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Lexikon: Düttchen

Aktualisiert: 19. Juli

Auch Duttgen, Dittchen: 1. Eingedeutschter Spottname für die seit Ende des 16. Jh. massenhaft umlaufenden polnischen Dreigröscher, die in Polen als dudki (polnisch dudek = Wiedehopf) bezeichnet wurden. Ursprünglich war „dudek“ eine umgangssprachliche Verballhornung für den Adler auf den polnischen Groschen-Münzen, eventuell auch Halbgroschen-Münzen, seit dem 14. Jh. Die Bezeichnung dudki hatte dann im Polnischen die Bedeutung von Geld allgemein angenommen und wurde daher auf die im polnischen Geldumlauf dominierende Münze, den Dreigröscher, des späten 16. und frühen 17. Jh. übertragen.


Düttchen (1/16 Taler, Stadt Stralsund, 1647, Silber, 1,6 Gramm, 25 mm)

Bildquelle: Numista, Heritage Auctions


Ausführlich hatte K. Stender in den Geldgeschichtlichen Nachrichten Nr. 96 (1983) die Herkunft dieses Münznamens dargestellt, nachdem bereits Edward Schroeder 1907 nachgewiesen hatte, daß die häufig geäußerte Auffassung, der Name D. sei von dem Adler auf dem polnischen Dreigröscher von 1528 abgeleitet worden, nicht zutreffen kann.

Als nach dem Ende der Kipper- und Wipperzeit von den Münzständen östlich der Elbe der Reichstaler mit 48 Schilling stabilisiert wurde, prägte man schon ab 1623 in großem Umfang 3-Schilling-Stücke (16

auf den Reichstaler). Nach Bruno Dorfmann (HBN 1, 1947) soll schon bald in den Gebieten östlich der Elbe für diese 3-Schilling-Stücke die Bezeichnung D., in den Münzakten auch als Düttken oder Ditgen bezeichnet (Übernahme des Begriffs vom 3-Groschen-Stück, Dreigröscher), aufgekommen sein. Für Stralsund ist der Name nachweislich schon in einem Ratsprotokoll von 1629 aufgeführt (Berliner Münzblätter, Nr. 308/1928).

In der älteren deutschen numismatischen Literatur wird unkorrekterweise häufig kein Unterschied zwischen den Doppelschillingen, den 1⁄16 Talern der Vorkipperzeit und den nachkipperzeitlichen 1⁄16 Talern, den D. zu 3 Schilling gemacht. Diese norddeutschen D. gibt es in zwei Haupttypen, die breiten 1⁄16 Taler und die im Durchmesser geringeren Feinsilber-Düttchen.

Vor allem die Feinsilber-D. entwickelten sich zu einem sehr beliebten Münznominal im 17. Jh., das nicht nur in Norddeutschland, sondern z. B. auch von Köln, Dortmund oder Schwarzburg ausgebracht wurde.

Es gibt aber auch nach der Kipperzeit echte Doppelschillinge mit der Wertzahl „16“, die in der Literatur im allgemeinen auch als D. bezeichnet werden. Dabei handelt es sich um Prägungen der Stadt Lüneburg, die 1622 den Reichstaler sofort wieder in der vorkipperzeitlichen Relation von 32 Schilling = 1 Reichstaler stabilisiert hatten. Diese lüneburgischen 1⁄16-Taler-Stücke der Nachkipper-Zeit sind daher eine Fortsetzung der alten Doppelschillinge nach lübischem Fuß und keine D.

Der Name D. hatte sich übrigens im deutschen West- und Ostpreußen noch bis in das 20. Jh. als umgangssprachliche Bezeichnung für das 10-Pfennig-Stück erhalten.


Helmut Kahnt


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