IUS IN NUMMIS - Die Sammlung Thomas Würtenberger
- Dietmar Kreutzer

- vor 8 Stunden
- 2 Min. Lesezeit
Als ein Freund das neue Buch in meiner Post sah, fragte er: "IUS IN NUMMIS? Was ist denn das schon wieder? Reformatio in Nummis, Medicina in Nummis. Das kenne ich ja. Aber hier verstehe ich noch nicht mal den Titel!" Im Vorwort zu dem Text-Bild-Band über die Sammlung Würtenberger schreibt der Leiter des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin: "Als Professor Thomas Würtenberger 2018 mit der freimütigen Schenkungsabsicht seiner nunmehr über 3.000 Medaillen und Münzen an das Münzkabinett herantrat, waren wir als Team uns sofort der Tragweite dieser Chance gewahr." Das Sammelgebiet wird durch zwei Begriffe gefasst: IUS bedeutet unter anderem Recht. Das Wertesystem von Recht und Gesetz formt unsere gesamte Gesellschaftsordnung. Unter den Begriff NUMMUS fallen Münzen, Marken, Zeichen, Orden, Papiergeld und hier insbesondere Medaillen.

IUS IN NUMMIS
Die Sammlung Thomas Würtenberger
Münzkabinett Staatliche Museen zu Berlin
Festeinband mit 400 Seiten und Abmessungen von 245/179/34 mm
Erschienen am 25. November 2025
ISBN 9783866462342
59 Euro
Der Hauptteil des Werkes geht daher auf die Inszenierung von Verfassung, Recht und Gerechtigkeit durch Medaillen ein. Dabei werden unter anderem Juristen sowie Rechts- und Staatsphilosophen vorgestellt, die auf den Medaillen der Sammlung abgebildet sind. Zwei einzelne Kapitel zeichnen den konfliktreichen Weg zum Verfassungsstaat in Deutschland und Frankreich anhand von Medaillen nach. Hier entdeckte der Verfasser dieser Buchvorstellung auch eine Bronzemedaille zur Wahl von Raymond Poicaré zum Präsidenten der Französischen Republik (1913) aus seiner eigenen Sammlung. Anhand vieler Stücke lässt sich aus dem historischen Zusammenhang das Ringen um eine bessere Staatsordnung nachvollziehen. Eine Silbermedaille zum Erlass neuer Gesetze im Kirchenstaat (1848/49) zeigt dies anschaulich. Papst Pius IX. hatte zu Beginn seiner Amtszeit (1846) im Kirchenstaat politische Gefangene amnestiert, die Pressefreiheit eingeführt und einen beratenden Staatsrat berufen. Als die von Frankreich ausgehende Reform ihn wenig später hinwegzufegen drohte, verwandelte er sich jedoch in eine Reaktionär: "Die Medaille zeigt den Spagat einer theologischen und einer politischen Legitimation staatlicher Herrschaftsordnung. Mit Moses als Gesetzgeber legitimiert sie theologisch die Reformen, die der Papst zur Beschwichtigung der sich anbahnenden revolutionären Situation auf den Weg gebracht hatte, die aber die Radikalisierung nicht eindämmen konnten."

Thomas Würtenberg mit Stücken aus der Sammlung
(Seite aus dem Vorwort)
Ein abschließendes Fazit der zahlreichen thematischen Einzelkapitel sorgt dafür, dass das Thema IUS nicht in allzu kleinteilige Aspekte von Staat und Gesellschaft ausfasert. Hier heißt es, dass das in einer Gesellschaft angewandte Recht zu allen Zeiten objektiv und gerecht in Szene gesetzt werde - zum Beispiel durch Münzen und Medaillen. Frankreich war diesbezüglich besonders aktiv: "Bereits im Ancien Régime war fast die gesamte Gerichtsbarkeit und Verwaltungsorganisation auf Medaillen präsent. Abgeordneten-, Rechtsanwalts-, Notars-, und Wahlmedaillen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert gehören zu den zentralen Themen der umfänglichen französischen Medaillenproduktion." Daher stammen von den 3.000 Medaiillen der Sammlung Württemberger allein 1.400 aus Frankreich. 900 Objekte kommen aius dem deutschsprachigen Raum. Die übrigen verteilen sich auf weitere europäische Länder und solche von anderen Kontinenten. Dem Buch IUS IN NUMMIS ist vorangegangen ist eine gleichnamige Sonderausstellung im Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin. Sie war vom Mai 2023 bis April 2024 im Bodemuseum auf der Museumsinsel zu sehen.
Dietmar Kreutzer
Das Buch kann über diesen Link bestellt werden. Über den Link ist zudem eine Leseprobe einsehbar.




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