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Himmel & Sonne: Traditionelle Münzmetalle

Im Anfang gab es den Tauschhandel und das Naturalgeld. Aber erst mit der Metallbearbeitung ergab sich die Möglichkeit, ein robustes und langlebiges Zahlungsmittel zu kreieren: „Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit sind definierte Begriffe der Menschheitsgeschichte – sie beziehen sich konkret auf die Metalle, welche für die jeweilige historische Periode charakteristisch waren.“ (Hans-Gert Bachmann, Mythos Gold, München 2006, S. 17).


So wurden die Metalle, die am einfachsten zugänglich waren, zu Werkzeugen, Geschirr oder Schmuck verarbeitet. In Sparta und China gab es symbolträchtig geformte Gegenstände aus Eisen als frühe Zahlungsmittel, in Rom anfangs Kupfer und Bronze. Die ab dem 6. Jahrhundert im heutigen Italien zirkulierenden Barren im Normgewicht einer Libra (327 Gramm) waren eine Legierung aus Kupfer, Blei und Zinn. Als as liberalis bezeichnet, wurden sie im 5. Jahrhundert zur Grundwährungseinheit. Ihr Gewicht sank allerdings rapide. Im 1. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung wog das as nur noch etwa 10 Gramm. Ein wertbeständigeres Zahlungsmittel musste her. Selten sollte es sein – und gern auch von Mythen umgeben.


Modell eines Goldnuggets aus dem Ural (Russland). Bildquelle: Autor.

Gold

„Erwartungen oder verklärende Erinnerungen bezogen sich symbolisch auf ein Metall, das Mythos war, Macht repräsentierte, dem magische Bedeutung und übernatürliche Kräfte zugeschrieben wurden. Die Faszination, welche das gelbe Edelmetall ausübte, hat über Jahrtausende nicht nachgelassen, und die mit ihm verbundene Symbolik gleicht sich in allen Kulturen und Epochen: Gold steht für das Göttliche, Königliche, Herrschaftliche, für Sonne, Licht und Reinheit.“ (ebenda). Es ist gewissermaßen einzigartig. In der Natur kommt es zwar häufig vor – allerdings nur in geringer Konzentration. In der Erdkruste ist es mit einem Anteil von 1:500 Millionen enthalten. Silber gibt es 15-mal öfter und Kupfer gar eine Million Mal häufiger. Während Eisen von Rost zerfressen wird, bleibt Gold ohne jede Spur einer Korrosion auf ewig erhalten. Es handelt sich um ein außerordentlich schweres Metall, ist zwanzigmal schwerer als Wasser und fast doppelt so schwer wie Blei. Der Schmelzpunkt liegt mit 1.063 Grad Celsius relativ niedrig. Es ist besonders weich und dehnbar. Einige Gramm Blattgold genügen, um einen ganzen Fußballplatz zu vergolden. In einer Legierung mit geringen Mengen anderer Metalle wird eine größere Festigkeit erreicht. Der attraktive gelbe Glanz ließ es schon früh zu einem Symbol der Sonne werden, die hohe Politurfähigkeit zum bevorzugten Material für Kultgegenstände. Als Tauschobjekt war es aber nicht immer den Herrschenden vorbehalten. Im 1. und 2. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung dienten in Ägypten etwa 7,5 Gramm schwere Barren als Zahlungsmittel. In Japan wurde in Bambusröhrchen gefüllter Goldstaub gehandelt. Die ersten Münzen aus Elektron, einer Legierung aus Silber und Gold, gab es im 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung unter dem lydischen König Kroisos.


Silber aus einer Mine in Porco (Bolivien). Bildquelle: Wikimedia, Lavinsky.

Silber

Als „Spiegel des Himmels“ ist das Metall verehrt worden. Es ist leicht formbar und ebenfalls relativ schwer. Sein Schmelzpunkt liegt bei 961 Grad Celsius. In der Mythologie wurden ihm besondere Abwehrkräfte gegenüber dem Bösen zugeschrieben. Die 2.500 vor unserer Zeitrechnung entstandenen Königsgräber von Ur in Mesopotamien belegen, dass Silber ebenso wie Gold den Göttern geweiht wurde. Aufgrund seiner Seltenheit eignete es sich als Wertspeicher. Als gestempeltes Hacksilber war es im Zweistromland das wichtigste Tauschmittel in der Landwirtschaft: „Der Vorteil, den das Silber im Handel bot, wurde dem Kaufmann immer deutlicher. Bei einem bestimmten Gewicht und Reinheitsgrad war es im Preis kaum wesentlichen Schwankungen unterworfen. Das Getreide war da, ganz zu schweigen von seinem hohen Volumen, als Wertmesser für den Handel weit weniger geeignet. Vor der Ernte war es teurer und danach wieder billiger. Außerdem waren Weizen und Gerste verderbliche Waren. Silber dagegen blieb beständig und stellte auf kleinstem Raum hohen Wert dar.“ (Günter Ludwig, Günter Wermusch, Silber, Berlin 1986, S. 15).


Das Hacksilber wurde zunächst nach dem Gewicht von Getreide bemessen. Ein Gran (44 mg) entsprach dem Normgewicht eines Getreidekorns. 180 Gran entsprachen einem Sekel (später Schekel) von etwa 8 Gramm. Eine Mine im heutigen Gewicht eines Pfunds enthielt 60 Sekel. Als größte Einheit fungierte das Talent, das 30 Kilogramm wog. Ein Krug Bier war zurzeit von König Hammurapi (1792-1750 v.u.Z.) schon für ein Gran zu bekommen. Ein Sklave kostete dagegen zwischen 20 und 25 Sekel, also 160 bis 200 Gramm Silber. Die ersten Münzen aus diesem Edelmetall entstanden mit dem Aufblühen der griechischen Stadtstaaten, die über große Silbervorkommen verfügten: „Mit der Münzprägung entfielen die zeitraubenden Prüfverfahren. Von nun an übernahmen die Prägeherren mit ihren Abbildern und Schriftzeichen die Garantie über das gleichbleibende Gewicht bei Einhaltung eines bestimmten Feingehalts.“ (ebenda, S. 27). Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden Gold und Silber für Kursmünzen genutzt.


Kupfer aus Mass City (Michigan, USA). Bildquelle: Autor.

Kupfer

Der bekannte niederländische Schriftsteller Cees Nooteboom war fasziniert, als er in Madrid erstmals all die kupfernen Fassadenbeschläge, Türklopfer und Treppengeländer sah: „Als ich ins Freie trete, ist es ungefähr zehn, doch das Sonnenlicht ist so wie am frühen Morgen, über den Straßen hängt ein feiner, ausgedünnter Nebel, in dem das glänzend geputzte Kupfer, der ärmere Bruder des Goldes, wie eine Gegensonne leuchtet. Ich kann nichts dafür, ich bin wie eine Elster, mich zieht alles an, was glänzt, und in Spanien wird das Kupfer, wie hier am Eingangstor einer großen Bank neben der Acalá, nachts noch von Heinzelmännchen poliert. Natürlich ist in diesem Morgenlicht viel mehr zu sehen, aber ich sehe das Kupfer als erstes, durch den Frühnebel suggeriert es ungebührlichen Reichtum, es will sagen, dass unten, in den Kellerräumen der Bank, ein arabischer Goldschatz liegt, der, je länger der Tag fortschreitet, erstrahlen wird wie die Sonne selbst.“ (Cees Nooteboom, Der Umweg nach Santiago, Frankfurt/Main 1992, S. 352).


Tatsächlich wird Kupfer von alters her ein Wert zugestanden. Das zeigen schon die etwa 30 Kilogramm schweren Kupferbarren, die in der Bronzezeit als standardisiert aufbereitetes Handelsgut verschifft wurden. Das Schwermetall wurde schon früh zu hartem Messing oder Bronze verarbeitet. In Asien erlangten aus Kupfer und Bronze bestehende Lochmünzen schon früh eine besondere Bedeutung. Ein deutscher Händler stöhnte vor über 100 Jahren im alten Korea über die Sitte, ausschließlich mit solch geringwertigem Geld zu zahlen. Kulis schleppten den Münzen im Wert von 2.000 Dollar in sein Kontor: „Ich sah mit Entsetzen, wie sich der Fußboden desselben langsam mit einem fast zwei Fuß hohen Stapel von Münzen füllte.“ (Hans-Georg Kneider, Globetrotter, Abenteurer, Goldgräber, München 2010, S. 121).


Nickelerz aus Sudbury (Ontario, Kanada). Bildquelle: Autor.

Noch heute sind Gold- und Silbermünzen als alternative Wertmesser zu modernen Zahlungsmitteln gefragt. Kupfer und Bronze sind dagegen vom harten und beständigen Nickel abgelöst worden. Auch die aktuellen Euro-Umlaufmünzen bestehen aus einer Nickel-Legierung. Das Erscheinungsbild moderner Münzen simuliert mit einem relativ hohen Gewicht und der Farbe der Legierung häufig seine berühmten Vorgänger aus Gold und Silber. Nicht einmal Kleingeld wird mehr aus „echtem“ Kupfer hergestellt. Es wird aber oft mit einer Kupferschicht überzogen.

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