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Athena und Aphrodite auf den Münzen Korinths

Da Pegasos das Wappentier Korinths war, erschien dieser bereits auf den ersten im korinthischen Fuß (1 Stater = 3 Drachmen = 8,6 g) geprägten silbernen Stateren und Drachmen der Polis. Diese zeigten auf ihren Vorderseiten ein nach rechts oder links fliegendes, gallopierendes, gehendes oder stehendes Flügelross und darunter den altgriechischen Buchstaben Koppa als Abkürzung für Korinth. Von etwa 550-515 v. Chr. trugen sie auf ihren Rückseiten nur ein windmühlenflügel- oder ein swastikaförmiges vertieftes Quadrat. Während der nächsten 200 Jahre, genauer gesagt zwischen 515-415 und 405-307 v. Chr., erschien dann auf der Rückseite der Statere stets der Kopf der Göttin Athena im korinthischen Helm nach rechts oder links gewandt.


Korinth, Stater, um 515–450 v. Chr., Silber, 8,65 g, Münzstätte Korinth. Bildquelle: Gorny & Mosch, Auktion 232 (5. Oktober 2015), Los 216.

Korinth, Stater, um 405–345 v. Chr., Silber, 8,68 g, Münzstätte Korinth. Bildquelle: Nomos AG, Auktion 13 (7. Oktober 2016), Los 190.

Korinth, Stater, um 345–307 v. Chr., Silber, 8,53 g, Münzstätte Korinth. Bildquelle: Künker, Auktion 46 (9–11. März 1999), Los 85.

Wie hieraus eindeutig ersichtlich, befand sich der archaisch anmutende Kopf der Göttin zunächst in einem vertieften Quadrat und die Felder ringsherum zeigten noch keinerlei Beizeichen oder Buchstaben. In klassischer Zeit (ab 450 v. Chr.) veränderte man den Kopf der Athena minimal und fügte den Feldern diverse Beizeichen oder Buchstaben und Beizeichen hinzu, verzichtete aber auf das vertiefte Quadrat nicht vor 415 v. Chr. So richtig anmutig klassisch wurden die Porträts der Göttin jedoch erst ab 405 v. Chr. Und auch der korinthische Helm war von nun an nie mehr ohne einen ausgeprägten Nackenschutz zu sehen. Als Beizeichen erschienen Dinge, Ornamente, Pflanzen, Tiere, Götter und Helden. So finden sich auf der zweiten dargestellten Münze beispielsweise ein Delphin und ein Hahn und auf der dritten die fliegende Nike mit Taenie als Beizeichen neben dem Kopf der Athena.


Korinth, Drachme, um 345–307 v. Chr., Silber, 2,66 g, Münzstätte Korinth. Bildquelle: Solidus Numismatik, Online-Auktion 9 (8. Oktober 2016), Los 186.

Korinth, Drachme, um 345–307 v. Chr., Silber, 2,73 g, Münzstätte Korinth. Bildquelle: Hirsch Nachfolger, Auktion 323 (22. September 2016), Los 2142.

Bei den Drachmen verlief die ikonographische Gestaltung zwischen 550 und 450 v. Chr. im Prinzip genau wie bei den Stateren, doch ab etwa 500 v. Chr. prägte man erstmals auch Drachmen mit einem archaischen Aphroditekopf in vertieftem Quadrat, so dass zwischen 500 und 450 v. Chr. sowohl Drachmen mit Athena als auch mit Aphrodite umliefen. Von 450-415 und von 345-307 v. Chr. wurden allerdings nur noch „Aphrodite-Drachmen“ verausgabt. Dabei gestaltete man die Gesichter zunehmend klassisch, bettete die Porträts bis etwa 415 v. Chr. aber noch häufig in ein vertieftes Quadrat. Als man die Drachmenprägung ab 345 v. Chr. wieder aufnahm, zeigte sich der Aphroditekopf mit unterschiedlichen Frisuren und Kopfbedeckungen – mal waren die Haare zum Teil eingerollt oder hochgesteckt, dann wie-der mit Bändern kunstvoll festgehalten oder steckten in einem Kekryphalos (Haarnetz, Haartuch) oder in einer geschlossenen Haube (Sakkos).


Korinth, Drachme, um 345–307 v. Chr., Silber, 2,85 g, Münzstätte Korinth. Bildquelle: Künker, Auktion 288 (13. März 2017), Los 156.

Korinth, Drachme, um 345–307 v. Chr., Silber, 2,76 g, Münzstätte Korinth. Bildquelle: Hirsch Nachfolger, Auktion 355 (12. Februar 2020), Los 1734.

Mit den vielen unterschiedlichen Frisuren und Kopfbedeckungen der Aphrodite, offenbaren die Stempelschneider dieser Münzen nicht allein ihr großes künstlerisches Können und handwerkliches Geschick – immerhin beträgt der Durchmesser dieser Drachmen nur 14,5-16 mm –, sondern liefern gleichzeitig einen wunderbaren Einblick in die Modewelt des 4. vor-christlichen Jahrhunderts.


Ganz ähnlich wie die Drachmen wurden übrigens auch die silbernen Hemidrachmen gestaltet, bloß trugen diese auf ihren Vorderseiten an Stelle eines Pegasos von Anfang an (d. h. ab 550 v. Chr.) nur eine nach rechts oder links gewandte Pegasosprotome.

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