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Großbritannien: Der erste Sovereign


Fünffacher Sovereign, Gold 916,67/1000, 39,94 g, Ø 36,02 mm. Quelle: MA-Shops, F. R. Künker (2015).

Dass der Sovereign mit dem den Drachen niederreitenden St. Georg auf seiner Rückseite letztes Jahr 200 wurde, ist vielen Sammlern vermutlich ebenso bekannt wie die Tatsache, dass der Stempelschneider des imposanten Rückseitenmotivs Benedetto Pistrucci heißt. Schließlich wurde dieses Ereignis 2017 auch von der Royal Mint entsprechend publik gemacht umd mit einer speziellen Sovereign-Gedenkprägung gewürdigt.

Allerdings war der 1817 verausgabte Sovereign keineswegs der erste Sovereign des Landes. Die erste Goldmünze dieses Namens wurde nämlich bereits vom englischen König Heinrich VII. (1485–1509) am 28. Oktober 1489 eingeführt. Doch sah diese Münze nicht nur völlig anders aus als die Sovereigns des 19. und 20. Jhs., sondern sie besaß auch völlig andere Parameter. So wog sie 15,55 g, hatte einen Durchmesser um 40 mm, bestand aus 23,8752 karätigem Gold (994,8/1000) und galt 20 Shillings, also 1 Pound. Den Namen Sovereign erhielt sie nach dem vorderseitig thronenden König (Souverän) Heinrich VII.

Erster Goldsovereign Heinrichs VII. (4. Typus), Gold 994,8/1000, 15,3 g, Ø um 40 mm. Münzstätte: Royal Mint, London. Quelle: St. Jamses´s Auction 3 (3. Oktober 2005), Los 210

Vorbilder für diese bis dahin größte Goldmünze Englands waren nach Ansicht der Fachwelt der Real d´or Kaiser Maximilians I. (1486–1519) sowie die goldenen Enriques (2, 5, 10, 20 und 50 Enriques) des kastilischen Königs Heinrich (Enrique) IV. (1454–1474). Doch anders als die Vorderseite des Goldsovereigns, die sich auch optisch an die genannten Vorbilder anlehnte, war die Rückseite eine rein englische Schöpfung. Zeigte sie doch das königliche Wappen – auf dem 1. Typus noch gekrönt – mit den Löwen Englands und den Lilien Frankreichs, aufgelegt auf eine stilisierte englische Rose, die auch als Tudor-Rose bekannt wurde, da Heinrich VII. der Begründer der englischen Tudor-Dynastie war. Betrachtet man diesen ersten Sovereign etwas eindringlicher, so stellt man fest, dass er sowohl von seinen Bildmotiven als auch von seiner Legende her spätmittelalterlich ist, zumal die Münzumschriften noch in gotischen Buchstaben geschrieben sind. Während die Vorderseitenlegende die Titulatur des Königs nennt HENRICVS DEI GRATIA REX ANGLIE ET FRANC: DNS´HIB´ (Heinrich von Gottes Gnaden König Englands und Frankreichs, Herr Irlands), lautet die Rückseitenlegende: IESVS AVTEM TRANSIENS PER MEDIVM ILLORVM IBAT (Jesus aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg. [Lukas 4, 30]).

Übrigens, von diesem ersten Sovereign Heinrichs VII. kennen Numismatiker fünf verschiedene Typen, die sich allesamt nur durch kleinere Abweichungen der Bildmotive voneinander unterscheiden. Der erste Typus mit gekröntem königlichen Wappen ist ein Unikat und befindest sich im Münzkabinett des „British Museum“ in London.

Henry VII. (1505). Maler unbekannt. Standort: National Portrait Gallery. Quelle: Wikipedia

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