„Aus dem Gold des Rheins“ - Flussgolddukaten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts
- Helmut Caspar
- 25. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Gold ist seit eh und je im Bergbau abgebaut oder auch aus metallhaltigen Sanden gewaschen worden. Längst schon sind in unseren Breiten die alten Fundstellen erschöpft, dennoch machen sich Goldwäscher auch heute immer wieder auf den Weg, um auf althergebrachte Weise mit der Pfanne oder auch mit moderner Technik das begehrte Metall zu gewinnen. Reich werden die modernen Goldsucher aber kaum.

Aus dem Sand des Inn besteht der 1780 geprägte Dukat
mit dem Bildnis des Kurfürsten Carl Theodor von Bayern.
Seit dem 17. Jahrhundert haben Fürsten im Rhein- und Donaugebiet aus dem an ihren Flüssen gewonnenen Edelmetall Goldmünzen, die so genannten Flussgolddukaten, prägen lassen. Das aus dem goldhaltigen Sand des Rheins und Inns sowie der Donau, Eder, Isar, Salzach und anderer Flüsse in einem aufwändigen Verfahren gewaschene Metall reichte gerade mal aus, um Dukaten und Goldgulden in kleiner Auflagenzahl herzustellen. Die Prägeherren konnten sich vor ihrer Mitwelt damit brüsten, eigene Goldvorkommen zu besitzen. Und außerdem war es kaum möglich nachprüfen, ob das verwendete Metall wirklich aus goldhaltigem Sand entlang der Flüsse oder aus anderen Quellen stammt.

Wie man Flussgold mit Hilfe von Fellen, Teppichen oder Matten gewonnen hat, schildert
der Holzschnitt aus dem Buch „De re metallica“ von Georgius Agricola aus dem Jahr 1556.
Daneben kann man in eine Münzwerkstatt der Barockzeit blicken.

Die Goldwäsche wurde im 19. Jahrhundert als vergleichsweise leicht und übersichtlich verklärt.
In Wirklichkeit ging es unter Abenteuern und Glückssuchern gefährlich und sehr rau zu.
Was seit der Zeit der Kelten überliefert ist und wo überall in Europa Stücke aus dem Gold der Flüsse und Bergwerke geprägt wurde und wird, hat Dr.-Ing Lothar Schumacher, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg, in seinem Katalog „Flussgold- und goldene Bergbaugepräge aus dem europäischen Raum mit Prägevarianten unter Berücksichtigung montannaher Gewerbezweige“ mit allen erreichbaren Daten und Quellen dokumentiert. Von den durch ihre Publikationen und Aktivitäten auch überregional erfolgreichen Freiberger Münzfreunden e. V. herausgegeben, hat das reich illustrierte Nachschlage- und Zitierwerk einen Umfang von 428 Seiten und kostet 49 Euro (Bezug Edelmetalle Freiberg, Thomas Delling, Burgstraße 28, D-09599 Freiberg, Tel. 03731-2070777, e-Mail info@edelmetalle-freiberg.de).


Bayerische Flussgolddukaten hat man im 18. Jahrhundert mit Symbolfiguren geschmückt.
Mit ihren Inschriften und allegorischen Figuren geben die schon unter den bayerischen Kurfürsten geprägten Ausbeutemünzen ihre Herkunft preis. So sind auf Dukaten aus dem Gold, welches am Rhein gewonnen wurde, Personifikationen von „Vater Rhein“ zu erkennen. Umschriften wie EX AURO RHENI (Aus dem Gold des Rheins), EX AURO OENI (Aus dem Gold des Inns) oder EX AURO ISARE (Aus dem Gold der Isar) findet man auf Münzen des bayerischen Königs Ludwig I. und seiner Vorfahren. Irgendwann fand man den lässig da liegenden Flussgott nicht mehr zeitgemäß, und es wurden Rheingolddukaten unter König Maximilian II. mit der Ansicht des Doms zu Speyer ohne allegorisches Beiwerk geschmückt. Auf älteren Flussgolddukaten erkennt man auch die Münchner Frauenkirche.

Auf dem Rheingolddukaten aus der Zeit von König Maximilian II. von 1863
erkennt man den Dom zu Speyer.
Den aus verschiedenen Jahrgängen stammenden bayerischen Flussgolddukaten stehen einige badische Raritäten gegenüber. AUS RHEINSAND besteht eine 1807 geprägte Probemünze des Großherzogs Carl Friedrich von Baden. Die Angabe 22 ½ Karat gibt den Feingehalt dieses Goldstücks an, auf dessen Rückseite der langbärtige Flussgott das badische Wappen in der Hand hält. Er schaut hinüber zu den Bergen und lehnt sich an ein Gefäß, aus dem Wasser rinnt. Dass der badische Dukat von 1807 den deutschen Hinweis „Aus Rheinsand“ trägt, ist wohl dem Bestreben geschuldet, die Landessprache zu pflegen. Es kommen allerdings auch undatierte Flussgolddukaten aus der Zeit um 1804 mit lateinischer Aufschrift vor.

Die Freiberger Münzfreunde e. V. brachten 2021 eine Medaille im Dukatengewicht mit dem Bildnis des sächsischen Kurfürsten Moritz und der Heiligen Barbara als Schutzpatronin der Bergleute mit dem sächsischen Wappen in der Hand. Repro aus dem hier vorgestellten Buch von Lothar Schumacher.
Da in einer Tonne Kies oder Sand nur etwa ein bis sechs Milligramm Gold stecken, kann man sich gut vorstellen, wie lange es gedauert hat, bis man aus Donau-, Isar- oder Rheingold bestehende Dukaten im Gewicht von etwa 3,6 Gramm prägen konnte. Dementsprechend war die Herstellung solcher Geldstücke kostspieliger als der Wert, den sie eigentlich repräsentieren. Man darf annehmen, dass die Raritäten kaum in den normalen Geldverkehr gelangten, sondern als Andenken an „goldene Zeiten“ aufgehoben wurden. Auf jeden Fall sind die meisten Flussgolddukaten selten und bei Sammlern sehr beliebt. Sollten sie im Handel angeboten werden, erzielen sie beachtliche Preise.
Text und Fotos: Helmut Caspar
Comments