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Interview mit Stefan Lutter, Geschäftsführer des Berufsverbandes des Deutschen Münzenfachhandels

Seit über vier Jahren fungiert Stefan Lutter als Geschäftsführer des Berufsverbandes des Deutschen Münzenfachhandels. Münzen-Online fragte bei einem Besuch in der Kölner Geschäftsstelle des Verbandes nach den Inhalten seiner Tätigkeit.


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Stefan Lutter

Foto: Dietmar Kreutzer


Münzen-Online: Wie sind Sie zum Verband gekommen?


Stefan Lutter: Als Seiteneinsteiger, denn eigentlich bin ich gelernter Bankkaufmann. Mein erster Kontakt in die Branche entstand über den Schaubek-Verlag, einen Hersteller von Zubehör zum Briefmarken- und Münzensammeln. Der Verlag ist Mitglied im Berufsverband. Über diese Schiene bin ich zum Verband gekommen und habe auch Kontakte zum Vorstand gefunden. Als im Jahr 2020 ein neuer Geschäftsführer gesucht wurde, zeigten einige Finger auf mich. Es hieß: „Lutter, das könntest Du doch machen!“ Ich habe dann gründlich überlegt und stellte fest, dass die Tätigkeit gut in meine Lebensplanung für meinen beruflichen Werdegang passt.


Münzen-Online: Sie betreuen auch den Bundesverband des deutschen Briefmarkenhandels?


Stefan Lutter: Ja, durch meine frühere Tätigkeit bei Schaubek hatte ich sowohl mit Briefmarken als auch Münzen zu tun. Beim Bundesverband des Deutschen Briefmarkenhandels (APHV) war ich seit 2011 als Beisitzer tätig, also sozusagen im erweiterten Vorstand. Von daher hatte ich schon etwas Erfahrung mit Verbandsarbeit. Meine Tätigkeit als Geschäftsführer in der Geschäftsstelle begann zum 1. Januar 2021 für beide Verbände zugleich. Es passt einfach thematisch zusammen, Briefmarke und Münze.


Münzen-Online: Wann ist der Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels gegründet worden? Was waren die Hintergründe?


Stefan Lutter: Der Berufsverband wurde 1970 gegründet. Entstanden ist er als „Verband der Münzenhändler im APHV“, quasi als Fachgruppe innerhalb des Briefmarkenhändlerverbandes. Anfang der achtziger Jahre hat sich der Verband dann verselbstständigt und umbenannt. Seitdem trägt er seinen heutigen Namen „Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels e.V.“


Münzen-Online: Gab es zuvor keinen Berufsverband für Münzhändler?


Stefan Lutter: Doch. Es gab den „Verband der Deutschen Münzenhändler e.V.“ (VdDM), der auch heute noch existiert. Dessen Mitglieder haben sich im Wesentlichen mit historischen und antiken Münzen beschäftigt und waren somit eher im hochwertigen, höherpreisigen Bereich unterwegs. In den siebziger Jahren wurde Münzensammeln in der Allgemeinheit populär. Die modernen deutschen Sondermünzen fanden zunehmend Interesse, auch aktuelle Ausgaben der Nachbarländer. Das war für viele Münzenhändler, die im VdDM organisiert waren, nicht „standesgemäß“. Inzwischen gab es aber viele Händler, die sich mit modernen Münzen beschäftigt und das entsprechende Sammlerklientel bedienten. Sie schlossen sich in einer neuen berufsständischen Vereinigung zusammen. So entstand der Berufsverband des deutschen Münzenfachhandels. Zu Beginn hatte der Verband nur etwa 15 Mitglieder. Heute sind wir über 200, etwa 210 Mitglieder.


Münzen-Online: Haben sich die Schwerpunkte der Verbandsarbeit verändert?


Stefan Lutter: Zum Teil. Weiterhin haben unsere Mitglieder viel mit modernen Münzen zu tun, besonders mit den Neuausgaben. Im Laufe der Zeit sind Händler hinzugekommen, die sich auch dem klassischen Bereich widmen. Inzwischen gibt es eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Verband der Deutschen Münzenhändler. Ulrich Künker arbeitet als 2. Vorsitzender in beiden Verbänden mit. Allmählich wurde deutlich, dass nicht nur Sammler, sondern auch Kapitalanleger bedient werden wollen. Also Kunden, die Münzen aus Edelmetallen, vornehmlich Gold und Silber, zu Anlagezwecken erwerben. Auf diese Weise kamen auch Händler und Scheideanstalten aus dem Edelmetallbereich in unseren Verband. Wir legen allerdings Wert darauf, dass unsere Mitglieder mit Münzen zu tun haben. Ein reiner Schmuckhändler beispielsweise kann bei uns kein Mitglied werden.


Münzen-Online: Wie läuft ein ganz normaler Arbeitstag bei Ihnen ab?


Stefan Lutter: Das ist eine bunte Mischung. Zuerst schaue ich nach neuen Mails, die eingegangen sind. Einige kommen von Sammlern oder anderen Interessenten. Sie teilen beispielsweise mit, dass sie eine Zwei-Euro-Münze gefunden haben und fragen, ob sie einen besonderen Wert hat. Dann gibt es Anfragen von unseren Mitgliedern, etwa zu steuerlichen oder rechtlichen Sachverhalten. Zu diesen Themen haben wir verschiedene Ansprechpartner. Thomas Brückel, mein Vorgänger hier als Geschäftsführer, steht bei rechtlichen Fragen immer noch zur Verfügung. Mit einem speziellen Steuerbüro nehmen wir Kontakt auf, wenn um steuerliche Fragen geht. Täglich kommen Telefonate herein, mit ganz ähnlichen Themen. Ich Ich kümmere ich mich also um aktuelle Anliegen der Mitglieder. 


Münzen-Online: Welche Sachverhalte stehen da aktuell im Vordergrund? 


Stefan Lutter: Schon seit einiger Zeit ist das Thema „ermäßigte Mehrwertsteuer“ bei Sammlermünzen von besonderem Interesse. Beim Thema Anlagegold geht es darum, wann ist es steuerfrei, wann nicht? In Zweifelsfällen führen wir Rücksprache mit unserem Steuerbüro. Von Zeit zu Zeit setzen wir uns auch mit Behörden in Verbindung, beispielsweise ganz aktuell zum Thema Geldwäschegesetz. Nach diesem Gesetz sind Münzenhändler sogenannte Verpflichtete. Sie haben Aufzeichnungen zu führen, Maßnahmen zu ergreifen und Verdachtsmeldungen abzugeben, wenn sie Anhaltspunkte dafür haben, dass bei ihnen Schwarzgeld gewaschen werden soll. Ein besonders sensibles Thema sind in diesem Zusammenhang die Messen. Die größte ist jedes Jahr die World Money Fair in Berlin. Wir haben mit den Beauftragten für Geldwäsche beim Berliner Senat gesprochen, um abzustimmen, was hier besonders bedeutsam ist. Worauf legen Behörden Wert, wenn auf der Messe oder im Laden kontrolliert wird? Was muss man an Unterlagen dabei haben? Was wird geprüft? 


Münzen-Online: Was ist für Sie der nächste große Verbandstermin?


Stefan Lutter: Unser nächster Termin ist das Verbandswochenende am 30. und 31. August 2025 in Leipzig. Ein solches Wochenende veranstalten wir jedes Jahr. Es besteht aus einem formellen Teil, der Mitgliederversammlung. Danach gibt es Informationsveranstaltungen und Vorträge. In diesem Jahr wird es unter anderem um rechtliche Themen gehen, etwa die Vertragsgestaltung bei Online-Verkäufen. Viele Händler verkaufen ihre Münzen ja über das Internet. Wann kommt beim Online-Handel der Vertrag zustande? Greift das Widerrufsrecht des Käufers bei Produkten wie Edelmetallen, deren Preis Finanzmarktschwankungen unterliegt? Außerdem werden wir über Aktuelles zum Geldwäschegesetz und zum Kulturgutschutzgesetz informieren.


Münzen-Online: Sehen Sie bei dieser Gelegenheit auch etwas von Leipzig?


Stefan Lutter: Klar, das Veranstaltungsprogramm wird natürlich immer abgerundet durch einen geselligen Teil. Zum Abendessen treffen wir uns nach der Tagung im Ratskeller. Die Möglichkeit zu Gesprächen untereinander wird in aller Regel ausgiebig genutzt. In Leipzig bietet es sich an, die Stadt zu erkunden. Wir werden eine Stadtrundfahrt mit dem Bus machen, außerdem einen Rundgang unternehmen. Zum Abschluss bekommen wir im Zeitgeschichtlichen Forum noch etwas über die deutsch-deutsche Geschichte erklärt. Dabei wird die Wendezeit von 1989/1990, die für Leipzig ja eine besondere Bedeutung hat, im Vordergrund stehen. Ein buntes Programm!


Münzen-Online: Was kommt danach an Veranstaltungen auf Sie zu?


Stefan Lutter: Danach steht schon bald die World Money Fair 2026 vor der Tür. Regelmäßig bieten wir dort Erstberatungen an unserem Messestand an, wenn Sammler um eine Bewertung ihre Stücke bitten. Dann gibt es einen unterhaltsamen Teil mit Glücksrad oder Münzen-Jackpot. Dabei gibt es Preise zu gewinnen, die Mitgliedsfirmen zur Verfügung gestellt haben. Der Gewinn wird am Stand des Spenders abgeholt. Das bringt zusätzliche Besucher an den Messestand des jeweiligen Mitglieds. Bei der Abholung des Gewinns kommt man dann oft ins Gespräch.


Das Gespräch führte Dietmar Kreutzer

www.muenzen-online.com | Regenstauf

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