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  • Die Türken, die böhmischen Stände und zwei Gnadenpfennige Ferdinands I.

    Vom 13. bis zum 15. Mai 2024 veranstaltet SINCONA seine Frühjahrsauktion. Angeboten werden unter anderem zwei äußerst seltene Gnadenpfennige Ferdinands I. in Gold. Diese schweren Prägungen im Gewicht von 10 resp. 15 Goldgulden gehören zu den großen Kostbarkeiten der Habsburger Numismatik. Wir erzählen ihre Geschichte. Am 29. August des Jahres 1526 brach über Ungarn die Katastrophe herein. Die Elite des Landes – allen voran König Ludwig II. – wurde in einer einzigen Schlacht bei Mohacs vernichtet. Neben dem König fielen 28 Magnaten und sieben hohe kirchliche Würdenträger. Darüber hinaus tötete das osmanische Heer 4.000 Reiter, 10.000 Fußsoldaten und führte rund 200.000 Einwohner in die Sklaverei. Mit anderen Worten: Ungarn verlor durch diese Niederlage rund 5% seiner Bevölkerung. Symbolische Darstellung der Wiener Doppelhochzeit am 22. Juli 1515 am Grab Maximilians I. in der Innsbrucker Hofkirche. Foto: KW. Die Böhmische Krone Ungarn brauchte also einen neuen König. Und nicht nur Ungarn. Ludwig II. war gleichzeitig Herrscher von Böhmen und Kroatien. Auf alle drei Kronen erhob der Habsburger Ferdinand Anspruch. Er berief sich auf den Erbvertrag, den sein Großvater Kaiser Maximilian I. anlässlich der Wiener Doppelhochzeit mit Wladislaw II. geschlossen hatte. Damals verabredeten die Herrscher, dass ihre Nachkommen heiraten sollten: Ludwig II. von Ungarn ehelichte Maria von Habsburg; Ferdinand I. wurde mit Anna von Ungarn vermählt. Sollte eines der beiden Geschlechter aussterben, würde man sich gegenseitig beerben. Ein dynastisch vielversprechender Plan! Allerdings hatten die Herrscher ignoriert, dass es sich bei allen drei von Wladislaw regierten Königreichen um Wahlmonarchien handelte. Als also Ferdinand am 9. September 1526 vom Tod seines Schwagers erfuhr, musste er sich in allen drei Ländern die Gunst der Stände sichern. Da galt es zu entscheiden, welches Königreich Priorität hatte. Böhmen war reicher als Ungarn, also wandte sich Ferdinand zuerst dorthin. Es gelang ihm, sich gegen zwei Gegenkandidaten durchzusetzen. Am 23. Oktober 1526 wählten ihn die böhmischen Stände zum König. Am 24. Februar wurde er gekrönt, die Krönung seiner Gattin erfolgte einen Tag später. Die Ungarische Krone Während sich Ferdinand in Böhmen durchsetzen konnte, machten die ungarischen Magnaten im November 1526 einen der ihren zum Herrscher: Johann Szapolyai war Woiwode von Siebenbürgen, Schwager des polnischen Königs, einer der reichsten Magnaten des Landes und nun auch König von Ungarn. Als Ferdinand im Dezember seine eigene Ständeversammlung einberief, fanden sich nur eine Handvoll Delegierte ein. Nichtsdestotrotz ließ er sich von denen zum König von Ungarn wählen. Im folgenden Sommer überfiel er sein eigenes Land mit seinem Heer. Szapolyai büßte alle militärische Macht und damit die Unterstützung der Stände ein. Sie krönten Ferdinand am 3. November 1527 mit der Stephanskrone. Zeitgenössische Darstellungen der ersten Belagerung von Wien von 1529 auf dem Grabmal seines Verteidigers Niklas II. Graf Salm. Foto: KW. Die Habsburger werden zu Erzfeinden der Türken Um König zu bleiben, wandte sich Szapolyai mit der Bitte um Unterstützung an den osmanischen Sultan. Er schwor ihm im Sommer 1529 auf dem Schlachtfeld von Mohacs den Vasalleneid. Und Süleyman der Prächtige erfüllte seinen Teil des Handels: Er vertrieb die Habsburger aus Ungarn. Erst vor Wien kam seine 150.000 Mann starke Streitmacht zum Stehen. Nach der gescheiterten Belagerung zog das osmanische Heer wieder ab. So konnten die Habsburger Teile von Ungarn wieder in Besitz nehmen. 1532 versuchten es die Türken erneut. Wieder erlitten sie eine Niederlage. Das brachte Szapolyai dazu, erneut die Fronten zu wechseln. Er schloss einen Geheimvertrag mit Ferdinand, in dem sie vereinbarten, dass sie de facto das Land zwischen sich aufteilen würden. Nach dem Tode Szapolyais solle die Herrschaft an die Habsburger zurückfallen, die Familie Szapolyais dafür entschädigt werden. Doch der französische König verfolgte eigene Pläne: Ihm kam der Krieg gelegen. Er band nämlich Ressourcen, die die Habsburger nicht gegen ihn in Italien einsetzen konnten. Deshalb schickte Franz I. im Sommer 1536 erstmals eine offizielle Gesandtschaft nach Konstantinopel. Ob sie tatsächlich einen Allianz- und Handelsvertrag mit Süleyman aushandelte, wie Habsburger Quellen berichten? Die Möglichkeit wurde in Wien jedenfalls ernst genommen. Man fürchtete einen neuen türkischen Angriff. Darauf musste Ferdinand sich vorbereiten. Und der erste Schritt war, Mittel flüssig zu machen, um Söldner für den drohenden Krieg anheuern zu können. Ferdinand I. Schaumünze zu 15 Goldgulden 1537, Joachimsthal. Auf sein Regierungsjubiläum 10 Jahre König von Böhmen und Ungarn. Einziges bekanntes Exemplar in Gold. Wie zu dieser Zeit üblich, leicht bearbeitet. NGC AU Details. Startpreis: 150.000 CHF. Aus Auktion SINCONA 90 (13.-15. Mai 2024), Nr. 1561. Ein Gnadenpfennig zu 15 Gulden Wahrscheinlich steht eine bei SINCONA angebotene Schaumünze – oder wie man zu jener Zeit sagte: ein Gnadenpfennig – mit dieser historischen Situation in Verbindung. Er zeigt auf der Vorderseite das Porträt von Ferdinand I., auf der Rückseite das seiner Gattin Anna. Die Umschriften lauten – in Übersetzung – Ferdinand, König der Römer, der Ungarn und der Böhmen 1537 bzw. Anna, Gemahlin Ferdinands, Königin der Ungarn 1537. Bemerkenswert sind die Porträts, denn sie beziehen sich in Kleidung, Schmuck und Ausgestaltung auf Gnadenpfennige, die 1522/23 – kurz nach der Hochzeit – wahrscheinlich von Hans Daucher angefertigt wurden. Nun kann man sich durchaus fragen, warum Wolf Milicz kein aktuelleres Porträt des Herrscherpaares als Vorlage nutzte. Das könnte praktische Gründe gehabt haben – nicht immer und überall standen neue Porträts zur Verfügung. Die Darstellung könnte aber auch bewusst gewählt worden sein, um die Empfänger des Gnadenpfennigs an die Zeit der Thronbesteigung Ferdinands zu erinnern. Jeder erinnerte sich, dass Ferdinand nur deshalb hatte König werden können, weil Ludwig II. die finanziellen Mittel gefehlt hatten, die Osmanen angemessen zu bekämpfen. Ja, die Fugger hatten seinerzeit das Gerücht in die Welt gesetzt, es sei die mangelnde Kreditwürdigkeit des Königs gewesen, die seinen Tod verursacht habe. So erinnerte diese Darstellung daran, welche entscheidende Rolle die Finanzen bei der Bekämpfung der Türken spielten. Dieser Ritter trägt stolz einen farblich hervorgehobenen goldenen Gnadenpfennig an einer üppigen Goldkette. Grabmal des Echter von Mespelbrunn in Hessenthal. Foto: KW. Der Generallandtag in Böhmen Diese Botschaft zu vermitteln, war 1537 von eminenter Bedeutung für Ferdinand I. Er hatte nämlich die Böhmischen Stände im März 1537 nach Prag zu einem Generallandtag einberufen. Bei dieser Versammlung forderte der Herrscher von den Ständen die Erlaubnis, eine Kriegssteuer in Höhe von 100.000 Schock Meißner Groschen erheben zu dürfen, um damit ein Heer von 10.000 Mann aufzustellen. Das Schock war eine sächsisch-böhmische Rechnungseinheit und entsprach 60 Stück. Ferdinand beantragte also eine Kontribution in Höhe von 6.000.000 Meißner Groschen. Wie müssen wir uns nun die diplomatische Arbeit während so eines Generallandtags vorstellen? Da fanden neben den eigentlichen Sitzungen viele persönliche Treffen statt, bei denen königliche Gesandte, ja gelegentlich der Herrscher selbst einen Delegierten für seine Position zu gewinnen suchte. Gnadenpfennige spielten dabei eine große Rolle. Ursprünglich dazu geschaffen, um die zu belohnen, die dem darauf Dargestellten einen Dienst geleistet hatten, wurden sie oft in der Hoffnung verliehen, den so Geehrten zu bewegen, diesen Dienst in der Zukunft zu leisten. Wir können also davon ausgehen, dass Ferdinand I. und seine Gesandten im Jahr 1537 Gnadenpfennige verteilten, um die Versammlung auf Kurs zu bringen. Immerhin bewilligten die Delegierten 25.000 Schock Meißner Groschen, zwar nur ein Viertel der ursprünglich geforderten Summe, aber trotzdem viel Geld. Ferdinand I. Schaumünze zu 10 Goldgulden aus Stempeln, die in Hall für zwei verschiedene Prägungen – datiert 1531 resp. 1550 – angefertigt wurden. Einziges bekanntes Exemplar in Gold. Rand wie zeitüblich etwas bearbeitet. Vorzüglich. Taxe: 150.000 CHF. Aus Auktion SINCONA 90 (13.-15. Mai 2024), Nr. 1560. Zur Schau getragene Gunst und ein begabter, aber glückloser Stempelschneider Gnadenpfennige waren im 16. Jahrhundert ein zentrales Statussymbol: Wer solch einen Gnadenpfennig besaß, trug ihn an einer langen goldenen Kette oder am Hut, um allen Menschen zu zeigen, dass ein hoher Herr ihm seine Gunst gewährt hatte. Dass Gnadenpfennige leichte Bearbeitungsspuren aufweisen, um ihre Aufgabe als Trachtbestandteile zu erfüllen, ist zeittypisch und ein hervorragendes Zeugnis für die Echtheit eines Stückes. Auch die zweite Schaumünze, die SINCONA in der Auktion anbieten kann, weist diese Spuren auf.  Es handelt sich um ein ganz besonders attraktives Stück: Auf der Vorderseite sind die gerüsteten und gekrönten Büsten von Kaiser Karl V. und Ferdinand I. einander gegenüber dargestellt. Oben finden wir das Motto von Karl – Plus Ultra (= darüber hinaus) –, zwischen den Herrschern liegt der bekrönte Reichsapfel. Die untere Hälfte der Prägung wird von einer langen Inschrift dominiert, in der die Titel aufgeführt werden. Die letzte Zeile enthält die Jahreszahl 1531, also das Jahr, in dem Ferdinand I. auf Initiative seines Bruders Karl zum römischen König gewählt und gekrönt wurde. Die Rückseite dagegen trägt die Jahreszahl 1550 und zeigt den Habsburger Doppeladler mit einem prachtvollen Wappen. Verantwortlich für diese ästhetisch ansprechende, aber historisch unpassende Zusammenstellung ist Christof Loch junior, ein begabter Goldschmied und Medailleur, der in der Münzstätte Hall eine undankbare Stellung bekleidete: Er war nämlich kein Beamter der Münzstätte, sondern wurde im Bedarfsfall von Münzmeister Ulrich Ursentaler beauftragt und bezahlt. Der litt unter einer Augenschwäche und überließ die delikateren Arbeiten anderen, nämlich seinen Verwandten: Christof Loch senior und seinem gleichnamigen Sohn, der für diese Schaumünze verantwortlich ist. Man kann sich vorstellen, dass Loch junior darauf hoffte, Ursentaler einmal als Münzmeister nachzufolgen. Doch dazu kam es nie. Und das, obwohl ihm ein Zeugnis von 24. Februar 1551 versprach, ihn im Bedarfsfall als Eisenschneider anzustellen. Als es nämlich 1560 so weit war, setzte Ursentaler durch, dass sein eigener Sohn die Stelle erhielt. Das dürfte eine herbe Enttäuschung für Loch gewesen sein. Auf dem Markt sind goldene Schaumünzen resp. Gnadenpfennige aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts extrem selten anzutreffen. Die meisten von ihnen wurden irgendwann in einer finanziellen Notlage eingeschmolzen oder haben ihren Weg in ein Museum gefunden. Dass SINCONA gleich zwei davon in Auktion 90 anbieten kann, muss als ein großer Glücksfall betrachtet werden. Er gab uns die Gelegenheit, dieses interessante numismatische Phänomen näher zu beleuchten. Hier kommen Sie direkt zu SINCONA: https://www.sincona.com/ Ihre Gebote auf Los 1560 und 1561 können Sie über diese Links abgeben: https://sincona.auction/47/1560 https://sincona.auction/47/1561 Hier können Sie den gesamten Katalog durchscrollen: https://auktionen.sincona.com/de-de/auctions/lots?$page=1&$maxpagesize=20&$sortby=lot_number&$sortdir=asc&cat_id=408

  • Lexikon: Deneschka

    Verkleinerungsform von russ. denga: russische Münze im Werte von einer halben Kopeke, 1849 bis 1867 aus Kupfer geprägt, Vorderseite: Monogramm, Rückseite: Wertangabe. Deneschka 1862, auf der Vorderseite das Monogramm von Zar Alexander II. (1855 – 1881). Aus: Helmut Kahnt: „Das große Münzlexikon“

  • Ergebnisse der 164. Teutoburger Auktion vom 8. bis 16.4.2024 – Nachverkauf läuft

    Hier finden Sie alle Ergebnisse zu den Auktionen sowie Informationen zum Nachverkauf. Weiterführende Informationen: www.teutoburger-muenzauktion.de Einige Highlights: Teutoburger Münzauktion GmbH Brinkstraße 9 33829 Borgholzhausen Tel.: 05425/930050 E-Mail: info@teutoburger-muenzauktion.de www.teutoburger-muenzauktion.de

  • 80 Jahre Vrba-Wetzler Report

    Im Sommer des Jahres 1944 erfuhr die Welt vom Holocaust. Verantwortlich dafür waren zwei junge Männer: Rudolf Vrba und Alfréd Wetzler. Ihnen widmet die Slowakische Nationalbank eine 10 Euro-Sammlermünze, geprägt in der Münzstätte Kremnica. Diese Münze steht für vieles: für Mut, Zivilcourage, Verantwortung und für die Macht der öffentlichen Meinung. Am 7. April 1944 fehlten die Nummern 44.070 und 29.162 beim Lagerappel in Auschwitz. Wir kennen die Namen dieser beiden mutigen Männer. Es handelt sich um die jüdischen Slowaken Rudolf Vrba und Alfréd Wetzler. Sie flohen nicht, um das eigene Leben zu retten. Ihr Ziel war es, die Welt über das Geschehen in Auschwitz zu informieren. Beide konnten sich nicht vorstellen, dass die Regierungen der demokratischen Nationen tatenlos dabei zusahen, wie in Auschwitz täglich Tausende von Menschen vergast wurden. Ausschwitz: Die so genannte „Judenrampe“. Rudolf Vrba arbeitete als Blockschreiber. Von seinem Arbeitsplatz aus sah er die so genannte „Judenrampe“, wo alle Züge ankamen. Er zählte sie gewissenhaft, prägte sich exakt die Zahl ihrer Wagons ein, die all diejenigen nach Auschwitz transportierten, die zwischen April 1942 und April 1944 in den Gaskammern ermordet wurden. Mit diesen brisanten Informationen im Kopf plante er zusammen mit Alfréd Wetzler die Flucht. Sie war unbeschreiblich gefährlich und wurde nur möglich, weil sie sowohl von Mitgefangenen als auch von polnischen Bürgerinnen und Bürgern Hilfe erhielten. Am 21. April 1944 passierten sie die Grenze zur Slowakei. In Žilina fanden sie Unterstützung beim Slowakischen Judenrat. Dort diktierten sie ihre Erinnerungen einer Stenotypistin, die am 27. April 1944 den Bericht in slowakischer Sprache fertigstellte. Noch während er geschrieben wurde, übersetzte ihn ein Mitglied des slowakischen Judenrats ins Deutsche, ein anderes ins Ungarische. Der slowakische Judenrat begann sofort, den Bericht an Menschen zu verteilen, von denen er sich Hilfe versprach. Aber erst als ein Mitarbeiter der rumänischen Botschaft den Bericht in die Schweiz schmuggelte, fand er die gebührende Aufmerksamkeit. Die Schweiz war zu diesem Zeitpunkt eines der wenigen europäischen Länder, das keiner staatlichen Zensur unterlag. Eine Studentenorganisation fertigte Abschriften des Berichts an und verteilte sie. So erschienen in Schweizer Zeitungen zwischen dem 23. Juni und dem 11. Juli 1944 mindestens 383 Artikel, die die ausländische Presse aufgriff. Seit dem Sommer 1944 konnte niemand mehr vorgeben, nicht zu wissen, was in den Konzentrationslagern geschah. Jeder wusste, was es bedeutete, dass seit dem 15. Mai 1944 lange Züge von ungarischen Bahnhöfen aus nach Auschwitz fuhren. 700.000 Ungarn bekannten sich damals zum Judentum. Um sie zu retten, schickten Machthaber aus aller Welt dringende Appelle an Miklós Horthy, Reichsverweser von Ungarn. Nachdruck erhielten diese Forderungen durch Flugblätter, die Alliierte Bomber über Budapest abwarfen. Darin informierten die Kriegsparteien, dass jeder, der für die Deportationen verantwortlich zeichne, dafür auch zur Verantwortung gezogen werde. Während in der Normandie die Truppen der Alliierten Fuß fassten, gab Horthy am 9. Juli 1944 den Befehl, die Transporte nach Auschwitz zu stoppen. 437.000 Juden waren bis zu diesem Zeitpunkt nach Auschwitz deportiert worden. Fast alle von ihnen starben im Gas. Und doch rettete die mutige Tat von Rudolf Vrba und Alfréd Wetzler immer noch fast 200.000 Juden das Leben. Die 10 Euro Silbermünze „80 Jahre Vrba-Wetzler Report“, geprägt in der Münzstätte Kremnica. 18 g; 34 mm; 900 Silber, 100 Kupfer; Auflage BU: 5.800; Auflage Proof: 13.500. Die Slowakische Nationalbank ehrt den Mut von Rudolf Vrba und Alfréd Wetzler mit einer 10 Euro Sammlermünze aus Silber. Sie wird am 17. April 2024 in einer Auflage von 5.800 Stücken in BU und 13.500 Stücken in Polierter Platte herausgegeben. Für das Motiv zeichnet Ivan Řehák verantwortlich. Der 1954 in Bratislava geborene Künstler gehört zu den renommiertesten Medailleuren der Slowakei. So schuf er zum Beispiel die Bildseiten der slowakischen 1- und 2-Euro-Umlaufmünzen. Der Künstler ließ sich für seine Darstellung von den Zeichen inspirieren, mit denen in Konzentrationslagern Häftlinge gekennzeichnet wurden. Dabei spielte das Dreieck eine zentrale Rolle. „Politische“, „Asoziale“, „Berufsverbrecher“, Homosexuelle und „Bibelforscher“: Sie alle wurden durch ein auf dem Kopf stehendes Dreieck gebrandmarkt. Für Juden nähte man zwei Dreiecke so übereinander, dass sie einem Davidsstern glichen. Die nationale Seite der Münze mit dem slowakischen Wappen im Feld links zeigt einen dreiecksförmigen Cluster von solchen Dreiecken, die durch eine scharfe Linie getrennt sind. Damit will der Künstler die gnadenlose Trennung zwischen denen, die leben dürfen, und denen, die sterben müssen, ins Bild umsetzen. Ein verlorener Teddybär symbolisiert all die Kinder, deren Leben unerfüllt in Auschwitz endete. Vom Rand kommt ein stilisierter Zug, der neue Menschen nach Auschwitz transportiert, bis Rudolf Vrba und Alfréd Wetzler die Transporte durch ihren Bericht beendeten. Sie sind durch ihre beiden Gefangenennummern auf der Seite derer, die überlebt haben, präsent. Die Wertseite greift das Dreiecksmotiv auf und zeigt zwei nackte Männer, die mit nichts als ihrem Wissen um das grauenhafte Geschehen entkommen sind. Im Feld rechts das Jahr ihrer Flucht und ihre Namen: "ALFRÉD WETZLER" und "RUDOLF VRBA". Die slowakische Randinschrift lautet in Übersetzung: Es gibt nichts, was den menschlichen Mut, sich gegen das Böse zu wehren, aufhalten kann. Mehr Informationen finden Sie auf der Seite der Slowakischen Nationalbank und der Münzstätte Kremnica. https://nbs.sk/bankovky-a-mince/eurove-mince/aktuality/vysledky-sutazi/vysledky-opakovanej-verejnej-anonymnej-sutaze-na-vytvarny-navrh-striebornej-zberatelskej-euromince-v-nominalnej-hodnote-10-eur-k-80-vyrociu-podania-spravy-o-nacistickych-vyhladzovacich-taboroch-ausc/ https://www.mint.sk/en/issues/eu10-silver-collector-coin-80th-anniversary-vrba-wetzler-report-nazi-extermination-camps Hier finden Sie mehr Informationen über die Münzstätte Kremnica. https://www.mint.sk/en

  • Deutschland: 75 Jahre Grundgesetz (1949–2024)

    Vor 75 Jahren, genauer gesagt am 24. Mai 1949, trat das Grundgesetz in Kraft. Dieses Ereignis zum Anlass nehmend, emittiert die Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 2024 eine 20-€-Silbermünze. Auf Initiative der Siegermächte wurde das Grundgesetz vom Parlamentarischen Rat erarbeitet und am 8. Mai 1949 mit 53 : 12 Stimmen beschlossen. Am 23. Mai wurde es verkündet und trat dann am 24. Mai 1949 in Kraft. Da Deutschland 1949 ein geteiltes Land war, sollte mit dem Begriff „Grundgesetz“ auf den provisorischen Charakter dieser Verfassung für die Bundesrepublik Deutschland hingewiesen werden. Nun behielt man das Grundgesetz formaljuristisch auch nach der deutschen Wiedervereinigung bei, doch wurde 1990 im Einigungsvertrag zwischen den beiden deutschen Staaten die Aufhebung und Änderung von Teilen des Grundgesetztes vereinbart, die sich durch die Wiedervereinigung Deutschlands als überholt erwiesen hatten. Was das Grundgesetz selbst betrifft, so ist es in 14 Abschnitte gegliedert, die einer Präambel folgen. In Abschnitt I (Artikel 1–19) sind die Grundrechte festgeschrieben. Der Abschnitt II (Artikel 20–37) wiederum enthält genaue Regelungen über die Staatsform der Bundesrepublik Deuschland sowie über das Verhältnis von Bund und Ländern. 20 Euro, Silber 925/1000, 18 g, 32,50 mm, Randschrift: "IM BEWUSSTSEIN SEINER VERANTWORTUNG", Auflage: n. n. b. in Stgl. und max. 100.000 in PP (Prägezahlen noch nicht endgültig bestätigt), Künstler: Detlev Behr, Köln; Fotograf: Hans-Joachim Wuthenow, Berlin; Münzstätte: Karlsruhe (G). Die Münze zeigt auf ihrer Bildseite ein Logo, bestehend aus den Großbuchstaben "GG", die von den Ziffern "7" und "5" flankiert werden. Die Legende lautet: "DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR / 75 JAHRE GRUNDGESETZ". Auf der Wertseite sehen wir den Bundesadler, die 12 Europa-Sterne und lesen Staatsbezeichnung, Nominalangabe, Emissionsjahr und die Aufschrift "SILBER 925". Michael Kurt Sonntag

  • Der schwere Start der Weimarer Republik – Goetz-Medaillen in der „Topographie des Terrors“

    Das Berliner Dokumentationszentrum „Die Topographie des Terrors“ zeigt bis zum 1. September 2024 die Sonderausstellung „Gewalt gegen Weimar - Zerreißproben der frühen Republik 1918 bis 1923“. Es schildert den schweren, von Bürgerkrieg, Gewalt und Elend geprägten Start der Weimarer Republik nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Monarchie. Kaiser Wilhelm II. und die anderen Fürsten räumten ihre Throne widerstandslos, und so verlief die erste Phase der Novemberrevolution 1918 nahezu gewaltfrei. Im Deutschen Reich und den einzelnen Ländern entstanden revolutionäre Regierungen, die einen friedlichen Übergang zur Republik anstrebten. Anders als frühere Ausstellungen verbindet die neue Dokumentation in der Topographie des Terrors Fotos, Plakate, Bücher und Dokumente mit Sachzeugnissen und wirkt daher besonders eindringlich. Bildquelle: https://www.topographie.de/ausstellungen/gewalt-gegen-weimar; musealis GmbH. Kurz darauf schlug das Pendel jedoch nach der anderen Seite aus, denn um den Jahreswechsel 1918/19 gab es linksgerichtete Attacken gegen die von den Mehrheits-Sozialdemokraten geforderte Ruhe und Ordnung. Bürgerliche Parteien und die alten monarchistischen Eliten stellten die Republik in Frage und riefen zum Widerstand auf. Derweil hoffte Ex-Kaiser Wilhelm II. im niederländischen Exil, irgendwann „mit klingendem Spiel“ durchs Brandenburger Tor reiten und seinen Thron wieder besetzen zu können. Auf der anderen Seite gab es die Wahl zur Nationalversammlung, zu der nach langen Kämpfen nun auch Frauen zugelassen waren. Medaillen wie diese von Heinrich Wanderé zur Eröffnung der Nationalversammlung am 31. Juli 1919 in Weimar lassen nicht erkennen, dass es der jungen Weimarer Republik von unterschiedlichen Kräften schwer gemacht wurde, sich zu etablieren. Die Umschrift auf der Rückseite "DIE STAATSGEWALT GEHT VOM VOLKE AUS" zitiert dem Artikel 1 der Weimarer Verfassung. Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=73351111; Historisches Museum Frankfurt, gemeinfrei. Die neue Volksvertretung stimmte am 31. Juli 1919 der Reichsverfassung zu. Sie hatte Forderungen aus der Revolution von 1848/49 übernommen und versprach den Deutschen ein demokratisches Leben in Frieden und Freiheit. Dass sie dem Reichspräsidenten außerordentliche Vollmachten zubilligte, sollte sich in den späten Jahren der Weimarer Republik als schwere Belastung für das fragile politische System erweisen und war einer der Gründe, dass Hitler 1933 an die Macht gelangte. Die Spottmedaille von 1923 auf den misslungenen Hitlerputsch in München war Karl Goetz später so peinlich, dass er alle bei Sammlern befindliche Exemplare wieder an sich zu bringen versuchte. Bildquelle: https://www.metmuseum.org/art/collection/search/236731, gemeinfrei. Gleiches hatte er bei der Schlageter-Medaille aus dem selben Jahr nicht nötig. Sie und ähnliche Arbeiten kamen in deutsch-nationalen Kreisen gut an. Bildquelle: Leipziger Münzhandlung und Auktion Heidrun Höhn, 99. Auktion, 12. Mai 2022, Los Nr. 555. Der überaus talentierte Münchner Medailleur Karl Goetz (1875-1950) machte sich mit seinen bei Sammlern beliebten Arbeiten über linke und rechte Politiker lustig und schreckte nicht davor zurück, die Weimarer Republik als das Werk von Vaterlandsverrätern und Bolschewisten zu verunglimpfen. Ausgelegt sind in der Topographie des Terrors mehrere Medaillen dieses Künstlers, darunter eine von 1923, die rebellierende Nazis mit Hitler an der Spitze verhöhnt. Nach dessen „Machtergreifung“ am 30. Januar 1933 unternahm Goetz große Anstrengungen, um diese Medaille wieder an sich zu bringen. Dass er sich der Gunst Nazis erfreuen konnte, zeigen die Hitler und seinen Helfershelfern gewidmeten Goetz-Medaillen. Eine weitere von 1923 ehrt den von den Nazis als Held, Patriot und Freikorpsführer gefeierten Albert Leo Schlageter, der von französischen Soldaten standrechtlich erschossen wurde. Eine andere Medaille in der Ausstellung mit der Umschrift "DIE SCHWARZE SCHANDE" zeigt, wie Germania an einen französischen Phallus gefesselt ist. Auf der Rückseite sieht man die Karikatur eines in der französischen Armee dienenden Schwarzen. Weitere Goetz-Medaillen bedienen rassistische Vorurteile gegenüber Juden, die der rechten Propaganda nach, am Krieg und am Elend von Millionen Menschen profitieren sollten. Andere Arbeiten zeigen, wie sich Kriegsgewinnler an der Not ihrer Landsleute bereichern und welche Auswirkungen die Inflation und der massenhafte Ausstoß von wertlosem Papiergeld haben. Es ist zu begrüßen, dass in der Ausstellung Goetz-Medaillen gezeigt werden, da dieses für das Verständnis von Propaganda und Personenkult so bedeutende Sammelgebiet bei solchen Gelegenheiten in der Regel unberücksichtigt bleibt. Die von Karl Goetz geschaffene Spottmedaille aus dem Jahr 1919 zeigt, wie König Friedrich II. (Der Große) dem kaiserlichen Deserteur die Ohren lang zieht und ein Hund die Uniform von Wilhelm II. anpinkelt. Foto: Caspar. Bild 6) Dass die Besatzer den Deutschen Michel „bis aufs Blut auspressen“, schildert eine andere Goetz-Medaille. Foto: Caspar. Die Ausstellung in der Topographie des Terrors schildert auf beklemmende Weise, welche Chancen sich durch die Beseitigung der Monarchie boten und wie sie vertan wurden. Sie fragt am Ende nach den Kontinuitäten politischer Gewalt und antisemitischer Hetze in Deutschland von der Weimarer Republik über die Zeit des Nationalsozialismus bis heute. Das Thema ist angesichts destruktiver Tendenzen von bedrückender Aktualität. Denn rechte Gruppen, Rassisten, Neonazis und andere Extremisten versuchen, unsere freiheitlich-demokratische Ordnung in Frage zu stellen und zu zerstören. Seine nationalistische Haltung hat Karl Goetz in der Umschrift einer Medaille zum Jahr 1918 so zum Ausdruck gebracht: "GANZ EUROPA DIE GANZE WELT DIE GANZE WELT WIRD DEUTSCH WERDEN". Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18235088. Die Ausstellung zeigt, wie traumatisierte Soldaten, Putschisten, Separatisten und Hitler-Anhänger die junge Republik an den Rand des Bürgerkriegs und Zusammenbruchs brachten und wer den durch Inflation und Massenelend befeuerten Umsturzversuchen zum Opfer fiel. Dass auf der anderen Seite Kommunisten träumten, aus dem Deutschen Reich ein „Sowjetdeutschland“ machen wollten, wird ebenso wenig verschwiegen wie Versuche von Intellektuellen und Künstlern, die Wogen des Hasses zu glätten und Zuversicht zu verbreiten. Über allem stand die Frage, wer an dem verloren gegangenen Krieg Schuld hat. Rechte Kräfte denunzierten die ihnen so sehr verhasste Republik als das Werk von Bolschewisten, Juden und anderen Vaterlandsverrätern. Demokratische Politiker wurden als „Erfüllungspolitiker“ diffamiert, weil sie den Versailler Vertrag unterschrieben hatten. Anhand von Fotos, Plakaten und Dokumenten wird deutlich, wie die Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen bürgerkriegsartige Zustände, separatistische Bestrebungen und den Hitlerputsch in München am 9. November 1923 begünstigte. Als Hitlers Marsch auf die Feldherrnhalle in München scheiterte, hat man den Umsturzversuch nicht als Weckruf aufgefasst, alle Kräfte zur Verteidigung der Republik und ihrer demokratischen Werte zu vereinen, sonst wäre es nicht zehn Jahre später zur Errichtung der Nazidiktatur gekommen. Helmut Caspar Mehr Informationen zur Ausstellung: https://www.topographie.de/ausstellungen/gewalt-gegen-weimar Dokumentationszentrum Topographie des Terrors Niederkirchnerstraße 8 10963 Berlin 030 254509-0 info@topographie.de

  • Sammlungen bei Grün: Braunschweig und Deutsches Kaiserreich – 88. Auktion vom 13. bis 15. Mai 2024

    Die Mai-Auktion der Heidelberger Münzhandlung enthält viele Raritäten. Besonders hervorzuheben ist eine umfassende Sammlung Braunschweig vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert sowie eine umfangreiche Sammlung von Münzen des Kaiserreichs. Vom 13. bis zum 15. Mai führt Herbert Grün seine 88. Auktion der Heidelberger Münzhandlung durch. Sie ist voll mit interessanten Prägungen, unter denen jeder Münzbegeisterte etwas entdecken wird. Teil 1 der Auktion enthält eine umfassende Sammlung Braunschweig. Münzen aller Linien jenes weit verzweigten Herrscherhauses illustrieren, über welchen immensen Silberreichtum die Welfen verfügten. Teil 2 ist den Münzen und Medaillen von der Antike bis zur Neuzeit gewidmet. Der Schwerpunkt liegt wie immer auf Altdeutschland und den deutschen Münzen nach 1871. Kaiserreichsammler, die noch die eine oder andere Lücke füllen wollen, werden hier garantiert fündig. Nr. 170 – Braunschweig-Wolfenbüttel. Rudolph August. Taler 1671, Zellerfeld, anlässlich des Tods seiner Schwester Sibylla Ursula. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 1.500,- Euro Nr. 370 – Braunschweig-Lüneburg-Celle. Friedrich von Celle. Löser zu 3 Taler (mit Wertpunze) 1647, Clausthal. Ausbeute der Harzer Gruben. Sehr schön. Taxe: 4.500,- Euro Nr. 398 – Braunschweig-Lüneburg-Celle. Christian Ludwig. Löser zu 3 Taler (mit Wertpunze) 1665, Zellerfeld. Ausbeute der Harzer Gruben. Äußerst selten. Henkelspur. Sehr schön. Taxe: 6.000,- Euro Nr. 455 – Braunschweig-Calenberg-Hannover. Johann Friedrich. Taler 1676, Clausthal. 100-Jahrfeier der Universität Helmstedt. Selten. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 1.800,- Euro Nr. 497 – Braunschweig-Calenberg-Hannover. Ernst August. Löser zu 4 Taler (mit Wertpunze) 1685, Zellerfeld. Ausbeute der Grube „Lautenhals Glück“. Sehr schön / Vorzüglich. Taxe: 6.000,- Euro Nr. 601 – Braunschweig-Calenberg-Hannover. Georg II. Taler 1752, Zellerfeld. Ausbeute der Grube „Regenbogen“. Vorzüglich. Taxe: 1.800,- Euro Nr. 687 – Braunschweig-Calenberg-Hannover. Georg V. Doppeltaler 1854 B „Münzbesuch“. Fast Stempelglanz. Taxe: 2.500,- Euro Spezialsammlung Braunschweig 725 Lose mit Münzen aus Braunschweig: das ist der Paukenschlag, mit dem Grün seine Frühjahrsauktion beginnt. Diese beeindruckende Spezialsammlung beweist, wie viel Wissen und Geduld derjenige besaß, der sie zusammentrug. Sie reicht von den mittelalterlichen Brakteaten Heinrichs des Löwen bis hin zu den Konventions- und Vereinstalern des 19. Jahrhunderts. Die Braunschweiger Münzprägung macht nachvollziehbar, was der Silberreichtum des Harzes für die Welfen bedeutete: Sie konnten es sich leisten, standesgemäß aufzutreten und großartige diplomatische Geschenke zu machen. Durch ihr Silber wurden die Herrscher der verschiedenen Braunschweiger Linien zu wichtigen Bündnispartnern, und das nicht nur auf lokaler Ebene. So setzte ein Braunschweiger Herzog beim Kaiser durch, dass eigens für ihn die Zahl der Kurfürsten erhöht wurde. Und dass ein Welfe den englischen Thron bestieg, war zwar eine Laune der Geschichte, setzte aber doch voraus, dass er über die finanziellen Mittel verfügte, sein Amt anzutreten. Die braunschweigische Münzprägung spiegelt die bewegte Geschichte der Welfen. Sie ist besonders reich an außergewöhnlichen Motiven, und das aus zwei Gründen: Zum einen ließen die Herrscher immer wieder zu zeremoniellen Anlässen Emissionen anfertigen, die unter den Gästen ihrer Festlichkeiten verteilt wurden. Zum anderen feierten sie im Münzbild ihren so einträglichen Bergbau, so dass wir eine Fülle von technischen Details vor allem aus numismatischen Darstellungen kennen. Die bei Grün angebotene Sammlung enthält alle interessanten Darstellungen, die sich ein Enthusiast nur wünschen kann, und zwar nicht nur auf Talern, sondern auch auf den mit besonderer Sorgfalt gestalteten Lösern. Die Sammlung beinhaltet einen größeren Bestand dieser gesuchten Prägungen in unterschiedlichen Stückelungen. Doch auch für Bieter mit kleinerem Geldbeutel ist gesorgt: Die Schätzungen starten im unteren zweistelligen Bereich. Alle Spezialsammler werden sich für die vielen interessanten, sinnvoll zusammengestellten und günstig geschätzten Lots begeistern. Versäumen Sie also nicht, den Katalog 88 der Heidelberger Münzhandlung genau durchzuschauen. Und werfen Sie auch einen Blick in den 2. Teil der Auktion. Dort findet sich nämlich noch eine weitere Partie Braunschweig von 59 Losen mit einigen Lösern und mehreren Lots. Nr. 732 – Achämeniden. Dareike. Vorzüglich. Taxe: 1.250,- Euro Nr. 822 – Frankreich. Ludwig XIV. Doppelter Louis d’or aux 8 L et aux insignes 1702, Paris. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 5.000,- Euro Nr. 866 – Frankreich / Straßburg. Taler 1590 auf das Stückschießen. Selten. PCGS MS61. Vorzüglich bis prägefrisch. Taxe: 6.500,- Euro Nr. 933 – Polen. Sigismund III. Taler 1628, Bromberg. PCGS MS64. Stempelglanz. Taxe: 7.500,- Euro Münzen aus aller Welt Mit über 530 Losen von Münzen aus aller Welt startet der zweite Teil von Auktion 88. Wie immer ist aus jedem Sammelgebiet etwas dabei. Vor allem diejenigen, die sich auf Goldmünzen spezialisiert haben, werden sich über die üppige Auswahl freuen. Diese reicht von der persischen Dareike über spätmittelalterliche Goldmünzen aus Flandern und Frankreich bis hin zu modernen Prägungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Vor allem Liebhaber der französischen Münzprägung, sollte es nicht versäumen, sich die 77 Lose der Auktion genau anzusehen. Freunde der amerikanischen Numismatik finden eine kleine Serie von seltenen und ansprechend erhaltenen Halfdollars. Nr. 1050 – China. Lot von 5 x 50 Yuan 1993 „Erfindungen und Entdeckungen des Altertums“ mit Abakus. Nur ca. 402 der geplanten 1.200 Sets hergestellt. Äußerst selten. Im Originaletui. Polierte Platte. Taxe: 7.000 Euro Nr. 1057 – China. 100 Yuan 1995 „Löwentanz“. Nr. 138 Stück der geplanten 1.000 geprägt. Äußerst selten. Beschädigtes Zertifikat. Polierte Platte. Taxe: 5.000 Euro Chinesische Raritäten Interessieren Sie sich für die chinesische Numismatik? Grün kann nicht nur einige frühe Dollars der Volksrepublik, Szechuans und Yunnans anbieten, sondern auch eine umfangreiche Partie von modernen Sammlermünzen Chinas. Günstig geschätzt, bietet es einige der größten Raritäten der chinesischen Münzprägung an. Sie wurden zu Anfang der 1990er Jahren in verschwindend kleinen Auflagen herausgegeben, weil der Markt für zeitgenössische Münzen vollständig zusammengebrochen war. Nehmen wir als Beispiel das 100 Yuan-Stück „Löwentanz“ von 1995. Es sollte mit einer Auflage von 1.000 Exemplaren erscheinen. Doch nur 138 davon wurden tatsächlich geprägt. Mehr ließ sich 1995 nicht absetzen. Heute ist das anders. 2024 wird die aktuelle Ausgabe der Goldmünze zum Jahr des Drachen in einer Auflage von 8.000 Stück herausgegeben! Grün schätzt den „Löwentanz“ überaus konservativ mit 5.000 Euro. Man darf erwarten, dass er um ein Wesentliches steigen wird. Für das chinesische Goldmünzenset aus dem Jahr 1993, das die Volksrepublik China den Erfindungen und Entdeckungen ihres Altertums widmete, war eigentlich eine Auflage von 1.200 Stück geplant. Hergestellt wurden dann nur – jedenfalls soweit heute bekannt - 402 Sets. Grün offeriert diese Rarität der chinesischen Numismatik im Originaletui zusammen mit dem kleinen Abakus mit einem Startpreis von 7.000 Euro. Es ist übrigens nicht das einzige Los mit Münzen und Sets der äußerst gesuchten Serie Erfindungen und Entdeckungen des Altertums. Hier lohnt sich ein genauer Blick auf das angebotene Material! Sammler und Investoren werden diese großen Raritäten der modernen Numismatik zu würdigen wissen. Nr. 1412 – Breslau. Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg. Dukat 1701, Neisse. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 12.000,- Euro Nr. 1531 – Münster. Franz Arnold. Taler 1714, Münster. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 7.500,- Euro Nr. 1662 – Regensburg. Dukat 1712. Sehr selten. Vorzüglich bis prägefrisch. Taxe: 6.000,- Euro Nr. 1805 – Trier. Johann Hugo von Orsbeck. Dukat 1692, Koblenz. Vorzüglich. Taxe: 15.000,- Euro Nr. 1819 – Württemberg. Eberhard Ludwig. Doppeldukat 1699. Äußerst selten. Vorzüglich bis prägefrisch. Taxe: 14.000,- Euro Raritäten aus Altdeutschland Man braucht es niemandem mehr zu sagen: Auf Altdeutschland ist die Heidelberger Münzhandlung spezialisiert und deshalb entdeckt der Kenner auch in diesem Katalog unter den knapp 600 Losen eine Fülle von seltenen und außergewöhnlich gut erhaltenen Einzelstücken wie die hier abgebildeten Münzen. Nr. 1642 – Brandenburg-Preußen. Friedrich Wilhelm III. Albertustaler 1797, Berlin. Sehr selten. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 7.500.- Euro Zwei besonders reich bestückte Partien verdienen es, hervorgehoben zu werden. So finden die Liebhaber preußischer Münzen eine kleine Serie davon. Sie enthält zahlreiche ausgesprochen attraktive und seltene Stücke wie eine Halbtaler des „Großen Kurfürsten“ von 1641 oder zwei äußerst rare Friedrich’s d’ors, geprägt 1745 resp. 1747 in der Münzstätte Breslau. Wir zeigen Ihnen stellvertretend für all diese Kabinettstückchen einen äußerst seltenen und exquisit erhaltenen Albertustaler aus dem Jahr 1797. Nr. 1673 – Sachsen. Friedrich III. „der Weise“, Albrecht und Johann. Taler o. J., Annaberg oder Wittenberg. Erster Klappmützentaler. Äußerst selten. Sehr schön. Taxe: 25.000,- Euro Nr. 1760 – Sachsen-Coburg-Saalfeld. Ernst. Konventionstaler 1825, Saalfeld. PCGS MS62. Fast Stempelglanz. Taxe: 10.000,- Euro Auch Sachsen mit seinen Nebenlinien ist mit mehr als 100 Losen bestens vertreten. Hier springen einige große Raritäten ins Auge wie der äußerst seltene erste Klappmützentaler von Friedrich III. Vom gleichen Herrscher sind ferner ein einfacher und ein doppelter Guldengroschen enthalten. Wer sich mehr für das 19. Jahrhundert interessiert, wird sich für das goldene 5 Taler-Stück von Anton aus dem Jahr 1834 oder den Konventionstaler 1825 von Ernst, Herzog von Sachsen-Coburg und Saalfeld, begeistern. Nr. 2115 – Deutsches Kaiserreich. 1 Pfennig 1875 H. Das beste uns bekannte Exemplar! Stempelglanz. Taxe: 1.000,- Euro Nr. 2385 – Deutsches Kaiserreich. 1/2 Mark 1908 F. Äußerst selten. Sehr schön. Taxe: 2.500,- Euro Nr. 2388 – Deutsches Kaiserreich. 1 Mark 1892 G. In dieser Erhaltung äußerst selten. Stempelglanz. Taxe: 3.000,- Euro Nr. 2662 – Deutsches Kaiserreich / Sachsen-Coburg-Gotha. 2 Mark 1911. Nur 100 Exemplare geprägt! Erstabschlag. Taxe: 10.000,- Euro Eine Fülle von Reichsmünzen! Und wieder einmal hat ein Sammler die Heidelberger Münzhandlung ausgewählt, um seinen über Jahrzehnte hinweg zusammengetragenen Schatz wieder auf den Markt zu bringen. Das Material ist äußerst umfangreich, enthalten sind all die vielen unterschiedlichen Münzstätten und Jahrgänge, die man mit Aufmerksamkeit und Geduld zusammenbringen kann. Wer allerdings nur die ganz großen Raritäten mit den vier- und fünfstelligen Schätzpreisen sucht, der wird zwar ein paar Stücke finden, ist aber eher fehl am Platze. Die ganz teuren Münzen konnte und wollte der Sammler sich nicht leisten – was sicher 99% aller anderen Sammler nur zu gut verstehen können. Für sie ist der letzte Teil der Auktion ein Paradies, in dem sie endlich all die kleinen und größeren Lücken füllen können, die in ihrer eigenen Sammlung noch klaffen. Nr. 3259 – DDR. 10 Mark 1985. 40. Jahrestag „Sieg über den Faschismus“. Materialprobe in Weißgold. In Originalverplombung. Nur 200 Exemplare geprägt. Äußerst selten. Polierte Platte. Taxe: 7.500,- Euro Nr. 3264 – Proben. Bayern. Otto II. Probe zu 5 Mark 1904. Sehr selten. Polierte Platte. Taxe: 5.000,- Euro Deutsche Münzen nach 1871 Beenden wir diesen Vorbericht mit einem Hinweis auf die deutschen Münzen, die nach dem ersten Weltkrieg geprägt wurden. Auch hier lohnt sich ein näherer Blick, vor allem wenn man sich für die Zeit der Weimarer Republik und der DDR interessiert. Auch mit diesen Auktionen zeigt die Heidelberger Münzhandlung, dass sie ein wunderbarer Partner für jeden Sammler ist: Ganz gleich, ob es gilt, die eigene Sammlung zu verkaufen oder aus einer Fülle von interessanten Stücken Material für die eigene Sammlung auszuwählen. Sie können den Katalog zum Schutzpreis von 12,50 Euro beziehen bei der Heidelberger Münzhandlung Herbert Grün, Gaisbergstr. 40, 69115 Heidelberg; Tel: ++49 / 6221 / 65 2970; Fax: ++49 / 6221 / 65 297-29; E-mail: kontakt@hdmhg.de. Selbstverständlich ist der Katalog auch im Internet einsehbar, und zwar bei Sixbid, biddr.com und NumisBids.

  • Ungarn: Serie - Ungarische Verwaltungsbezirke und ihre Residenzstädte - Baranya und Pécs

    Im Rahmen der Serie „Ungarische Verwaltungsbezirke und ihre Residenzstädte“ emittierte Ungarn am 5. März 2024 eine 3000 Forint Bronze- und eine 20000 Forint Silbermünze auf den Verwaltungsbezirk Baranya und dessen Residenzstadt Pécs. Baranya liegt im südlichen Teil der ungarischen Transdonau-Region und ist für sein einzigartiges Klima und seine historischen Städte berühmt. Es ist zudem Heimat der südlichsten gut bekannten Weinregion in den Villány-Bergen, die Dank ihres sub-mediteranen Klimas großartige Weine hervorbringt. Zu den historisch bedeutendsten Städten des Bezirks zählen Pécs, Mohács, Szigetvár und Siklós. Pécs ist die Residenzstadt und eine der ältesten Städte Ungarns. Pécs wurde im 2. Jh. von den Römern als Sopianae gegründet. Im Jahr 2000 wurden die antiken christlichen Nekropolen der Stadt ins UNESCO Welterbe aufgenommen. König Stephan I. gründete hier 1009 ein Bistum und König Ludwig der Große später die erste Universität Ungarns. Während der 150-jährigen Besetzung der Stadt durch die Osmanen entstand zudem die Mosche von Pascha Gazi Kasim. Pécs erhielt 1780 den Status einer königlichen freien Stadt, wodurch städtisches und wirtschaftliches Wachstum stark befördert wurden. Durch die international berühmte Zsolnay- Keramikgesellschaft, die bis heute von Bedeutung ist, wurde die Industrialisierung von Pécs im 19. Jh. erheblich beschleunigt. Die Stadt war 2010 Kulturhauptstadt Europas. 3000 Forint, Bronze, 29,50 g, 42 mm, Auflage: 10.000 oberflächenbehandelt, Künstler: Gábor Kereszthury; Münzstätte: Budapest, Ungarn; Fotos ebenda. 20000 Forint, 925er Silber, 40 g, 42 mm, Auflage: 6.000 in PP, Künstler: Gábor Kereszthury; Münzstätte: Budapest, Ungarn; Fotos ebenda. Auf den Vorderseiten der motivgleichen Münzen sehen wir die Kirche der Gesegneten Jungfrau Maria und im Vordergrund rechts einen wasserspeienden Greifenkopf vom Zsolnay-Brunnen, der zu Ehren des Gründers der Zsolnay-Keramikgesellschaft errichtet wurde und lesen die Aufschrift "PÉCS", die Staatsbezeichnung, den Nominalwert und das Emissionsjahr. Die Rückseite zeigt die Villány-Berge mit Fernsehturm im Hintergrund und davor eine Weintraube, die endemische Pflanze „Paenia officinalis banatica“ sowie eine Karte des Verwaltungsbezirks mit der Aufschrift "BARANYA VÁRMEGYE". Michael Kurt Sonntag

  • Die Frauen-Porträts auf den Münzen von Metapontion

    Das unweit von Herakleia in Lukanien gelegene Metapontion (s. Karte), wurde bereits um 700 v. Chr. von Achaiern unter Beteiligung von Sybaris gegründet. Als Gründerheroen gelten Metabos und Leukippos. Eine Silbermünzprägung setzte in dieser Polis bereits ab der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. ein, allerdings wurden zwischen 540 und 440 v. Chr. nur große Mengen an inkusen Nomoi geprägt, die vorderseitig eine erhabene Gerstenähre und rückseitig eine inkuse Gerstenähre tragen. Die Kolonisierungsbewegung der Achaier. Bildquelle: Asia - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=57780810. Die Ähre war das Attribut der Ackerbaugöttin Demeter und das Wappen Metaponts, da diese Polis ein reiches landwirtschaftliches Hinterland besaß. Zwar blieb dies Wappen auch nach 440 v. Chr. erhalten, doch trat in klassischer und frühhellenistischer Zeit, d.h. ab 440 v. Chr., ein großes Repertoire an Götter- und Heroenbilder hinzu. Doch wenngleich auch Gottheiten wie Zeus, Apollon, Athena, Dionysos oder Pan und Heroen wie Leukippos oder Herakles die Vorderseiten zahlreicher Nomoi schmückten, so war Demeter doch die Gottheit, die die meisten Nomoi zierte (Abb. 1 und 2). Abb. 1: Metapontion (Lukanien). Nomos/Tridrachmon im achaiischen Münzfuß (um 340–330 v. Chr.). Silber, 7,31 g, Ø Höhe Vs. 22 mm, Münzstätte Metapontion. Foto: Leu Numismatik AG, Auktion 13 (27. Mai 2023), Los 7. Abb. 2: Metapontion (Lukanien). Nomos/Tridrachmon im achaiischen Münzfuß (um 330–290 v. Chr.). Silber, 7,97 g, Ø Höhe Rs. 20 mm, Münzstätte Metapontion. Foto: Leu Numismatik AG, Web Auction 19 (26. Februar 2022), Los 63. Vergleicht man diese Demeterporträts etwas eingehender miteinander, so lassen sich trotz Motivgleichheit – in beiden Fällen trägt Demeter einen Ährenkranz im Haar, dreifaches Ohrgehänge und Perlenhalskette – Unterschiede ausmachen. Unterschiede, die zum einen stilistischer Natur sind, zum anderen aber auch darauf zurückzuführen sind, dass der Name der Göttin beispielsweise bei der Münze aus Abb. 1 vor dem Gesicht als Umschrift "ΔΑΜΑΤΗΡ" erscheint und in Abb. 2 völlig fehlt. Aus diesen beiden Demeterdarstellungen nun aber zu schließen, alle Nomoi mit Demeter hätten so ausgeschaut, wäre irrig, denn es gab in Metapontion tatsächlich auch andere Porträts dieser Göttin. Porträts auf denen sich nicht nur die Länge der Haare oder die Größe der Kränze unterschieden, sondern auch solche auf denen die ährenbekränzten Haare im Nacken hochgenommen oder eingerollt sind und ebenso solche auf denen die unbekränzten Haare durch eine Sphendone (Abb. 3) oder durch eine sternengeschmückte Ampyx (Abb. 4) festgehalten werden. Abb. 3: Metapontion (Lukanien). Nomos/Tridrachmon im achaiischen Münzfuß (um 400–340 v. Chr.). Silber, 7,92 g, Ø Höhe Vs. 21 mm, Münzstätte Metapontion. Foto: MA-Shops, Munthandel G. Henzen, NL (April 2024). Abb. 4: Metapontion (Lukanien). Nomos/Tridrachmon im achaiischen Münzfuß (um 375–350 v. Chr.). Silber, 7,74 g, Ø Höhe Vs. 19 mm, Münzstätte Metapontion. Foto: MA-Shops, Munthandel G. Henzen, NL (April 2024). Diese kranzlosen Porträts, die sich so gar nicht in das Repertoire der unzähligen übrigen bekränzten Demeter-Abbildungen einfügen wollen, und heute sehr selten bis äußerst selten sind, verdanken ihre Existenz der Tatsache, dass sie keine originalen metapontischen Schöpfungen sind, sondern von syrakusanischen Tetradrachmen entlehnt wurden. Bedenkt man, dass die syrakusanischen Münzen die Quellnymphe Arethusa darstellen, dann wirkt es nicht unbedingt schlüssig, in diesen metapontischen Nomoi nun Demeter erkennen zu wollen, zumal das Hauptattribut der Getreidegöttin, die Ähre, in Metapontion die Gerstenähre, auf diesen Göttinnenköpfen fehlt. Wenn das Gros der Numismatiker hierin aber dennoch Demeter sieht, dann vermutlich deshalb, weil sie die Gottheit war, die in Metapontion die größte Verehrung genoss bzw. Hauptgottheit galt. Ein stilistisch herausragender Nomoi, der ebenfalls etwas aus der Reihe fällt, zeigt Demeter zwar mit Ährenkranz im Haar, bildet sie aber zusätzlich mit einem zarten durchsichtigen Schleier am Hinterhaupt ab. (Abb. 5) Da ein solcher Hinterhauptschleier allerdings sehr häufig auch das Attribut der Göttin Hera ist, auf den Goldstateren von Taras erscheint sie beispielsweise mit einem solchen Schleier und einer Stephane im Haar, wird klar, dass auch diese Münze, wenn man vom Ährenkranz absieht, ikonographisch entlehnt wurde. Vergegenwärtigt man sich zudem, dass auch der Stil des Porträts große Ähnlichkeit mit jenem der tarentinischen Goldstatere aufweist, dann könnte man sogar von einer ikonographisch-stilistischen Entlehnung sprechen. Über den Ährenkranz ist die Dargestellte aber dennoch ganz klar als Demeter definiert, da ein solcher Kranz zu Hera ganz und gar nicht passen würde. Abb. 5: Metapontion (Lukanien). Nomos/Tridrachmon im achaiischen Münzfuß (um 340–330 v. Chr.). Silber, 7,74 g, Ø Höhe Rs. 21,5 mm, Münzstätte Metapontion. Foto: MA-Shops, Comptoir des Monnaies, F (April 2024). Darüber hinaus erschienen in Metapontion zwischen 400–340 und 330–290 v. Chr. silberne Nomoi, die auf ihren Vorderseiten u. a. die Göttinnen Hygieia bzw. Demeter-Hygieia, Nike, Athena oder die Personifikation der Demokratie (die Damokratia) zeigen. Während sich Hygieia (Abb. 6) durch die Aufschrift "ΥΓΙΕΙΑ" am Halsabschnitt und ein Haarband und Athena durch einen Korinthischen Helm zu erkennen geben, lassen sich Nike (Abb. 7) an Hand der Aufschrift "ΝΙΚΑ" am Halsabschnitt und einer Tänie (Diadem) im Haar und die Personifikation der Demokratie (Abb. 8) an der vor ihrem Gesicht verlaufenden Umschrift "ΔΑΜΟΚΡΑΤΙΑ", einem Lorbeerkranz und einem durchsichtigen Hinterhauptschleier identifizieren. Abb. 6: Metapontion (Lukanien). Nomos/Tridrachmon im achaiischen Münzfuß (um 400–340 v. Chr.). Silber, 7,73 g, Ø Höhe Vs. 21 mm, Münzstätte Metapontion. Foto: Roma Numismatics Ltd, Auction 7 (22. März 2014), Los 22. Abb. 7: Metapontion (Lukanien). Nomos/Tridrachmon im achaiischen Münzfuß (um 340–330 v. Chr.). Silber, 7,60 g, Ø Höhe Rs. 21 mm, Münzstätte Metapontion. Foto: Classical Numismatic Group, Mail Bid Sale 82 (16. September 2009), Los 198. Abb. 8: Metapontion (Lukanien). Nomos/Tridrachmon im achaiischen Münzfuß (um 340–330 v. Chr.). Silber, 7,76 g, Ø Höhe Vs. 20 mm, Münzstätte Metapontion. Foto: Classical Numismatic Group, Triton VIII  (11. Januar 2005), Los 34. Nun wurden in dieser süditalischen Stadt zwar auch Goldmünzen, genauer gesagt Drittel- und Sechstel-Statere, geschlagen, jedoch waren dies keine regulären Ausgaben, sondern „Notmünzen“, die man emittierte, um beispielsweise die Feldzüge Alexanders I. des Molossers (333/32–331 v. Chr.), jene des Spartaners Kleonymos (302 v. Chr.) oder die des Pyrrhos von Epeiros (280– 278 v. Chr.) gegen die Lukaner, Brettier und Römer zu finanzieren, die Metapontion bedrohten. Diese Goldstücke zieren vorderseitig die göttlichen Porträts von Hera oder Nike. (Abb. 9 und 10) Abb. 9: Metapontion (Lukanien). Drittel-Stater im achaiischen Münzfuß (um 340-330 v. Chr.). Gold, 2,64 g, Ø Höhe Vs. 13,5 mm, Münzstätte Metapontion. Foto: Numismatica Ars Classica, Auktion 124 (23. Juni 2021), Los 29. Abb. 10: Metapontion (Lukanien). Drittel-Stater im achaiischen Münzfuß (um 302 v. Chr.). Gold, 2,61 g, Ø Höhe Vs. 12,8 mm, Münzstätte Metapontion. Foto: Numismatica Ars Classica, Auktion 132 (30. Mai 2022), Los 164. Schaut man sich das weibliche Porträt aus Abb. 9 etwas genauer an, so erkennt man an Hand der Stephane im Haar die Göttin Hera, da die Stephane das Attribut dieser Göttin war. Auf der Vorderseite von Abb. 10 begegnet uns stattdessen die Göttin Nike in Dreiviertelansicht. Dass es sich hierbei um Nike handelt, wissen wir, weil sich im rechten Feld neben dem Gesicht der Göttin die Auschrift "NIKA" findet, die auf dem abgebildeten Exemplar allerdings außerhalb des Schrötlings liegt, da die Münzvorderseite nicht perfekt zentriert wurde. Die Rückseiten aller Münzen aus Metapontion zeigen eine Gerstenähre mit Seitenblatt als Stadtwappen und nennen die Legende "ΜΕΤΑΠΟΝΤΙΝΩΝ" oder "ΜΕΤΑ" oder "ΜΕΤΑΠΟΝ" ([Münze] der Metapontier). Michael Kurt Sonntag

  • Sonderausstellung zum heiligen Bischof Ulrich von Augsburg – Diözesanmuseum St. Afra

    Das Diözesanmuseum St. Afra präsentiert vom 05. April bis 14. Juli 2024 mit ULRICH genial sozial loyal memorial eine Ausstellung zum dreifachen Jubiläum des heiligen Bischofs Ulrich von Augsburg: seine Bischofsweihe 923, sein Tod 973 und seine Heiligsprechung 993. Diese einzigartige kunst- und kulturhistorische Schau wirft einen frischen Blick auf Ulrichs Leben und hinterfragt, was den adeligen Bischof vor rund 1.100 Jahren so besonders macht und beleuchtet dabei weniger bekannte Facetten seiner Persönlichkeit. Ausgehend von der Lebensgeschichte Ulrichs (890-973), die sein Mitarbeiter und Vertrauter, Dompropst Gerhard, aufgezeichnet hat, geht die Ausstellung der Frage nach, ob sich Ulrich in seiner fünfzigjährigen Amtszeit als Person mit individuellen Charakterzügen fassen lässt, ob er bestimmte bischöfliche Aufgaben geflissentlicher oder anders wahrnahm als seine Amtskollegen, ob er progressiv oder traditionell eingestellt war, mit welchen Menschen er verkehrte und vieles andere mehr. Die Ausstellung skizziert Ulrichs genialen Lebensweg: Dabei kommt seine Ausbildung an der Eliteschule in St. Gallen genauso zur Sprache wie die Art der Ausübung seiner Leitungsaufgaben und die sehr menschlichen Umstände seines Alterns. Ein Blick wird auch auf Ulrichs Loyalitätsverständnis geworfen: Welche Netzwerke hatte er, zu wem stand er auch in schwierigen Zeiten? Ein weiterer Aspekt, der genauer unter die Lupe genommen wird, ist Ulrichs soziale Ader: Wie ging er mit der Hilfsbedürftigkeit der ihm anvertrauten Menschen um? Am Ende bleibt der Blick auf den Heiligen, denn es ist ja vor allem seine Memoria, die ihn zu dem gemacht haben, was wir uns heute noch über Ulrich erzählen. Die Geschichte Ulrichs wird einerseits durch bedeutende Exponate, darunter Handschriften, Skulpturen, Gemälde, Reliquien, persönliche Gegenstände und archäologische Fundstücke veranschaulicht, andererseits ermöglichen interaktive Elemente wie Videospiele, Kostüme und nachgebaute Alltagsgegenstände in die Rolle des Bischofs zu schlüpfen und das mittelalterliche Augsburg zu erleben. 1625 gedachte die Stadt Augsburg mit ihrer Talerprägung dem heiligen Ulrich. Augsburg Taler 1625 Silber, 29,30 g, 43,8 mm, Vetterle 1625.8. Bildquelle: Vetterle. Begleitet wird die Ausstellung von wissenschaftlichen Vorträgen, einem spannenden Führungsangebot und einem Wandelkonzert. Spezielle Programme für Menschen mit Demenz, sehbeeinträchtigte und gehörlose Besucher sowie Workshops für Kinder ergänzen das vielseitige Angebot. Die ersten Münzen Augsburgs gehen auf Bischof Ulrich als Münzherr zurück. Augsburg Denar 955-937 Silber, 1,51 g, 23 mm, Dannenberg 1018. Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18202417. Die Sonderausstellung im Diözesanmuseum St. Afra lädt dazu ein, die zeitlosen Werte und Lektionen, die Ulrichs Leben prägten, neu zu entdecken. Ein Muss für Geschichtsinteressierte und Kulturliebhaber, verspricht der Besuch nicht nur Wissensgewinn, sondern auch Inspiration und persönliche Bereicherung. ULRICH - genial sozial loyal memorial 05. April bis 14. Juli 2024 Diözesanmuseum St. Afra Kornhausgasse 3 - 5, 86152 Augsburg Dienstag - Samstag 10-17 Uhr Sonntag 12-18 Uhr www.museum-st-afra.de museum.st.afra@bistum-augsburg.de Tel.: 0821 3166-8831 Anton Vetterle Die Münzen der Freien Reichsstadt Augsburg Von 1521 bis 1805 Titel: Battenberg Verlag ISBN: 978-3-86646-197-0 Auflage: 1. Auflage 2020 Format: 21 x 28 cm Cover-Typ: Hardcover Seitenanzahl: 464 Zum Shop Leseprobe

  • Leserpost: 5-DM-Probemünze von VDM?

    Hallo, ich habe eine Probemünze von VDM: 5 DM von Raiffeisen mit Randschrift. Wird diese Probemünze gesucht? Ich bitte um Information über diese Probemünze. Sie hat die Randschrift: Einer für alle & alle für Einen. Gewicht: 10,2 Gr. Durchmesser: 29 mm Material: K-N Mit freundlichen Grüßen Holger Pekrul Antwort der Redaktion Hallo Herr Pekrul, es handelt sich um eine VDM Probemünze zur Testung von Automaten. Die Firma VDM-Metals (früher Vereinigte Deutsche Metallwerke) stellt seit 1930 Rohlinge für Münzen aus aller Welt her und war bedeutender Zulieferer für die bundesdeutschen Münzstätten. Unter anderem geht das MAGNIMAT (Legierung aus 75% Kupfer und 25% Nickel, plattgewalzt auf einen Nickelkern) als Münzmaterial auf die VDM zurück. VDM hat sich intensiv dem Automatengeschäft gewidmet, um dem damals eklatanten Automaten-Missbrauch mithilfe von simplen Münzfälschungen zu begegnen. Für Demonstrationszwecke dürften diese Probemünzen hergestellt worden sein. Ihr Stück besteht aus MAGNIMAT und der Randschsrift nach (Jaeger 396) aus dem Jahr 1968. Die Maße entsprechen ungefähr der 1975 eingeführten 5DM-Umlaufmünze, die die silbernen Heiermänner ablöste. 2018 wurde ein vergleichbares Stück für 260€ plus Aufschlag versteigert (Münzzentrum Rheinland, 186. Auktion, Los Nr. 6360). Die Burg Altena als Motiv geht auf die Firmengeschichte zurück. Die VDM entwickelte sich aus der Firma Basse & Selve, die im 19. Jahrhundert in der Nichteisenmetall-Verabreitung tätig war und ihren Sitz in Altena hatte. Viele Grüße Til Horna

  • Münze des Monats April 2024

    Die Münze des Monats April wird in der 12. Rhenumis Auktion vom 15.bis 16. Mai 2024 angeboten. Marcus Iunius Brutus und Publius Cornelius Lentulus Spinther, Aureus (8,23 g), 42 v. Chr. Av.: Securis, Cullullus und Secespita inmitten eines Perlkreises sowie Inschrift: BRVTVS. Rev.: Sitella und Lituus im Perlkreis sowie Inschrift: LENTVLVS / SPINT. Cr. 500/6; Biaggi 36; Sydenham 1309; Sear 197; fast vz, sehr selten, nur eines von sehr wenigen im Handel bekannten Exemplaren. Erworben am 12. September 1969 bei Spink & Son Ltd. Taxe: 50.000,- Nachdem Gaius Iulius Caesar Mitte Februar 44 v. Chr. vonseiten des Senats das Amt eines Diktators auf Lebenszeit (dictator perpetuo) zuerkannt worden war, verhärtete sich die bereits bestehende politische Opposition gegen jenen Machthaber. Insbesondere Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus erzwangen daraufhin die Beschränkung der lebenszeitlichen Diktatur auf nur einen Monat, indem sie Caesar am 15. März desselben Jahres ermordeten. Dass Caesar nur wenige Tage zuvor als erster Römer und unter Nennung des neuen Titels sein Portrait auf den Avers seiner Denare hatte prägen lassen (Cr. 480/10), befeuerte die Meinung der Verschwörer, Caesar habe sich zum Tyrannen aufgeschwungen. Die Verschwörer ließen nachfolgend wiederum ihrerseits Münzen zu eigenen Ehren und Amtsgewalten anfertigen. Eine jener Münzen ist der vorliegende Aureus. Obwohl es sich um eine Ausgabe des Brutus handelt, wurde dieser Aureus unter Publius Cornelius Lentulus Spinther, einem Legaten des Mitverschwörers Cassius, gemünzt, und Spinther entsprechend als Münzherr auf die Münze geprägt. Für beide Eingeprägten gilt, dass die auf der Münze dargestellten liturgischen Gerätschaften auf jeweils getragene öffentliche Ämter rekurrieren: Securis (Opferaxt), Culullus oder Simpulum (kleiner Becher / Schöpfkelle) und Secespita (Opfermesser) stehen für das Pontifikalamt des Brutus, das dieser in den späten 50er Jahren innehatte; Sitella (Opferkrug) und Lituus (Krummstab) erinnern an das Augurat, das Spinther 57 v. Chr. übernahm (zeitgleich war sein mutmaßlicher und homonymer Vater ordentlicher Konsul). Spinther war darüber hinaus 44 v. Chr. Quästor, und kandidierte ein Jahr darauf als Proquästor (in Vertretung eines Prätors) in Asien, bevor er Legat des Cassius wurde. Ein offener Gegner Caesars war er bis zu dessen Ermordung nicht, starb aber 42. v. Chr. als Cassius‘ Parteigänger in der Schlacht bei Philippi; auch Cassius überlebte Philippi nicht und Brutus starb nur zwanzig Tage darauf. Spinthers übrige Münzprägung, die auf dem Revers diverser Denare des Cassius für ihn personalisiert wurde (bspw. Cr. 500/3), deutet darauf hin, dass Spinther die öffentliche Anerkennung mithilfe von Münzausgaben durchaus suchte. Sein auf dem Aureus (und anderen Münzen) mithilfe von Gerätschaften dargestelltes Augurenamt zeichnet sich in etwa durch den Lituus, einen gekrümmten Stab, aus, der den Auguren, den ‚Vorzeichendeutern‘, als Instrument diente, um Himmelsquadranten abzustecken und den Vogelflug auszuwerten. Bei diesem Amt handelte es sich um kein eigentliches Priesteramt, ebenso wenig wie bei dem von Brutus getragenen Amt des Pontifex, das eher einen sakralen Beamten mit regulativen Tätigkeiten als einen expliziten Priester bezeichnete. Dass mit diesen teilsakralen Ämtern aber womöglich eine gewisse Deutungshoheit angezeigt werden sollte, um den Caesarenmord als berechtigt zu propagieren, wäre eine denkbare Begründung für das Prägebild jenes Aureus bzw. die Kombination aus der Amtswürde des Brutus mit jenen des Vorzeichen deutenden Augurs. Dies auch, da es zeit- und prägegleiche Silberdenare (Cr. 500/7) als komplementäres Gegenstück zum Aureus gibt und ebenfalls im Jahr 42 v. Chr. Denare mit dem Portrait des Verschwörers Brutus (Cr. 508/3), der die Portraitprägung Caesars erst zwei Jahre zuvor noch als einen widerrechtlichen Tabubruch bewertet hatte.

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