Bei unseren „Sammlertipps Münzreinigung und Münzpflege“ sind wir bei den unedlen Metallen angekommen, also den Metallen, die z.B. bereits mit dem Sauerstoff aus der Luft reagieren. Zuletzt beschäftigten wir uns mit der Reinigung von Münzen aus Magnesium, heute geht es um Münzen und Medaillen aus Eisen. Eisen ist nach Aluminium das am häufigsten vorkommende Metall auf der Erde und wird von den Menschen seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. genutzt. Als Münzmetall wird es aber eher selten benutzt, fasziniert aber in den letzten Jahren zunehmend Medailleure, die es für eigenwillige Güsse nutzen. Dass Eisen schnell rosten kann, ist eine Alltagserfahrung; Eisenmünzen bedürfen also sorgsamer Beobachtung und Pflege.
Wir orientieren uns wieder am „Handbuch zur Münzpflege“ (4. Auflage Regenstauf 2015, 13,50 Euro) von Wolfgang J. Mehlhausen.
Teil 3.13 Eisenmünzen
Eisen hat die unangenehme Eigenschaft, schnell an der Luft, besonders bei Feuchtigkeit, zu oxidieren. Es bildet sich in kurzer Zeit eine mehr oder minder starke braune Rostschicht. Diese hat bei Münzen zur Folge, dass dadurch auch die Münze selbst stark in Mitleidenschaft gezogen wird und die Rostentfernung zu Materialschäden führt. Im Idealfall ist die Rostschicht dünn und gleichmäßig stark. Im schlimmeren Fall sind einige Teile des Stückes vom Rost angegriffen, andere nicht. Entfernt man den Rost, mit welchen Mitteln auch immer, bleiben meist sogenannte „Rostnarben“ übrig. Dennoch lohnt sich ein Behandlungsversuch in jedem Falle.
Bei Eisen kommen wir meist mit den sanften Grundreinigungsmitteln nicht weiter und auch die chemischen Methoden führen oft nicht zum gewünschten Erfolg. Es bleibt häufig nur eine mechanische Methode der Reinigung. Und gerade beim Eisen sind die Erfolgschancen sehr gering, eine fast vorzügliche Prägung zu finden, die nach erstem Ansehen gerade einmal „sehr schön“ aussieht. Hier gilt es: nicht aufzugeben und zu versuchen, was möglich ist.
Es gibt einige Verfahren, die speziell für Eisen, nicht aber für andere Metalle geeignet sind.
Einige Fachleute empfehlen den Einsatz von Kupferseifen. Doch einfacher, wenngleich etwas aufwendiger, ist eine Reduktionsmethode mittels Zink und Natronlauge. Doch dieses Verfahren lohnt natürlich nur, wenn man bereits eine größere Menge zu reinigender Eisenmünzen angesammelt hat.
Bevor Sie alle diese Methoden ausprobieren, machen Sie stets die Grundreinigung im Seifenbad.
Bei der Reinigung von Eisenmünzen brauchen Sie Geduld und auch etwas Erfahrung und Mut zum Experimentieren. Lassen Sie sich nicht entmutigen und gehen Sie vielleicht selbst neue Wege. Es gibt im Handel auch ein Tauchbad für Eisen- und Aluminium-Münzen, scheinbar mit verbesserter Rezeptur, das anorganische und organische Säuren und waschaktive Substanzen enthält. Bei Eisen wurden hiermit gute Resultate erzielt, so dass Sie dies durchaus ausprobieren sollten. Weniger überzeugend waren die Reinigungsversuche bei Aluminium mit diesen Produkten. Die im Fachhandel erhältlichen Flaschen enthalten keine Körbchen, wie die Silber- und Kupferbäder. Vielmehr weist der Hersteller darauf hin, dass man stets nur soviel Flüssigkeit abfüllen solle, wie man gerade benötige, damit keine Rostteilchen im Bad herumschwimmen. In diesem Fall ist es nicht schlecht, wenn man einen leeren Silberbad-Behälter hat.
Doch beachten Sie, selbst wenn Sie durch mangelnde Erfolge frustriert sind, nachfolgend die wichtige Regel:
Bei aller Freude am Experiment, bei keiner Metallart, vielleicht Zink und Aluminium ausgenommen, sind die Erfolgsraten so gering wie bei Eisen. Dies liegt weder an Ihnen noch an den Rezepten, sondern allein an der Tatsache, dass der Rostfraß gewöhnlich weiter fortgeschritten ist als ursprünglich angenommen. Und vielfach war alle Mühe umsonst, wenn die Münze nach der Behandlung tiefe „Narben“ aufweist.
Nun noch zu einigen Sonderfällen, die Sie vor Schaden bewahren sollen:
Beachten Sie auch, dass einige Stücke von Hause aus schon einmal behandelt wurden, z.B. durch Sherardisieren. Hier wurden Eisenstücke mit Zink bei hohen Temperaturen behandelt. Typische Vertreter dieser besonders behandelten Münztypen sind die polnischen Fenigów-Stücke von 1917/ 1918 oder die 20 Heller von Österreich 1916.
Diese Münzen sollten keinesfalls in ein Säurebad gegeben werden. Es würde sich schlagartig das Zink auflösen und der helle Eisenuntergrund käme zum Vorschein. In diesem Falle nur die Kriechöl- oder Petroleummethode anwenden. Oder zunächst nur die Grundreinigung probieren.
Machen Sie nicht den Fehler, indem Sie diese Stücke wie Eisen behandeln, nur weil in einigen Katalogen diese als „Fe“, also Eisen, angegeben werden.
Einige Chemikalien verändern die Eisenoberfläche nachhaltig. Eisen, das mit Phosphorsäure behandelt wird, überzieht sich mit einer Eisenphosphatschicht, die weiteres Rosten verhindert. Das „Phosphatieren“ ist ein beliebtes Verfahren beim Korrosionsschutz, aber kontraproduktiv bei unseren Reinigungsversuchen.
Wie bereits gesagt, lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Versuche hier fehlschlagen. Man kommt, wie bereits erwähnt, ohne mechanische Mittel beim Eisen meist nicht weiter.
In Teil 3.14 folgt „Behandlung von ,geputzten‘ Münzen"