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Arabische Halbinsel: Früher in Gold und Silber, heute mit Papier gezahlt


Der Sklavenhandel ist im arabischen Kulturkreis eine jahrhundertealte Tradition. Als das Kapitel der Sklaverei von den Europäern längst abgehakt war, gingen die Araber in Nordafrika weiter auf Sklavenjagd. Der deutsche Forschungsreisende Gerhard Rohlfs berichtete 1866 aus dem osmanischen Mursuk (heute Libyen), dass pro Jahr etwa 10.000 „Stück der Lebendware“ durchs Land getrieben wurden.

Maria-Theresia-Taler (Österreich, 1780, Silber, NP). Bildquelle: Münzen-Engel.

Ein ortsansässiger Arzt beklagte sich über den Statthalter des türkischen Sultans: „Finden Sie es richtig, Freund Mustafa, dass sich Halim-Bey von den Händlern für jeden Sklaven zwei Maria-Theresia-Taler geben lässt und dass sein Schwiegersohn, der Polizeichef, einen Vierteltaler bekommt?“ Er bat den Reisenden, die Beschwerde weiterzutragen. „Du kannst dem Pascha in Tripolis vertraulich berichten, dass Halim-Bey in jedem Jahr mehr als 20.000 Taler an den Sklaven verdient. Aber der verfluchte Geizhals gibt uns nichts davon ab, weder dem Kolrassi, noch mir, noch sonst jemandem. All das viele Geld behalten die beiden Gauner für sich … ich meine ihn und seinen Schwiegersohn, den Polizeichef. Der Pascha von Tripolitanien soll für eine gerechte Verteilung sorgen, auch wir verlangen unsere Prozente. So kann das nicht länger weitergehen!“. (Hans-Otto Meissner, Durch die sengende Glut der Sahara, Gütersloh o.J., S. 144) Die arabische Halbinsel war Hauptabnehmerin des afrikanischen Sklavenraubes und -handels in Richtung Indischer Ozean. Bezahlt wurden die „Ware“ in Silber; in Mara-Theresia-Talern.

Wie überall in Arabien und Nordafrika war die österreichische Silbermünze auch in Saudi-Arabien wichtigstes Zahlungsmittel. Zudem kursierten die Münzen des Osmanischen Reiches und andere Fremdwährungen. Erst König Abdal-Aziz Ibn Saud führte 1928 im neu gegründeten Königreich unter britischem Einfluss eine Währungsreform durch. Der Maria-Theresia-Taler wurde abgeschafft. Absatz 4 des königlichen Dekretes Nr. 160 erklärte den britischen Sovereign im Wert von zehn Riyal zur offiziellen Rechnungseinheit.

1 Riyal (Saudi-Arabien, 1935, Silber) – Bildquelle: Ebay, Javedpersia.

Der im gleichen Jahr erstmalig geprägte Silber-Riyal unterschied sich in Gewicht und Legierung vom Maria-Theresia-Taler und wurde in 11 Qirsh geteilt. Als 1938 große Erdöl-Lagerstätten entdeckt wurden, erhielt die Arabian American Oil Company (Aramco) für jährlich 3 Millionen Dollar in Gold die Schürfrechte von der saudischen Regierung. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ließen sich die Saudis die jährliche Kontribution in Dollars auszahlen, die für 35 Dollar/Unze in Gold einlösbar waren. Als der Marktpreis für Gold infolge des Weltkriegs auf einigen regionalen Märkten auf 70 Dollar/Unze kletterte, bestanden sie auf einer Auszahlung in handelsgängigem Gold.

1 Aramco-Sovereign (Saudi-Arabien, 1947, Gold). Bildquelle: Sterlingcurrency.

Aramco ließ daraufhin zwischen 1945 und 1946 bei der Philadelphia Mint insgesamt 91.210 Rundbarren im Wert von vier britischen Sovereigns herstellen. Im Jahr 1947 folgte eine weitere Lieferung über 121.364 Rundbarren im Wert von einem Gold-Sovereign. Nachdem der Sovereign im Jahr 1948 als offizielles Zahlungsmittel zugelassen wurde, entwickelten sich die Rundbarren im Handumdrehen zum begehrten Tauschmittel. Doch es dauerte nicht lange, da traten Fälscher auf den Plan. Sie stellten zum Verwechseln ähnliche Goldstücke her, allerdings mit niedrigerem Goldanteil.

1 Guinea (Saudi-Arabien, 1950, Gold). Bildquelle: Bullionbypost.

Daraufhin zogen die Saudis die US-Rundbarren ein und prägten 1950 unter der Bezeichnung „Guinea“ eigene Sovereigns, deren Wertverhältnis mit 40 Silber-Riyal festgesetzt wurde.

Im Jahr 1960 ging Saudi-Arabien vom Goldstandard ab, auch der Silber-Riyal wurde nicht mehr geprägt. Stattdessen gab die Zentralbank große Mengen Papiergeld heraus. Die ersten Banknoten im Wert von 10 Riyal aus dem Jahr 1953 waren zum Gebrauch durch Pilger vorgesehen. Bald ersetzten sie im alltäglichen Geschäft die kursierenden Silber-Riyals. Münzen werden seither nur noch in kleinen Nominalen bis zu einem Riyal ausgegeben. Der Riyal wird in 100 Halalah unterteilt. Die ganzen Riyal-Stücke (1 Euro = ca. 4,2 Riyal) sind wie der Euro bimetallisch. Das Kleingeld besteht aus einer Kupfer-Nickel-Legierung (50. 25, 10 und 5 Halalah). Die kleineren Staaten der arabischen Halbinsel besitzen ihre eigenen Währungseinheiten. Doch bis heute genießen Gold und Silber einen hohen kulturellen Stellenwert. Das zeigt schon das überwältigende Angebot der Gold-Souks.


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