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Nach Portugalis Schrot und Korn - Hamburgs schwere Portugalöser aus Gold

Die Hansestadt Hamburg, seit dem frühen 14. Jahrhundert im Besitz des Münzrechts, hat sich wie kaum eine andere Stadt durch kostbare Gold- und Silbermünzen und –medaillen ein numismatisches Denkmal gesetzt. Auf Grund ihrer internationalen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen fiel es den prestigebewussten Hanseaten nicht schwer, das nötige Edelmetall zu beschaffen. Andere Fürstentümer und Stadtstaaten hatten damit erhebliche Schwierigkeiten, weshalb ihre Goldmünzenproduktion gegenüber der von Hamburg stark zurückfiel.

In einem Münzbuch des 16. Jahrhunderts ist ein "dicker goldener Pfennig" abgebildet. Mit solchen undatierten Portugalesern und weiteren Münzen haben Hamburger Kaufleute größere Geldgeschäfte getätigt. Bildquelle: Caspar.


Die Hamburger Goldstücke mit dem Hamburger Stadtwappen, dem Tor mit zwei Türmen zur Seite, der Jungfrau Maria und anderen Motiven im Gewicht von zweieinhalb bis zehn Dukaten sind bei Sammlern unter dem Begriff Portugaleser bekannt. Der Name geht auf den Portugues, eine schwergewichtige portugiesische Goldmünze aus dem frühen 16. Jahrhundert, zurück. Als Kolonialmacht verwandelte Portugal das Gold seiner Gruben in der sogenannten Neuen Welt und in anderen Kolonien gewinnbringend in klingende Münze. Da Hamburg bekanntermaßen keinen Bergbau betrieb, musste das für die Prägung notwendige Edelmetall teuer eingeführt werden, was aber bei der bedeutenden Wirtschaftskraft der Elbmetropole nicht schwer war.


Die Zehn-Dukaten-Stücke in der Größe von Silbertalern wurden zur Begleichung größerer Beträge, aber auch als repräsentative Geschenke und Schmuck verwendet und vielfach nachgeahmt. Heute sind die ehemals in größeren Mengen geprägten Münzen seltene Sammelstücke, und wenn sie vom Handel angeboten werden, sind hohe Preise sicher. Mit den Portugalesern und später einfachen und mehrfachen Dukaten haben die Hanseaten Geldgeschäfte getätigt. Dafür standen ihnen auch Edelmetallbarren und silberne Taler aus eigener und fremder Produktion zur Verfügung.

Die Hamburger Bank-Portugaleser aus der Barockzeit mit einer brütenden Henne als Symbol von Wohlstand und Glück sowie Personifikationen mit Waage, Schwert und Bienenkorb oder Stadtansicht und Wappen, wurden nicht mehr zum Bezahlen geprägt, sondern dienten als Gedenkmünzen und waren auch als Geschenke begehrt. Bildquelle: Caspar.


Wann die undatierten Hamburger Portugaleser zum ersten Mal geprägt wurden, ist nicht bekannt. Eine erste Erwähnung in den Rechnungsbüchern ist für das Jahr 1562 belegt. In diesem Jahr bildete Hamburg auf seinen schweren Goldmünzen das so genannte Portugalkreuz, das man auch Christusordenskreuz oder Krückenkreuz nennt, ab. Die Stadt hob ausdrücklich den Bezug zu den portugiesischen Vorbildern hervor und unterstrich damit, dass die an der Elbe geprägten Münzen denen im fernen Portugal ebenbürtig sind. Wer es nicht glauben wollte, wurde durch die Umschriften "NACH PORTVGALIS SCHROT VND KORN" belehrt, wobei Schrot das Gewicht und Korn den Feingehalt meint.


Im Laufe des 17. Jahrhunderts verloren die Portugaleser an Bedeutung. Da sie nicht den Vorschriften der Münzordnung im Römisch-Deutschen Reich entsprachen, gab es immer wieder Ärger mit den zuständigen Reichsbehörden. Dessen ungeachtet prägte man in Hamburg aber weiter medaillenförmige Stücke in der Art der Portugaleser, wenn auch mit verändertem Design. Bei den von der Hamburger Bank emittierten so genannten Bank-Portugalesern rückte Hamburg von dem Schema Stadtburg/Kreuz beziehungsweise Maria mit dem Christuskind/Kreuz ab und ging zu neuartigen Bildern über.


Offenbar war das Bedürfnis groß, Macht, Würde und internationale Ausstrahlung der Hansestadt für alle Zeiten auch in kostbarem Material darzustellen. Talentierte Stempelschneider schnitten herrliche Stadtansichten von der Seeseite. Große Frachter mit geblähten Segeln und große sowie kleine Boote schaukeln auf der Elbe. Hamburg zeigt sich, verbunden mit frommen und Mut machenden Sprüchen, im Schmuck seiner Kirchen und eingefasst von starken Bastionen zur Abwehr feindlicher Truppen. Aus dem Himmel ausgesandte Strahlen besagen, dass den Hanseaten göttlicher Segen gewiss ist. Neben solchen Stadtansichten finden sich auf den Goldprägungen auch barocke Allegorien auf die florierende Wirtschaft und bürgerliche Tugenden wie Klugheit und Fleiß, Gerechtigkeit und Treue, Milde, Gottesfurcht und Opferbereitschaft. Symbolisiert werden mit antiken Gottheiten zudem Glück und Überfluss sowie für die Stadt wichtige Ereignisse wie Belagerungen und verheerende Brände mit nachfolgenden Wiederaufbaumaßnahmen.

Die Hamburgische Admiralität widmete mit einem geflügelten Saturn als Symbolfigur von Zeit und Schicksal dem 19. Jahrhundert eine prächtige Goldmedaille, und auch die Grundsteinlegung für das Neue Rathaus war die Prägung eines Portugalesers wert. Bildquelle: Caspar.


In der langen Geschichte der Freien und Hansestadt war nicht alles eitel Sonnenschein, denn es gab auch Perioden von Armut und Niedergang, Not und Zerstörung. Immer wieder standen die Hanseaten auf und bauten die Stadt neu und schöner. Ein dunkles Kapitel ist die Franzosenzeit im frühen 19. Jahrhundert, als der französische Kaiser Napoleon I. Hamburg annektierte und einem seiner Departements zuschlug. Für Europas damals mächtigstem Herrscher besaß die Stadt an der Elbe große strategische Bedeutung vor allem im Kampf gegen England, seinen Hauptfeind. Verboten wurde jeglicher Handel dorthin und von dort, und wo immer englische Waren gefunden wurden, hat man sie vernichtet und die Kaufleute streng bestraft.


Dieses Vorgehen hatte katastrophale Folgen, denn England war einer der wichtigsten Handelspartner Hamburgs und den anderen Hansestädte. Die Unterbrechung der Verbindungslinien führte zu Bankrotten, Arbeitslosigkeit, Verarmung und Flucht. Wer in Hamburg blieb, litt unter hohen Sondersteuern und zwangsweiser Einquartierung durch die Franzosen, die sich alles andere als vornehm aufführten. Obwohl auf Schmuggel strenge Strafen standen, blühte dieser in der Besatzungszeit. Das dänische Umland bot dafür reichlich Gelegenheit.


Die Befreiungskriege beendeten die Besetzung, die Franzosen zogen 1814 ab. Hamburg erhielt auf dem Wiener Kongress den Status einer Freien und Hansestadt und trat dem Deutschen Bund bei. Ähnlich verlief die Entwicklung in Bremen und Lübeck, die ebenfalls von den Franzosen besetzt und drangsaliert waren. Alle drei Hansestädte befreiten sich im 19. Jahrhundert aus mittelalterlicher Enge und profitierten am aufblühenden Übersee- beziehungsweise Ostseehandel. Die Gründung von Bremerhaven 1827 auf einem Gelände, das Bremen dem König von Hannover abgekauft hatte, war 1927 die Prägung einer stattlichen Gedenkmünze zu drei und fünf Mark wert.


Helmut Caspar

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