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Vorsicht Falschgeld: Wie Betrüger ihre Machwerke unauffällig unters Volk brachten

Immer wieder wird gefragt, wie falsche Münzen in den Geldverkehr eingeschleust wurden. Da gab es mehrere Methoden, zum Beispiel die Mischung mit echten und unverdächtigen Geldstücken beim Einkauf oder Handelsgeschäften, wenn es schnell gehen sollte und nicht jeder genau hinschaute. Ein anderer Ort waren Märkte und Volksfeste, wo wenig auf die Qualität von Hartgeld geachtet wurde. Falschgeld kam in Geldrollen und Geldbeuteln vor, die man in Erwartung einer bösen Überraschung ungern öffnete. Überliefert ist auch, dass Kirchgänger Klingelbeutel mit Knöpfen und minderwertigem Geld „fütterten“. Beim Deponieren von Silbermünzen achtete man darauf, dass kein wertloses Geld verwahrt wird. Zeitungen von damals berichteten regelmäßig über Kriminalfälle und warnten meist vergeblich, Falschgeld entgegenzunehmen und weiterzugeben. Der Archivar und Numismatiker Dr. Konrad Schneider hat in mehreren Publikationen anhand von Justizakten geschildert, wie Betrüger gearbeitet haben und wie sie das Falschgeld in den Umlauf eingeschleust haben.


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In der ständigen Ausstellung des Berliner Münzkabinetts und der noch bis 21. September 2025 laufenden Sonderausstellung „Lange Finger – falsche Münzen“ sind Gussformen, Stempel und falsche Münzen, hier Beispiele aus der Weimarer Republik.


Die Betrüger kamen vielfach aus dem Metallgewerbe. Sie stellten Metallköpfe, Gürtel sowie Zaumzeug und Kutscherbedarf  aus Messing her, waren aber auch mit der Gravur von Petschaften für Siegel und Kupferstichen beschäftigt. Manche ließen sich verleiten, Stempel für  Falschgeld zu schneiden, Andere waren im Hauptberuf in einer Münzstätte beschäftigt und stellten insgeheim Falschgeld zum Schaden des Staates und der Allgemeinheit her. Dieses Falschgeld ist von der Münzfälschung zu unterscheiden, mit der Sammler hinters Licht geführt werden. Die preußische Generalmünzdirektion bezifferte den Schaden, der Preußen um 1800 durch Einfuhr der illegal in England geprägten Münzen erwuchs, auf einen Gesamtwert von über einer Million Talern.


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Wenn Münzfälscher erwischt wurden, bekamen sie die ganze Härte des Gesetzes zu spüren und verloren in alten Zeiten nicht selten Kopf und Hand. Halsgerichtsordnungen und die nach Kaiser Karl V. benannte Gesetzessammlung „Carolina“ aus dem Jahr 1532 legten das grausame Procedere fest.


Dieser gewaltige Batzen war jede Mühe zu seiner Abwehr wert. Diplomatische Vorstöße in London fruchteten nichts, die englische Regierung zeigte Preußen die kalte Schulter. Das Unvermögen der Briten, im eigenen Land Ordnung zu schaffen, löste in Berlin auch deshalb Empörung aus, weil England damals als leuchtendes Vorbild diente, wenigstens was Neuerungen im Maschinenwesen, Bergbau, bei der Einführung der Dampfkraft und andere Errungenschaften betraf. Der Ärger des Berliner Münzdepartements war vor dem Hintergrund eigener Fälschungen vor allem im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) allerdings wenig glaubhaft.


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Mit den minderwertigen, in Sachsen hergestellten „Ephraimiten“ finanzierte König Friedrich II. von Preußen zu großen Teilen den von 1756 bis 1763 um Schlesien geführten Siebenjährigen Krieg.


Hergestellt wurde Falschgeld durch Guss in Sand- und anderen Formen. Eingesetzt wurden unedle Metalle wie Messing, Bronze, Kupfer, Zinn und Weißmetall. Sie erhielten einen dünnen Silberüberzug. Heute verwenden die Betrüger bei Umlaufmünzen ein ähnliches Metall wie die Originale. Manchmal schossen die Betrüger übers Ziel hinaus, indem sie bei Jahreszahlen, Namen und Bildern ihre Fantasie spielen ließen. Das fiel in der Regel nicht auf, denn wer schaute sich schon Groschen und andere Kleinmünzen genau an. Wenn man doch ein verdächtiges Stück bekam, versuchte man, es so schnell wie möglich weiterzugeben. Das ist heute ähnlich, doch wenn man dabei erwischt wird, kann das ernste Konsequenzen haben. Früher hat man von den Behörden eingezogene falsche Münzen mit einem F, dem kompletten Wort FALSCH bzw. Löchern oder Kerben als solche kenntlich gemacht. Sie finden sich bei Gerichtsakten in Archiven als interessante Belege für das Bonmot, nachdem die Münzfälschung der Erfindung von Münzen auf dem Fuß folgte.


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Der preußische Doppeltaler links ist echt, die Münze daneben mit dünnem Silberüberzug wurde von den Behörden sichergestellt und als FALSCH aus dem Verkehr gezogen.


In Birmingham und dem Londoner Stadtteil Soho hergestellte und um 1800 nach Preußen eingeschleuste Groschen aus der Zeit Friedrichs II. brachten das Berliner Münzdepartement so in Rage, das es forderte, die schon einige Jahrzehnte nicht mehr ausgesprochene Todesstrafen für Fälscher und ihre Komplizen wieder einzuführen. Das Geschäft mit ihnen muss sich gelohnt haben, der Schaden für den preußischen Staat war beträchtlich. Nachdem aber Napoleon I. 1806 die Kontinentalsperre über England verhängt hatte, versiegte der Strom falscher Münzen aus England. Preußen hat nach den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 sein Münzsystem reformiert und schwer nachzuahmende Geldstücke geprägt.



Schon von Weitem sind diese Euromünzen als Nachgüsse zu erkennen. Neben plumpen Machwerken dieser Art werden in großen Mengen nur schwer von den Originalen zu unterscheidende Nachahmungen in den Umlauf gefälscht. Der Schaden ist beträchtlich.


Dass Betrüger Falschgeld aus den verschiedensten Materialien herstellten und herstellen, zeigen Gerichtsakten und Prozesse sowie gebetsmühlenartig wiederholte Warnungen in der Presse. Es ist heute nicht ausgeschlossen, dass man an der Ladenkasse falsche Euromünzen bekommt. Die Ausgaben zu zwei Euro sind, weil sie aus zwei Metallen bestehen, besonders schwer nachzuahmen. Die Polizei und die Falschgeldstelle der Deutschen Bundesbank wissen, dass nichts unversucht gelassen wird, um auch diese Klippe zu überwinden. Sammler freuen sich hingegen über jeden „Fang“, der eigentlich der Polizei gemeldet werden müsste.


Text und Fotos: Helmut Caspar

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