. Auch hatte die ephesische Flotte Anteil an der Vernichtung der attischen Flotte bei Aigospotamoi 405 v.u.Z. Doch für Sparta und Ephesos kehrte auch nach dem Sieg der Spartaner über Athen kein endgültiger Friede ein. 404 v.u.Z. wurde Artaxerxes II. in Persepolis zum neuen Großkönig des Perserreichs gekrönt. Weil sein Bruder, Kyros der Jüngere – er war Satrap von Lydien, Großphrygien und Kappadokien und oberster Befehlshaber in Kleinasien – mit dieser Krönung aber nicht einverstanden war, bereitete er mit Hilfe Spartas, der ionischen Griechen und anderer griechischer Söldner ein militärisches Unternehmen gegen Artaxerxes vor. Dieses scheiterte allerdings, da Kyros 401 v.u.Z. in der Schlacht bei Kunaxa fiel. Daraufhin forderte der wiederinstallierte Großsatrap Tissaphernes, der Sieger von Kunaxa, die Unterwerfung aller Küstenstädte. Sparta bot Tissaphernes die Stirn und startete ab 400/399 v.u.Z. von seiner Operationsbasis in Ephesos aus einen Krieg gegen die Perser. Zwar siegten die Spartaner bis 395 v.u.Z. in mehreren Schlachten, doch wurde die spartanische Flotte von der persischen unter der Führung des Atheners Konon 394 v.u.Z. bei Knidos vernichtend geschlagen und die spartanischen Harmosten anschließend von Konon und dem persischen Satrapen Pharnabazos aus den Küstenstädten, also auch aus Ephesos, vertrieben. 389/88 v.u.Z. geriet Ephesos wieder unter spartanischen Einfluß, doch war dies nur von kurzer Dauer. Denn bereits 387/86 v.u.Z. schlossen die Spartaner unter Antalkidas und der persische Großkönig Artaxerxes II. Frieden. In diesem Frieden, der auch als „Königsfrieden“ oder „Antalkidas-Frieden“ bezeichnet wird, wurde Sparta die Hegemonie über Griechenland zugebilligt und im Gegenzug die griechischen Städte Kleinasiens der persischen Herrschaft unterstellt. So wurde auch Ephesos erneut persisch und blieb es, bis Alexander der Große es 334 v.u.Z. von den Persern befreite. Großes antikes Theater von Ephesos. [Foto: Ingo Mehling, Wikipedia] Als Alexander im besagten Jahr Ephesos erreichte, führte er die Demokratie ein, verfügte, daß man die Steuern, die man bis dahin an die Perser entrichtet hatte, nun an das Artemision abführen sollte und richtete der Artemis ein großes Opferfest aus. Darüber hinaus veranstaltete er einen Umzug mit seinem Heer und bot den Ephesiern an, „die bisherigen und künftigen Kosten für den Wiederaufbau des Artemis-Tempels zu übernehmen“ (Karwiese, Groß ist die Artemis von Ephesos, S. 60). Der Artemis-Tempel war nämlich um den 1. Juli des Jahres 356 v.u.Z. abgebrannt. Ob Herostratos den Tempel eigenhändig anzündete, um so weltweiten unsterblichen Ruhm zu erlangen, wie überliefert, oder ob das Feuer durch einen Blitzschlag hervorgerufen wurde, wie Aristoles schrieb, läßt sich nicht mehr eindeutig klären. Archäologen wie Karwiese bezweifeln jedenfalls, daß der Brand von Herostratos allein gelegt werden konnte, zumal Brandstiftung in diesem Fall keine einfache Sache gewesen sei und jener sein Motiv auch erst unter der Folter genannt habe. Die Ephesier erklärten die Ursache für den Tempelbrand später damit, daß die Göttin Artemis ihren Tempel in jener Nacht schutzlos zurückgelassen habe, da sie der Königin Olympias im fernen Makedonien bei der Geburt Alexanders des Großen hilfreich zur Seite gestanden sei. Das Angebot Alexanders, den Wiederaufbau des Artemis-Tempels zu finanzieren, lehnten die Ephesier, die sich laut Karwiese nicht an den Westen binden wollten, jedoch diplomatisch ab. Dennoch gelang es ihnen, einen noch imposanteren und noch prächtigeren Tempel zu errichten, als es der alte bereits gewesen war, was darauf hinweist, daß es der Stadt auch schon unter den Persern ökonomisch recht gut gegangen sein muß, zumal mit dem Wiederaufbau schon bald nach 356 v.u.Z. begonnen worden war. Kultstatue der Artemis von Ephesos, römische Kopie aus dem 1. Jahrhundert , Standort, Ephesos-Museum, Türkei. [Foto: Lutz Langer, Wikipedia] Der vollständig aus Marmor erbaute Tempel, an dem erneut die berühmtesten Bildhauer und Künstler ihrer Zeit wirkten (so z. B. Skopas, Praxiteles und Apelles) wurde vermutlich zwischen 320 und 310 v.u.Z. fertiggestellt. „Da die Liste der Weltwunder erstmals im 2. Jahrhundert v.u.Z. erstellt wurde, kann der darin aufgeführte Artemis-Tempel nur der zur Zeit Alexanders gebaute Tempel sein“ (Kunze [Hrsg.], Die Sieben Weltwunder der Antike, S. 86f.). Um 319 v.u.Z. brachte der Diadoche Antigonos Monophthalmos Ephesos in seinen Besitz. Weil Antigonos’ Ehrgeiz aber schon bald auf die Übernahme des gesamten ehemaligen Alexander-Reichs abzielte und er zudem auch einer der mächtigsten und reichsten Diadochen war, bildeten seine Rivalen, die Diadochen und Satrapen Ptolemaios, Kassandros, Seleukos und Lysimachos 315 v.u.Z. eine Koalition gegen ihn und seinen Sohn Demetrios Poliorketes und versuchten, die beiden in der Folge in mehreren Koalitionskriegen aus der Macht zu drängen. 302 v.u.Z. ließ Lysimachos, der im Auftrag der Koalition die Küstenstädte Kleinasiens unter seine Kontrolle bringen sollte, Ephesos von seinem General Prepelaos erobern. Doch bereits 301 v.u.Z. ergab sich die lysimachische Besatzung von Ephesos dem Demetrios Poliorketes, der die Stadt einnahm und sich nach der verlorenen Schlacht von Ipsos (301 v.u.Z.) dorthin zurückzog. Um 295/94 v.u.Z. gelang es Lysimachos, Demetrios Poliorketes aus dem westlichen Kleinasien weitgehend zu verdrängen und Ephesos in seinen Besitz zu bringen. Weil Ephesos zunehmend verlandete, verlegte er die Stadt ca. 2 km westlich des Artemisions, bezog Lebedos und Kolophon mit ein, ließ einen neuen Hafen anlegen und diese größere neue Stadt mit einer 8 km langen und 6 m hohen Stadtmauer umgeben und zu Ehren seiner Gemahlin Arsinoe in Arsioneia umbenennen. Nachdem Lysimachos 281 v.u.Z. in der Schlacht von Kurupedion gefallen war, wurde Arsinoeia dem Sohn Seleukos I. Nikator, Antiochos I. Soter, unterstellt und erneut Ephesos genannt. Um 260 v.u.Z. nahm Ptolemaios II. Philadelphos Ephesos ein und übergab die Stadt seinem Adoptivsohn Ptolemaios. Zwei Jahre später besiegte Antiochos II. Theos den erwähnten Adoptivsohn in einer Seeschlacht und eroberte Ephesos im Handstreich. Von da an blieb die Stadt im seleukidischen Besitz bis zum Tode Antiochos II. (246 v.u.Z.). Noch im selben Jahr verlor Antiochos’ Sohn, Seleukos II. Kallinikos, Ephesos an Ptolemaios III. Euergetes. Die lange ptolemäische Herrschaft, welche die Stadt hiernach erlebte, wurde erst 197/96 v.u.Z. durch den Seleukiden Antiochos III. beendet. Nach dem Sieg der Römer über Antiochos III. bei Magnesia am Sipylos (190 v.u.Z.) und dem anschließenden Friedensvertrag von Apameia (188 v.u.Z.) wurde Ephesos als Militärbezirk (strategia) Bestandteil des Pergamenischen Reiches unter Eumenes II., Attalos II. und Attalos III. Zu einem abrupten Ende kam die griechische Herrschaft in Ephesos im Jahr 133 v.u.Z., als der kinderlose Attalos III. das Pergamenische Reich testamentarisch den Römern vermachte, die daraus ihre erste Provinz auf asiatischem Boden, die „provincia Asia“, schufen und Ephesos anschließend zur „freien und [mit Rom] verbündeten Stadt“ (civitas libera atque foederata) erklärten. Doch das ist eine andere Geschichte. Die Münzen von Ephesos Zu den ältesten und seltensten Münzen von Ephesos zählen einige Numismatiker die sogenannten Phanes-Statere aus Elektron (Abb. 1) . Abb. 1: Phanes-Stater (um 625–600 v.u.Z. oder um 600 v.u.Z. oder vor 560 v.u.Z.), 14,14 g, Maße ca. 15 mm x 21,5 mm [Quelle: Gorny & Mosch, Auktion 185 (2010), Nr. 146]. Von diesen sind bis heute nur vier Exemplare auf uns gekommen (eines befindet sich im British Museum, ein zweites in der Münzensammlung der Deutschen Bundesbank und zwei weitere in Privatbesitz). Ihren Namen erhielten sie von der griechischen Umschrift, die sich über dem äsenden Damhirsch auf der Münzvorderseite befindet, retrograd d. h. rückläufig ist, bzw. von rechts nach links verläuft und da lautet: ΦΑΝΟΣ ΕΜΙ ΣΗΜΑ („Ich bin das Zeichen/das Siegel des/der Phanes“). Aber wer war dieser Phanes, der für die erwähnten Statere die Gewähr übernahm? Nun, sollte Phanes eine Person gewesen sein, handelt es sich vielleicht um einen reichen Privatmann oder Bankier, der für den Wert der Münzen garantierte oder um jemanden, der wie ein Magistrat die Verantwortung für die Prägung der Münzen hatte. Da in großen Tempelbezirken wie dem Artemision von Ephesos in der Antike aber auch Bankgeschäfte getätigt und größere Bestände an Edelmetall aufbewahrt wurden, könnten diese Statere auch im Auftrag des Tempels entstanden sein. In dem Fall stünde das Wort Phanes, das im Griechischen auch „der/die Leuchtende“ bedeutet, allerdings nicht für eine Person, sondern für die „leuchtende“ Göttin Artemis, zumal der Artemis-Tempel das „Haus“ der Göttin war. Eine Interpreta­tion, die durchaus plausibel ist, wenn man bedenkt, daß der Damhirsch, schon seit mythischen Zeiten von außerordentlicher Bedeutung für Artemis war. „Im Kult der Artemis ... ist der Hirsch sowohl ihr Begleiter als auch ihr Reittier ... und Jagdopfer (vgl. ihren Beinamen elaphoktónos, ...)“ (Der neue Pauly, Enzyklopädie der Antike, Bd. 5, Sp. 614). Münzlegende und Hirsch stünden damit symbolisch für Artemis. Die Zuweisung dieser Elektron-Statere nach Ephesos ist jedoch nach wie vor umstritten. So sind Numismatiker wie z.B. David R. Sear und Colin M. Kraay der Ansicht, diese Statere gehörten nicht nach Ephesos, sondern in das karische Halikarnassos, zumal Herodot einen gewissen Söldner von Halikarnassos mit Namen Phanes erwähnte, der im Dienst des ägyptischen Königs Amasis gestanden habe. Weil die Münze allerdings viele Jahrzehnte älter sei, als der von Herodot erwähnte Phanes, handle es sich bei dem Phanes von der Münze vermutlich um den Großvater des besagten Söldners, der in Halikarnassos Dynast gewesen sein könnte. Was die Prägezeit der Phanes-Statere angeht, herrscht ebenfalls Uneinigkeit. Während ein Teil der Fachleute diese ins letzte Viertel des 7. Jahrhunderts v.u.Z. datiert, verlegt sie ein anderer, auch David R. Sear, um 600 v.u.Z. und ein dritter sogar in die Zeit vor 560 v.u.Z. Der Numismatiker Stefan Karwiese wiederum erwähnt als älteste Prägungen von Ephesos, genauer gesagt von Koressos, winzige Elektron-Münzen vom sogenannten Löwenpranken-Typus und datiert diese in die Zeit des lydischen Tyrannen Melas, der ein Schwiegersohn des Lyderkönigs Alyattes war und um 600 v.u.Z. in Koressos herrschte. Die ersten echten ephesischen Gepräge, so Karwiese, tauchten erst während der Regierungszeit des lydischen Königs Kroisos auf, der Koressos nach erfolgreicher Belagerung auflöste und die Einwohner (Ionier und Lyder) nach Ephesos in die Nähe des Artemision-Heiligtums umsiedelte. Diese ersten Münzen der neuen Siedlung Ephesos bestanden zwar ebenfalls aus Elektron, doch trugen sie eine Biene in Draufsicht auf der Vorderseite und zwei vertiefte Quadrate (quadrata incusa) auf der Rückseite. Später kamen auch kleine Silbermünzen gleichen Typs hinzu. Nach 546 v.u.Z. zeigte sich auf den Rückseiten einer silbernen Kleinnominalserie auch ein Adlerkopf im vertieften Quadrat, den Karwiese als Ausdruck persischer Oberhoheit interpretiert. „Auf den ephesischen Münzen zeigte er [gemeint ist der Adlerkopf] also die persische Oberhoheit an, anscheinend aber nur in kleinen (auf die Tyrannen beschränkten?) Emissionen, da gleichzeitig umfangreichere Prägungen ohne Adler vorgenommen wurden“ (Karwiese, Groß ist die Artemis von Ephesos, S. 46). Genaugenommen veränderte man das Erscheinungsbild der ephesischen Münzen bis zum Ende des 5. Jahrhunderts v.u.Z. nicht mehr, wenngleich die in Draufsicht dargestellte Biene stilistisch auch weiterentwickelt und im 5. Jahrhunderts v.u.Z. zunächst von der Umschrift „ΕΦΕΣΙΟΝ“ umgeben und dann vom Stadtkürzel „Ε – Φ“ flankiert wurde und sich das einfache Incusum der Rückseite zu einem viergeteilten wandelte (Abb. 2.1, Abb. 2.2, Abb. 2.3 und Abb. 2.4).Abb. 2.1: Drachme (um 500–480 v.u.Z.), 3,30 g, Ø (Höhe Vs.) 12 mm [Quelle: Künker, Auktion 204 (12. März 2012), Nr. 289]. Abb. 2.2: Tetradrachmon (um 480–450 v.u.Z.), 13,26 g, Ø (Höhe Vs.) um 20 mm [Dr. Busso Peus Nachf., Auktion 406 (25. April 2012), Nr. 120].Abb. 2.3: Drachme (um 450–420 v.u.Z.), 3,19 g, Ø (Höhe Vs.) 13 mm [Dr. Busso Peus Nachf., Auktion 398 (28.–30. April 2009), Nr. 262].Abb. 2.4: Didrachmon (um 450–420 v.u.Z.), 7,40 g, Ø (Höhe Vs.) 17,5 mm [Dr. Busso Peus Nachf., Auktion 398 (28.–30. April 2009), Nr. 261]. Aber warum trugen die ephesischen Münzen überhaupt eine Biene, was hatte es damit auf sich? Nun, zum einen war diese ebenso wie der Hirsch ein heiliges Tier der Göttin Artemis und zum anderen hatte die neue Siedlung Ephesos die Biene zu ihrem Symbol erwählt. In der Antike und im antiken Mythos galten Bienen nämlich als vorbildlich. „Den sozial und arbeitsteilig in einem Staat ... lebenden Bienen wurden positive menschliche Eigenschaften wie Fleiß, Tapferkeit, Keuschheit, Eintracht, Reinlichkeit, Verstand und Kunstsinn beigelegt“ (Der neue Pauly, Enzyklopädie der Antike, Bd. 2, Sp. 649). So daß man sich auch nicht wundern braucht, wenn die jungfräulichen Priesterinnen der Artemis „Honigbienen“ (ΜΕΛΙΣΣΑΙ) genannt wurden. Und doch war die Biene im ursprünglichen Artemis-Kult nicht vertreten, sondern entstammte dem Kult der hethitischen Natur- und Muttergöttin Kubaba (in Ionien auch Kybebe genannt). In den Kult der Artemis wurde sie vermutlich erst im 7. Jahrhundert v.u.Z. aufgenommen, als die Ionier die Eigenschaften und die heiligen Tiere der Kubaba zum Teil auf Artemis übertrugen. Wie eine antike Legende berichtet, soll der Vegetationsgott Telipinu eines Tages verschwunden und bald danach alle Blumen und Pflanzen eingegangen sein. Da Menschen und Göttern plötzlich große Not bevorstand, sandte die Natur- und Muttergöttin Kubaba einen Bienenschwarm aus, der ihn suchen sollte. Dieser fand ihn schließlich in einem Hain schlafend, weckte ihn mit seinen Stichen und der Vegetationsgott kehrte zurück und mit ihm alles pflanzliche Leben. Einer anderen Version zufolge war es nicht Kubaba, sondern die hethitische Mutter- und Geburtsgöttin Channachanna, die ihre Botin, eine Biene aussandte, um Telipinu zu suchen und zurückzuholen. Doch auch in diesem Fall war die Biene erfolgreich und Gott und Vegetation kehrten wieder. Berücksichtigt man, daß „Bienen-Honig ein seit prähistorischer Zeit überall in der antiken Welt verbreitetes Nahrungsmittel [war]“ (Der neue Pauly, Enzyklopädie der Antike, Bd. 5, Sp. 710) und daß die Bienen stets auf Blumen oder blühenden Pflanzen gesehen wurden, so wird vielleicht nachvollziehbar, weshalb die Biene im Mythos im engsten Umfeld von Natur-, Mutter- und Vegetationsgottheiten „landete“ und zu deren Botin oder heiligem Tier wurde. Um 400 v.u.Z., so Karwiese, startete Ephesos eine umfangreiche Tetradrachmen-Serie, deren Münzen auf der Vorderseite zwar weiterhin das Bildmotiv der in Aufsicht dargestellten Biene aufweisen, auf der Rückseite aber statt des viergeteilten vertieften Quadrats eine Damhirschprotome mit zurückgewandtem Kopf und eine Dattelpalme mit zwei Fruchtständen zeigen (Abb. 3.1, Abb. 3.2 und Abb. 3.3).Daß der Damhirsch als heiliges Tier der Artemis die Rückseite ziert, ist verständlich, aber weshalb steht links von ihm ausgerechnet eine Dattelpalme? Nun, die Erklärung hierzu liefert die griechische Mythologie. Dieser zufolge war es eine Dattelpalme auf Delos, unter der die von Zeus schwangere Titanin Leto ihre göttlichen Zwillinge Apollon und Artemis zur Welt brachte. „Gelehnt an eine Palme und den Ölbaum der Pallas, brachte Latona [griechisch Leto] dort Zwillinge zur Welt, ...“ (Ovid, Metamorphosen, 6, 335ff.). Hirschprotome und Palme symbolisieren folglich Artemis und ihre Geburt. Eine völlig andere Interpretation des Hirsches und der Palme findet sich bei Karwiese. So sieht er in der Palme das zu einem Baum verdichtete Symbol der Artemis-Ephesia-Kultstatue und in der Hirschprotome das Symbol eines kultisch-festlichen Trinkhorns aus Edelmetall (das aus dem Orient stammende Rhyton) und sagt wörtlich: „Danach steht also eher zu vermuten, daß die Hirschprotome den persischen Kulteinfluß widerspiegelt, genauso wie auch die Dattelpalme, deren östlicher Name tama(s) wegen seines Anklangs an den der Artemis hier sogar die mythische Brücke zur baumartigen Ephesia gebildet haben könnte“ (Karwiese, Groß ist die Artemis von Ephesos, S. 56). Doch auch die Biene der Münzvorderseite steht nicht allein für Ephesos, wenngleich sie zusammen mit den Buchstabenkürzeln „Φ“ und „Ε“ auch das Stadtsymbol darstellt. Vergegenwärtigt man sich nämlich, daß sowohl die Priesterinnen der Artemis als auch ihre Göttin keusch lebten, dann wird klar, die Biene verweist ebenso auf Artemis und ihren Kult. Betrachtet man die Münzen aus Abb. 3 etwas eingehender, so fällt auf, daß die Gestaltung der Hirschprotome und der Dattelpalme kaum verändert, während die Biene im Verlauf des 4. Jahrhunderts mehrmals umgestaltet wurde. So zeigt die erste Biene einen langen Hinterleib und geschwungene Flügel, die recht eng an den Körper angelegt sind. Bei der zweiten ist der Hinterleib deutlich kürzer und die Flügel gerade. Auch sind diese soweit geöffnet, daß man meinen könnte, die Biene wolle bald abheben. Die dritte Biene wiederum hat erneut gerade Flügel, aber einen ähnlich langen Hinterleib wie die erste. Zudem sind ihre Flügel noch enger an den Körper angelegt, als die der ersten. Bei den jeweiligen Namen, die auf den einzelnen Tetradrachmen rechts von der Hirschprotome stehen, handelt es sich der numismatischen Literatur zufolge um sogenannte „Beamtennamen“, mit Hilfe derer die genaue Prägeperiode der einzelnen Tetradrachmen ermittelt werden kann. Da die gesamte Emission recht umfangreich war und über einen Zeitraum von gut 100 Jahren erfolgte, sind fast 200 unterschiedliche Beamtennamen bekannt geworden. Bei den kleineren Silbernominalen, z. B. Oktobol, Drachme, Diobol und Trihemiobol, die während des 4. Jahrhunderts ebenfalls ausgebracht wurden, sehen wir auf der Vorderseite die bereits beschriebene Biene, doch zeigen die Rückseiten nur noch beim Oktobol und der Drachme eine Hirschprotome nebst Dattelpalme. Auf dem Diobol dagegen erblicken wir zwei einander zugewandte Hirschköpfe und auf dem Trihemiobol nur eine Hirschprotome ohne Palme (Abb. 4). Abb. 4: Diobol (um 380–340 v.u.Z.), 0,95 g, Ø (Höhe Vs.) 9 mm [Münzen & Medaillen GmbH, Auktion 32 (2010), Nr. 123].Ab 301/300 v.u.Z. wurden jedoch keine silbernen Bienen-Hirsch-Münzen mehr geprägt, da Demetrios Poliorketes, der jetzt über Ephesos herrschte, seine eigenen Münzen (Tetradrachmen, Drachmen und Hemidrachmen) in der Stadt prägen ließ. Nachdem die Stadt 294 v.u.Z. in den Besitz des Lysimachos gelangte, waren Oktobole mit dem Kopf der Artemis auf der Vorderseite und einem Bogen und Köcher sowie dem Stadtkürzel „ΕΦΕ“ auf der Rückseite die einzigen städtischen Silbermünzen, die Ephesos bis 290 v.u.Z. ausbrachte. Darüber hinaus prägte es die Reichsmünzen des Lysimachos – insbesondere Drachmen; letztere wurden von 290 bis 287 v.u.Z. auch in Arsinoeia geschlagen. Zusätzlich prägte man in Arsinoeia zwischen 290 und 281 v.u.Z. Silber- und Bronzmünzen mit dem Bildnis der Arsinoe, der Gemahlin des Lysimachos, und dem Stadtkürzel ΑΡΣΙ (Abb. 5.1 und Abb. 5.2). Abb. 5.1: Oktobol (290–281 v.u.Z.), 5,54 g, Ø (Höhe Vs.) um 19 mm, Münzstätte Arsinoeia [Dr. Busso Peus Nachf., Auktion 405 (2. November 2011), Nr. 2279]. Abb. 5.2: Kleinbronze (290–281 v.u.Z.), 3,08 g, Ø (Höhe Vs.) 16,32 mm, Münzstätte Arsinoeia [Quelle: Antike Numismatik Dr. Brandt, MA-Shops (2008)].Dabei wurde das Porträt der Göttin Artemis, das zwischen 294 und 290 v.u.Z. die silbernen Oktobole von Ephesos geziert hatte, durch das Porträt der Arsinoe ersetzt, die damit ihre Vergöttlichung einleitete. „Man könnte deshalb erwägen, daß die Königin als neue Artemis in Erscheinung trat. Wie weit die Identifikation jedoch tatsächlich ging, das ist leider unbekannt“ (Pfrommer, Alexandria, S. 59). Nach Lysimachos’ Tod (281 v.u.Z.) beendete man die Münzprägung mit dem Porträt der Arsinoe und dem Stadtkürzel ΑΡΣΙ. Von 280 bis 258 bzw. 202 v.u.Z. emittierte Ephesos dann erneut städtische Münzen (Oktobole, Didrachmen und Bronzmünzen), die entweder Artemis und die Hirschprotome oder die Biene und den Hirsch zeigen und das Stadtkürzel „Ε – Φ“ tragen (Abb. 6.1 und Abb. 6.2) Abb. 6.1: Oktobol (um 280–258 v.u.Z.), 5,05 g, Ø (Höhe Vs.) 18 mm [Dr. Busso Peus Nachf., Auktion 401 (3. November 2010), Nr. 363]. Abb. 6.2: Kleinbronze (um 280–258 v.u.Z.), 4,67 g, Ø (Höhe Vs.) 17 mm [Quelle: Gorny & Mosch, Auktion 204 (März 2012), Nr. 1508].Und auch zwischen 202 und 133 v.u.Z. gab Ephesos silberne Drachmen und Bronzemünzen mit der Biene auf der Vorderseite und dem Hirsch vor Dattelpalme auf der Rückseite heraus (Abb. 7). Abb. 7: Drachme (202–150 v.u.Z.), 4,11 g, Ø (Höhe Vs.) 18 mm [Münzen & Medaillen GmbH, Auktion 32 (2010), Nr. 126].Interessant und bemerkenswert ist, daß man im phönikischen Arados zur selben Zeit ebenfalls silberne Drachmen prägte, die auf der Vorderseite eine Biene in Aufsicht und auf der Rückseite einen Hirsch vor Dattelpalme trugen. David R. Sear vermutet deshalb, daß es zwischen beiden Städten eine Form von Währungsunion („monetary alliance“) gegeben haben könnte. Weil Ephesos von 188 bis 133 v.u.Z. unter der Herrschaft der pergamenischen Könige Eumenes II., Attalos II. und Attalos III. stand, setzten sich die Silbermünzen, die man während dieser letzten griechischen Periode in der Stadt schlug, aber nicht nur aus ephesischen Drachmen, sondern auch aus sogenannten Kistophoren zusammen. Die Kistophoren waren Silbermünzen, die mit ca. 12,6 g Gewicht den Gegenwert von 3 attischen Drachmen besaßen und ihren Namen von der auf der Vorderseite abgebildeten kista mystika erhielten, aus der eine Schlange hervorkriecht. Auf der Rückseite trugen sie eine Bogentasche mit Bogen zwischen zwei miteinander verschlungenen Schlangen (Abb. 8). Abb. 8: Kistophor von Ephesos (160–150 v.u.Z.), 12,40 g, Hdm. ca. 28 mm (die Münze weist auf ihrer Rückseite das Stadtkürzel ΕΦΕ und die Kultstatue der Artemis als Beizeichen auf); [Dr. Busso Peus Nachf., Auktion 395 (7.–9. Mai 2008), Nr. 157].Die kista mystika wiederum war ein geflochtener Deckelkorb und Bestandteil des Dionysos-Kults. Deshalb wurde sie auch stets von einem Efeukranz umgeben, dargestellt. Die Kistopheren, die im übrigen auch von Pergamon, Sardeis, Tralleis, Smyrna, Apameia, Laodikeia u. a. zum pergamenischen Reich gehörenden Städten geprägt wurden, waren motivgleich und nur durch Stadtkürzel und Beizeichen voneinander zu unterscheiden. Numismatiker vermuten deshalb, daß die kistophorenprägenden Städte in einer Münzliga organisiert gewesen sein müssen, zumal diese Münzen während des 2. Jahrhunderts v.u.Z. das wichtigste Zahlungsmittel für den Handel in Kleinasien und Griechenland waren. Michael Kurt SonntagLiteratur: Peter R. Franke, Max Hirmer: Die Griechische Münze, 1964; Stefan Karwiese: Die Münzprägung von Ephesos, I. Die Anfänge: Die ältesten Prägungen und der Beginn der Münzprägung überhaupt, 1995; Stefan Karwiese: Groß ist die Artemis von Ephesos: die Geschichte einer der großen Städte der Antike, 1995; Collin M. Kraay: Archaic and Classical Greek Coins, 1976; David R. Sear: Greek Coins and their Values, vol. 2, Asia and North Africa, 1979 (Nachdruck 1998); Otto Mørkholm: Early Hellenistic coinage: from the accession of Alexander to the peace of Apamea (336–188 B.C.), 2001; Griechische Münzen: Faszination und Geschichte, Aufzeichnungen eines Sammlers, 2005; Helmut Baumann: Pflanzenbilder auf griechischen Münzen, 2000; Michael Pfrommer: Alexandria, Im Schatten der Pyramiden, 1999; Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit: 332–30 v. Chr., 2001; Wolfgang Leschhorn: Lexikon der Aufschriften auf griechischen Münzen, Bd. 2, Ethnika und „Beamtennamen“, 2009; Gerhard J. Bellinger: Lexikon der Mythologie 1989 (Nachdruck 1997); Max Kunze (Hrsg.): Die Sieben Weltwunder der Antike: Wege der Wiedergewinnung aus sechs Jahrhunderten, 2003; Gerhard Fink (Hrsg. und Übersetzer): Ovid, Metamorphosen, Lateinisch-Deutsch, 2004; Hubert Cancik, Helmut Schneider (Hrsg.): Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike, 16 Bde., 1996–2003.Den in den Bildunterschriften erwähnten Auktionshäusern, Münzhandlungen und Quellen sei an dieser Stelle ausdrücklich und herzlich gedankt. Erschienen in: "Münzen & Sammeln" 2017-01 #Münzen #Türkei

  • Schlacht von Hastings - ein in der Numismatik vergessenes Weltereignis?

    Kurz vor seinem Tod bestimmte der kinderlose König von England Eduard der Bekenner (1035–1066) Harold Godwinson zu seinem Nachfolger, der dann 1066 als Harald II. (6. Januar–14. Oktober 1066) auch den englischen Thron bestieg. Der Teppich von Bayeux ist eine in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstandene Stickarbeit auf einem rund 52 cm hohen Tuchstreifen, die in Bild und Text auf 68,38 m in 58 Einzelszenen die Eroberung Englands durch den Normannenherzog Wilhelm den Eroberer darstellt. Der Teppich thematisiert im Hauptfries einen Teil des Machtkampfs um den englischen Thron in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Auftraggeberin für diesen Teppich war wahrscheinlich Edith von Wessex, die Witwe von König Eduard dem Bekenner und Schwester von König Harald II. Sie war auch gekrönte Königin von England. Unmittelbar nach seiner Krönung mußte Harald II. gegen eine Armee des norwegischen Königs Harald III. Hardråde und des eigenen Bruders ins Feld ziehen. Die Norweger waren in Nordengland mit über 300 Schiffen angelandet. In der Schlacht bei Stamford Bridge konnte Harald II. am 25. September 1066 die eingefallenen Norweger vernichtend schlagen; sein Bruder und der norwegische König wurden dabei getötet. Nur 24 Schiffe reichten, um die überlebenden Norweger wieder in die Heimat zu bringen. Doch schon kurz nach der Schlacht erhielt Harald II. die Nachricht, daß aus der Normandie die Flotte Wilhelms in See gestochen war. Dieser hatte sich zuvor abgesichert, indem er die Unterstützung von Papst Alexander II. eingeholt hatte (es ist nicht bekannt, wieviel dafür gezahlt wurde). Sogar eine vom Papst gesegnete Flagge führte der Herzog mit sich. Wilhelms Heer soll insgesamt zwischen 5000 bis 6000 Mann umfaßt haben, von denen allerdings nicht alle aus der Normandie kamen. Auch Söldner aus der Bretagne, Flandern und anderen Fürstentümern verstärkten Wilhelms Truppen. Harald II. konnte auf etwa 4000 Krieger zurückgreifen, darunter die gefürchteten Huscarls. Dies waren in Kettenhemd und Helm kämpfende Elitekrieger, die lange Äxte und Schilde einsetzten. Der größte Teil des angelsächsischen Heeres wurde aber durch die Fyrd gebildet, einfache Bauern, die Wehrdienst leisten mußten. Pferde waren den Angelsachsen zwar bekannt, allerdings stiegen sie vor einer Schlacht ab und kämpften zu Fuß. Auch Wilhelm stützte sich auf Lehnsaufgebote. Allerdings konnte er auf adlige Reiterkrieger und Söldner zurückgreifen. König Harald II. mußte seine Krieger nach der Schlacht von Stamford Bridge über eine Distanz von 400 km nach Süden führen. Das Heer legte diese Distanz in zwölf Tagen zurück. Nach den Verlusten aus der Schlacht kam daher noch die Erschöpfung durch den Gewaltmarsch hinzu. Die Angelsachsen bezogen auf einer langgezogenen Anhöhe, die auf zwei Seiten unzugänglich war, Position und bildete einen Schildwall. Der Normannen-Herzog ließ sein Heer am Fuß des Hügels in drei Abteilungen antreten. Eröffnet wurde die Schlacht durch normannische Bogen- und Armbrustschützen, die allerdings gegen den angelsächsischen Schildwall nicht viel ausrichten konnten. Auch der anschließende Reiterangriff wurde abgewehrt. Zunächst scheiterten zudem Versuche, die Angelsachsen durch vorgetäuschte Flucht zu einem Auflösen ihrer Formation zu bewegen. Der Schildwall der Angelsachsen wurde stets frontal angegriffen und konnte dementsprechend zunächst nicht überwunden werden. Die Angelsachsen machten keine Anstalten, ihre vorteilhafte Position auf dem Hügel aufzugeben. So war der Ausgang der Schlacht zu Beginn der Kampfhandlungen komplett offen. Entscheidend war, welche Seite ihre Disziplin am längsten aufrechterhalten konnte. Am Nachmittag ließ Herzog Wilhelm einen massiven Angriff seiner Reiterei vortragen, gab dann aber abrupt den Rückzugsbefehl. Das lockte die Angelsachsen dann doch zum Nachsetzen, wodurch der Schildwall Löcher bekam. Mit einer erneuten Attacke konnte die Reiterei Wilhelms dann gegen Abend den linken Flügel der Angelsachsen aus der Stellung werfen. Das entschied die Schlacht. König Harald fiel und wurde später nackt und fürchterlich verstümmelt unter einem Berg von Leichen gefunden. Mit König Harald fiel auch die Blüte des angelsächsischen Adels. Aus Wilhelm dem Bastard (sein Vater, Herzog Robert, hatte ihn außerehelich mit einer Bauerntochter gezeugt), wurde nun König Wilhelm der Eroberer. Allerdings war seine Herrschaft nicht ungefährdet. Wilhelm I. hatte zeitlebens mit Aufständen und Angriffen auf seinen Herrschaftsbereich zu kämpfen, unter anderem sogar durch Mitglieder seiner Familie. Zudem geriet er in Konflikt mit dem französischen König Philipp I. Mit dem Domesday Book verschaffte Wilhelm I. England erstmals ein akkurates Grund- und Rechtsbuch, das die Grundlage für ein effizientes Geld- und Steuerwesen in England bildete. Der Sieg Wilhelms führte zur Einführung des effektiven Lehnssystems der Normannen. Eine kleine normannische Oberschicht verdrängte den angelsächsischen Adel fast vollständig. Anders als in vielen anderen europäischen Ländern setzte sich mit Wilhelm das englische Königtum als alleiniges Zentrum des Feudalsystems durch. Letztlich befand sich der gesamte Grundbesitz auf der Insel in der Hand des Königs, der ihn an seine Lehnsnehmer weitergab, die wiederum ihnen untergeordnete Lehnsnehmer hatten. Grundherrschaft aus eigener Macht der Fürsten wie etwa im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gab es nicht. Eine angelsächsische Chronik vermerkt resigniert: „England ist nun in der Hand von Ausländern“. Das Motiv der Vorderseite bezieht sich auf eine Legende, nach der sich Wilhelm der Eroberer mit Männern aus Kent getroffen hatte, die die Vorhut in der Armee von Harald II. gebildet hatten. Er sicherte ihnen zu, daß sie alle bisherigen Vorrechte und Privilegien behalten sollten. Die Formulierung THE WOODEN WALLS OF OLD ENGLAND ist auf englischen Token des späten 18. Jahrhunderts häufig anzutreffen. Damit ist die englische Flotte gemeint. Als im Jahr 1966 der 900. Jahrestag der Schlacht von Hastings begangen wurde, gab es keine numismatische Aktivitäten von Großbritannien, wenn man von Medaillen absieht. Allerdings gibt es doch eine Münze auf den 900. Jahrestag der Schlacht. Es ist eine 10-Shillings-Klippe 1966 der Vogtei Guernsey (Bailiwick of Guernsey). Sie gehört zu den Kanalinseln, die staatsrechtlich nicht zu Großbritannien gehören, sondern Kronbesitz sind. Deshalb sind sie auch nicht Mitglied der Europäischen Union. Anders ist die numismatische Sachlage im Jahr 2016 zum 950. Jahrestag der Schlacht von Hastings. Da gibt es motivgleiche britische Gedenkmünzen in Kupfernickel, Silber und Gold, die alle die Nominalangabe 50 Pence aufweisen. Auch vom Bailiwick of Guernsey gibt es auf den 950. Jahrestag der Schlacht von Hastings eine Münze im Nominalwert von 5 Pfund. Schon im Jahr 2009 gab es eine 1-Dollar-Münze von Tuvalu auf die Schlacht von Hastings, die in der australischen Perth Mint geprägt worden war. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß es auf den 950. Jahrestag der Schlacht noch weitere Münzausgaben geben wird. #Großbritannien #Münzen

  • Sechsjähriger entwirft Münze: Finnland würdigt Internationalen Frauentag und Muttertag

    Am 5. April 2017 emittierte Finnland eine 10- und eine 20-Euro-Silbermünze zum internationalen Frauentag (8. März) und zum Muttertag. Entworfen wurden diese Münzen vom 6 Jahre alten Aleksei Kulagin, der sich in einem Zeichenwettbewerb durchsetzen konnte. Der Titel seiner Siegerzeichnung lautete „Mama hat mir einen Balon gekauft“. Der Ballon gilt als Symbol für Freude und Feiern. Die Rückseiten der motivgleichen Münzen zeigen die Mutter des Jungen mit dem Ballon in ihrer Rechten, so wie ihr Sohn sie zeichnete. Auf den Vorderseiten sehen wir einen stilisierten Ballon und lesen die Staatsbezeichnung in Finnisch und Schwedisch, den Nominalwert und das Emis­sionsjahr. 10 Euro, Silber 500/1000, 10,00 g, 28,50 mm, Auflage: 10.000 in PP (davon 100 Ex. nummeriert), 20 Euro, Silber 925/1000, 25,50 g, 38,60 mm, Auflage: 5.000 in PP (davon 100 Ex. nummeriert in „Vitrini“-Glas), Künstler: Aleksei Kulagin (6 Jahre alt); Münzstätte: Rahapaja OY, Vantaa, Finnland. #Finnland #Europa

  • Der Münzfund in der Sächsischen Schweiz 2016

    Ende April 2016 entdeckten zwei Bergsteiger in der Sächsischen Schweiz zufällig beim Klettern einige Münzen in einer Felsspalte. Unverzüglich benachrichtigten sie die Polizei, die ihrerseits das Landesamt für Archäologie Sachsen einschaltete. Für das Landesamt für Archäologie Sachsen begann damit eine ungewöhnliche Fundbergung: Mehrfach durchgeführte Nachuntersuchungen ließen diese Entdeckung mittlerweile mit weit über 2000 Stück zu einem der größten Münzschatzfunde Sachsens werden. Die Prägedaten der Fundstücke liegen in einem Zeitraum zwischen den Jahren 1693 und 1817. Jede der einzelnen Münzen selbst war damals gängiges Zahlungsmittel, aber die angetroffene Masse sowie ihre außergewöhnliche Deponierung machen den besonderen Wert dieses Schatzfunds aus. Die spannende Geschichte der Entdeckung, die Rätsel um die Deponierung und der Fund selbst sorgen seit seiner Auffindung immer wieder für größtes Interesse. In einer sehenswerten Wanderausstellung möchte das Landesamt für Archäologie Sachsen gemeinsam mit dem Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden der interessierten Öffentlichkeit nun eine Auswahl der Münzen, die außergewöhnlichen Umstände der Auffindung, die historische Zusammenhänge sowie einige Gedanken zur Deponierung präsentieren. Die erste Station der Ausstellung wird im Foyer des Sächsischen Ministeriums der Finanzen sein. Im Anschluß wird sie im Museum der Stadt Pirna, im Besucherzentrum des Nationalparks Sächsische Schweiz und im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz zu sehen sein. Erschienen in Münzen & Sammeln, Heft 3/2017 #Europa

  • Der Tod des weltweit ersten Jagdfliegers

    Am 28. Oktober 1916 kollidierte das Flugzeug von Hauptmann Oswald Boelcke mit dem eines Kameraden; Oswald Boelcke konnte das trudelnde Flugzeug (eine Tragfläche fehlte) nicht abfangen und stürzte ab. Oswald Boelcke wurde am 19. Mai 1891 in Giebichenstein (heute zu Halle/Saale) geboren. Nach Gymnasium und Abitur, trat er 1911 als Fahnenjunker in das Telegraphen-Bataillon Nr. 3 in Koblenz ein. Im Mai 1914 wechselte er zur Fliegertruppe und wurde in der Fliegerschule Halberstadt zum Piloten ausgebildet. Seine dritte und letzte Pilotenprüfung bestand er dort am 15. August 1914. Danach erfolgte seine Versetzung zur Fliegerabteilung 13 an die Westfront. Im April 1915 kam Oswald Boelcke zur neu aufgestellten Fliegerabteilung 62 nach Döberitz. Diese Fliegerformation wurde alsbald in Douai (Frankreich) stationiert. Einer seiner Kameraden war Max Immelmann, welcher später ebenfalls zu einem berühmten Flieger-As, und jenseits der Front als der „Adler von Lille“ (so die Bezeichnung der Kriegsgegner) bekannt werden sollte. Am 4. Juli 1915 errang Boelcke seinen ersten Luftsieg. Zu der Zeit waren Luftkämpfe noch sehr ungewöhnlich. Doch genau dafür setzte sich Boelcke ein. Er gilt als der erste Pilot weltweit, der sich auf die Jagd nach feindlichen Flugzeugen machte. Bis dahin waren Luftkämpfe nur bei zufälligen Zusammentreffen ausgetragen worden. Boelcke war im Luftkampf außerordentlich erfolgreich. Bereits am 12. Januar 1916 wurde er zusammen mit dem mit ihm befreundeten Max Immelmann für den jeweils achten Luftsieg von Kaiser Wilhelm mit der höchsten preußischen Tapferkeitsauszeichnung, dem Orden Pour le Mérite, ausgezeichnet. Beide waren die ersten Angehörigen der Fliegertruppe, die diesen Orden erhielten. Boelcke wurde Leiter einer Gruppe von sechs Jagdfliegern bei der neu aufgestellten Fliegerstaffel Sivry. Zu diesem Zeitpunkt beherrschten Immelmann und Boelcke den Luftkrieg über der Westfront und trugen einen Wettkampf um die meisten Luftsiege aus. Nachdem aber Max Immelmann am 18. Juni 1916 abgestürzt war, erhielt Boelcke Flugverbot, da man sein Wissen im Bereich der Jagdfliegerei für zu wertvoll hielt. Ursache für Immelmanns Absturz soll das Versagen der Synchronisation des Unterbrechergetriebes gewesen sein, wonach er sich den Propeller selbst zerschossen haben soll. Durch die auftretende Unwucht des Motors begann sich die Fokker aufzuschaukeln, wodurch das Flugzeug zerbrach. Boelcke wurde zu einer Inspektionsreise auf den Balkan entsandt. Auf der Reise hatte er Kontakt zu Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, Erich Ludendorff, Generalfeldmarschall August von Mackensen, Generalfeldmarschall Franz Conrad, Kaiser Wilhelm II. und dem türkischen Kriegsminister Enver Pascha. Die Tatsache, daß er als rangniedriger Offizier mit Generalfeldmarschällen im Gespräch war, unterstreicht den Bekanntheitsgrad von Oswald Boelcke. Nach der von ihm veranlaßten Reorganisa­tion der deutschen Fliegerkräfte wurde der inzwischen zum Hauptmann beförderte ­Boelcke zum Kommandeur der am 10. August 1916 aufgestellten Jagdstaffel 2 ernannt. Anfang September 1916 begann Boelcke, seine Schüler im Einsitzerkampf auszubilden. Angesichts der Neuartigkeit des gezielten Luftkampfs entwickelte er erste Einsatzgrundsätze für diese Kriegsart, insbesondere das Fliegen in engen Formationen. Seine in den sogenannten Dicta Boelcke festgehaltenen Regeln gehörten über viele Jahrzehnte zu den theoretischen Grundlagen des Luftkriegs. In der kurzen Zeit als Leiter der Jagdstaffel war Boelcke sehr erfolgreich. Von Anfang September bis Ende Oktober 1916 schoß er 20 gegnerische Flugzeuge ab und stand mit insgesamt 40 anerkannten Luftsiegen an der Spitze aller Jagdflieger weltweit. Am 28. Oktober 1916 kollidierten während eines Luftkampfs die Flugzeuge von Boelcke und Böhme. Dabei wurde die Tragfläche von Boelckes Maschine zur Hälfte abgerissen. Er konnte die zu Boden trudelnde Maschine nicht mehr abfangen und wurde beim Aufprall getötet. Er erhielt ein Staatsbegräbnis auf dem Ehrenfriedhof von Dessau, wo sein Grabmal noch vorhanden ist. Bei der Berühmtheit von Oswals Boelcke verwundert es nicht, daß auf seinen Tod zahlreiche Medaillen von verschiedenen Medailleuren geschaffen worden sind. #Deutschland #Medaillen #Neuzeit

  • XXL-Goldmünze aus Berliner Bode-Museum gestohlen

    Es klingt nach einer Geschichte aus einem oscar-reifen Hollywood-Film: Am frühen Morgen wird aus einem Museum im Herzen einer weltweit bekannten Metropole, nur wenige Straßen entfernt von der schwer bewachten Privatwohnung der mächtigsten Frau der Welt, eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze entwenden. Kein Alarm wird ausgelöst, kein Wachpersonal bemerkt etwas - und offenbar konnten Gauner und Goldmünze unerkannt entkommen. Was auf den ersten Blick völlig abwegig klingt, sorgt derzeit für weltweiten Medienrummel: Aus dem berühmten Bodemuseum in Berlin ist ein Exemplar der "Big Maple Leaf" genannten XXL-Ausgabe der beliebten kanadischen Bullion-Münze abhanden gekommen. Das gute Stück hat einen Nennwert von einer Million kanadischer Dollar, also rund 700.000 Euro. Der reine Goldwert liegt jedoch bei knapp 3,75 Millionen Euro. Weltweit gibt es nur fünf Stück. Die Münze ist 53 Zentimeter breit und drei Zentimeter dick. #Deutschland #Kanada #Münzen #Amerika #Europa

  • Der hübsche Prince Charles

    Eine eindrucksvolle Goldmedaille, die am 16. März 2017 bei Künker versteigert wird, gibt die offizielle Version einer Geschichte wieder, die wir eher aus ­Folksongs, Romanen und dem Kino kennen: Am 16. April 1746 wurde Bonnie Prince Charles in der Schlacht von Culloden geschlagen. 1814 veröffentlichte Sir Walter Scott unter dem Titel „Waverley“ seinen ersten historischen Roman. Er hatte sich dafür ein Thema ausgesucht, das heute noch jeden Bestsellerautor zum Jubeln bringen dürfte: Ein junger Prinz, der gegen jede Vernunft versucht, das Königreich seines Vaters zurückzuerobern. Ihm helfen dabei natürlich nicht die Mächtigen, sondern die am Rande der Gesellschaft lebenden, technisch rückständigen, aber moralisch überlegenen Clans. Sie werden von der modernen Technik der Herrschenden geschlagen, doch dem jungen Prinz gelingt in letzter Sekunde die Flucht. Tatsächlich entsprechen all diese Klischees der Wahrheit. Bonnie Prince Charles, der hübsche Prinz Charles, wie ihn die Briten heute noch nennen, war der letzte Stuart, der mit Hilfe der Clans der schottischen Highlands ernsthaft versuchte, die Glorious Revolution rückgängig zu machen. Sein Großvater, Jakob (James) II. herrschte von 1685 bis 1689. Er war Katholik und hatte versucht, dem protestantischen Est­ablishment ein bißchen mehr Toleranz gegenüber Katholiken und Quäkern abzuringen. Das hätte allerdings bedeutet, daß die traditionellen Oberschichten Macht hätten abgeben müssen. Dazu waren sie natürlich nicht bereit. So lud man den Schwiegersohn Jakobs II., den Calvinisten Wilhelm von Oranien ein, die Herrschaft zu übernehmen. Jakob mußte fliehen. Wie das neue Königshaus die Glorious Revolution sah, davon zeugt eine Medaille, die in Künker-Auktion 292 am 16. März 2017 zur Versteigerung kommt. Die Vorderseite zeigt unter dem Motto (in Übersetzung) „Mit der Hilfe Gottes und der Gerechtigkeit“ den neuen Herrscher Wilhelm, dem die Personifikation der drei Königreiche mit ihren drei Kronen huldigt. Wilhelm zertritt mit dem linken Fuß die Schlange der Zwietracht und erhebt zum Zeichen der Macht ein Schwert. Rechts davon ist ein Orangenbaum als sprechendes Wappen zu sehen, auf dem ein Schild mit den vereinigten Wappen Englands, Schottlands und Irlands angebracht ist. Im Hintergrund flieht der jesuitische Beichtvater des Königs. Er trägt auf seinem Arm den kindlichen Prinzen. Dessen Spielzeug-Windmühle weist darauf hin, daß die gegnerische Propaganda den Sohn Jakobs II. als Kind eines Müllers verleumdete. Daß Wilhelms Revolution eigentlich ein Staatsstreich war, davon läßt das Motto der Rückseite „Gegen das Kind des Verderbens“ nichts ahnen. Wilhelm herrschte in England, und Jakob zog Kind und Kindeskind am päpstlichen Hof in der Überzeugung groß, daß einzig die Stuarts die rechtmäßigen Herrscher von England und Schottland seien. Die Zeit stand dabei auf Seiten der Revolutionäre. Auf Wilhelm und Maria folgte Anna, die aus den nur durch Personalunion vereinigten Königreichen England und Schottland das Vereinigte Königreich machte, ehe sie ihre Herrschaft Georg I. vererbte. Georg war deutscher Abstammung, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Urenkel Jakobs I. und – von entscheidender Bedeutung – überzeugter Protestant. Ihm war bereits sein Sohn auf den Thron gefolgt, als der Enkel Jakobs II., Charles Edward Stuart, eben der hübsche Prinz Charles, sich aufmachte, den Thron seiner Väter zurückzuerobern. Möglich gemacht hatte dies die politische Großwetterlage. Frankreich führte mal wieder Krieg gegen Großbritannien. Und es wäre doch zu schön gewesen, hätte man Georg II. durch einen katholischen, Frankreich zu Dank verpflichteten Stuart ersetzen können. Die französische Flotte, die Charles die Invasion ermöglichen sollte, stand also schon bereit, doch ein Sturm machte alle Planung zunichte. So landete der zu diesem Zeitpunkt gerade mal 24jährige Charles mit nur wenigen Gefährten in Schottland. Ein Heer mußte er erst um sich sammeln. Charles fand Hilfe bei den Clanchefs der schottischen Highlands. Ob protestantisch oder katholisch, sie waren nicht glücklich über die Vereinigung Schottlands mit England. Sie unterstützten Prince Charles, erst bei der Eroberung von Edinburgh, dann in der siegreichen Schlachten von Prestopans und Falkirk Muir. Erst als sich ihnen der Herzog von Cumberland, dritter und jüngster Sohn von Georg II., bei Culloden entgegenstellte, riß die Siegesserie ab. Wie die Hannoveraner diesen Sieg sahen, davon zeugt eine Goldmedaille, die am 16. März 2017 in Osnabrück bei Künker versteigert wird. Sie zeigt auf der Vorderseite das Porträt des Herzogs von Cumberland, Wilhelm August. Er ist auf der Rückseite im Zentrum des Geschehens noch einmal zu sehen. Er tritt in Gestalt des Herakles in ein Löwenfell gekleidet auf, um der Jungfrau Britannia beizustehen, die durch Speer und Wappenschild gekennzeichnet ist. Mit dem rechten Fuß tritt Herakles die Zwietracht nieder, die als gräuliche Medusa mit Schlangen geradezu um sich wirft. Die Aufschrift lautet (in Übersetzung): Er vertreibt ihn [Charles] wegen Hochverrats aus England. Er bezwingt ihn bei Culloden. Wie die Anhänger des hübschen Prinz Charles seine Niederlage und seine Flucht – verkleidet als Mädchen in einem kleinen Fischerboot – erlebten, davon zeugen zahlreiche Filme, Romane und Lieder. Sie verherrlichen heute noch den letzten Stuart, während der Sieger von Culloden als „Butcher“ (= Metzger) in die Geschichte eingegangen ist. Und selbst heute noch sind die Schotten stolz darauf, daß keiner im Heer der Highlander versuchte, sich das für die damalige Zeit unglaublich hohe Kopfgeld von 30 000 Pfund, das die Engländer auf Charles ausgesetzt hatten, zu verdienen. Selbst ein moderner Blockbuster wie „Highlander“ kommt nicht ohne den Skye Boat Song aus, das wohl bekannteste Volkslied über die Flucht von Bonnie Prince Charles. Märchen sind manchmal eben doch schöner als die Realität. Deshalb verschweigen wir, daß Charles nach seiner Flucht zum Trinker wurde und ihn seine schottische Geliebte deshalb verließ. Charles starb 1788 im Alter von 67 Jahren an einem Schlaganfall. Von seiner einst so hübschen Gestalt war nicht mehr allzu viel übrig geblieben. Wo Bonnie Prince Charles seinen Anspruch auf den Thron anmeldete, wurde im 19. Jahrhundert ein eindrucksvolles Denkmal erbaut.[Foto: Kutsa. CC BY 3.0.] #Großbritannien #Medaillen #Neuzeit #Auktionsberichte

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