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Handbuch Münzensammeln: Unterbringung der Sammlung, Teil I


Auf der Grundlage des von Wolfgang J. Mehlhausen verfassten Buches „Handbuch Münzensammeln“ möchten wir in mehreren Teilen einen Leitfaden für das Münzensammeln veröffentlichen – für bereits Aktive und die, die es werden wollen, denn Nachwuchs ist wie überall, wichtig!


Wie man optimal Münzen, Medaillen und Banknoten aufbewahren sollte, ist eine Frage, die sich viele Sammler immer wieder neu stellen. Es gibt, um es gleich vorweg zu nehmen, auch hier kein Patentrezept. Vor allem ist wichtig, wieviel Platz zur Verfügung steht und wie umfangreich die Sammlung ist und wie groß sie noch werden kann. Gerade der Zuwachs im Laufe der Jahre wird vielfach unterschätzt. Wer erst einmal richtig „Feuer gefangen“ hat, erweitert seine Sammlung meist schneller als gedacht.


Einige Anregungen für die Unterbringung der Schätze können gewiss gegeben werden, doch auch hier gilt, dass schließlich Sammler Individualisten sind und ihre spezielle Lösung für sich finden müssen. Für den einen sind ästhetische und repräsentative Elemente dabei wichtiger als praktische Aspekte. Ein anderer legt größten Wert auf Übersichtlichkeit. Was den Platzbedarf anbelangt, so sollte man von vornherein auch an die Fachliteratur denken, die es unterzubringen gilt.


Von großer Bedeutung ist die Sicherheit

Wer vielleicht schon eine kleine Sammlung besitzt oder beispielsweise geerbt hat, sollte sich zunächst einen Überblick hinsichtlich des Wertes verschaffen. Dabei sind nicht fiktive Katalogpreise, sondern die Preise im Handel relevant. Eine komplette DDR-Typensammlung (123 Stück – ohne Proben und Raritäten und Kleinmünzen) hat heute einen Wert von bis zu 4.000 Euro. Sie kann auf wenigen Tabletts untergebracht – und so auch komplett gestohlen werden. Wer bundesdeutsche Gedenkmünzen sammelt, weiß, dass allein die ersten fünf schon einen beachtlichen Wert haben. Doch auch die anderen 5- und 10-DM- Stücke, die jederzeit in Euro umgetauscht werden können, repräsentieren nicht gerade wenig Geld. Mancher Sammler gibt 50, 100 und mehr Euro im Monat für das Hobby aus, da kommt schnell ein hübsches Sümmchen zusammen.


Anleger kaufen so genannte Bullion-Goldmünzen, die zwar numismatisch nicht wertvoll sind, aber einen respektablen Metallwert verkörpern, besonders wenn nicht nur die kleinen, sondern auch die schweren Stücke nach Jahrgängen gesammelt werden. Diese Dinge gilt es vor Einbrechern und anderen Dieben zu schützen. Nicht immer sind es kriminelle Banden, die unter dramatischen Umständen ins Haus dringen, sondern oftmals Gelegenheitsdiebe, manchmal auch falsche Freunde und Bekannte, die sich bedienen.


Ein junger Mann soll sich gelegentlich aus der Münzsammlung des Vaters Münzen zum Zigarettenkauf geliehen haben. In der DM-Zeit nahm er immer mal ein 5- oder 10-DM-Stück aus dem Kästchen, wo Vaters Münzen lagerten. War er wieder flüssig, kaufte er die geborgten Münzen beim Händler mit einem kleinen Aufgeld zurück und legte sie wieder an ihren Platz, ohne dass der Vater etwas merkte. Nur einmal hatte er sich vergriffen und ein „Germanisches Museum“ beim Zigarettenhändler abgegeben. Es waren die teuersten Glimmstengel, die er je geraucht hatte.


Tresor um 1900. Bildquelle: Wikipedia, Stahlkocher.

Was das Sicherheitsbedürfnis der Menschen angeht, so ist dies recht unterschiedlich. Einer ist sehr ängstlich, der andere sorglos oder gar leichtsinnig. Doch ein ganz wichtiger Rat an Sammler, die glauben, ihr Gebiet sei für Langfinger nicht so interessant, denn es lägen ja schließlich keine Goldschätze im Münzschrank. Doch nur Sie wissen, was Sie haben, nicht aber der Einbrecher. Ganoven pflegen alles mitzunehmen, was sie greifen können. Auch wenn sich später herausstellt, dass die entwendeten Münzen und Geldscheine recht wenig Wert haben. Es gibt Fälle, wo Spezialsammlungen des Mittelalters gestohlen wurden. Solche Sammlungen sind schwer verkäuflich, weil der Wiedererkennungswert vieler Stücke, die häufig sogar einmalig sind, sehr hoch ist. Zugleich beschäftigen sich nur wenige Händler mit solchen Stücken und würden dem unberechtigten Verkäufer unangenehme Fragen stellen. Im schlimmsten Falle landen dann solche unwiederbringlichen numismatischen Sachzeugen im Container, weil die meisten Händler abwehrend die Hände heben, und der Dieb nach mehreren misslungenen Verkaufsversuchen alle Spuren verwischen will.


Von eigenen und fremden Tresoren

Nun muss nicht jeder Anfänger als erstes einen Tresor anschaffen oder gar Raumsicherungsanlagen installieren lassen, wie es Banken und größere Münzhandelsgeschäfte haben. Doch für umfängliche Münzen- und Medaillensammlungen ist es durchaus lohnenswert, über ein geeignetes „Wertgelass“ nachzudenken. Es gibt hier ein breites Angebot von Stahlschränken, eingebauten Wertfächern und auch Panzerschränken. Man kann dort nicht nur Münzen, sondern auch andere Wertgegenstände, Bargeld und wichtige Urkunden unterbringen, denn ordentliche Tresore bieten auch einen gewissen Schutz gegen Hitze bei einem Wohnungsbrand.

Optisch unbeschadeter Tresor in den Trümmern einer gesprengten Volksbank in Vehlefanz. Bildquelle: Wikipedia, Dirk Ingo Franke.

Die Auswahl eines solchen Schranks ist wirklich nicht einfach, denn im Angebot sind einfache und teure, kleine und riesige Modelle. Man muss derartige Schränke aber möglichst bei einer Fachfirma kaufen, es sei denn, man kennt sich selbst bei dieser Materie aus. Spezialhändler sind sicher etwas teurer als Baumärkte, doch dafür bekommt man eine ausführliche Beratung. Es gibt verschiedene Sicherheitsstufen, die exakt definiert sind, gerade, was den Versicherungsschutz angeht. Und hier unterscheiden die Versicherer nach gewerblicher und privater Nutzung und legen genaue Haftungsgrenzen fest. Parallel sollte man mit seinem Versicherungsvertreter sprechen. Wer ausreichend Platz im Hause oder der Wohnung hat, sollte sich nicht für das kleinste Modell entscheiden. Denken Sie daran, eine Sammlung wächst, und dies manchmal schneller, als man glaubt.


Wer ein Eigenheim zu bauen plant, sollte schon in der Rohbauphase über den Einbau geeigneter Wertgelasse denken. Hier gibt es schon ab 100 Euro ganz hübsche Kassetten, sogenannte Wandtresore, die man in die Wand mauern lassen kann. Doch auch hier ist Überlegung gefragt. Die dümmste Idee der Welt ist es, den Wandtresor im Wohnzimmer schön zentriert über der Couch zu platzieren, weil darüber das große Lieblingsbild gehängt werden soll. Bei Einbrüchen wundert sich der Laie, warum die Einbrecher meist alle Bilder von den Wänden reißen.


Abschließend zu diesem Problemkreis noch ein letzter Rat. In allen größeren Städten gibt es Beratungsstellen der Kriminalpolizei, wo wirkliche Profis kostenlos mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wer eine solche Beratungsstelle aufgesucht hat, wird feststellen, wie viel Zeit sich erfahrene Beamte nehmen, um Sie zu beraten, sie machen dem Slogan „Die Polizei – dein Freund und Helfer“ wahrlich alle Ehre.


Die meisten Banken und Sparkassen bieten in besonders gesicherten Tresorräumen Schließfächer an. Diese kann man für längere Zeiträume mieten, doch auch das Unterbringen für bestimmte Zeit, wie Urlaubsreisen, ist möglich. Die Kosten halten sich im Rahmen und stehen in keinem Verhältnis zu einem möglichen Verlust der Sammlung durch Einbruch und Diebstahl. Von einem „Daueraufenthalt“ ihrer Schätze im Bankfach halten viele nichts, denn – um es mal ganz salopp zu sagen – sie können nicht mit ihren Münzen „spielen“, wenn sie es gerade wollen. Dieses Argument wird jeder passionierte Numismatiker, der Münzen nicht nur als Anlageobjekt sieht, gut verstehen. Doch es gibt auch hier Kompromisse. Im Urlaub oder bei längerer Abwesenheit kann man nur den wertvollsten Teil der Kollektion ins Schließfach geben, den Rest hingegen zu Hause belassen. Nehmen wir auch hier den konkreten Fall: Bei einer DDR-Sammlung bringt man die seltenen Gedenkmünzen zur Bank und läßt die Umlauf-Gedenkmünzen zu Hause. Bei BRD- und Euro-Münzen verschwinden zeitweilig die „ersten Fünf“, die goldene Abschiedsmark, die goldenen 20-, 50-, 100- und 200-Euro-Stücke im Banktresor, die einfachen 5- und 10-DM- bzw. 10-Euro-Stücke hingegen verbleiben daheim.


Auch wenn man sich keinen Tresor oder Stahlschrank zulegt, abzuschließen sollte der Schrank, in dem sich die Münzen befinden, in jedem Falle sein. Einige Versicherungsgesellschaften fordern dies ausdrücklich, ohne konkrete Anforderungen an die Qualität der Schlösser zu stellen.

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