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Michael Kurt Sonntag

Demetrios I. Soter und Laodike V. im Münzbild

Demetrios I. Soter war der Sohn des Seleukidenkönigs Seleukos IV. (187-175 v. Chr.). Bereits 178(?) v. Chr. hatte Seleukos IV., dem Vertrag von Apameia entsprechend, seinen jüngeren Bruder Mithradates gegen seinen Sohn Demetrios bei den Römern als Geisel ausgelöst. Nach der Ermordung Seleukos´ IV. sowie der Hinrichtung seines Mörders und Usurpators bestieg Mithradates als Antiochos IV. den seleukidischen Thron (175 v. Chr.). Demetrios allerdings verblieb weiterhin in römischer Geiselhaft, um das Wohlverhalten des neuen Königs gegenüber Rom zu garantieren. Als Antiochos IV. 164 v. Chr. während eines Feldzugs plötzlich erkrankte und verstarb, krönte sein Vizekönig Lysias den 9-jährigen Prinzen Antiochos zum neuen König Antiochos V. Eupator. Nun hatte Demetrios in Rom nach der Nachricht vom Tode Antiochos IV. zwar das Ende seiner Geiselherrschaft gefordert, um in Antiocheia am Orontes die rechtmäßige Thronfolge antreten zu können, doch lehnte Rom ab, da ihm ein schwacher Kindkönig auf dem Seleukidenthron lieber war. Weil Demetrios sich mit diesem Urteil des römischen Senats aber nicht abfinden wollte, floh er mit Hilfe von Freunden einige Zeit später aus Rom, stellte eine Söldnerarmee auf und landete damit im Herbst 162 v. Chr. im syrischen Tripolis. Die Syrer hießen ihn willkommen, verzichteten auf eine militärische Konfrontation und lieferten ihm Antiochos V. und Lysias aus. Demetrios ließ diese umgehend hinrichten und bestieg als Demetrios I. den Seleukidenthron. Im Osten des Reiches hatte der medische Satrap Timarchos von Milet nach dem Tode Antiochos IV. aber die Autonomie ausgerufen und sich zum Großkönig erklärt. Zwischen 163 und 162 v. Chr. hatte er seine Macht auch auf Babylonien ausgeweitet. Um seine Position und sein Königtum zu festigen, suchte er die Anerkennung durch den römischen Senat, die er 162/61 v. Chr. auch erhielt. Demetrios aber sammelte sein Heer und marschierte im Frühling 161 v. Chr. völlig unbeeindruckt von der römischen Anerkennung gegen den östlichen Usurpator. In der Nähe von Babylon kam es dann zur offenen Feldschlacht, in der Timarchos unterlag und getötet wurde. Demetrios I. aber erhielt von den dankbaren Babylonieren den ehrenvollen Beinamen „Soter“ (Retter). Bald darauf ehelichte er seine Schwester Laodike V. Dieser Ehe entsprangen drei Kinder, von denen zwei (Demetrios II. und Antiochos VII.) später Könige wurden.

Zu den frühesten Geldstücken, die Demetrios I. Soter während seiner Regierungszeit prägen ließ, gehören zweifelsfrei die Gold- und Silbermünzen aus der Münzstätte Seleukeia am Tigris, mit denen er seine Eheschließung, seinen Sieg über Timarchos und seinen Ehrentitel „Soter“ feierte. Begonnen wurde seine Münzemission in Seleukeia am Tigris ab 161 v. Chr. mit der Prägung motivgleicher goldener Statere und silberner Tetradrachmen. Diese zeigen vorderseitig die gestaffelten Porträtbüsten von Demetrios I. mit Diadem und von Laodike V. mit Stephane im Haar. Rückseitig ist die thronende Tyche mit Pfeil oder Kurzzepter in ihrer Rechten und Füllhorn in ihrer Linken zu sehen. Die Legende lautet BASILEOS DEMETRIOU SOTEROS ([Münze] des Königs Demetrios des Retters).

Betrachtet man die Münzrückseiten etwas eindringlicher, so erkennt man im hinteren Bereich des Throns eine geflügelte Tritone als Thronstütze und im linken äußeren Münzfeld einen Palmwedel. Da der Palmwedel ein Symbol des Sieges ist und zudem auf allen Münzen erscheint, den goldenen ebenso wie den silbernen, galt er den Zeitgenossen als klarer Hinweis auf den Sieg des Demetrios über den Usurpator Timarchos. Dass die meisten dieser Tetradrachmen eine deutlich schlechtere Prägequalität aufweisen als die ersten Münzen des Demetrios aus Antiocheia am Orontes (von 162 v. Chr.), die den König noch alleine und ohne SOTEROS-Beinamen abbilden, oder die späteren Münzen, die Demetrios ebenfalls alleine porträtieren, ist den Numismatikern Houghton, Lorber und Hoover zufolge der Tatsache geschuldet, dass für ihre Herstellung bereits existierende Tetradrachmen von Timarchos eingezogen und überprägt wurden. Im Gegensatz dazu wurden die Goldstatere des Timarchos nach dem Einziehen nicht einfach überprägt, sondern eingeschmolzen und dann erst einer Neuprägung zugeführt.

Laut Houghton, Lorber und Hoover war Demetrios der erste Seleukidenkönig, der für seine Münzen von Anfang an ein neues persönliches Münzrückseitenmotiv einführte und sich damit von den göttlichen Patronen der Seleukidendynastie, Zeus und Apollon, erstmals verabschiedete. „His choice of Tyche as his patroness proclaimed him as one of Fortune´s favorites, whose luck had carried him from hostage to fugitive to king.“ (Arthur Houghton / Catharine Lorber / Oliver Hoover: Seleucid Coins. A Comprehensive Catalogue, Part II. Seleucus IV through Antiochus XIII, Volume I, Lancaster / London 2008, S. 154). [„Seine Wahl der Tyche zu seiner Gönnerin hatte ihn zu einem Günstling der Fortuna gemacht, deren Glück ihn von der Geisel über den Flüchtling zum König geführt hatte.“ Übersetzung: Michael Kurt Sonntag].

Da diese Gold- und Silbermünzen mit den gestaffelten Büsten des Demetrios und der Laodike aber nur zu Beginn der Münzprägung in Seleukeia am Tigris geprägt wurden, sind sie heute allesamt extrem selten. Oliver Hoover benennt den Raritätsgrad der Goldstatere mit R3 (zwei Exemplare) und den der Silbertetradrachmen mit R2 (vermutlich weniger als ein Dutzend Exemplare). #DemetriosISoter #LaodikeV #Antike #Münze #Tetradrachme #Mithradates #Seleukiden #SeleukosIV #Römer #Thron #AntiochiaAmOrontes #Satrap #Babylonien #Babylonier #Tetradrachmon #Lorbeer #Stater #Goldstater #MichaelKurtSonntag

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