Auf der Grundlage des von Wolfgang J. Mehlhausen verfassten Buches „Handbuch Münzensammeln“ möchten wir in mehreren Teilen einen Leitfaden für das Münzensammeln veröffentlichen – für bereits Aktive und die, die es werden wollen, denn Nachwuchs ist wie überall, wichtig!
Falschgeld ist praktisch so alt wie das Geld selbst. Das unberechtigte Her- stellen von Geld, von Münzen oder auch Banknoten, nennt man „Falschmünzerei“. Zu allen Zeiten wurde dieses Delikt hart bestraft.
In früheren Jahrhunderten wurden Falschmünzer in kochendem Öl gesotten, gerädert oder anderweitig grausam getötet. Kleinen Gaunern wurde die Hand abgehackt. Doch ungestraft blieben die großen Herren, gekrönte Häupter, die ihre Untertanen mit schlechtem Geld betrogen. Philipp IV. von Frankreich wurde gar „Falschmünzerkönig“ genannt. Doch es gab noch viel bedeutendere Herrscher, die ihm bei der Falschgeldverbreitung nicht nachstanden, wie der Preußenkönig Friedrich II., der allgemein „der Große“ genannt wird.
Besonders in Not- oder Krisenzeiten, bis hinein in das letzte Jahrhundert, kam es immer wieder zu größeren Falschgeldaffären. Es gibt hier eine Reihe von beeindruckenden Büchern zur Kriminalgeschichte. Besonders während der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1933 versuchte mancher Arbeitslose aus wahrer Not, von der letzten Silbermünze einen Blei- oder Zinnabguss herzustellen, um dafür Lebensmittel zu kaufen.
Das Thema Falschgeld ist aktuell bis zum heutigen Tag. Banknoten repräsentieren einen viel höheren Wert als Münzen, sie zu fälschen ist besonders lukrativ. Auf vielen Geldscheinen des 20. Jahrhunderts finden wir einen so genannten „Straftext“, einen Hinweis, dass Zuchthaus- oder Freiheitsstrafen für das Fälschen oder Verfälschen von Geld und dessen Verbreitung angedroht wird. Doch Kriminelle lassen sich bekanntlich nicht durch das Strafgesetzbuch von ihren Taten abbringen, auch wenn Auszüge davon auf den Banknoten abgedruckt sind.
Aus gutem Grund wurden die Euro- Banknoten erst ab dem 1. 1. 2002 in den Verkehr gegeben, damit sich die Fälscher nicht zu lange auf das neue Geld einstellen konnten. Zugleich fehlte es in den Medien nicht an Hinweisen darauf, dass die Fälscher vor der Euro-Einführung ihre „Altbestände“ an Währungen der Mitgliedstaaten der Gemeinschaftswährung loswerden wollten.
Wer glaubt, das Fälschen von Münzen würde sich heute nicht mehr lohnen, wird schnell eines Besseren belehrt. Es gibt beispielsweise von Lettland schon viele falsche 2-Lats-Stücke mit Jahreszahl 1992 (Wert etwa 3 Euro), sodass diese 1999 durch Bimetallstücke ersetzt werden mussten. Und in Bulgarien sind falsche 50-Stotinki-Münzen in größerer Menge mit Jahreszahl 1999 aufgetreten, Wert etwa 25 Cent. Auch in Deutschland gab es immer wieder falsche 5- DM-Stücke, die teilweise hervorragend geprägt waren. Nur automatentauglich waren sie nicht, weil man keinen Schichtwerkstoff, sondern reines Kupfernickel verwendete. Dafür haben kri- minelle Bastler wiederum Stücke hergestellt, die niemand als Geld angenommen hätte, aber durchaus viele Automaten passierten. Es tauchen auch vermehrt falsche 2-Euro- Stücke auf.
Fälschung und Verfälschung
Wird eine Münze oder ein Geldschein von unberechtigter Seite, früher zum Schaden des Münzherrn, heute zum Schaden der Emissionsbank oder des Staates hergestellt, so bezeichnet man sie als „Falschgeld“. Eine Verfälschung hingegen liegt dann vor, wenn gültiges Geld manipuliert wird. Schon im Altertum wurden Goldmünzen angebohrt und die Löcher mit Blei verschlossen. In späterer Zeit wurden gerade Gold-, aber auch Silbermünzen gern beschnitten. Von Bildern kennen wir Kaufleute, die sorgsam die Münzen prüften und wogen. Dies erfolgte mittels spezieller Münzwaagen, die heute ebenfalls beliebte Sammlergegenstände sind. Zu einer Balkenwaage gehörten Passiergewichte für bestimmte Sorten wie Dukaten oder andere Münztypen. Stimmte das Gewicht der Münze, dann „passierte“ sie, war sie untergewichtig, wurde sie zurückgewiesen.
Doch das schon im Altertum beliebte Anbohren und Aushöhlen von Goldmünzen lohnt sich bis heute, immer wieder werden zum Beispiel große Goldstücke wie der Krügerrand so verfälscht. Daher wiegen die Münz- und Metallhändler gerade solche Stücke stets nach.
Auch bei Geldscheinen, die keinen Materialwert haben, gibt es solche Verfälschungen. Hier wird der Banknote durch Manipulation einfach ein höherer Nominalwert verliehen.
Während der Hyperinflation in Deutschland 1923 kam die Reichsbank mit der Banknotenproduktion nicht nach, daher wurden später bereits fertig gedruckte Noten mit einem sehr viel höheren Nominalwert überdruckt. Die Bevölkerung konnte diese Notenflut kaum noch überschauen. In jener Zeit versahen Fälscher schon wertlose Scheine mit solchen Aufdrucken und versuchten sie an den Mann zu bringen, was manchmal auch gelang.
Bei den von den Alliierten 1944 für Deutschland in den Verkehr gegebenen Banknoten sind Fälle bekannt geworden, wo beispielsweise 20-Mark- Scheine durch geschicktes Retuschieren in 100er „umgewandelt“ wurden.
Münzherren und Staat waren stets bemüht, ihr Geld hinsichtlich der Fälschungssicherheit zu verbessern. Münzen mit Randinschrift oder Riffelrand ließen sich nicht einfach mehr beschneiden, ohne dass dies sofort auffiel. Und was die Geldscheine angeht, so ist man heute verblüfft, welche drucktechnischen Meisterleistungen schon bei den Banknoten Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts erbracht wurden. Ende des 20. Jahrhunderts wurden die Geldscheine durch zusätzliche Sicherungen, wie Hologramme oder Metallfäden, Mikroschriften und andere Raffinessen, weiter verbessert. Die Deutsche Bundesbank beispielsweise musste noch 1996 die 50-, 100- und 200-DM-Scheine mit Hologrammen versehen, weil zu viele Fälschungen aufgetreten waren. Immer wieder ist es beeindruckend, dass auch sehr primitive, auf einem Farbkopierer hergestellte „Blüten“ von arglosen Zeitgenossen unbeanstandet angenommen werden. Moderne Banknoten verfügen heute aus diesem Grund über einen Kopierschutz. Legt man einen solchen Geldschein auf den Scanner, so erscheint ein schwarzes Feld auf dem Bildschirm, bei einigen Kopierern passiert dann gar nichts.
Unsere Euro-Banknotenserie wurde schrittweise erneuert. Immer wieder erfährt man von weiteren, noch fälschungssicheren Geldscheinen, doch der Vorsprung der Ausgabebanken ist nie sehr groß vor den professionellen Fälschern. Bislang rechnete man immer etwa 20 Jahre für eine Geldscheinausgabe, doch diese Fristen könnten sich verkürzen.
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