Neue Ausstellung zu byzantinischen Fundmünzen in Angermünde
- Helmut Caspar

- 12. Juli
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Aktualisiert: 16. Juli
Mindestens 200 Münzen waren im 19. Jahrhundert nahe Biesenbrow in der Uckermark entdeckt worden. Lange war die Echtheit des Fundes fraglich. Seit Freitag, dem 11. Juli 2025 wird im Museum Angermünde eine Rekonstruktion des sogenannten Goldschatzes von Biesenbrow als neue Dauerausstellung gezeigt. Insgesamt 27 Münzen aus internationalen Quellen werden präsentiert, die ein authentisches Bild des ursprünglichen Fundes vermitteln sollen, sagte eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Der uckermärkische Goldfund galt als archäologische Sensation. Die Sprecherin erklärte: „Zwischen 1840 und 1885 fanden Landarbeiter beim Kartoffelsammeln byzantinische Goldmünzen – sogenannte Solidi – aus dem 5. und 6. Jahrhundert.“ Der Fund war zunächst nur durch einen Bericht eines Lehrers aus dem Jahr 1885 bekannt geworden. Ein wissenschaftliches Forschungsprojekt konnte 2011 aber beweisen, dass der Schatz wirklich existiert hat. Acht der Solidi und das tönerne Schatzgefäß wurden bei neuerlichen Grabungen entdeckt. Mit den überlieferten mindestens 200 Goldmünzen wäre es der größte Goldschatz aus der Zeit der Völkerwanderung in Ostdeutschland gewesen.

Im November 2011 entdeckte Goldmünzen
Archäologie Online, Sommer
Den Großteil der Münzen des im 19. Jahrhundert erstmals entdeckten Schatzes hatten Landarbeiter zum Einschmelzen an Goldschmiede verkauft. Eine solche Fundunterschlagung war zwar verboten. Das Berliner Münzkabinett hatte sogar Belohnungen bei Ablieferung versprochen. Nur vier originale Münzen konnten seinerzeit aber vom Berliner Münzkabinett und dem Märkischen Museum Berlin angekauft werden. Damals durchgeführte Nachforschungen waren ebenfalls wenig erfolgreich. Das Thema galt lange Zeit als erledigt, war aber nicht vergessen. Von Prof. Felix Biermann veranlasste Recherchen führten zum alten Fundplatz nahe dem Dorf Biesenbrow und lösten im November 2011 neue Grabungen aus. Dabei wurden die acht Goldmünzen und ein Gefäß aus Ton entdeckt. Mit den Neufunden wurden die alten Berichte des Lehrers Wilhelm Dalichow von einem gewaltigen byzantinischen Goldschatz bestätigt. Als Fundort hatte dieser die Beschreibung „bei der Hintermühle“ überliefert. Der Schatz wirft ein neues Licht auf dramatische Ereignisse, die sich im 6. Jahrhundert im Norden des heutigen Brandenburg abgespielt haben. Wie die aus Konstantinopel und Rom stammenden Goldstücke in die damals noch unbewohnte Uckermark gelangten, ist unbekannt.

Gold-Solidus des Frankenkönigs Theudebert I. (um 500-548)
Bildquelle: Wikimedia, Solovjev
Bei der ersten Präsentation des kleinen, aber historisch wichtigen Fundes vom November 2011 hatte die damalige Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst erklärt: „Heute können wir eine ganz ungewöhnliche Entdeckung auf einem alten, fast vergessenen Fundplatz vorstellen. Neben wissenschaftlicher Neugier und Beharrlichkeit ist der Fund Ergebnis erfolgreicher Zusammenarbeit zwischen universitärer Forschung, der bodendenkmalpflegerischen und musealen Arbeit des Landesamtes für Denkmalpflege sowie ehrenamtlicher Tätigkeit“. Landesarchäologe Franz Schopper lobte das Engagement aller Beteiligten, das den Fund erst ermöglichte. Das engagierte Zusammentragen aller Details aus Akten und Karten war Voraussetzung dafür. Letztlich kamen Metallsonden zum Einsatz. Der Archäologe Prof. Felix Biermann verwies auf die gute Kooperation der Brandenburgischen Denkmalpflege und Archäologie mit der Universität Göttingen. Die acht Fundmünzen stammen ursprünglich aus Konstantinopel und Rom, teilweise sind es Prägungen der germanischen Könige. Die Münzen zeigen auf der Vorderseite die Herrscher mit Namen und Titel, auf der Rückseite eine Viktoria-Figur mit Kreuz, einen Triumphspruch und die Münzstätte.

In Angermünde ausgestellte Vergleichsstücke
Bildquelle: DPA, Pleul
Der Bernauer Numismatiker Lothar Tewes widmete sich über Jahrzehnte der Rekonstruktion des legendären Goldfundes. Aus Händlerbeständen erwarb er 27 originale Solidi aus der damaligen Zeit, die ein authentisches Bild von der Zusammensetzung des verlorenen Schatzes zeichnen. Dank der Unterstützung durch die Bürgerstiftung der Sparkasse Uckermark, den Landkulturverein Biesenbrow „Die Erben von Kummerow e. V.“ und privater Spender konnte die Stadt Angermünde diese einzigartige Sammlung erwerben. In der Bibliothek Angermünde sind ab sofort 24 der 27 Münzen öffentlich zu sehen. Ergänzende Informationstexte in der Vitrine liefern Einblicke in Fundgeschichte, beleuchten Hintergründe und den Weg der Münzen nach Angermünde. Bei den Stücken handelt es sich zwar nicht um die Originale aus Biesenbrow. Es sind aber auch keine Nachbildungen, sondern zeitgenössische originale Vergleichsstücke aus dem 5. und 6. Jahrhundert!
Helmut Caspar
LITERATURHINWEIS.
Siehe Beitrag von Lothar Tewes, Jürgen Müller, Fritz Meyerling und Eckhard Walther „Byzantinisches Gold aus Biesenbrow – Rekonstruktionsversuch eines uckermärkischen Münzschatzes aus der Zeit des beginnenden Mittelalters“. In: Beiträge zur brandenburgisch-preußischen Numismatik. Numismatisches Heft 12 (2004), S. 25-39




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