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Mexikanischer Peso: Von der Mine zur Münze

Nachdem die Spanier im 16. Jahrhundert nach Südamerika kamen, entwickelte sich der silberne „Säulenpiaster“ im Wert von 8 Reales zu einem nahezu weltweit akzeptierten Zahlungsmittel. Als Mexiko unabhängig wurde, ist die Standardmünze weitergeprägt worden. Allerdings prangte nun auf der Vorderseite unter der Staatsbezeichnung der mexikanische Adler mit einer Schlange im Schnabel. Auf der Rückseite ist eine Freiheitsmütze mit der Inschrift „LIBERTAD“ vor einem Strahlenkranz abgebildet worden. Erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die bis nach Asien verbreitete Münze offiziell und auf Dauer als mexikanischer Peso bezeichnet. Bis vor wenigen Jahrzehnten war sie eine der weltweit bedeutendsten Silbermünzen.


Jugendlicher mexikanischer Grubenarbeiter (1939). Bildquelle: Abebooks, Schuh.

Im Jahre 1890 schilderte der Diplomat und Reiseschriftsteller Ernst von Hesse-Wartegg (1851-1918) den Weg des mexikanischen Silbers aus den Minen von Guanajuato bis zum fertigen Peso aus eigener Anschauung: „Der Besuch der Gruben wird den Fremden gewöhnlich in zuvorkommenster Weise gestattet, vorausgesetzt, dass diese dem starken Geschlecht angehören. Dem Besuch von Damen setzen die indianischen Minenarbeiter abergläubischen Widerstand entgegen. Sie behaupten, das sonst doch stets glückbringende schöne Geschlecht bringe den Silberminen Unglück. Aber die Damen mögen sich trösten! Ich kann ihnen verraten, dass sie in den Eingeweiden der Erde nichts besonders Sehenswertes finden würden, es seien denn die splitternackten, schweißtriefenden Arbeiter – immerhin Geschmackssache.“ (Ernst von Hesse-Wartegg, In der Silberregion von Guanajuato; in: Durch das Land der Azteken; Berlin 1987, S. 181).


Mexikos Bergarbeiterstadt Guanajuato (1909). Bildquelle: Wikimedia, Carson.

Das in den Gruben geförderte Erz werde zunächst auf seinen Silbergehalt untersucht und dann an die Haciendados verkauft, die Besitzer der örtlichen Schmelzwerke. Dies geschehe während einer öffentlichen Versteigerung, bei der die einzelnen Haciendados ihre Gebote abgeben: „Eigentümlich ist es, dass das Angebot dieser letzteren nicht laut ausgerufen, sondern dem Versteigerer ins Ohr geflüstert wird, der dann das höchste Angebot beim Zuschlagen der Ware öffentlich bekanntgibt.“ (Ebenda, S. 182).

Silbererz aus Guanajuato. Bildquelle: Wikimedia, Lavinsky.

Im Anschluss daran werde das Erz zu dem betreffenden Schmelzwerk transportiert, wo man es zerkleinere und durch Zugabe von Wasser, Salz und Kupfervitriol verflüssige. Außerdem werde es mit Quecksilber versetzt. Nach einem Lagerprozess in sogenannten Patios von mehreren Wochen an Luft und Sonne schlämme man das Silberamalgam ab und presse es durch Ledersäcke. Durch Verdampfen über einem Feuer werde es schließlich vom Quecksilber befreit. Aus dem pulverisierten Metall entstünden dann Barren. In die staatliche Münzprägestätte überstellt, versetze man es mit 0,084 Prozent Kupfer: „Hierauf wird die Komposition bis zum Rotglühen erhitzt, in lange Bänder gezogen und so unter die Stempel gebracht, welche die runden Pesos herausschlagen und ihnen die Prägung geben. Hierauf werden noch die Ränder hergestellt, die Oberflächen blank poliert, und der Peso fuerte ist fertig. Die mexikanischen Pesos sind ihres großen Silbergehaltes wegen sehr geschätzt und bilden einen großen Ausfuhrartikel nach Ostasien, besonders China, wo sie die beliebteste und gangbarste Münze bilden.“ (Ebenda, S. 182).


Hesse-Wartegg berichtete über die Entstehung des Pesos im 19. Jahrhundert. Wir kennen die ganze Geschichte, auch die der mexikanischen Inflation und jene der schrittweisen Demonetisierung des Silbers: Die ersten silbernen Pesos nach der Unabhängigkeit aus dem Jahr 1822 wiesen einen Nennwert von 8 Reales auf, wogen 27, 1 Gramm und enthielten 90,2 Prozent Silber. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts änderte sich daran nichts. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden Gewicht und Legierung zum ersten Mal herabgesetzt. Ein Peso aus dem Jahr 1918 wog lediglich 18,1 Gramm und war aus 800er Silber gefertigt.


Peso, 1961, 100er Silber, 16 g. Bildquelle: Numismatic Guaranty Corp.

Schritt für Schritt wurde der Silbergehalt reduziert. Zwischen 1920 und 1945 wog die Münze nur noch 16,6 Gramm und bestand aus 720er Silber. Im Jahr 1947 ist das Gewicht auf 14 Gramm gesenkt worden. Der Silberanteil lag bei 50 Prozent. Drei Jahre später waren es nur noch 13,3 Gramm und 300er Silber. Die letzten Silber-Pesos der Jahre 1957 bis 1967 mit einem Gewicht von 16 Gramm verfügten nur noch über einen Silberanteil von 10 Prozent. Im Jahr 1970 wurde der Peso auf eine Kupfer-Nickel-Legierung umgestellt. Seit 1996 ist die Münze bimetallisch. In einen Ring aus Edelstahl ist ein Kern aus Aluminium-Bronze eingelassen.


8 Reales, 1881, Guanajuato, 903er Silber, 27,1 g. Bildquelle: Worthpoint, Ebay.
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