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Leitfaden Münzensammeln: Münzen im Handel: Schnäppchen, Münzbörsen und -auktionen, Teil 2


Auf der Grundlage des von Wolfgang J. Mehlhausen verfassten Buches „Handbuch Münzensammeln“ möchten wir in mehreren Teilen einen Leitfaden für das Münzensammeln veröffentlichen – für bereits Aktive und die, die es werden wollen, denn Nachwuchs ist wie überall, wichtig!


Schnäppchen beim Münzenkauf

Mit etwas Glück kann man das eine oder andere gesuchte Stück günstig erwerben, besonders bei etwas ausgefallenen Gebieten, wo der Sammler oft mehr von den Münzen und deren Preisen weiß als der Händler. Immer wieder findet man in Kramkisten manche Jahrgangsvariante, die bedeutend teurer ist als andere, dies trifft besonders bei Auslandsmünzen zu. Doch Vorsicht bei der Schnäppchenjagd. Seit Jahrzehnten gibt es gute Münzkataloge für fast alle Gebiete, die Fachzeitschriften enthalten, wie schon erwähnt, meist umfangreiche Aufstellungen mit Preisen für deutsche, österreichische und Schweizer Münzen, die auch laufend aktualisiert werden. Und selbst im nahen und fernen Ausland haben die Händler diese Kataloge und Zeitschriften, ebenso wie die dortigen Sammler. Eine gute deutsche Reichsmünze zu 50 % des üblichen Marktpreises zu erwerben ist praktisch ausgeschlossen. Es sei denn, sie ist falsch, doch dazu wurde schon einiges ausgeführt.


Besonders in südlichen Ländern werden immer wieder Fälschungen von antiken Münzen angeboten und gekauft. Manchmal werden Touristen „unter der Hand“ Schätze offeriert, die man angeblich gerade gefunden hat. In der Türkei beispielsweise sollte man es in jedem Falle unterlassen, Münzfunde oder Teile davon zu kaufen, meist bekommt man ohnehin nur Fälschungen. Und beim Zoll kann es große Probleme geben. Mancher Tourist musste wegen zweifelhafter Antiken, die er fast zum gleichen Preis in Deutschland bei einer renommierten Firma mit Echtheitsgarantie hätte bekommen können, Bekanntschaft mit einem türkischen Gefängnis machen. Doch keine Angst, nicht überall ist der Münzenkauf im Ausland mit Ärgernissen verbunden.


In vielen Ländern haben sich die Händler in Verbänden zusammengeschlossen, deren Mitglieder sich zu den gleichen Grundsätzen wie ihre deutschen Kollegen verpflichtet fühlen. Man kann gewiss auch im Ausland das eine oder andere Stück günstig kaufen, aber die Zeit, wo es oftmals wirkliche „Schnäppchen“ gab, ist lange vorbei. Vielleicht zum Auslandskauf noch folgende Bemerkung. In der Regel sind die Münzen des eigenen Landes immer im Lande selbst am teuersten. Ungarische oder belgische Münzen kauft man garantiert nicht billig in Ungarn oder Belgien. Doch der ungarische Händler hat mehr an ungarischen Münzen am Lager, als der deutsche oder englische Kollege. Und der Händler in Brüssel kann bei Belgien nicht nur alle häufigen Stücke, sondern manche lang ersuchte Rarität anbieten, natürlich zum „richtigen“ Preis. Doch vielleicht nimmt er sehr gern Dubletten in Zahlung, die bei uns schwer verkäuflich sind. An einen Händler in Dänemark kann man unter Umständen dänische oder norwegische Münzen nach Jahrgängen verkaufen oder vertauschen, für die hier relativ wenig Interesse besteht. Doch auch der Münzenmarkt ist „globalisiert“, viele Händler pflegen internationale Kontakte untereinander und haben Kunden wie Bezugsquellen im Ausland.


Geschenkt bekommt man nirgendwo etwas. Besonders in armen Ländern fordern unerfahrene Händler aus Angst, etwas zu verlieren, viel mehr als bei uns. Diese Feststellung wird man immer wieder machen, wenn man im Ausland Münzen kaufen will. Nicht selten wird sogar ein Katalog vorgelegt, wo auf die Spalte mit dem höchsten Preis verwiesen wird, ohne jedoch die Erhaltung realistisch einzuschätzen.


Noch ein Wort zur Preisauszeichnung. In der Münzenbranche ist es durchaus üblich zu handeln und nach Rabatten zu fragen, unabhängig vom Rabattgesetz. Es gibt einige Münzhandlungen, in denen an den Münzen sehr hohe Preise stehen, die sich aber schnell nur als „Verhandlungsangebot“ herausstellen. Andere Händler wiederum verweisen darauf, dass es nur bei großen Summen einen minimalen Rabatt gibt, wiederum andere betonen, dass die Preise allesamt so günstig kalkuliert sind, dass keinerlei Zugeständnisse möglich sind.


Doch an dieser Stelle noch ein guter Rat: Wenn Sie auf der Suche nach einem Münzhändler Ihres Vertrauens sind, dann sollten Sie nicht sofort das Gespräch mit der Frage nach Rabatten beginnen. Sind Sie Stammkunde in einem Fachgeschäft, so wird der Händler dies zu honorieren wissen. Er oder sie weist Sie dann gezielt auf günstige Angebote hin, die es immer wieder auch im Münzenhandel gibt und wird Ihnen manches Stück zu einem Vorzugspreis abtreten. Ausgesprochen unseriös ist es, wenn in einem Münzgeschäft keine Preisauszeichnung für die Ware erfolgt.




Münzbörsen und Münzauktionen – vor den aktuellen Coronabeschränkungen

Weiter fortgeschrittene Sammler werden feststellen, dass sie bald für ihr Gebiet nichts mehr in den ihnen bekannten Läden finden. Die Händler begrüßen den oder die Kunden/in schon immer mit einem bedauernden Kopfschütteln.


In großen Städten werden jährlich teilweise mehrfach Münzbörsen abgehalten. Diese haben nichts mit der „klassischen Börse“ zu tun, es sind große Verkaufsveranstaltungen, wo viele Händler des In- und Auslands ihre Schätze dem Publikum vorstellen und zu denen jedermann Zutritt hat. Manchmal sind auf ganz großen Börsen auch Nationalbanken und Münzprägeanstalten des In- und Auslands vertreten, Fachverlage stellen ihre Produkte und neue Bücher vor. Es gibt Börsen von Weltrang, so in Maastricht (Valkenburg) für Geldscheinsammler, auch die stets Anfang Februar stattfindende World Money Fair in Berlin gehört dazu. Wichtige Börsen finden auch in London statt. Die „Numismata“ gibt es in München, Frankfurt a. M. und Berlin jährlich, aber auch in vielen anderen Städten werden sehr erfolgreiche und beliebte Börsen abgehalten, so auch in Stuttgart, Hannover, Karlsruhe, Leipzig und anderen Städten, um nur einige zu nennen.


Der Besuch einer solchen Münzbörse ist ein besonderes Erlebnis. Man findet manchmal in mehreren großen Hallen eine kaum zu überschauende Fülle von Material, das Händler und auch Privatsammler aus allen Teilen Deutschlands und dem Ausland anbieten. Einige Sammler stürzen sich gleich in das Gewühl, prüfen systematisch jeden Stand und fragen nach Angeboten zu ihrem Gebiet. Andere hingegen sind schnell ermüdet und stellen fest, dass ihnen bei einer solchen Fülle von Angeboten die Orientierung fehlt. Sie freuen sich

dann riesig, wenn sie „ihren Händler“ entdeckt haben, den sie gut kennen. Und sie kaufen dann das, was sie auch am nächsten Montag in seinem Laden hätten erstehen können.


Andere Münzsammler hingegen sind von den Münzbörsen so begeistert, dass sie sich bald selbst um einen Stand bemühen, um dort Dubletten zu verkaufen. Vielleicht noch ein letzter Rat zum Thema Münzbörsen: Die Risiken, übervorteilt zu werden oder Fälschungen zu erwerben, sind natürlich auch dort groß, besonders wenn man bei unbekannten Privatleuten kauft. Praktisch risikolos ist der Erwerb bei angesehenen Münzhandlungen, die sich gern bei solchen Börsen vorstellen. Leider ziehen solche Massenveranstaltungen auch immer „dunkle“ Gestalten an, also „Augen auf und Taschen zu“. Hat man selbst einen kleinen Stand gemietet, so sollte man besonders teures Material niemals unbeaufsichtigt lassen. Es gibt nicht nur gerissene Diebe, die Münzen einfach entwenden, sondern auch wahre Spezialisten des Betrugs, die blitzschnell eine echte gegen eine falsche Münze austauschen oder einen „guten Jahrgang“ an sich bringen und auf das Tablett ein Massenstück legen. Münzbörsen sind für viele Sammler wahre Höhepunkte, einige reisen jährlich zu allen möglichen deutschen Börsenplätzen und ins Ausland.

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