Auf der Grundlage des von Wolfgang J. Mehlhausen verfassten Buches „Handbuch Münzensammeln“ möchten wir in mehreren Teilen einen Leitfaden für das Münzensammeln veröffentlichen – für bereits Aktive und die, die es werden wollen, denn Nachwuchs ist wie überall, wichtig!
Verpackungskult bei Münzen
An dieser Stelle noch wenige wichtige Hinweise und Ratschläge unter einer etwas ungewöhnlichen Überschrift. Münzen werden von Banken gewöhnlich in Rollen oder Beuteln ausgeliefert und vom Handel wiederum in gerollter Form dort abgeliefert. Nun gibt es neuerdings auch Rollen-Sammler. Gerade mit der Einführung des Euro glauben viele neue Sammler an Wertsteigerungen. Immer wieder werden auch alte Münzen in Rollen aufgefunden, die dann wirklich fantastische Preise erzielen, weil sie, wenn von der Münze direkt nach dem Prägen verpackt, natürlich prägefrisch sind. Wohl dem, der eine Rolle mit den ersten bundesdeutschen Pfennigen in einer alten Kasse oder Tresor findet. Einige Münzanstalten geben heute sogar Rollen-Serien für Sammler heraus und verdienen gut daran, wie zum Beispiel Norwegen oder die USA.
Ansonsten werden Münzen auch in Beuteln an die Geschäftsbanken oder Kaufleute ausgeliefert. Hier weisen zwangsläufig viele Stücke schon leichte Beschädigungen auf, ohne auch nur einen Tag im Verkehr gewesen zu sein. Heute werden daher Sammlermünzen, besonders solche in der Sonderqualität „PP“, in spezieller Verpackung in den Handel gegeben. Die deutschen Prägeanstalten hatten bis 2001 ihre „Spiegelglanz-Stücke“ in so genannter Noppenfolie, versehen mit dem Bundesadler und Kennzeichnung der Prägestätte ausgeliefert. Parallel gab es für die letzten 10-DM-Stücke auch so genannte „Folder“, die aber nicht ganz so beliebt waren wie jene in Plastikfolie eingeschweißten Münzen. Mit dem englischen Wort Folder werden Klappkarten bezeichnet, die zugleich Informationen zu den dort eingelegten Münzen enthalten. Einige Länder, z. B. Österreich, liefern auch Einzelmünzen in diesen kleinen Mappen aus, bei den Kursmünzenserien werden sie seit Jahren von vielen Staaten zur Präsentation benutzt.
Doch Vorsicht, entfernen Sie nicht ohne Grund die Münze aus dieser Originalverpackung. Sie ist nicht nur attraktiv, sondern schützt auch die Stücke. Gerade bei den Kursserien wäre dies sehr schade, gleich ob diese in Plastikboxen eingelegt oder in Folien verschweißt bzw. in Foldern geliefert werden. Häufig macht der Nominalwert der Münzserie nur einen Bruchteil des Preises der Serie aus. Es wäre beispielsweise auch töricht, die deutschen DM-Münzen aus ihrer Verpackung (Spiegelglanz = Hartplastiketui, Normalprägung = Folie) zu entfernen.
Wertvolle Transportverpackung
In der Bundesrepublik hatte man sich eine besondere Transportverpackung für die Auslieferung der Spiegelglanzstücke einfallen lassen, diese empfindlichen Stücke wurden schon in der Münze in spezieller Noppenfolie eingeschweißt, teilweise auch mit Bundesadler und Prägebuchstaben in Gold bedruckt. Sie wurden so vor jeglichen Beschädigungen vortrefflich geschützt. Als die Münzkapseln immer weitere Verbreitung fanden, lösten viele Sammler die Stücke aus der Folie und „verkapselten“ sie. Doch dies erwies sich als fundamentaler Fehler.
So komisch es einem Anfänger – und auch dem Verfasser dieser Zeilen – erscheint: Sie verloren an Wert. Die überwiegende Zahl der Sammler moderner bundesdeutscher Münzen wollen ihre Stücke unbedingt und unversehrt „oBH“, das bedeutet „original Bad Homburg“ (einst Sitz der Versandstelle für Sammlermünzen). Die einst als Transportverpackung eingeführte Folie erhielt einen so hohen Stellenwert wie die Zacken einer Briefmarke bei den Philatelisten.
Die sogenannten „losen“ Münzen, obwohl sie keinerlei Beschädigungen aufweisen, werden mit deutlich geringeren Preisen bewertet. Wehe dem, der die Plastikfolie mit der Schere bearbeitet hatte, um sie in ein Album zu stecken. Auch hier ist ein Wertverlust eingetreten. Im Handel werden solche Exemplare mit „beschnitten“ beschrieben. Fragen Sie nicht warum, es ist so, zumindest noch. Seit 2002 werden die Euro-Münzen in PP-Version, wie international lange üblich, auch bei uns in Deutschland in Plastikkapseln ausgeliefert. Möglich, dass sich spätere Sammlergenerationen über diesen „Verpackungskult“ amüsieren.
Sollte die Plastikfolie beschädigt sein, und die Münze weist für Silber typische Anlaufspuren, Verfärbungen auf, dann bleibt einem nichts weiter übrig, als diese aus der Folie zu entfernen und in eine Kapsel zu stecken. Niemals sollte man Münzen mit Folie im Silberbad behandeln, sie würden nach kurzer Zeit restlos schwarz werden und das ist dann kein schöner Anblick.
Von Zertifikaten, Expertisen und Schächtelchen
Einige Nationalbanken und Prägestätten verpacken ihre Münzen nicht nur in einer Kapsel, sondern stecken diese nochmals in eine Plastik- oder Holzschachtel, auch Aluminiumboxen und ähnliches sind hier im Angebot. Das Ganze kommt dann nochmals in eine Pappkiste oder zumindest in eine Papierhülle und wird zu guter Letzt noch verschweißt. Die Verschweißung sollte man natürlich öffnen, denn man möchte ja die Münze zumindest ansehen und eventuell gar die Qualität kontrollieren. Denn zwar sehr selten, doch immer wieder, treten auch Qualitätsfehler auf.
Wenn Sie einigermaßen Platz zu Hause haben, werfen Sie die Umverpackung nicht achtlos weg, sie ist unter Umständen bares Geld wert. Wollen Sie Ihre Sammlung umschichten und einiges an Händler verkaufen, dann fragen die manchmal bei bestimmten Gebieten auch nach „Papier“ und „Verpackung“. Unter Papieren werden die so genannten „Zertifikate“ verstanden, auf denen die Münzstätte oder Nationalbank einige numismatische Angaben liefern, so auch Feingehalt und Prägezahl, meist gar mit Faksimile-Unterschrift des Präsidenten oder Gouverneurs versehen. Die Unterzeichnenden garantieren also gewisse Daten der Münze, deren Einhaltung ohnehin der einzelne Sammler nicht prüfen kann. Doch gerade bei Medaillen aus Gold und Silber sind diese Angaben manchmal bei der Bestimmung des reinen Materialwerts durchaus brauchbar. Heben Sie also diese Zettelchen möglichst auf.
Doch heute werden selbst wertlose Medaillen mit solchen Zertifikaten geliefert, sie sollen den Eindruck erwecken, dass der Käufer etwas besonders Wertvolles erworben hat. Entsprechend aufwändig, wertpapierähnlich, werden sie gedruckt und manchmal sogar mit Trockensiegeln versehen. Wenn Sie vielleicht schon einige Dollar- oder Rubelgedenkmünzen erworben und die mitgelieferten Zertifikate in den Papierkorb geworfen haben, ist das so schlimm auch nicht, denn viele Sammler schert es nicht, wenn diese fehlen. Und manche entsorgen beim Erwerb von Neuheiten die Umverpackung samt „Papieren“ gleich beim Münzhändler, sodass dieser sie für andere Stücke aufbewahren und bei Rückkäufen später wieder benutzen kann.
Seit geraumer Zeit fordern Käufer aus Osteropa und Russland aber ganz energisch „Papiere“. Bei Internet-Verkäufen beispielsweise wird immer wieder angefragt, ob das „Certificate“ und Verpackung mit geliefert werden. Es gab wirklich einige Fälle, wo Käufer auf die Münze verzichteten, weil die „Zettel“ fehlten. Vielleicht geht auch diese „Welle“ wieder vorbei. Momentan sieht es aber nicht danach aus. Immer mehr Käufer wollen heute nicht nur die beschriebenen „Zertifikate“, sondern auch die zur Münze gehörigen Prospekte, die ja eigentlich Werbemittel sind. Viele Länder geben hier recht interessante, hübsch gestaltete Faltblätter aus, auf denen in Landessprache und Englisch, gelegentlich sogar auch in Deutsch etwas zu Münzmotiv, Ausgabeanlass und auch Künstlerin bzw. Künstler geschrieben wird. Im Internet werden manchmal sogar Münze, Zertifikat und Prospekt angeboten. Es gibt sogar auf Auktionsplattformen Angebote zu 1 oder mehr Euro, in denen nicht die Münze, sondern nur das Prospekt verkauft werden soll.
Haben Sie jedoch eine wertvolle Münze aus privater Hand oder von Händlern mit einem wirklichen „Echtheitszertifikat“, einem Gutachten eines anerkannten Sachverständigen erworben, so heben Sie dieses Papier auf wie eine Geburtsurkunde. Sie ist gegebenenfalls ein „Ausweis“ beim Weiterverkauf. Bei bestimmten teuren Münzen, die gern gefälscht werden, wie der schon mehrfach genannte „Goethe-Fünfer“, fordern vorsichtige Käufer eine solche Expertise. Und es ist mit Zeit und zusätzlichen Kosten verbunden, wenn man das Papier verloren hat und erneut einen Gutachter bemühen muss.
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