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Interview mit Gunnar Dumke, Leiter des Münzkabinetts Winterthur

Aktualisiert: 4. Okt.

Vom Juni bis Ende August 2025 zeigte das Münzkabinett Winterthur den ersten Teil der Ausstellung Münzbelustigungen: Goethes Reise nach Winterthur. Darin ging es um die monetären Zustände, die Goethe zur Zeit seiner Reisen in die Schweiz antraf. Im zweiten Teil, der seit Ende September gezeigt wird, sind 62 Münzen aus Goethes Münzsammlung ausgestellt. Münzen-Online fragte Gunnar Dumke, den Leiter des Münzkabinetts, nach der Motivation zu dieser Ausstellung über Goethe und die Schweiz. Wie kam die Schau bisher an?


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Gunnar Dumke

Bildquelle: Münzkabinett Winterthur


Münzen-Online: Sie haben Klassische Archäologie und Alte Geschichte an den Universitäten Heidelberg und Halle-Wittenberg studiert. Danach haben Sie die Münzsammlungen der Klassik Stiftung Weimar erschlossen. Wie hat es Sie in die Schweiz verschlagen?


Gunnar Dumke: Die Nachfolge von Benedikt Zäch, der das Kabinett bis 2024 leitete, ist international ausgeschrieben worden. Ich hatte Glück, mich im Bewerbungsverfahren gegen meine Mitbewerber:innen durchsetzen zu können. Winterthur mit seiner Geschichte und einzigartigen Stellung als unabhängiges, städtisches Münzkabinett war mir schon länger ein Begriff, aber dass ich selbst hier einmal arbeiten würde, habe ich natürlich nicht erwartet.


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Münzkabinett in der Villa Bühler

Bildquelle: Münzkabinett Winterthur


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Impression

Bildquelle: Münzkabinett Winterthur


Münzen-Online: Das traditionsreiche Münzkabinett Winterthur verfügt über etwa 63.000 Objekte und veranstaltet vor allem Wechselausstellungen. Außerdem wird Wissen über Münzen an Kinder, Jugendliche und Erwachsene vermittelt. Was sind die Herausforderungen?   


Gunnar Dumke: Zum einen gibt es die Herausforderungen, denen sich die meisten Museen gegenüberstehen: In Zeiten knapper öffentlicher Kassen mit einem strengen finanziellen Rahmen das Beste aus den Möglichkeiten herauszuholen. Hierfür haben wir ein neues Konzept erarbeitet, was den Schwerpunkt auf die Vermittlung und Digitalisierung unserer Angebote setzt. So wird unsere Sammlung z. B. über den Onlinekatalog IKMK der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auf der anderen Seite versuchen wir, durch attraktive Ausstellungen und Vermittlungsformate mehr Leute ins Museum zu ziehen und mit den spannenden Geschichten, die Münzen erzählen können, zu begeistern.


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Impression

Bildquelle: Münzkabinett Winterthur


Münzen-Online: Von Juni bis Ende August war der erste Teil der Ausstellung Münzbelustigungen: Goethes Reise nach Winterthur zu sehen. Dabei ging es um die monetären Zustände in der Schweiz, die Goethe zur Zeit seiner Reise dorthin angetroffen hat. Wie war die Resonanz?


Gunnar Dumke: Die Ausstellung ist auf eine sehr gute Resonanz gestossen, wir sind zufrieden. Seit September ist der zweite Teil von Münzbelustigungen: Goethes Reise nach Winterthur zu sehen. Dabei zeigen wir einen Ausschnitt aus der Münzsammlung Goethes – 62 Münzen, die zum ersten Mal überhaupt ausgestellt werden! Begleitet wird die Ausstellung von der Erarbeitung des Bestandskatalogs der Goethe-Sammlung, die hier in Winterthur in Kooperation mit der Direktion Museen der Klassik Stiftung Weimar erfolgen wird.


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Notgeld-Vitrinen

Bildquelle: Münzkabinett Winterthur


Münzen-Online: Mit den seit letztem Monat in Winterthur ausgestellten Münzen aus Goethes Sammlung zeigen Sie auch persönliche Vorlieben, die Goethe bei Münzen hatte. Die waren offenbar breit angelegt. Was fasziniert Sie an der Sammlung des Dichterfürsten?


Gunnar Dumke: Vor allem die Tatsache, dass eben aufgrund der Prominenz des Besitzers die Sammlung unangetastet geblieben und in ihrer Originalzusammensetzung erhalten ist. Wir haben in der letzten Woche einen internationalen Workshop zur Sammlung durchgeführt, auf dem noch einmal gezeigt werden konnte, dass die einzelnen Sammlungsteile meist keine besonders hochwertigen Münzen beinhalten, aber dass in der Gesamtanalyse eindeutig bestimmte Sammlungsthemen sichtbar werden, zum Beispiel eine Vorliebe Goethes für Notgeld. Hier lässt sich ein Sammlungsschwerpunkt vom Dreissigjährigen Krieg bis zur französischen Revolution finden.

Breslau, Dreitalerklippe 1621

Bildquelle: Klassik Stiftung Weimar

Minden, 8 Groschen, 1634

Bildquelle: Klassik Stiftung Weimar


Münzen-Online: Ihr Vorgänger Benedikt Zäch, der vor einiger Zeit von seiner Funktion zurücktrat, hat das Münzkabinett über 30 Jahre geleitet. Welche Besonderheiten haben Sie bei Ihrer Einarbeitung kennengelernt? Welche Ansätze haben sich für Ihre Arbeit ergeben?


Gunnar Dumke: Benedikt hat das Münzkabinett von einem Zwei-Mann-Betrieb zu einem ausgefeilten numismatischen Kompetenz- und Dokumentationszentrum ausgebaut. So verfügt das Münzkabinett zum Beispiel bereits seit den frühen neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts über eine Museumspädagogik. Im nächsten Jahr begehen wir das 40jährige Jubiläum der Kooperation mit der Kantonsarchäologie Zürich, für die wir die Fundmünzenbearbeitung übernehmen. Hierfür wird es eine grosse Ausstellung zum Thema Fundmünzen geben, mit der die ganze Bandbreite der numismatischen und paranumismatischen Objekte gezeigt wird, die im Kanton zu finden ist. Ich versuche also, so gut es geht, den von Benedikt eingeschlagenen Weg fortzuführen und gegebenenfalls um eigene Aspekte zu ergänzen - siehe das aktuelle Goethe-Projekt!


Das Interview führte Dietmar Kreutzer

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