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Helmut Kahnt

Schlacht von Hastings - ein in der Numismatik vergessenes Weltereignis?


Kurz vor seinem Tod bestimmte der kinderlose König von England Eduard der Bekenner (1035–1066) Harold Godwinson zu seinem Nachfolger, der dann 1066 als Harald II. (6. Januar–14. Oktober 1066) auch den englischen Thron bestieg.

Der Teppich von Bayeux ist eine in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstandene Stickarbeit auf einem rund 52 cm hohen Tuchstreifen, die in Bild und Text auf 68,38 m in 58 Einzelszenen die Eroberung Englands durch den Normannenherzog Wilhelm den Eroberer darstellt.

Der Teppich thematisiert im Hauptfries einen Teil des Machtkampfs um den englischen Thron in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts.

Auftraggeberin für diesen Teppich war wahrscheinlich Edith von Wessex, die Witwe von König Eduard dem Bekenner und Schwester von König Harald II. Sie war auch gekrönte Königin von England.

Unmittelbar nach seiner Krönung mußte Harald II. gegen eine Armee des norwegischen Königs Harald III. Hardråde und des eigenen Bruders ins Feld ziehen. Die Norweger waren in Nordengland mit über 300 Schiffen angelandet. In der Schlacht bei Stamford Bridge konnte Harald II. am 25. September 1066 die eingefallenen Norweger vernichtend schlagen; sein Bruder und der norwegische König wurden dabei getötet. Nur 24 Schiffe reichten, um die überlebenden Norweger wieder in die Heimat zu bringen. Doch schon kurz nach der Schlacht erhielt Harald II. die Nachricht, daß aus der Normandie die Flotte Wilhelms in See gestochen war. Dieser hatte sich zuvor abgesichert, indem er die Unterstützung von Papst Alexander II. eingeholt hatte (es ist nicht bekannt, wieviel dafür gezahlt wurde). Sogar eine vom Papst gesegnete Flagge führte der Herzog mit sich. Wilhelms Heer soll insgesamt zwischen 5000 bis 6000 Mann umfaßt haben, von denen allerdings nicht alle aus der Normandie kamen. Auch Söldner aus der Bretagne, Flandern und anderen Fürstentümern verstärkten Wilhelms Truppen. Harald II. konnte auf etwa 4000 Krieger zurückgreifen, darunter die gefürchteten Huscarls. Dies waren in Kettenhemd und Helm kämpfende Elitekrieger, die lange Äxte und Schilde einsetzten. Der größte Teil des angelsächsischen Heeres wurde aber durch die Fyrd gebildet, einfache Bauern, die Wehrdienst leisten mußten. Pferde waren den Angelsachsen zwar bekannt, allerdings stiegen sie vor einer Schlacht ab und kämpften zu Fuß. Auch Wilhelm stützte sich auf Lehnsaufgebote. Allerdings konnte er auf adlige Reiterkrieger und Söldner zurückgreifen.

König Harald II. mußte seine Krieger nach der Schlacht von Stamford Bridge über eine Distanz von 400 km nach Süden führen. Das Heer legte diese Distanz in zwölf Tagen zurück. Nach den Verlusten aus der Schlacht kam daher noch die Erschöpfung durch den Gewaltmarsch hinzu. Die Angelsachsen bezogen auf einer langgezogenen Anhöhe, die auf zwei Seiten unzugänglich war, Position und bildete einen Schildwall. Der Normannen-Herzog ließ sein Heer am Fuß des Hügels in drei Abteilungen antreten. Eröffnet wurde die Schlacht durch normannische Bogen- und Armbrustschützen, die allerdings gegen den angelsächsischen Schildwall nicht viel ausrichten konnten. Auch der anschließende Reiterangriff wurde abgewehrt. Zunächst scheiterten zudem Versuche, die Angelsachsen durch vorgetäuschte Flucht zu einem Auflösen ihrer Formation zu bewegen. Der Schildwall der Angelsachsen wurde stets frontal angegriffen und konnte dementsprechend zunächst nicht überwunden werden. Die Angelsachsen machten keine Anstalten, ihre vorteilhafte Position auf dem Hügel aufzugeben. So war der Ausgang der Schlacht zu Beginn der Kampfhandlungen komplett offen. Entscheidend war, welche Seite ihre Disziplin am längsten aufrechterhalten konnte.

Am Nachmittag ließ Herzog Wilhelm einen massiven Angriff seiner Reiterei vortragen, gab dann aber abrupt den Rückzugsbefehl. Das lockte die Angelsachsen dann doch zum Nachsetzen, wodurch der Schildwall Löcher bekam. Mit einer erneuten Attacke konnte die Reiterei Wilhelms dann gegen Abend den linken Flügel der Angelsachsen aus der Stellung werfen. Das entschied die Schlacht. König Harald fiel und wurde später nackt und fürchterlich verstümmelt unter einem Berg von Leichen gefunden. Mit König Harald fiel auch die Blüte des angelsächsischen Adels.

Aus Wilhelm dem Bastard (sein Vater, Herzog Robert, hatte ihn außerehelich mit einer Bauerntochter gezeugt), wurde nun König Wilhelm der Eroberer. Allerdings war seine Herrschaft nicht ungefährdet. Wilhelm I. hatte zeitlebens mit Aufständen und Angriffen auf seinen Herrschaftsbereich zu kämpfen, unter anderem sogar durch Mitglieder seiner Familie. Zudem geriet er in Konflikt mit dem französischen König Philipp I. Mit dem Domesday Book verschaffte Wilhelm I. England erstmals ein akkurates Grund- und Rechtsbuch, das die Grundlage für ein effizientes Geld- und Steuerwesen in England bildete. Der Sieg Wilhelms führte zur Einführung des effektiven Lehnssystems der Normannen. Eine kleine normannische Oberschicht verdrängte den angelsächsischen Adel fast vollständig. Anders als in vielen anderen europäischen Ländern setzte sich mit Wilhelm das englische Königtum als alleiniges Zentrum des Feudalsystems durch. Letztlich befand sich der gesamte Grundbesitz auf der Insel in der Hand des Königs, der ihn an seine Lehnsnehmer weitergab, die wiederum ihnen untergeordnete Lehnsnehmer hatten. Grundherrschaft aus eigener Macht der Fürsten wie etwa im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gab es nicht. Eine angelsächsische Chronik vermerkt resigniert: „England ist nun in der Hand von Ausländern“.

Das Motiv der Vorderseite bezieht sich auf eine Legende, nach der sich Wilhelm der Eroberer mit Männern aus Kent getroffen hatte, die die Vorhut in der Armee von Harald II. gebildet hatten. Er sicherte ihnen zu, daß sie alle bisherigen Vorrechte und Privilegien behalten sollten. Die Formulierung THE WOODEN WALLS OF OLD ENGLAND ist auf englischen Token des späten 18. Jahrhunderts häufig anzutreffen. Damit ist die englische Flotte gemeint.

Als im Jahr 1966 der 900. Jahrestag der Schlacht von Hastings begangen wurde, gab es keine numismatische Aktivitäten von Großbritannien, wenn man von Medaillen absieht.

Allerdings gibt es doch eine Münze auf den 900. Jahrestag der Schlacht. Es ist eine 10-Shillings-Klippe 1966 der Vogtei Guernsey (Bailiwick of Guernsey). Sie gehört zu den Kanalinseln, die staatsrechtlich nicht zu Großbritannien gehören, sondern Kronbesitz sind. Deshalb sind sie auch nicht Mitglied der Europäischen Union.

Anders ist die numismatische Sachlage im Jahr 2016 zum 950. Jahrestag der Schlacht von Hastings. Da gibt es motivgleiche britische Gedenkmünzen in Kupfernickel, Silber und Gold, die alle die Nominalangabe 50 Pence aufweisen.

Auch vom Bailiwick of Guernsey gibt es auf den 950. Jahrestag der Schlacht von Hastings eine Münze im Nominalwert von 5 Pfund.

Schon im Jahr 2009 gab es eine 1-Dollar-Münze von Tuvalu auf die Schlacht von Hastings, die in der australischen Perth Mint geprägt worden war. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß es auf den 950. Jahrestag der Schlacht noch weitere Münzausgaben geben wird.

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